BigTech-Rückzug aus der Finanzbranche?

Internationale Banking Trends KW 40-2021

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Google rudert zurück. Die Pläne für ein eigenes Bankkonto werden erst mal eingestampft. Bedeutet dies nun, dass BigTechs ihre Ambitionen in Puncto Finanzdienstleistungen aufgeben und damit (Teil)Entwarnung für die Finanzbranche?

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Seit jeher fürchten viele Banken eher den Wettbewerb mit BigTechs wie den GAFAs denn den mit FinTechs. Vor rund einem Jahr hatte Google die Einführung von Google Plex in den USA bekannt gegeben. Dahinter stand ein neues mobiles integriertes Giro- und Sparkonto das Google Pay von einer reinen Bezahlplattform perspektivisch in eine umfassende Finanzplattform erweitern sollte. Das Ganze ohne monatliche Gebühren, Überziehungsgebühren oder Mindestguthabenanforderungen. Erste Partner waren schnell gefunden, u.a. Citibank und einige Regionalbanken sowie Mastercard.

Große und kleinere Banken hofften, dass der Google Plex-Dienst ihre geografische Reichweite erweitern und ihre digitalen Angebote verbessern würde. Umfragen berichteten noch vor wenigen Monaten, dass 30 Prozent  der Google Pay-Nutzer planten, Plex-Konten zu eröffnen, sobald diese verfügbar sind. Weitere 51 Prozent der Google Pay-Nutzer gaben an, dass sie überlegen würden, Plex-Konten zu eröffnen.

Warum das Scheitern von Google Plex für Banken keine „Erlösung“ ist

Nun hat Google bekannt gegeben, diese Pläne nicht weiterzuführen. Man wolle sich auf Dienstleistungen für Banken und Finanzdienstleister konzentrieren, statt diese Dienste selbst anzubieten

Im heutigen Rückblick auf interessante Beiträge aus der internationalen Finanzszene steht Googles Teilrückzug aus dem Bereich Finanzdienstleistung im besonderen Fokus.

Gescheitertes Embedded Banking Experiment

Die Entscheidung von Google, die Pläne, seinen Nutzern Bankkonten anzubieten, aufzugeben, ist das Ende eines hochkarätigen Experiments im Bereich Embedded Banking. Die Idee einiger Banken ihre Produkte und Dienstleistungen durch Nichtbanken-Apps, Websites und andere Plattformen zu erweitern, steht damit auf dem Prüfstand.

Mehr dazu hier: Google ends high-profile experiment in embedded banking

Warum Google Plex gescheitert ist

Vordergründig ist Einstieg in den Markt für Finanzdienstleistung an internen Problemen und Abgang führender Mitarbeiter gescheitert. Tatsächlich scheinen einige Banken hinter den Kulissen Druck auf Google ausgeübt zu haben. Unter anderem durch den Hinweis, dass man nicht einerseits Konkurrent sein könne, um andererseits gemeinsame Projekte in der Google Cloud voranzutreiben.

Mehr dazu hier: Why didn’t Google Plex its’ muscles?

Bankpartner müssen nach Alternativen suchen

Alleine bei Citibank sollen über 400.000 Interessenten auf einer Warteliste gestanden haben. Ihnen sollen jetzt andere Optionen angeboten werden. Mehrere andere Partner, darunter BM Technologies (früher BankMobile), hatten noch in dieser Woche den Eindruck, dass Plex weitermacht.

Mehr dazu hier: Google ditches Plex checking account plan

Keine Entwarnung beim digitalen Wettbewerb

Traditionelle Banken mögen versucht sein, mit dem Untergang von Google Plex erleichtert aufzuatmen, aber Kräfte, die die Branche bedrohen, sind überall. Etablierte Finanzinstitute müssen schnell handeln, um die Benutzererfahrung zu verbessern und die von den Verbrauchern erwarteten Lösungen bereitzustellen.

Mehr dazu hier: Google Plex Exit Doesn’t End Threat From Digital-Only Banks

Gefahr durch BigTechs ist nicht gebannt

Googles Pläne waren anspruchsvoll und weitreichend. Mit der neuen Strategie können Banken nun erwarten, dass Google sich auf seine Rolle als Partner konzentriert und damit als Wettbewerber ausfällt. Dies stellt jedoch keineswegs eine generelle Entwarnung der Bedrohung durch BigTechs dar:

  • Facebook will noch in diesem Jahr seine Digitalwährung Diem einführen,
  • Apple ist mit ApplePay gut positioniert und es sollte verwundern, wenn hier keine Weiterentwicklung stattfinden würde.
  • Amazon ist bereits mit eigenen Finanzprodukten unterwegs und auch hier ist perspektivisch mehr zu erwarten.
  • PayPal hat erst kürzlich die Erweiterung seiner App in Richtung Finanzplattform bekanntgegeben.
  • Und dann sind da ja noch zahlreiche FinTechs und Neobanken….

Banken und Sparkassen sind also gut beraten, weiterhin in die Digitalisierung zu investieren und dabei vor allem auf eine gute Kundenerfahrung zu achten.

Weitere interessante Themen der Finanzwoche

Es gab aber noch weitere interessante Beiträge:

6 aktuelle Realitäten für Finanzinstitute

Persönliche Treffen mit Führungskräften von Banken und FinTech-Unternehmen bestätigen sowohl das Ausmaß der Herausforderungen, denen sie gegenüberstehen, als auch ihre Entschlossenheit und ihr Optimismus, damit es funktioniert. Ein Thema ist dabei durchgängig: Der Tag hat nicht genug Stunden, um alles zu tun, was notwendig wäre. Ohne einen Paradigmenwechsel im Denken funktioniert es nicht.

Mehr dazu hier: Heard on the Street: The Realities of Banking Today

Warum Banking-Chatbots scheitern

KI-gestützte Tools können helfen, viele Kundenanfragen zu beantworten, aber sie können auch Frustration verursachen, wenn sie nicht richtig unterstützt werden. Experten sagen, Chatbots sind nur so gut wie die Menschen und Prozesse dahinter.

Mehr dazu hier: Why Chatbots Fail in Banking

Wie KI zur Kundenbindung beitragen kann

Finanzielle Widerstandsfähigkeit wird für viele Menschen zu einem wichtigen Thema im Zuge der Corona-Pandemie. Banken stehen unter einem gewissen Druck, ihre Kunden dabei zu unterstützen. Künstliche Intelligenz kann hierzu einen wertvollen Beitrag leisten.

Mehr dazu hier: AI can make customers love, not loathe, their bank in tough financial times

5 Tipps für eine erfolgreiche FinTech-Implementierung

Die Implementierung neuer Finanztechnologie kann immense Vorteile bringen, da Automatisierung und Straight-Through-Processing Kosteneinsparungen und mehr Effizienz bewirken, indem Doppelarbeit vermieden, Risiken reduziert und Ressourcen freigesetzt werden. Im Gegensatz dazu kann ein schlecht gemanagtes Projekt Unternehmen teuer zu stehen kommen, nicht nur in monetärer Hinsicht, sondern auch in Bezug auf die Reputation.

Mehr dazu hier: A premortem should be one of your top 5 tips for a successful FinTech implementation

Was eine Banking App können sollte

Auf welche Dinge kann Mobile Banking heute nicht mehr verzichten? Welche Features müssen enthalten sein, damit Banking Apps für die Mehrheit der Kunden möglichst benutzerfreundlich und beliebt sind?

Mehr dazu hier: What Features to Implement in a Banking App to Ensure Its Success?

7 Dinge, die Sie über NFTs wissen sollten

Nicht fungible Token, besser bekannt als NFTs, haben dieses Jahr ihren Weg in die Mainstream-Kultur gefunden. Die folgenden sieben Dinge über NFTs sollten Sie kennen.

Mehr dazu hier: Seven Things to Know About the NFT Craze

Zur Bedeutung von „grünem“ Banking

Kreditinstitute haben nachhaltiges Banking nicht so schnell in ihre Geschäftsstrategien integriert wie Vermögensverwalter nachhaltiges Investieren. Das wird sich ändern müssen. Nicht nur, dass die Verbraucher sich noch stärker auf die Umwelt konzentrieren, sondern auch die Finanzaufsichtsbehörden werden aktiv.

Mehr dazu hier: Green Banking: Brand Differentiator, Regulatory Requirement or Both?

Investitionen und Übernahmen im Finanzsektor

In der ablaufenden Woche gab es wieder einige bemerkenswerte Übernahmen im Finanzsektor, u.a. einige FinTech-Mega-Deals. Spannend alleine deswegen, weil es Rückschlüsse auf die jeweiligen Strategien zulässt.

NatWest übernimmt Taschengeld-FinTech

NatWest hat RoosterMoney übernommen, einen 2016 gegründeten Anbieter einer Taschengeld- und Finanzbildungs-App für Kinder aus Großbritannien, der über 130.00 Kunden hat.

Mehr dazu hier: NatWest acquires pocket money app RoosterMoney

Deutsche Börse beteiligt sich an FinTech

Die Deutsche Börse hat im Rahmen einer Serie-B-Aktienfinanzierungsrunde eine Minderheitsbeteiligung an WeMatch erworben, einem FinTech-Unternehmen, das sich auf Handelsabläufe für die Großhandelsderivateindustrie konzentriert.

Mehr dazu hier: Deutsche Börse takes minority stake in WeMatch

Neues FinTech-Einhorn im Bereich Identitätsmanagement

Alloy, das in New York ansässige Startup hinter einem Betriebssystem, das Banken und FinTechs dabei hilft, bessere Identitäts- und Risikoentscheidungen zu treffen, ist im Rahmen einer 100-Millionen-Dollar-Finanzierungsrunde der Serie C dem Einhorn-Club beigetreten. Die Bewertung liegt jetzt bei 1,35 Mrd. US $.

Mehr dazu hier: Identity decisioning platform Alloy joins the unicorn club

TelCo investiert in Mobile Banking

Der Mobilfunkanbieter Orange verstärkt sein Engagement im Mobile Banking mit einer Kapitalerhöhung von 250 Millionen Euro bei der Orange Bank und dem Buy-Out seines Bancassurance-Partners Groupama. Mit 1,6 Millionen Kunden in Frankreich und Spanien gehört die Orange Bank nach vier Jahren ihres Bestehens nun zu den fünf größten Neobanken in Frankreich. 90 Prozent der Neukunden abonnieren einen kostenpflichtigen Service.

Mehr dazu hier: Orange goes all in on mobile banking

Softwareunternehmen übernimmt FinTech

Das Unternehmensmanagement- und Finanzsoftwareunternehmen Sage hat das britische FinTech GoProposal übernommen, einen Anbieter von Angebotsmanagement-Software für kleine und mittlere Wirtschaftsprüfungsgesellschaften.

Mehr dazu hier: Software firm Sage acquires fintech start-up GoProposal

Und wieder ein neues Zahlungsverkehrs-Einhorn

Die Zahlungsorchestrierungsplattform Modern Treasury hat eine Bewertung von 2 Milliarden US-Dollar erreicht, nachdem sie 85 Millionen US-Dollar an Finanzierungen der Serie D aufgenommen hat.

Mehr dazu hier: Modern Treasury hits $2 billion valuation

Neues über Banken, FinTechs und andere Finanzunternehmen

Auch in der vergangenen Woche gab es einige Berichte über neue Aktivitäten von Banken, FinTechs und andere Finanzunternehmen, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte.

Carbon-Tracking wird immer populärer

Immer mehr Banken ermöglichen ihren Kunden den CO2-Fussabdruck ihrer Ausgaben im Konto nachzuverfolgen. Die portugiesische Finanzgruppe Crédito Agrícola Group greift dabei auf ein Tool von Meniga, einem weltweit führenden Anbieter Lösungen für Persönliches Finanz Management (PFM) zurück. Die Commonwealth Bank of Australia bietet ihren Kunden dies in Zusammenarbeit mit dem FinTech-Start-up CoGo an.

Mehr dazu hier: Crédito Agrícola Group taps Meniga for carbon tracking tool

Und hier: CommBank app to track customer carbon footprints

Erfolg für „Life Plan“-Tool

Ein Jahr nach seiner Einführung hat Life Plan, das digitale Finanzplanungstool der Bank of America, mehr als fünf Millionen Nutzer. Das Tool ist über die BofA-App und -Website verfügbar und ermöglicht es Kunden, ihre wichtigsten Ziele in jeder Lebensphase und in mehreren Bereichen auszuwählen und zu priorisieren, einschließlich Finanzen, Familie, Gesundheit, Zuhause, Arbeit, Freizeit und Spenden.

Mehr dazu hier: BofA’s financial planning tool proves a hit

Microsoft startet Finanzdienstleistungs-Cloud

Microsoft macht sein finanzdienstleistungsspezifisches Cloud-Angebot ab nächsten Monat allgemein verfügbar, wobei Virgin Money UK als erster Nutzer bereits an Bord ist.

Mehr dazu hier: Microsoft rolls out financial services cloud

Neobank verzichtet auf US-Banklizenz

Die britische Digitalbank Monzo hat ihre Versuche, eine US-Banklizenz zu erhalten, mehr als zwei Jahre nach Beginn der Verhandlungen aufgegeben. Aus dem Markt will man sich aber nicht zurückziehen, sondern gemeinsam mit der Ohio Sutton Bank weiter wachsen.

Mehr dazu hier: Monzo withdraws US licence application after two years of negotiation

Gaming für weniger Schulden

Eine neue Social-Finance-App in den USA soll jungen Nutzern helfen, ihre Schulden durch das Spielen von Videospielen abzubauen. Das Unternehmen verspricht zudem, einen Sparberater anzubieten, der Millennial- und Gen-Z-Kunden Kauftipps gibt.

Mehr dazu hier: New US fintech Monai to gamify savings for Millennials and Gen Z

Neobank nur für Frauen

Eine neue Geschäftsbank in den USA will der erste und einzige von Frauen geführte und auf Frauen ausgerichtete Kreditgeber des Landes sein.

Mehr dazu hier: First Women’s Bank launches in US with focus on fixing gender lending gap

Über den Autor

Dr. Hansjörg Leichsenring

Dr. Hansjörg Leichsenring ist Herausgeber des Bank Blogs und der Finanzbranche seit über 30 Jahren beruflich verbunden. Nach Banklehre und Studium arbeitete er in verschiedenen Positionen, u.a. als Direktor bei der Deutschen Bank, als Vorstand einer Sparkasse und als Geschäftsführer eines Online Brokers. Als Experte für Strategien in den Bereichen Digitalisierung, Innovation und Vertrieb ist er gefragter Referent und Moderator bei internen und externen Veranstaltungen im In- und Ausland.

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