Kurz erklärt: 5 Stärken, die Banken von Sofort-Lieferdiensten lernen können

Beispiele und Erkenntnisse aus der Finanzbranche und der Wissenschaft

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Blitz-Lieferdienste wie Gorillas oder Flink gelten als der Hype des Jahres und denken das Modell von Sofort-Lieferdiensten wie Flaschenpost konsequent weiter. Doch was können Banken von solchen Blitz-Lieferdiensten lernen und für die Finanzbranche adaptieren?

Was Banken und Sparkassen von Blitz-Lieferdiensten lernen können

Was Banken und Sparkassen von Blitz-Lieferdiensten lernen können.

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Die deutschen Blitz-Lieferdienste wie Flink oder Gorillas begeistern ihre Kunden vor allem durch extrem schnelle Lieferungen des Einkaufs in weniger als zehn Minuten. Internationale Vorbilder hierfür sind Getir in der Türkei und GoPuff in den USA. Als Blitz-Lieferdienst gelten generell alle Lieferdienste, die die gewünschte Lieferung in weniger als 30 Minuten liefern. Dies differenziert sie von deutschen Sofort-Lieferdiensten wie beispielsweise. Flaschenpost oder Durstexpress, die den Einkauf innerhalb weniger Stunden liefern. Als weitere Abstufung erfolgt die Unterscheidung in 24h-Lieferdienste wie Amazon und klassische Lieferdienste wie den Lieferdienst von REWE, die in der Regel mehr als 24 Stunden Vorlauf für die Lieferung des Einkaufs benötigen.

Die Blitz-Lieferdienste setzen jetzt ganz neue Maßstäbe in der Geschwindigkeit der Befriedigung von Kundenbedürfnissen und bieten Inspiration für viele neue spannende Ideen weit über den Lebensmittel-Einzelhandel hinaus. Auch die Finanzbranche kann aus den Eigenschaften und Stärken der Blitz-Lieferdienste wertvolle Erkenntnisse ziehen.

Dank Fahrrad: Nachhaltig & höhere Zahl potentieller Fahrer

Zunächst werfen wir einen genaueren Blick auf die beiden bekanntesten Sofort-Lieferdienste Gorillas und Flink, um das dahinter liegende Geschäftsmodell grundsätzlich besser zu verstehen. Gorillas wird derzeit mit über zwei Milliarden Dollar bewertet und gilt als das Startup in Deutschland, das in kürzester Zeit zum Unicorn aufgestiegen ist. Als Unicorn oder Einhorn werden Startups bezeichnet, die mit über 1 Milliarde Dollar bewertet werden. Hierfür hat Gorillas nur wenige Monate benötigt. Flinks aktuelle Bewertung liegt inzwischen bei über 900 Millionen Dollar.

Vom Aufbau der App oder dem Geschäftsmodell ähneln sich die beiden Startups sehr. In beiden Fällen sucht der Kunde über die App seinen Einkauf zusammen und lässt diesen innerhalb von 10 Minuten liefern. Die Lieferung erfolgt bei beiden per Fahrrad. Dies differenziert sie von den großen internationalen Vorbildern Getir (Unternehmensbewertung 7,5 Milliarden Dollar / Lieferung per Motorroller) oder GoPuff (Unternehmensbewertung 15 Milliarden Dollar / Lieferung per Auto).

Trotz Liefergebühr meist billiger als der Spontaneinkauf beim Kiosk nebenan

Für die Lieferung per Fahrrad setzen die Blitz-Lieferdienste anstatt auf ein großes zentrales Warenlager auf viele kleine Mikro-Warenlager, die das jeweilige Stadtviertel in kleinem Umkreis beliefern. Ziel ist, dass jeder Fahrer im Durchschnitt drei Lieferungen pro Stunde schafft. Pro Lieferung fällt bei Flink und Gorillas eine Gebühr von 1,80 Euro an. Die Preise der Ware sind ungefähr auf dem Niveau von Supermärkten wie Edeka oder REWE City. Insbesondere gegenüber Spontaneinkäufen beim nächstgelegenen Kiosk sind somit bereits mittelgroße Bestellungen auch finanziell für die Kunden attraktiv.

Bei den Produkten setzen die Blitz-Lieferdienste auf bekannte A-Marken, da diese nicht nur bei den Kunden besonders beliebt, sondern auch für die Lieferdienste besonders margenträchtig sind. Hierfür nehmen sie aber in Kauf, dass sie in ihren jeweiligen Mikro-Warenlagern nur ein Bruchteil des Sortiments der Lieferdienste von großen Supermarktketten wie Edeka oder REWE anbieten. Der Lieferdienst von REWE hat beispielsweise im Vergleich zu Gorillas die zehnfache Anzahl an Produkten im Sortiment. Trotzdem sehen die großen Supermarkketten in den Blitz-Lieferdiensten durchaus eine Daseinsberechtigung, was man unter anderem darin sieht, dass REWE trotz eigenen Lieferdienst frühzeitig in Flink investiert hat.

5 Stärken von Blitz-Lieferdiensten

Die Blitz-Lieferdienste begeistern durch verschiedene Stärken, die im Folgenden genauer betrachtet werden sollen, um hieraus.  wichtige Erkenntnisse für die Finanzbranche abzuleiten.

Stärke Nummer 1: App statt Supermarkt = Mobile First

Die Blitz-Lieferanten haben die Art und Weise, wie wir Einkaufen, nachhaltig geändert. Durch sie wurde der Einkauf von Lebensmitteln wie Obst, Milchprodukten oder Fleisch per App erstmals massentauglich. Die Nutzung eines Blitz-Lieferdienstes anstatt selbst in den Supermarkt zu gehen, war für viele Erstkunden zunächst etwas exotisch. Sie waren es gewohnt, das beste Obst und Gemüse selbst auszusuchen oder auf Informationen wie das Mindestablaufdatum ihrer Waren zu achten. Sich bei diesen Dingen auf einen fremden Dritten zu verlassen, war für den Großteil der Kunden neu und manchmal  etwas befremdlich.

Durch eine hohe Qualität bei der Warenauswahl sowie eine blitzschnelle Lieferung konnten Gorillas und Flink den Kunden diese Angst schon nach der ersten Lieferung nehmen. Auch eine starke Mundpropaganda von begeisterten Erstkunden konnte viele mögliche Bedenken ausräumen.

Wenn Banken den Gedanken, der hinter dem Verzicht auf Supermärkte steht, konsequent weiterdenken, führt dies einerseits zu einer weiteren Reduzierung der Filialanzahlen und andererseits auf den konsequenten Ausbau des Mobile-Kanals. Denn die deutschen Banken haben derzeit immer noch das Problem, dass viele ihrer Kunden keine Nutzer der eigenen Banking App sind. Neue digitale Innovationen für die App können daher immer nur einen Teil der Bankkunden erreichen, was die Möglichkeiten einer internen Skalierung beschränkt.

Hier haben solche Banken einen riesigen Wettbewerbsnachteil gegenüber Neo-Banken, bei denen jeder Kunde automatisch auch ein App-Nutzer ist. Entsprechend können Neo-Banken einen neuen Service oder ein neues Produkt deutlich einfacher über Push-Nachrichten oder prominenten Platzierungen in der App an die gesamten Kundenschafft kommunizieren. Nur wenn die deutschen Banken konsequent auf den Mobile-Kanal setzen, wird  der derzeit an vielen Stellen vorangetriebene Abbau von Filialen  weniger holprig verlaufen. Erfolgen parallel zum Abbau der Filialen keine großen Investitionen in den Mobile-Kanal, wird dies die Bestandskunden immer weiter in die Arme der Neo-Banken treiben. Denn Gorillas und Flink wären nicht so erfolgreich, wenn sie ohne eigene Supermärkte  keine gleichwertige (!) digitale Alternative angeboten hätten.

Stärke  Nummer 2: Lieferung in 10 Minuten = Pre-Scoring für alle Bank Produkte

Die größte Stärke der Blitz-Lieferdienste ist ihre Geschwindigkeit und damit ihr Markenversprechen, die gewünschte Ware innerhalb von zehn Minuten zu liefern. Doch was können Banken hieraus lernen? Es geht hierbei nicht darum, dass sich Bankkunden eine schnelle Lieferung ihres Bargelds, ihrer Kontoauszüge oder anderer wichtiger Dokumente wünschen. Viel eher gilt es zu verstehen, wie man die blitzschnelle Befriedigung jeglicher Kundenbedürfnisse auf die Finanzbranche übertragen kann.

Bankkunden haben verschiedene Bedürfnisse, von denen viele mit einem individuell passenden Finanzprodukt befriedigt werden können. Das Problem bei der Großzahl der Banken ist jedoch, dass selbst ein theoretisch perfekt zum Kunden passendes Finanzprodukt in der Regel nicht direkt online über die Webseite oder die App abgeschlossen werden kann, sondern zunächst der Ausdruck eines Formulars und häufig auch Prüfung wie beispielsweise Kreditwürdigkeit erforderlich sind. Dies ist besonders tragisch, da durch diese Verzögerungen einige  Kunden ihr Interesse am Abschluss verlieren.

Banken sollten sich daher weniger als reine Service-Unternehmen wahrnehmen und noch stärker wie echte Technologieunternehmen agieren. Technologieunternehmen zeichnen sich insbesondere durch die konsequente Nutzung von Daten aus. Banken sitzen auf einen riesigen Datenschatz, den sie jedoch bisher zu selten gewinnbringend einsetzen konnten. Wenn Banken es schaffen würden, diesen Datenschatz auf Wunsch des Kunden bereits vorab oder auf Knopfdruck für dessen Pre-Scoring für beispielsweise seine notwendige Kreditwürdigkeit für das jeweilige Finanzprodukt zu nutzen, würden bei vielen Kunden ähnliche Begeisterung wie bei den blitzschnellen Lieferungen von Gorillas oder Flink aufkommen. Zahlreiche FinTechs haben vor einigen Jahren im Bereich Pre-Scoring neue Maßstäbe gesetzt und diese müssen nun die deutschen Banken konsequent auf das Pre-Scoring aller ihrer angebotenen Finanzprodukte anwenden.

Stärke Nummer 3: Fahrrad als Verkehrsmittel = Nachhaltigkeit nicht als Selbstzweck

Einen ganz entscheidenden Anteil am Erfolg von Flink und Gorillas hat das Fahrrad als Fortbewegungsmittel. Es ermöglicht eine schnelle Fortbewegung durch die Innenstadt ohne lästige Parkplatzsuche. Die Fahrer benötigen zum Radfahren keine ausgewiesenen Deutschkenntnisse und keinen Führerschein. Zudem ist das Fahrrad bei den Deutschen äußerst beliebt und zahlt auf den aktuellen Trend der Nachhaltigkeit ein. Wichtig ist jedoch, dass die Nachhaltigkeit nicht als Selbstzweck angesehen wird, sondern die Vorteile des Fortbewegungsmittels im Vordergrund stehen.

Im Moment springen viele Banken auf den derzeitigen Nachhaltigkeitstrend auf. Es ist  jedoch zu beachten, dass die größten Nachhaltigkeitsverfechter vermutlich bereits ein Konto bei der GLS Bank oder beim FinTech Tomorrow haben. Hier müssen die Banken überlegen, wen sie genau mit ihren neuen nachhaltigen Finanzprodukten adressieren wollen, und warum sie diese besser als eine GLS oder eine Tomorrow erreichen können. Insbesondere von halbherzigen Umsetzungen sollte Abstand genommen werden, da sonst schnell das Thema Green Washing aufkommen könnte, was die Medien derzeit besonders kritisch betrachten.

Nachhaltiges Wirtschaften bedeutet aber auch ressourcensparend zu agieren. Hier gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten, wie Banken glaubhaft das nachhaltige Image mit der Einsparung von Kosten kombinieren können. Dementsprechend sollten Banken den Fokus vor allem darauflegen, durch die Verringerung des Verbrauchs von  Strom, Gas oder Papier Kosten einzusparen und so gleichzeitig den eigenen CO2-Fußabdruck zu reduzieren. comdirect beispielsweise konnte durch die Einführung papierloser Eröffnungsanträge die Kosten für Porto und Papier massiv senken. Auf der Endkundenseite wird es in der Finanzbranche voraussichtlich spannende Produktentwicklungen geben.

Die Resonanz der Kunden auf die bisher existierenden nachhaltigen Finanzprodukte ist eher noch verhalten. Häufig haben die Kunden entweder den Nachhaltigkeitsaspekt der Produkte für zu gering wahrgenommen, hierdurch waren ihnen diese Produkte nicht nachhaltig genug. Eine ähnlich große Kundengruppe hat den Nachhaltigkeitsaspekt für die Lösung ihres eigentlichen Kundenproblems als nicht relevant genug wahrgenommen, hierdurch wäre ihr Problem auch ohne Nachhaltigkeit genauso gut und häufig für den Kunden günstiger gelöst werden können. Zukünftige Finanzprodukte Im Bereich Nachhaltigkeit werden die Kunden in dieser Verknüpfung mehr überzeugen müssen.

Stärke Nummer 4: Mini-Warenlager = Embedded Financial Services

Eine weitere große Stärke der Blitz-Lieferdienste sind die vielen kleinen Mini-Warenlager, mit denen sie in einen kleinen Umkreis eine Großzahl an Kunden erreichen können. Die Ableitung für die Finanzbranche ist hierfür besonders interessant. Denn dies bedeutet nicht zwingend, dass die Banken viele kleine Mini-Filialen in Einkaufszentren und an ähnlichen Orten eröffnen sollen. Wenngleich die mBank in Polen bereits bewiesen hat, dass dies im Vergleich zur klassischen Filialstruktur einer deutschen Bank eine deutlich effizientere Herangehensweise ist. Viel eher wird es darauf ankommen, dass die Bank dorthin geht, wo der Kunde bereits ist. In der analogen Welt bedeutet dies, dass Kunden noch häufiger in Supermärkten Geld abheben werden.

Doch was folgt daraus für die digitale Welt? Hier sollten die Banken frühzeitig auf den Zug der Embedded Financial Services aufspringen. Unter Embedded Financial Services versteht man Bankprodukte, die im Frontend von Nicht-Banken angeboten werden. Hierdurch kann jedes digitale Unternehmen zu einem Fintech werden. Die Banken übernehmen die Regulatorik und die Kreditprozesse im Hintergrund, während beispielsweise Lifestyle-Portale im Frontend ein schönes UX-Design zur Verfügung stellen.

Das Gute hierbei ist, dass die Kunden in der Regel auf Webseiten von Nicht-Banken wie Lifestyle- oder Shopping-Portalen deutlich mehr Zeit als in der Banking App verbringen und eine größere Bereitschaft für den Abschluss eines Kreditproduktes mitbringen. Denn der Kunde wird im letzten Schritt seines Kaufprozesses zur richtigen Zeit, am richtigen Ort und mit dem richtigen Produkt angesprochen. Er hat sich bereits seine Lieblingsware in seinem Online-Shop seines Vertrauens ausgesucht, weiß wie viel der Einkauf kosten wird und kann sich nun entscheiden, wie er diesen finanzieren möchte. Von einer Zusammenarbeit profitieren dann wiederum alle drei Parteien: Der Kunde, weil er einen nahtlosen Übergang bei der Bezahlmethode im Rahmen seines Shoppingerlebnisses hat, das Lifestyle/Shopping-Portal, da es einen zufriedenen Kunden hat und der Kunde, der durch beispielsweise Finanzierungsangebote wie Buy-Now-Pay-Later oder eine Null-Prozent- Finanzierung seinen Warenkorb vergrößern kann und natürlich  die Bank, die ein entsprechendes Finanzprodukt verkauft.

Stärke Nummer 5: Erfolgreiches Geschäftsmodell von Getir & GoPuff = Hypes aus dem Ausland adaptieren

Die deutschen Blitz-Lieferanten haben erfolgreiche Geschäftsmodelle aus dem Ausland adaptiert und an den deutschen Lebensmitteleinzelhandel angepasst. Der Gorillas-Gründer Kagan Sümer hat jahrelang in Istanbul gelebt und  seine Unternehmensidee für Deutschland auf Basis von Vorbildern in der Türkei entwickelt. Hierbei hat er genau wie die Flink-Gründer den richtigen Zeitpunkt für eine Markteinführung in Deutschland erkannt, welcher bekanntlich deutlich später als die Gründungsjahre 2013 von Getir in der Türkei und 2015 von GoPuff in den USA war.

Doch was können die deutschen Banken lernen? Es geht darum, dass man die Hypes aus dem Ausland nicht nur wie die meisten deutschen Banken beobachtet, sondern auch zum richtigen Zeitpunkt adaptiert. Der große Erfolg von Robin Hood in den USA hatte den derzeitigen Hype um die Neo-Broker in Deutschland bereits frühzeitig angekündigt. Trotzdem waren die meisten Banken dann aber von deren Erfolg überrascht. Selbiges gilt auch für den Bitcoin Hype, den ebenfalls eine Großzahl der Banken verschlafen hat. Bei comdirect setzen wir daher konsequent auf die Kombination aus unserem Innovation Radar und der comdirect Startup Garage. Mit dem Innovationsradar werden die weltweiten Innovationstrends täglich beobachtet und nach Relevanz bewertet. Ergänzend hierzu suchen wir für die Topthemen des Innovationsradars mit der comdirect Startup Garage passende Startups für gemeinsame Kooperationen. Wichtig ist, bei der Suche nach spannenden Innovationstrends den Blick nicht nur in den Westen, in die USA zu richten, sondern ihn auch in den nahen und fernen Osten (Türkei, Israel, Asien) schweifen zu lassen.

Im Mobile Bereich setzen die asiatischen Apps seit Jahren neue Maßstäbe. So gilt WeChat schon seit längerem als großes Vorbild für die nächsten Entwicklungsstufen von Messenger-Apps wie WhatsApp und Facebook Messenger. Auch im Bereich Fintech gibt es dort sehr spannende Lösungen, weshalb wir bei comdirect unseren Austausch mit dem Singapur Fintech Festival intensiviert haben. Das Singapur Fintech Festival gilt als eines der größten und wichtigsten Fintech Festivals der Welt. Israel entwickelt seit einigen Jahren viele neue Fintech Ideen und sehr wahrscheinlich werden in den kommenden fünf Jahren einige spannende Lösungen in der Türkei entwickelt.

Für den in Deutschland sehr beliebten Fahrdienst Moia dienten beispielsweise die Dolmus Busse in der Türkei und ähnliche Lösungen aus Asien als Inspiration. Laut einer Studie von KPMG Türkei erhalten türkische Startups aus den Bereichen Gaming, Lieferdienste, Logistik und Fintech die größten Finanzierungsrunden. Insbesondere auf die Fintech Lösungen sollten die deutschen Banken gespannt sein. Die Türkische Bevölkerung in Großstädten wie Istanbul oder Izmir gilt zudem als besonders online-, mobile- und trendaffin. Häufig werden dortige Trends kurze Zeit später von der türkischsprachigen Community in Deutschland übernommen. Ein Markteintritt in Deutschland wird hier durch die tief verwurzelten wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen zwischen der Türkei und Deutschland erleichtert. Hinzu kommt, dass es nach aktuellen Schätzungen 1,4 Millionen Menschen mit türkischer Staatsangehörigkeit sowie weitere 1,6 Millionen Deutsche mit türkischem Migrationshintergrund in Deutschland leben. Hierdurch sind häufig die angesagtesten Marken und Brands aus der Türkei bereits bekannt und auch gibt es bei diesen Zielgruppen geringere kulturelle und sprachliche Barrieren. Je intensiver sich die deutschen Banken mit Innovationstrends im Ausland beschäftigen und hier  frühzeitig Kooperationen mit  jungen FinTechs eingehen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie auch vom nächsten großen FinTech Hype profitieren.

Fazit: Lernen von anderen Branchen

Bei der Adaption aller fünf genannten Stärken der Blitz-Lieferdienste auf die Finanzbranche könnten die Banken ihre Marktposition stärken, den Umsatz und die Kundenzufriedenheit erhöhen und große Schritte in Richtung Innovationsführerschaft gehen. Denn es gilt noch immer, dass man auch viel von den besten aus anderen Branchen lernen kann. Dabei gilt grundsätzlich: Wer aufhört sich zu verbessern, fängt an schlecht zu werden.

Über den Autor

Pidder Seidl

Pidder Seidl ist Head of comdirect Startup Garage und arbeitet bei der comdirect bank im Innovationmanagement und Business Development. Vor seiner Zeit bei der comdirect bank hatte er sein eigenes Startup gegründet und war als selbstständiger Unternehmensberater tätig

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