100 Tage Share-a-Bank!

Das gemeinsame Filialkonzept von Taunus Sparkasse und Frankfurter Volksbank

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Die Frankfurter Volksbank und die Taunus Sparkasse hatten im vergangenen Jahr eine Kooperation in Form gemeinsamer Geschäftsstellen bekannt gegeben. Ende vergangenen Jahres feierte der erste FinanzPunkt Premiere.  Zeit für eine 100-Tage-Bilanz.

Gemeinsame Filiale von Taunus Sparkasse und Frankfurter Volksbank

FinanzPunkt ist das gemeinsame Filialkonzept von Taunus Sparkasse und Frankfurter Volksbank.

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Das Konzept des FinanzPunktes ist einfach erklärt: In den modernen, barrierefrei gestalteten Standorten sind an jeweils zwei Tagen Mitarbeiter des einen und an zwei Tagen Mitarbeiter des anderen Geldinstitutes vor Ort. Wer an welchen Tagen für seine Kunden da ist, ist durch ein Lichtkonzept – mal rot für die Taunus Sparkasse, mal blau für die Frankfurter Volksbank – weithin sichtbar.

Sharing von Bankfilialen?!

Nach Car-Sharing und Co-Working jetzt also das Share-a-Bank-Prinzip? Logisch, denn auch in einer Wachstums- und Zuzugsregion wie Frankfurt-Rhein/Main kommen immer weniger Menschen in die Filialen. Das hat viele Ursachen und zeigt, dass Multikanalstrategien, also neben den Filialen auch der Kontakt über das Smartphone, den PC, oder ein Telefongespräch funktionieren. Aber unverändert ist gerade die Präsenz vor Ort in den Augen unserer Kunden ein wichtiges Argument, sich für einen von uns zu entscheiden.

Das innovative Konzept des Share-a-Bank spart Kosten, es ermöglicht Investitionen, die wir alleine nicht vertreten könnten und nutzt gleichzeitig die digitalen Möglichkeiten modernen Bankings. Es sichert im Wettbewerb Terrain, das wir ansonsten schrittweise aufgeben müssten – und das wahrscheinlich für immer.

Drei Thesen zu gemeinsamen Bankfilialen

Unserer gemeinsamen Initiative liegen drei Thesen zu Grunde:

  1. Geschäftsstellen gehören zu einer echten Multikanalstrategie – aber niemand schreibt uns vor, dass diese Stellen exklusiv betrieben werden müssen. Kunden wollen neben Apps, Online- und Telefonbanking unverändert auch die Option auf ein persönliches Gespräch vor Ort. Dass wir das bieten können, ist ein Wettbewerbsvorteil, den wir verteidigen werden.
  2. Je stiefmütterlicher wir unsere Geschäftsstellen behandeln, desto unattraktiver wirken diese auf unsere Kunden. Es ist an uns, ein Umfeld zu schaffen, in dem motivierte Mitarbeiter gerne arbeiten und das Kunden gerne aufsuchen. Das impliziert auch entsprechende Investitionen in unsere Infrastruktur – aber niemand hat gesagt, dass wir die alleine aufbringen müssen.
  3. Als FinTech oder Direktbank gehört die Behauptung, die Filiale sei tot, zur Marketingstrategie. Ein Großteil unserer Kunden teilt diese apologetische Meinung explizit nicht. Allerdings haben aktuelle Kundenbefragungen gezeigt, dass fast jeder zweite Kunde mit dem Aus der Filiale dann wirklich gleich zu einer Direktbank wechseln würde. Folgen wir also der reinen Kostenlogik, dann stoßen wir all diejenigen vor den Kopf, für die es schlicht einen beachtlichen Wert hat, dass wir vor Ort für sie da sind, auch wenn sie unsere Filialen nicht jede Woche aufsuchen.

100 Tage „Share-a-Bank“-Idee

Die Reaktionen unserer Kunden bis hin zum tatsächlich internationalen Presseecho haben gezeigt, dass wir mit der „Share-a-Bank“-Idee einen Nerv getroffen haben. Vom „Experiment im Taunus“, „der Volks-Sparkasse“ und „dem Undenkbaren“ wurde gesprochen und geschrieben.“ Vom „Banken-Hammer“, vom „Pakt der Rivalen“ und von der „kleinen Revolution in der deutschen Bankenwelt“.

Wir sind jetzt fast genau 100 Tage mit den FinanzPunkten am Markt vertreten. Mehr als einen ersten Eindruck kann es also noch nicht geben. Aber dieser erste Eindruck liegt deutlich über den Erwartungen: Die Kunden kommen. Für Service und für Beratung. Und sie erzählen ihren Freunden, Bekannten und Nachbarn von unserer Initiative.

Präsenz in der Fläche muss sich rechnen

Ökonomisch ist das „Share a Bank“-Prinzip schwer zu schlagen, wenn man Standorte erhalten will. FinanzPunkte sparen rund 40 Prozent der Kosten eines Standortes und rechnen sich ab dem allerersten Tag der Kooperation. Gemeinsam fällt es deutlich leichter, Investitionen in eine Modernisierung von Standorten zu stemmen. Für die Frankfurter Volksbank und die Taunus Sparkasse hat es sich sogar gerechnet, dass wir nach Fertigstellung aller 26 FinanzPunkte bis Ende 2020 unsere Präsenz in der Taunus-Region mit jeweils vier neuen Standorten sogar steigern können.

Strategisch ist das „Share a Bank“-Prinzip eine mögliche Antwort auf die Herausforderungen des modernen Kundenmanagements in der Finanzindustrie. FinanzPunkte schaffen einen echten Treffpunkt für Beratung und Service an Orten, an denen es sich lohnt, um unsere Kunden zu kämpfen. FinanzPunkte sind im Hier und Jetzt für unsere Kunden ein wertvoller Teil unseres Leistungsversprechens.

Filialschließungen sind keine Alternative

Filialschließungen würden einzig dem Postulat der FinTechs und Online-Banken folgen. Wir als Filialbanken würden eine unserer Kernkompetenzen und Wettbewerbsvorteile kampflos aufgeben. Die Folge wäre unausweichlich: Wir würden Kunden verlieren!

Geteilte Standorte sind ein für alle Beteiligten nicht von Anfang an einfacher Weg. Aber sie setzen die Idee von Satellitenstandorten rund um starke Center-Filialen besser um, als je zuvor. Und sie zeigen, dass wir den Mut haben, neue Dinge auszuprobieren, um für unsere Kunden vor Ort weiterhin erreichbar zu sein.

Die Frankfurter Volksbank und die Taunus Sparkasse sind und bleiben Wettbewerber. Aber wir haben verstanden, dass wir gemeinsam die Idee von Filialen verteidigen müssen. Ein gemeinsamer Auftritt unter wechselnder farblicher Flagge ist in jedem Fall besser als die Flaggen einzuziehen.


Eva Wunsch-Weber – Vorstandsvorsitzende, Frankfurter Volksbank

Eva Wunsch-Weber

Eva Wunsch-Weber ist Vorstandsvorsitzende der Frankfurter Volksbank und Koautorin des Beitrags. Sie hat verschiedene Gremienmandate, u. a. als Vorsitzende der Geschäftsführung der DZ Verwaltungs-GmbH, Neu-Isenburg, als Mitglied im Zentralen Beirat der DZ BANK Gruppe und als Mitglied der Geschäftsführung der NMS DZ Verwaltungs-GmbH, Neu-Isenburg.

Über den Autor

Oliver Klink

Oliver Klink ist Vorstandsvorsitzender der Taunus Sparkasse. Zuvor war er Generalbevollmächtigter der Allianz Bank und Unternehmensbereichsleiter für Produktmanagement Banking und Financing für das Privat- und Firmenkundengeschäft der Dresdner Bank.

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