Umgang mit der Krise: So schätzen Unternehmen die Lage ein

Finanzierungsziele im Fokus

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Die Corona-Krise schien fast überwunden, da stellte der Krieg in der Ukraine die Welt vor ganz neue Herausforderungen. Wie schätzen Unternehmenslenker die Lage ein? Aufschluss gibt eine aktuelle Studie.

Finanzierungsziele der Unternehmen in Krisenzeiten

In Krisenzeiten ist das Thema Finanzierung für Unternehmen besonders wichtig.

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Wie rüsten sich Unternehmen nach der Corona-Krise für den Aufschwung? Darum sollte es eigentlich in unserer Firmenkundenstudie gehen, die wir in Kooperation mit FINANCE und F.A.Z. Business Media | research im Februar 2022 gestartet haben. Der Beginn des schrecklichen Kriegs in der Ukraine sorgte während des Erhebungszeitraums für eine dramatische Wendung.

Natürlich ist klar: Wirtschaftliche Fragen sind im Vergleich zum menschlichen Leid unbedeutend. Dennoch liegt es auch jetzt in der Verantwortung von Unternehmen und Finanzierern, die wirtschaftliche Lage im Blick zu haben – um zumindest die Stellschrauben, auf die sie in ihrem eigenen Mikrokosmos beeinflussen können, bestmöglich zu gestalten. Wir haben deshalb im Zuge der Ereignisse unsere Befragung noch einmal angepasst und zentrale Fragen aus der Erhebung ein zweites Mal gestellt. Wir wollten wissen, wie sich die aktuelle Situation auf die Stimmung in den Unternehmen auswirkt und welche Finanzinstrumente und Partner jetzt besonders gefragt sind, um auch durch diese Krise zu kommen.

Krieg in der Ukraine beeinträchtigt Lageeinschätzung merklich

Eine der Fragen, die im Zuge des Kriegsausbruchs noch einmal neu gestellt wurde, war die, wie die Befragten die Lage der eigenen Branche einschätzten. Sahen sich zunächst über 80 Prozent der Befragten „im Aufschwung“ oder zumindest in einer Stabilisierungsphase, fiel dieser Wert nach Kriegsausbruch deutlich, und zwar auf 55 Prozent, zurück. Bei über 40 Prozent der Befragten trübte sich die Stimmung im Zuge der erschütternden Ereignisse und der damit verbundenen wirtschaftlichen Folgen in Richtung Abschwung oder Krise ein.

Als größte Herausforderungen benannten die Befragten Lieferkettenprobleme (46 Prozent) und Preissteigerungen im Einkauf (60 Prozent). In die Zukunft gedacht deuten diese Themen auf mögliche noch folgende Herausforderungen auf: Sowohl die gestörten Lieferketten, die mit mehr Lagerhaltung einhergehen, als auch die Preissteigerungen, die gegebenenfalls Zwischenfinanzierungen erforderlich machen, sorgen für einen erhöhten Liquiditäts- bzw. Finanzierungsbedarf.

Sollte die Europäische Zentralbank die immer vehementer werdenden Rufe nach einer Zinswende erhören – vieles deutet darauf hin, dass dies in nicht allzu ferner Zukunft eintreten könnte –, ist hier also künftig mit steigenden Finanzierungskosten zu rechnen. Die Befragung zeigt, dass diese Thematik in den Unternehmen bereits mitgedacht wird: 50 Prozent der Befragten sehen die Liquiditätssicherung als aktuell wichtigste Aufgabe in der Unternehmensfinanzierung.

Die passende Finanzierung: Auf den Mix kommt es an

Finanzierungsthemen sind insbesondere für die Unternehmen im Fokus, die sich nicht nur die aktuelle Situation meistern, sondern sich auch noch von den Folgen der Corona-Krise erholen müssen. Immerhin ein Drittel der Befragten gibt an, die Corona-Pandemie habe sich negativ auf ihr Unternehmen ausgewirkt. Rund ein Viertel hat zur Bewältigung der Herausforderungen staatliche Überbrückungshilfen in Anspruch genommen.

Mit Blick auf die Finanzplanung geht es für diese Unternehmen zum einen um vorausschauende Investitionen, zum anderen aber auch noch um die Rückzahlung der staatlichen Hilfen. Finanzierer sind hier gefordert, Unternehmen auf ihre individuelle Situation passende und umfassende Lösungen aufzuzeigen. In der Regel gilt hier: Auf den Mix kommt es an – denn eine auf mehreren Säulen aufgebaute Finanzierung sorgt für ein Mehr an Stabilität und Sicherheit.

Kreditlinie der Hausbank als Standardprodukt

Die Studienergebnisse zeigen, dass die befragten Unternehmen dies größtenteils umsetzen und mit einer Vielzahl unterschiedlicher Finanzierungsinstrumenten planen. Über die Hälfte geht davon aus, in den kommenden drei Jahren auf das Standard-Produkt, die Kreditlinie der Hausbank, zurückzugreifen. Insbesondere größere Unternehmen haben auch Instrumente wie Schuldscheine oder Konsortialkredite im Blick. Alternative Finanzierungsformen wie Factoring erfreuen sich laut Befragung steigender Beliebtheit: Rund ein Viertel gibt an, in den nächsten drei Jahren Factoring-Angebote in Anspruch nehmen zu wollen.

Wenn dies so eintrifft, hat der Markt mit deutlichen Zuwächsen zu rechnen – aktuell werden knapp 9 Prozent des Bruttoinlandprodukts über Factoring finanziert. Die Attraktivität des Angebots macht vor allem die Tatsache aus, dass Factoring – im Gegensatz zu den konventionellen Angeboten der Hausbank – nicht primär auf die Bonität des Kreditnehmers, sondern auf die Werthaltigkeit der Forderung setzt.

Qualitative Faktoren sind wichtig bei der Wahl des Finanzdienstleisters

Egal, für welche Instrumente sich Unternehmen entscheiden: Bei der Wahl des passenden Finanzdienstleisters spielen Vertrauen und Qualität zentrale Rollen. Das zeigt sich mit Blick auf die Frage, welche Kriterien bei der Auswahl eines entsprechenden Partners für die Unternehmen relevant sind. Hier rangieren zwar die Kosten auf dem ersten Platz (60 Prozent). Knapp dahinter folgen aber die Belastbarkeit der Geschäftsbeziehung (58 Prozent), die Flexibilität des Finanzdienstleisters (55 Prozent) sowie das Service-Angebot (51 Prozent).

Mein Fazit hierzu: Um Kunden zu überzeugen, müssen Finanzierer das Pflichtprogramm beherrschen, d.h. finanziell solide sein und wettbewerbsfähige Produkte bieten. Die Kür besteht aber nur, wer darüber hinaus mehr leistet – und dies vor allem auch in Krisenzeiten. Finanzierer müssen für ihre Kunden jederzeit ansprechbar sein, exzellenten Service bieten und auch in herausfordernden und nie dagewesenen Situationen kreative Lösungen finden. Wer diesem Anspruch gerecht wird, ist Unternehmen auch in bewegten Zeiten ein unersetzlicher Partner – gemeinsam wird sich auch diese Krise meistern lassen.

 

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Über den Autor

Bernd Renz

Bernd Renz ist Leiter Vertrieb Factoring bei der Targobank. Nach einem Wirtschaftsrechtsstudium startete er seine berufliche Karriere bei einem großen deutschen Kreditversicherer. Anschließend wechselte er zu GE Capital in die Factoringbranche und leitete dort unter anderem den Bereich Strukturierte Finanzierung.

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