Unsicherheit belastet den deutschen Emissionsmarkt

Krieg, Energiepreise und Inflation halten die Unternehmen vom Börsengang ab

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Deutschlands Wirtschaft steht derzeit auf dem Prüfstand. Eine aktuelle Studie zeigt: Die Notsituation hat Auswirkungen auf den Emissionsmarkt. Im Auftaktquartal 2022 wagte sich nur ein einziges Unternehmen aufs Börsenparkett. Ein vorrübergehendes Phänomen?

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Politische und wirtschaftliche Unwägbarkeiten belasten den deutschen Emissionsmarkt. Das ist Ergebnis einer Untersuchung der Unternehmensberatung PwC, die Neu-Emissionen und Kapitalerhöhungen auf der Frankfurter Börse unter die Lupe nahm. Demnach habe die Frankfurter Börse im Auftaktquartal 2022 nur einen einzigen Börsengang verzeichnet. Das erzielte Emissionsvolumen lag bei 210 Millionen Euro – im Schlussquartal 2021 lag diese bei 196 Millionen Euro.

Ein Jahr zuvor seien immerhin vier Unternehmen an die Börse gegangen und hatten dabei rund 4,7 Milliarden Euro akquiriert. Wachsende Bedenken hinsichtlich der wirtschaftlichen Erholung nach der Corona-Pandemie, eine steigende Inflation und nicht zuletzt der Krieg zwischen Russland und der Ukraine habe das Umfeld für deutsche Börsenneulinge merklich verschlechtert.

Es ist nicht nur der Krieg in der Ukraine

Vor allem in Folge auf den Konflikt in der Ukraine sei die Votalität an den Börsen im ersten Quartal 2022 auf den höchsten Stand seit Ausbruch der Corona-Pandemie gestiegen, wie die Studienautoren schreiben. Auch wenn sich die Märkte in den vergangenen beiden Wochen wieder etwas beruhigt hätten, sei es wenig überraschend, dass in diesem Umfeld kaum ein Unternehmen den Schritt an die Börse wage.

Die Nervosität an den Märkten liege jedoch nicht nur im Ukraine-Krieg begründet. Auch andere Faktoren sorgten für Unsicherheit. So liegen die Corona-Zahlen in Deutschland auf Rekordniveau, der weitere Verlauf der Pandemie bleibe unsicher. Dazu kämen Lieferkettenprobleme, steigende Energiepreise und eine hohe Inflation. Die Erwartung der Zentralbanken, mit Zinserhöhungen zu reagieren, setze die Märkte ebenfalls unter Druck.

Einziger Börsengang ist ein SPAC

Wer also war das Unternehmen, das sich noch im Januar 2022 ­– vor dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine also – an die Börse wagte? Der Technologieinvestor 468 Capital brachte für 210 Millionen Euro die Mantelgesellschaft 468 SPAC II SE an die Börse – eine so genannte Special Purpose Acquisition Company (SPAC). Es ist das zweite SPAC und in der jüngeren Vergangenheit das insgesamt fünfte Unternehmen dieses Investoren an der Frankfurter Börse.

Schwaches Quartal für Kapitalerhöhungen

Auch die Kapitalerhöhungen verlief im Auftaktquartal schleppend: Lediglich vier Unternehmen besorgten sich frisches Kapital an der Börse (Q4 2021: 19 / Q1 2021: 16). Das Gesamtvolumen der Kapitalerhöhungen sei zwischen Januar und März mit 59 Millionen Euro gering ausgefallen.

Den mit 45 Millionen größten Anteil steuerte die Kapitalerhöhung des Softwareanbieters EQS Group bei. Im Schlussquartal 2021 hatten Kapitalerhöhungen noch 11,6 Milliarden Euro eingespielt – im Auftaktquartal 2021 immerhin 3,9 Milliarden Euro.

Fremdkapitalemissionen rückläufig

Zudem ging im ersten Quartal 2022 das Emissionsvolumen der Investment-Grade-Anleihen zurück, im Vergleich zum Auftaktquartal 2021 um 71 Prozent. Es lag somit bei 11,6 Milliarden Euro. Die Anzahl der Transaktionen war mit zwölf im Vergleich zum Vorjahresquartal (47) ebenfalls rückläufig.

Das Emissionsvolumen im High-Yield-Bereich ging um 51 Prozent zurück und beträgt rund 3,6 Milliarden Euro. Die Anzahl der High-Yield-Bonds war mit vier halb so hoch wie im Vorjahresquartal.

Mit voller Pipeline voraus

Wie sollte es die Industrie mit der Zukunft halten? Mit Blick auf den weiteren Verlauf des IPO-Jahres zeigen sich die Autoren der Studie verhalten-optimistisch: Ende 2021 habe es danach ausgesehen, dass 2022 ein starkes Jahr für deutsche Börsengänge werden könnte. Der Ausbruch des Ukraine-Kriegs habe die IPO-Ambitionen hochkarätiger Aspiranten durchkreuzt. Viele Firmen, die für das erste Halbjahr 2022 Börsenpläne hegten, hätten ihr Vorhaben auf Eis, nicht jedoch ad acta gelegt.

Die Pipeline bleibe also gut gefüllt. Zahlreiche Betriebe stehen in den Startlöchern und warten auf ein günstiges Zeitfenster. Ob sie ihre Pläne in die Tat umsetzen können, hänge vom Verlauf des Ukraine-Kriegs und dessen Folgen für die Weltwirtschaft ab. Sollte Entspannung einsetzen, könnten sich für Emittenten kurzzeitig günstige Bedingungen für eine Transaktion ergeben.

Die Studie „Emissionsmarkt Deutschland“ können Sie hier direkt herunterladen.


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Über den Autor

Jannik Wilk

Jannik Wilk ist als freiberuflicher Redakteur für Der Bank Blog tätig. Er ist freier Journalist und Student in Heidelberg.

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