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Startup-Förderung bei Banken und Sparkassen

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Banken und Sparkassen sind redlich bemüht, ihr müdes Innovationsimage aufzupolieren. Startup-Events wie Hackathons schießen förmlich aus dem Boden. Verbirgt sich dahinter tatsächlich ein Kulturwandel oder ist alles nur PR?

Innovationsförderung durch Banken und Sparkassen

Banken und Sparkassen sind emsig bemüht, mit Startup-Events wie Hackathons Innovationen aufzuspüren.

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„Yeah, yeah!“, rief der CEO einer altehrwürdigen Kommerzbank, als er etwas ungelenk die Bühne des Startup-Events betrat. Gleich würde er die Namen der Glücklichen verkünden, die sich über eine stattliche Summe als Subvention ihres Projektes freuen durften.

Da er sich von den alten, verkorksten Vorstandsvorsitzenden der OId Economy wohltuend absetzen wollte, hatte er auf das Tragen von Schlips und Sakko verzichtet. Wer den denkwürdigen Auftritt von Steve Ballmer als Microsoft Chef in Erinnerung hatte, wusste, wie wichtig es war, authentisch zu bleiben und in die Szene einzutauchen.

„Yeah!“, rief er deswegen noch einmal bekräftigend in das Mikrofon, wenngleich schon etwas außer Atem. Es war anstrengend, jung und hipp zu sein. Hatten FinTechs im Gegensatz zu ihm tatsächlich doch einen längeren Atem?

Doch die bewundernden Blicke der vielen Gründer, die erwartungsfroh auf ihn gerichtet waren, wirkten wie ein Aphrodisiakum auf den gestandenen Finanzexperten. Sie ließen die von den Medien geschürten Gerüchte über die Einfallslosigkeit und Innovationsschwäche bei den Banken verfliegen.

Von wegen Old Economy

„Lass es uns wie bei diesen TV-Formaten machen.“, hatten ihm seine Berater empfohlen. „So wie bei Shark Tank oder wie bei Die Höhle der Löwen. Die FinTechs präsentieren ihre Projekte und du sitzt lässig da und wählst den besten Pitch aus. Und dann übergibst du den Scheck!“

War es bezeichnend, dass man den Gewinnern eines Innovationswettbewerbes im Bereich Bank-Technologie einen überdimensionalen Scheck überreichte? Immerhin war dieser ein weit überkommenes Instrument des Zahlungsverkehrs. Aber für die PR-Abteilung war die Formel klar: CEO + Wettbewerb + Gewinner + Fotografen = Riesenscheck. Yeah!

Sich in Szene setzen

Pressearbeit war das eine, dachte der CEO. Aber, wenn man ganz ehrlich war, die Banken hingen noch immer an der einen oder anderen Verfahrensweise, die möglicherweise – ja, das könnte tatsächlich sein – nicht mehr ganz up to date war. Deswegen ja auch das ganze Brimborium mit dem „Tank der Löwen“, oder wie immer das Zeug auch hieß. Diese Veranstaltung war nicht nur medienwirksam, sondern auch eine gute Möglichkeit, die Entwicklungen in der Startup-Szene im Auge zu behalten. Vor allem jene, die der eigenen Bank vielleicht doch gefährlich werden könnte.

Wie lautete dieses Sprichwort mit dem blinden Huhn und dem Korn? Nicht, dass die Gründer nicht wirklich revolutionäre Ideen gehabt hätten. Da war schon die eine oder andere grandiose Lösung dabei. Nur fehlte eben aus der Sicht des gestandenen Bankers noch das dafür notwendige Problem! Ohne diese fundamentale Voraussetzung – eben der von Kundenstimmen explizit geforderte Veränderungsbedarf – war das Aufsetzen eines Bankprojektes undenkbar. Es war geradezu lachhaft anzunehmen, der Vorstand würde ein Budget bewilligen, ohne regulatorische Vorgabe oder ohne tausendfach geäußerten Kundenwunsch!

Yeah!

Aber Banker sind kreativ, wenn es um ihr Beharrungsvermögen geht und darum, dieses zu verteidigen. Denn ganz tief in ihren Bankerherzen fühlen sie, dass sie – und sie allein – es sind, die wissen, was der Branche gut tut. Wenn Banker ihnen unliebsame Initiativen verlangsamen oder ganz stoppen wollen, steht ihnen ein formidables Mittel der Entschleunigung zur Verfügung. Eine Slow-Motion der Projektumsetzung sozusagen: der Arbeitskreis.

Folgerichtig hatte die Arbeitsgruppe rund um den CEO auch gute Arbeit geleistet und sich auf das am wenigsten kontroverse Projekt als Gewinner des Wettbewerbes geeinigt. Was stets ein Zeichen für maximalen Kompromiss und minimalsten Impact war. Die Zusammenarbeit mit den siegreichen Gründern, die zufälliger Weise auch noch Bankerblut in ihren Genen hatten, würde harmonisch und fruchtvoll sein und leicht zu steuern – by the way.

Hatte der CEO nun schon oft genug „Yeah“ gesagt?

Wer weiß das schon?

FinTech Publicity

Richtig zu Hause würde er sich hier mitten in dem FinTech-Startup-Gründer-Gewusel nie fühlen. Es fehlte ihm die Erhabenheit der machtvollen Organisation! Es fehlten die Hundertschaften von gestandenen IT-Experten, die in stetiger Abhängigkeit zur Bank ihren Fron leisteten und nie nach dem Warum fragten. Die mächtige Administration, die ein Garant dafür war, dass ein Kreditinstitut auch als solches von seinen Mitbewerbern wahrgenommen wird.

Nichts von alledem konnten die bemitleidenswerten Startups vorweisen. Nur grandiose Idee hatten sie. Und für die wollte er sie nun bezahlen.

Ein klein wenig ärgerte sich der CEO doch, als seine PR-Truppe freudig winkend mit dem Riesenscheck die Bühne betrat. War es das monströse Format, das ihn so aufbrachte, oder doch die gewaltige Summe, die gleich den Besitzer wechseln würde? Denn, abgesehen von den Vorstandsvergütungen, war der CEO ein sehr sparsamer Mann, der ungern Geld ausgab.

Nun, letztendlich war der Scheck ein Investment in die Zukunft. Und die Bank benötigte dringend Publicity und ein innovatives Image.

Zwei Fliegen mit einer Klappe

Etwas zögerlich nahm der CEO den Scheck und überreichte diesen dem siegreichen Gründerteam. Tatsächlich es fühlte sich nun gut an, die Jugend zu fördern. Es fühlte sich gut an, zu wissen, dass man das Richtige tat und nebenbei auch noch sicher sein konnte, nicht von einem neuen Mitbewerber kalt erwischt zu werden.

Also sagte der CEO noch ein letztes Mal ganz leise „Oh Yeah!“ und ließ den 5.000 Euro Scheck los.

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Über den Autor

Michel Lemont

Michel Lemont ist seit mehr als 35 Jahren in Bankenwesen tätig. Er war in verschiedenen Bereichen der Finanzindustrie tätig, unter anderem im Vertrieb, im Marketing und zuletzt im Umfeld des Zahlungsverkehrs. In seinen Aufgabenbereich fallen unter anderem regulatorische Themen, das Management von Zahlungsverkehrs-Infrastrukturen sowie die Arbeit in nationalen und internationalen Gremien im Bereich Payments. Ein besonderes Anliegen sind ihm Innovationen im Bankenbereich und das "Querdenken". Michel Lemont ist Autor des Buches „Bankers have more fun“ und betrachtet das Bankwesen gerne von der humoristischen Seite. Er ist verheiratet und Vater einer Tochter.

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