Warum und wie wir „Bank“ neu denken müssen

Challenge & Change Banking

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Wie müssen Banken umdenken, wenn sie nachhaltig erfolgreich sein wollen? Welche Faktoren bestimmen heute den nachhaltigen Erfolg eigentlich? Und welche Rolle spielt dabei der Mensch?

Banken und Sparkassen müssen umdenken

Banken müssen umdenken, um nachhaltig erfolgreich zu sein.

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Digitale Transformation, Klima- und Umweltaspekte sowie das angespannte makroökonomische Umfeld ziehen eine Zeitenwende in der Bankenlandschaft nach sich. Wir alle erleben einen in diesem Aussaß noch nie dagewesenen Wandel, der von insgesamt drei zusammenhängenden Strömungen getrieben wird:

  • dem makroökonomischen Umfeld (z. B. Ukraine-Krieg, Zinswende, Inflation),
  • der Technologie (z. B. Künstliche Intelligenz, Blockchain, digitale Assets) und
  • ESG (z. B. mit Blick auf Klimaschutz, Sustainable Finance und Regulatorik).

Diese Entwicklungen sind hierbei keineswegs kurzfristige Trends, sondern tiefgreifende Veränderungen, die sich in der Gesellschaft und Wirtschaft bereits verankert und eine eigene Dynamik eingenommen haben. Und dennoch brauchen sie manchmal mehr Zeit als wir denken. So hat bereits Bill Gates einst festgehalten, dass wir Menschen dazu neigen, Veränderungen, die in den nächsten zwei Jahren stattfinden werden, zu überschätzen und Veränderungen, die in den nächsten zehn Jahren stattfinden werden, zu unterschätzen.

Wandel braucht Zeit

Wir tendieren also dazu, Fortschritt auf lineare Weise zu betrachten, doch technologischer Fortschritt verläuft exponentiell. Diese These lässt sich am Beispiel ESG besonders eindrucksvoll aufzeigen. Noch vor 20 Jahren waren nachhaltige Fonds eine Ausnahme am Kapitalmarkt. Und kaum ein Marktteilnehmer sah die heutige Dynamik kommen. Manche setzten jedoch auf das richtige Pferd. Und sollten recht behalten.

Dennoch bleibt der Faktor Zeit entscheidend – dies wird mit Blick auf den aktuellen FNG Report gut deutlich. 2005 lag das Vermögen in nachhaltige Investmentfonds und Mandaten in Deutschland bei rund 5 Mrd. Euro. Zehn Jahre später, also 2015 waren es bereits 69 Mrd. Euro und damit fast das Vierzehnfache. 2021, und damit nur weitere sechs Jahre später, liegt es bei 409,5 Mrd. Euro und damit so hoch wie nie zuvor. Und diese Dynamik wird neben gesellschaftlichem Druck einhergehend mit der Energiewende in jüngster Zeit besonders durch verstärkte Regulatorik weiter befeuert.

Anforderungen für Finanzinstitute durch ESG

Das EU-Legislativpaket „Finanzierung nachhaltigen Wachstums“ zieht eine Reihe an Anforderungen für Finanzinstitute mit sich – von der Offenlegungsverordnung (OffVO) über die EU-Taxonomie bis hin zu einigen Anlagestandards wie Pflichtfragen, die Anleger im Rahmen eines Investments beantworten müssen. Letzteres spielt besonders im Rahmen der neuen Verordnung zu MiFID II eine große Rolle. Demnach werden Anlageberater ab Sommer dazu verpflichtet, Anleger nach ihren Nachhaltigkeitspräferenzen zu befragen und nachhaltige Produktvarianten aufzuzeigen.

Hier wird nach MiFiD II nicht mehr nur zwischen Art. 8 oder 9 Produkten unterschieden, sondern einen umfassendere Definition angestrebt. Der Umfang der maßgeblichen ESG-Verordnungen im Bankwesen setzt also ganz klare Akzente, führt jedoch auch zu einem hohen Maß an Komplexität. So sprechen wir mittlerweile von über 40 Gesetzes-Initiativen basierend auf dem EU-Aktionsplan, ~3.450 Seiten ausgewählte regulatorische Verordnungen und > 20 Arbeitstage für das einmalige Durchlesen aller Dokumente – um nur drei beeindruckende Zahlen zu nennen.

Das große Umdenken

Dieses eindrückliche Beispiel der Veränderung und der Herausforderung für die Bankenbranche zeigt die Zusammenhänge der zu Beginn erwähnten drei Wandlungstreiber. Denn das makroökonomische Umfeld treibt das Nachhaltigkeitsbewusstsein nach Vorne und natürlich auch die dafür und anderorts notwendige Technologie. Mit der vermehrten technologischen Reife nimmt wiederum die weltweite Nutzung endlicher Ressourcen zu und die negativen Auswirkungen beschleunigen sich. Es ist also wie in allen Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft: Alles hängt mit allem zusammen und ist untrennbar miteinander verbunden. Und so sind alle Unternehmen und auch Banken dazu gezwungen umzudenken.

Weg vom Shareholder Value Fokus

Dieses Umdenken lässt sich besonders gut anhand des (notwendigen) Wandels im Management-Leitbild erklären – vom Shareholder Value Fokus hin zu einem erweiterten, künftigen Management Leitbild, welches die Dimensionen nicht-finanzielle Ziele und Wertbeitrag sowie damit einhergehend Innovation und Langfristigkeit berücksichtigt. Hierbei geht es im Prinzip um eine neue Logik der Steuerung, die eben die aktuelle Dynamik unseres Umfeldes in allen Dimensionen berücksichtigt. Denn getrieben durch ESG wird die nicht-finanzielle Berichterstattung eine nahezu gleichwertige Stellung zu herkömmlichen Berichtspflichten erfahren. Zumindest lässt die regulatorische Dynamik diese Antizipation zu.

Mit Blick auf den Innovationsdruck lässt sich zudem feststellen: Während es jahrzehntelang in Unternehmen weltweit ausschließlich darum ging, bestehende Prozesse zu verbessern und somit Effizienz zu steigern, wird das bewusste Zulassen gewisser Ineffizienzen sogar zum Wettbewerbsvorteil. Schließlich braucht es neue Ideen, neue Produkte und Wege. Und dafür müssen wir an einigen Stellen Projekte und Initiativen parallel anstoßen und das Risiko, wenn es denn überhaupt als solches bezeichnet werden darf, in Kauf nehmen, das sich aus zehn Ideen am Ende eventuell nur eine durchsetzt. Wir müssen folglich Ineffizienzen zulassen, um Dinge auszuprobieren. Der Weg ist hier das Ziel.

Das Bindeglied Mensch

Auf diesem Weg gilt es schließlich auch die Menschen in Unternehmen mitzunehmen, und zwar Schritt für Schritt. Denn dieses Umdenken klingt zwar theoretisch logisch, die Umsetzung in Unternehmen erfordert jedoch einen kulturellen Wandel, der durch eine hohe Innovationsförderung und Fehlertoleranz besticht. Aus unserer Erfahrung können wir hierfür auf zwei Ebenen Erfolgsfaktoren ableiten – fachlich und menschlich.

So wurden auf strategischer und damit fachlich operativer Ebene in unserem Fall insgesamt über 50 strategische Initiativen (in den Bereichen ESG, KI/ML, Digital Assets, New Work, Personalisierung und She-Economy) als Antwort auf die veränderten Rahmenbedingungen unserer Märkte und vorherrschenden Trends abgeleitet. Darunter auch unser sicher prominentestes Projekt, und zwar die Integration von Bankhaus Lampe und damit die Entstehung von Hauck Aufhäuser Lampe – ein klassisches Beispiel für die Notwendigkeit und Umsetzung einer Veränderung in der Bankenbranche.

Dieses Projekt hat wiederum den wichtigsten Faktor jedes Unternehmenswandels in den Vordergrund gerückt, und zwar den Menschen. Dem sind wir u. a. mit ganz unterschiedlichen Maßnahmen begegnet wie sogenannten Onboarding-Sessions, internen Kennenlern-Meetings untereinander, einer Menge Info-Material, z. B. in Form von regelmäßigen Newslettern, und auch kleinen Geschenken als Ausdruck der Wertschätzung. Denn der Faktor Mensch bleibt bei allem Wandel der Schlüssel für den Erfolg. Und er ist es auch, der die Schnittmenge bildet zwischen makroökonomischen Umfeld, der Technologie und der Umwelt. In ihn müssen wir immer zuerst investieren, wenn wir erfolgreich sein wollen.

Über den Autor

Madeleine Sander

Madeleine Sander ist Mitglied des Vorstands von Hauck Aufhäuser Lampe und für die Bereiche Corporate Development, Finance/Tax, Innovations, ESG und die digitale Vermögensverwaltung Zeedin verantwortlich. Zuvor war sie u.a. Deutschen Bank in der Konzernstrategieabteilung (AfK) und im Inhouse Consulting sowie bei der DekaBank tätig.

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