Workshop mit Attila: Outsourcing für Anfänger

Ein Intensivkurs für Bankmanager

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Banking mit einem Augenzwinkern

Lustiges, Humorvolles und mitunter auch Nachdenkliches für Banker
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Wer hat nicht schon mal von Attila dem Hunnenkönig gehört, der seine Kriegszüge mit großer Härte führte. Wussten Sie aber auch, dass er Bankmanagern das schwierige Thema Outsourcing vermitteln kann?

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Attila rülpste zurückhaltend, ja fast damenhaft, als er den Seminarraum mit der Aufschrift „Outsourcing – Intensivkurs für Banker“ betrat. Die ungeteilte Aufmerksamkeit war ihm damit in Sekundenschnelle sicher. Ein unsicherer Charakter hätte vielleicht einen weniger auffälligeren Auftritt gewählt, aber Attila betrat nicht einfach einen Raum, er „eroberte“ ihn. Und er war hier nicht aufgelaufen, um einen netten Nachmittag mit ein paar Chief Operating Officers zu verbringen, er war auf Krawall gebürstet.

Um seine Absichten zu unterstreichen, knallte Attila seine Unterlagen provokant auf das Rednerpult. Es muss nicht extra betont werden, dass es sich dabei nur um zufällig ausgewählte Ordner und Mappen aus der Buchhaltung des Seminarveranstalters handelte, Requisiten sozusagen. Denn die wahre Präsentation und das Know-How waren im Kopf des Redners. Und sicherheitshalber auch auf einem USB-Stick in Form einer Donald-Duck-Figur, deren Näschen munter aufleuchtete, wenn der Stick an einen Computer angeschlossen wurde.

Immerhin verfehlte der Theaterdonner seine Wirkung nicht. Noch in fernen Jahren würde der Veranstalter begeistert davon erzählen, wie rasch sich die Gruppe der hochkarätigen Banker damals hingesetzt und artig auf den Beginn des Vortrages gewartet hatte.

Und sie sollten nicht enttäuscht werden.

Attila der Hunnenkönig und die Banken

Attila der Hunnenkönig erläutert Bankern das Thema Outsourcing
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„Also!“, bellte der Keynote-Speaker ohne auch nur eine Sekunde Zeit zu verlieren in den Raum, „Sie werden mich zwar alle kennen, dennoch möchte ich mich vorstellen und damit gleich im Vorfeld jeden Zweifel ausräumen, wer der Effizienzexperte hier im Saal ist!“

Sein stahlharter Blick wanderte von einer Person im Auditorium zur anderen und blieb an einer Dame mittleren Alters hängen, die, geschmeichelt über die ihr zugewandte Aufmerksamkeit, verlegen kichern musste.

Er ließ die Pause bewusst wirken.

„Ich bin Attila, der Hunne.“

Das Raunen unter den Seminarteilnehmern war vielsagend. Dutzende Augenpaare folgten gebannt jeder Bewegung von Attila, der sich nun anschickte, gleich in medias res zu gehen.

„Was Euch Mitteleuropäern fehlt“, dozierte er, während seine schweren Reiterstiefel beim Auf- und Abgehen hart auf das Parkett knallten, „ist Mobilität. Und glauben Sie mir, ich habe schon einmal in Europa für Mobilität gesorgt, auch wenn das jetzt – offen gesagt – ein Weilchen her ist. So eine kleine Völkerwanderung ab und zu, da ergeben sich ganz neue Perspektiven.“

Die Spannung im Raum war greifbar und Attila zwirbelte andächtig seinen Bart, während er seine Gedanken strukturierte.

„Und neue Perspektiven braucht es, wenn man outsourcen will. Man muss Visionen haben, Probleme überwinden, Chancen nutzen. Auch versteht noch nicht jeder die Segnungen der Verlagerung von Produktionsstätten in Billiglohnländer. Oh nein! Kleingeistige Betriebsräte und vor allem die Kurzsichtigkeit der letztendlich Betroffenen machen einem Anführer das Leben schwer. Der Stratege in uns weiß doch schon lange: Stillstand ist Gift für die Moral der Truppe. Wer sich nicht bewegt, verliert das Momentum und die Initiative. Und das wollen wir doch nicht, oder?“

Andächtiges Kopfnicken bestätigte Attilas Aussagen. Er hatte sich warm geredet und nahm jetzt Fahrt auf. Ein beherzter Druck auf die Fernbedienung des Projektors ließ Donald Duck´s Nase aufleuchten und zauberte aus dem USB Stick eine stark vereinfachte Karte Europas an die Wand. Dicke Pfeile zeigten aus Kerneuropa Richtung Osten und Südosten.

„So ändern sich die Zeiten. Während meiner Sturm- und Drangperiode zeigten die Pfeile noch in die entgegengesetzte Richtung. Wir Hunnen wollten nach Westen, wo wir uns fruchtbare Böden und leichte Beute erwarteten. Aber glauben Sie mir, auch meine Hunnen waren anfangs skeptisch. Sie glauben ja gar nicht, welche Fragen mir gestellt wurden!“

Attila atmete schwer und sogar jetzt konnte man sehen, wie sehr ihm diese negative Einstellung seiner Truppe zu schaffen machte.

„Alle jammerten: Übernehmen wir uns da nicht? Was, wenn wir uns nicht integrieren können? Wie ist überhaupt das Gesundheitssystem im Westen? Wann kann ich dort in Rente gehen? Gibt es da überhaupt veganes Essen? Kann ich meinen Sattel steuerlich absetzen?“

Das Auditorium litt mit dem Vortragenden. Ja, auch sie kannten die nörgelnden Einwände der Outsourcing-Betroffenen und sie konnten sie nicht mehr hören.

„Ich musste meine Leute überzeugen, motivieren. Mit guten Argumenten. Vielleicht auch mit einer starken Hand. Wenn ich mich recht erinnere: besonders mit einer starken Hand.“

Attila war nun bereit für den interaktiven Teil seines Vortrages. Er kniff die Augen noch mehr zusammen, musterte die Reihen seiner Zuhörerschaft und ging energischen Schrittes auf einen älteren Herrn zu, der den Kampf gegen die Ausdünnung seines Haupthaares verloren hatte.

„Sie! Wie argumentieren Sie ein Outsourcing? Sagen wir nach Südosteuropa?“

Erschrocken zuckte der Angesprochene zusammen, nur um dann artig aufzustehen und zu referieren: „Kostensenkung! Wir müssen unsere Kosten senken und die Cost-Income-Ratio verbessern.“

„Richtig.“, sagte Attila, doch er war noch nicht ganz zufrieden. „Aber das ist nur die halbe Miete, oder? Wie erobern wir die Herzen unserer Soldaten?“

„Es geht um die Absicherung der Zukunft des Unternehmens. Weil die Firma ohne Outsourcing nicht wettbewerbsfähig ist und dann pleite geht. Was in der Folge dann alle Arbeitsplätze vernichten würde.“

„Aha, das Totschlag-Argument. Ausgezeichnet! Nicht die feine Klinge, aber effizient. Und was sagen wir, wenn die Ungläubigen mit dem Qualitätsargument kommen und meinen, dass unter massiven Kosteneinsparungen zwangsläufig die Servicequalität leiden muss?“

Nun war sich der Herr mit dem breiten Scheitel bereits seiner Sache sicher: „Dann sage ich ihnen, dass wir ganz einfach deswegen outsourcen müssen, weil unsere Mitbewerber das genauso machen. Besser spät als nie. Es geht um den Standort!“

Erschöpft ließ er sich wieder in den Sessel fallen.

Der Keynote-Speaker wandte sich nun wieder den anderen Zuhörern zu und konnte seine Zufriedenheit nicht verbergen.

„Sehen Sie, so wird ein Schuh draus! Wie ich Ihnen somit zweifelsfrei vermitteln konnte, kann in kurzer Zeit jedermann das Thema Outsourcing einsetzen, um weiter in der Initiative zu bleiben. Natürlich werden Sie es auch mit Querulanten zu tun bekommen. Diese könnten mit volkswirtschaftlich schädlichen Nebeneffekten und Zusatzkosten im Arbeitsmarktbereich argumentieren, aber von solch theoretischem Gewäsch lässt sich ein Stratege nicht irritieren. Bleiben Sie fokussiert! Bleiben Sie auf Kurs!“

Der tosende Applaus der Banker zeigte ihm, dass er wieder den Nerv getroffen hatte. Es war an der Zeit, den anderen Referenten Platz zu machen. Aber die würden ihm wohl nicht das Wasser reichen können.

Attila verbeugte sich kapriziös und verließ den Saal. Ein Denker wie er brauchte nun dringend frische Luft, um richtig durchatmen zu können.

Gleich da vorne ging es auch schon nach draußen, direkt neben dem Seminarraum mit der Ankündigung: „Insourcing – Schadensbegrenzung jetzt!“

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Mehr von unserem Gastautor Michel Lemont gibt es in seinem Buch „Bankers have More Fun“ zu lesen. Garantiert nichts für humorlose Wesen.

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Über den Autor

Michel Lemont

Michel Lemont ist seit mehr als 35 Jahren in Bankenwesen tätig. Er war in verschiedenen Bereichen der Finanzindustrie tätig, unter anderem im Vertrieb, im Marketing und zuletzt im Umfeld des Zahlungsverkehrs. In seinen Aufgabenbereich fallen unter anderem regulatorische Themen, das Management von Zahlungsverkehrs-Infrastrukturen sowie die Arbeit in nationalen und internationalen Gremien im Bereich Payments. Ein besonderes Anliegen sind ihm Innovationen im Bankenbereich und das "Querdenken". Michel Lemont ist Autor des Buches „Bankers have more fun“ und betrachtet das Bankwesen gerne von der humoristischen Seite. Er ist verheiratet und Vater einer Tochter.

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