Tokenisierung & Nachhaltigkeit: Ein Wechsel auf die Zukunft

Wie neue, grüne Anlagen zu weniger CO2-Verbrauch führen

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Gut Ding will Weile haben, sagt der Volksmund. Und liegt damit auch richtig, wenn es um gesellschaftliche Veränderung geht. Allerdings dauert die „gute Weile“ dann manchmal zu lang, etwa bei der Durchsetzung CO2-neutralen Wirtschaftens. Doch Abhilfe ist in Sicht.

Wie Tokenisierung und Blockchain Nachhaltigkeit unterstützen können

Tokenisierung und Blockchain können Nachhaltigkeit unterstützen.

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Schon 1972 schrieben die Autoren des weltweit vielbeachteten Club of Rome-Berichts über „Die Grenzen des Wachstums“. Sie schlussfolgerten, dass die Menschheit sich gewisse Beschränkungen auferlegen müsste, für sich selbst und ihre Güterproduktion, um ein neues und nachhaltiges globales Gleichgewicht zu schaffen.

In der Zwischenzeit gibt es etliche, vertraglich auf supranationaler Ebene vereinbarten Ziele – doch auch der Verbrauch an Rohstoffen hat weiter zugenommen, ebenso wie die Weltbevölkerung und ihre wirtschaftliche Leistungskraft. Entsprechend sieht die Zwischenbilanz bei konkreten Zielen wie etwa der Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs eher mäßig aus – entsprechend wird es Zeit, neue Methoden nicht nur zu diskutieren, sondern diese auch nachhaltig zu nützen.

Grau ist alle Theorie, grüne Praxis ist gefragt

Deshalb sind die ersten Angebote von grünen, tokenisierten Anlagemöglichkeiten ein Zeichen der Hoffnung. Und bedeuten, dass die Zusammenhänge zwischen Spieltheorie und dem Internet der Dinge eine Vielzahl neuer und vertrauenswürdiger Investitionsmöglichkeiten bieten wird.

Warum ist dies aber nicht nur nötig, sondern aktuell auch bereits Mittel der Wahl bei vielen Überlegungen zu nachhaltigem und kreislauf-orientiertem Wirtschaften?

Einerseits weil es unstrittig ist, dass die oben erwähnte glaziale Gemächlichkeit in Sachen „Change“ dazu führt, dass sich auch aufgeklärte Gesellschaften sehr schwer damit tun, unbedingt notwendige und gesellschaftlich verabredete Ziele rasch genug zu erreichen. Zwar bestätigen manchmal Ausnahmen die Regel – so haben etwa die durch Nassim Nicholas Talebs Buch als sogenannte „Schwarze Schwäne“ bekannt gewordenen, extrem unwahrscheinlichen Vorfälle wie die Reaktorkatastrophen von Tschernobyl oder Fukushima dazu geführt, dass sich Trends verdichten und neue Gesetze rascher und umfassender beschlossen wurden, als dies vorher denkbar schien

Anderseits führen aber die konkreten Festlegungen und auch die vereinbarten Konventionalstrafen dazu, dass zumindest in Europa sehr viele Firmenlenker nicht nur aus Überzeugung, sondern auch wegen des Blicks auf die Bilanzen in der Zwischenzeit konkrete Maßnahmen planen, um den gesellschaftlichen Anspruch mit dem Wirken auf der wirtschaftlichen Ebene zu verbinden.

Denn eines zeigte die Nachhaltigkeitsdebatte über unser Wirtschaften und unseren Lebensstil sehr deutlich: von alleine reduziert sich der CO2-Ausstoß nicht, wenn nur wenig Abstriche gemacht werden, wenn es ums eigene tägliche Handeln oder die Forderungen nach immer höheren Produktionszielen geht. Und wir ahnen, dass auch der neueste ordnungspolitische Vorstoß, Trinkhalme und Einweggeschirr aus Plastik zu verbieten, nicht allein zu sauberen Meeren und besserer Luft in den globalen Metropolen führen wird.

Deswegen ist es wichtig, sich fundamental über die Rolle von Tokens in der industriellen Produktion Gedanken zu machen. Erste Projekte, etwa das bürgerbeteiligende und großangelegte Solaranlagen-Tokenisierungsprojekt „MyPower“ des führenden österreichischen Versorgers Wien Energie oder Konzepte wie die Tokenisierungskampagne des Schweizer Startups EcoWatt zeigen, dass sich die technologischen Vorteile der Blockchain-Technologie sehr gut dafür nutzen lassen, viele Menschen erstens zu Anlegern und zweitens zu Akteuren des Wandels zu machen.

Was die Blockchain-Technologie für die Energie-Wende leisten kann

Der wesentliche Nutzen der Blockchain-Technologie in diesem Kontext ist, dass sie auf mehreren Ebenen Vorteile bringt – in Sachen Sicherheit, Transparenz, Datenschutz und auch was Herkunftsnachweise angeht. Diese Mehrwerte beziehen sich auf Datenhaltung und Anlagensicherheit und sind nicht industriespezifisch. Sie basieren auf mathematisch durch Kryptographie abgesicherten Datenbank-Funktionalitäten und auf neuen Formen, in verteilten Netzen (also etwa zwischen allen Teilnehmern eines Stromnetzes, die vielfach auch zu Prosumenten werden) Vertrauen und Abrechnungssicherheit zu schaffen. Hierzu kommen spezielle Krypto-Chips zum Einsatz, die etwa Solaranlagen mit einer Blockchain verbinden können. In der Blockchain wird dann ein gerätespezifischer digitaler Zwilling erzeugt, und dieser wird für weitere Berechnungen herangezogen – ähnlich wie ein Stück Musik nach der Aufnahme als MP3-Datei für die (kommerzielle) Weiterverbreitung verwendet werden kann.  Allerdings kann das Blockchain-Backend noch mit der Anlage über den Kryptochip „kommunizieren“ – und sich absichern, dass die Anlage ohne Eingriffe korrekt betrieben und die Daten von dort unverfälscht übertragen werden.

Somit entsteht eine Vertrauenskette, die von Anfang bis Ende gegen Eingriffe von außen abgesichert ist. Dies ist auch eine unbedingt notwendige Voraussetzung für neue Anlageformen oder industrielle Prozesse, wenn die Wertschöpfung direkt an flüchtige Güter wie erzeugte Kilowatt-Stunden gekoppelt wird. Denn kein CFO würde sich darauf einlassen, Werte und Abrechnungen etwa für einen Mobilitätsdienst nur basierend auf dem Tachometer-Stand eines Mietwagens zu bilanziere, wenn er um die Dimension der Tachomanipulation bei Gebrauchtfahrzeugen weiß.

Aber noch wichtiger ist die Funktion der Tokens – die in Gestalt der Kryptowährungen wie Bitcoin & Co bekannt wurden, aber im Prinzip nur Anwendungen auf der Blockchain sind. Denn im Vergleich zu normalem Geld vereinen Tokens nicht nur beide „Daseinsformen“ des Geldes (entweder existiert Geld als haptisches Tauschmittel in Form von Münzen oder Scheinen, was auch dem englischen Begriff des Tokens entspricht, oder das Geld existiert „virtuell“ auf der Buchführungsebene, was dem englischen „Ledger“ nahekommt), sondern sind darüber hinaus programmierbar. Das bedeutet, dass nicht nur alle begleitenden Prozesse automatisiert werden können, sondern dass auch die Versprechungen bei Ausgabe eines neuen Tokens im Idealfall durch die verwendete Infrastruktur selbst „notarisiert“ werden können.

Wie Tokenisierungsprojekte zu den vertrauenswürdigsten Anlageformen überhaupt werden können

Dies bedeutet, etwa im Fall der oben erwähnten Solaranlage die verwendete Technologie die Produktion der Anlage selbst signiert, und zwar durch den in der Anlage verbauten Krypto-Chip. Dieser lässt sich von außen nicht mehr manipulieren, und liefert somit für alle Parteien eine vertrauenswürdige Verrechnungsgrundlage.

Dies bedeutet aber nicht nur, dass bisher illiquide Assets handel- und hebelbar gemacht werden können – sondern dass die Tokens durch ihre Programmierbarkeit auch ein wesentlicher Treiber werden können, um etwa CO2-Einsparungsziele oder andere Formen nachhaltigen Wirtschaftens, etwa bei Recycling-Quoten, erreicht werden können. Denn jede Regelung, die in diese Richtung zielt – egal ob sie vom Gesetzgeber erlassen oder von Unternehmen multilateral vereinbart wurde – kann dann in die laufenden Prozesse selbst einprogrammiert werden. So kann etwa der aus einer Solaranlage gewonnene Token dann zu einer 50 Prozent Reduzierung eines Nahverkehrstickets benutzt werden – eine Unterscheidung, die wir mit normalen, austauschbaren Euros alleine nicht realisieren könnten.

Wo führt das hin – und wie kann man an solchen Projekten partizipieren?

Egal, ob es um nachhaltige Anlagen im Sinne der ESG-Prinzipien oder um die Erreichung der globalen Nachhaltigkeitsziele geht, mehr und mehr neue, digitale Assets werden als Anlagemöglichkeiten verfügbar werden. Etliche ‚Green Bonds‘ sind derzeit in Vorbereitung, die auf derartige transparent und vertrauenswürdige Anlageformen aufbauen. Damit kann dem nachhaltigen Investieren ein großer Schub verliehen werden, da diese neue Nachweisbarkeit ganzer industrieller Prozesse dazu führt, dass „Greenwashing“ wesentlich leichter nachzuweisen sein wird – und weil die Verknüpfung von nachhaltiger Produktion mit grünen Energiequellen, transparenten Supply Chains und fälschungssichere Zertifikate über die Qualität der verbundenen Materialien zu Klarheit über die spezifischen Umstände eines Projektes führen. Dies führt dann auch dazu,  dass die Zielsetzung und die Mittel zur Zielerreichung bei „grünen“ Industrieprojekten umfassend überprüft werden können. Gleichzeitig wird so garantiert, dass es sich bei den ausgegebenen digitalen Assets um Tokens mit einer klaren Utility handelt, die im Idealfall bereits bei Launch der Token in laufenden oder in fortgeschrittenen Stadien der Vorbereitung befindliche Projekte zur Anwendung kommen werden.

Insofern heißt es, die Augen aufzuhalten, um in Zukunft auch durch bewusste Anlage-Entscheidungen den Trend hin zu grünen und tokenisierten Assets zu beschleunigen. Auf dass es sich hoffentlich für das eigene Portfolio, aber vor allem auch für den Planeten als Ganzes rechnen möge.

P.S.: Und übrigens: nein, der Energieverbrauch von Bitcoin spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle, es werden für solche Projekte in der Regel deutlich weniger energie-intensive Blockchains verwendet. Aber: die Sicherheit der Bitcoin-Blockchain ist auch eine Voraussetzung dafür, dass die Blockchain-Technologie langsam, aber stetig zur Entwicklung eines „Internets des Geldes“ führt – und  hat auch gezeigt, dass Strom / Ressourcenverbrauch und Geldwert einen direkten Zusammenhang haben.

Über den Autor

Sebastian Becker

Sebastian Becker ist Chief Commercial Officer von Riddle&Code und für den Vertrieb und das internationale Business Development des österreichischen Scale-Ups verantwortlich. Sein Fokus liegt auf der Verknüpfung des Potenzials der Blockchain-Technologie und den Backend-Lösungen für die Finanzindustrie. Zuvor führte er seine eigene Medienstrategieberatung an der Schnittstelle von Produkt-Entwicklung und Markteinführung neuer Services für namhafte Kunden rund um den Globus.

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