Ave Cäsar, die Todgeweihten grüßen Dich!

Kampf der Banken-Gladiatoren gegen den Untergang

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Banking mit einem Augenzwinkern

Lustiges, Humorvolles und mitunter auch Nachdenkliches für Banker
© Shutterstock

Sind Banken dem Untergang geweiht? Zumindest hört man auch von der Bundesbank, dass eine Flurbereinigung nicht auszuschließen wäre. Kein Wunder also, dass selbst Cäsar bereit für ihren Kampf in der Arena ist.

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Julius hatte in seiner Loge in der Arena Platz genommen und freute sich auf einen angenehmen Tag. Die Sonne stand hoch am Himmel, die Getreidepreise waren gefallen und die Germanen hatten beschlossen, dieses Jahr in den Monaten Juli und August auf Urlaub zu fahren und zu entspannen. Ein Brauch, der Jahrtausende überdauern sollte, aber das wusste Julius zu dieser Zeit noch nicht.

Es war ein friedlicher Moment, der geradezu nach massentauglicher Erbauung schrie. Die Zuschauerränge waren gut gefüllt mit emotional geladenen Bürgerinnen und Bürgern, die nach den Strapazen des täglichen Broterwerbes ein wenig Zerstreuung suchten. Eine seltsame Spannung lag in der Luft.

„Also, Jochenius,“ sprach Cäsar zu seinem Zeremonienmeister, der geschäftig tat und irgendwelchen Leuten Anweisungen gab, „was steht heute an?“

„Gladiatorenkämpfe, oh Du mein Cäsar!“, die Verbeugung von Jochenius war zugleich anbiedernd und doch ein wenig elegant. „Eine Sondervorstellung, extra für Dich.“

„Ist ja klar, für wen den sonst?“ Cäsar war es gewohnt, im Mittelpunkt zu stehen. Vor allem in der Arena, wo er die Huldigung der Bevölkerung entgegennehmen konnte. Julius hatte ein feines Näschen für die Stimmung im Volk und er wusste, wie er seine Beliebtheitswerte in die Höhe treiben konnte. Nur immer so um die Iden des März, da war er jedes Jahr ein klein wenig verschnupft und drang nicht so zu seinem Volke durch, doch was sollte ihm schon passieren, einem Diktator?

Eine beiläufige Handbewegung von Cäsar zeigte Jochenius an, dass es an der Zeit war, mit dem Programm fortzufahren.

Knarrend öffneten sich die schweren Türen zu den Katakomben der Arena und neben den schwerbewaffneten Gladiatoren betrat auch ein Grüppchen weniger muskulöser Kämpfer den Schauplatz.

Bronzestatue von Cäsar in Rom

„Ave Caesar, morituri te salutant” (Heil Dir Cäsar, die Todgeweihten grüßten Dich) ist im Volksmund bekannt als Gruß der Gladiatoren beim Betreten der Arena.
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„Ave Caesar, morituri te salutant.“, stotterten sie, sich sichtlich unwohl fühlend.

Julius war nicht begeistert.

„Das sind aber keine besonders geeigneten Gegner für die Gladiatoren, Jochenius! Was haben wir denn heute? Den billigen Freitag?“

„Ich bin untröstlich, oh Du mein Alleinherrscher! Natürlich hast Du völlig recht, das sind keine würdigen Gegner für die Elite unserer Gladiatoren.“

Julius nickte zustimmend.

„Aber,“ Jochenius zögerte eine Sekunde, abwartend, ob sein kecker Widerspruch sofort bestraft werden würde, was nicht der Fall war, „aber, Cäsar, heute haben wir diese Galavorstellung auf speziellen Wunsch des Volkes von Rom.“

Cäsar kratzte sich bedächtig das bartlose Kinn. Ja, wenn das so war. Es handelte sich quasi um ein Wunschkonzert. Na, dann war ja alles in Ordnung.

„Nun gut, auch wenn es optisch keine allzu große Erbauung sein wird, wenn diese untrainierten Verurteilten sich dem Kampfe stellen: mein Volk will es, so soll es geschehen. Wer sind denn diese Leutchen?“

„Es sind Banker, oh Du mein Diktator!“

Cäsar war etwas irritiert. „Wie, Banker? Was haben die Unglücklichen verbrochen, dass die Meute – äh die noble Bürgerschaft von Rom – sie in der Arena sehen will?“

„Nun, es scheint, die Zunft ist beim Volke in Ungnade gefallen. So mancher fragt sich, ob sie einen sinnvollen Beitrag zum Gemeinwohl leisten. Und mal ganz ehrlich: seit dem Immobilienskandal und dem letzten Börsencrash gingen die Beliebtheitswerte der Banker in den Keller.“ Der Zeremonienmeister machte eine theatralische Geste und deutete auf den Boden um zu zeigen, wie tief die Banker in der Gunst der Menschen gefallen waren.

So ganz wohl war Cäsar jedoch nicht bei der Sache. Er rutschte nervös auf seinem ausladenden Stuhl hin und her. Wer würde sich in Zukunft um seine Altersvorsorge kümmern? Ja, auch Diktatoren brauchen eine Absicherung für die Zeit nach der Karriere! Wer würde den ganzen Papierkram erledigen, wenn man wieder mal mit den Nubiern Handel trieb und diese auf ein Akkreditivgeschäft bestehen würden? Wer würde Julius Geld leihen, ohne Wucherzinsen zu verlangen? Und wer den ganzen Zahlungsverkehr mit Gott und der ganzen bis jetzt bekannten Welt abwickeln? Nein, Cäsar musste einschreiten.

„Jochenius, bei aller Liebe, aber so geht das nicht. Wir können doch nicht einen ganzen Berufsstand in der Arena den Gladiatoren vorwerfen. Wer kommt als Nächstes dran? Die Second-Hand-Pferdeverkäufer? Die Winkeladvokaten? Die Parkraumbewirtschafter? Die Steuereintreiber?“

Julius machte eine effektvolle Pause, um seine Worte wirken zu lassen.

Jochenius fühlte sich zunehmend unwohl. Auf der einen Seite war da der klare Wunsch der Römerinnen und Römer, die nach Blut schrien, andererseits äußerte Cäsar seine Bedenken. Was tun, beim Jupiter? Der Zeremonienmeister wusste, dass Vorsicht angebracht war und er nicht zwischen die Fronten geraten durfte.

„Niemand hatte je so Recht wie Du, mein Diktator! Doch siehe da: sogar eine bekannte Stammesfürstin der Germanen namens Angela hat gemeint, dass die Banken Europas zu schwach sind. Wenn gar die Barbaren ihre Banker den wilden Tieren zum Fraße vorwerfen, dann ist es für eine zivilisierte Gesellschaft wie die unsere doch nur würdig und recht.“

Zwei Gladiatoren im Kampf

Kampf der Gladiatoren
© Shutterstock

Jochenius Stimme war nun vertraulich leise geworden und er neigte sich dicht an Cäsars Ohr: „Und nicht zu vergessen, da sind auch noch die aktuellen Umfragewerte: die Branche ist nun mal unbeliebt. Und bedenke, Cäsar, es gibt schlicht und einfach zu viele Banker! Dieser Meinung sind sogar die Chefs der Notenbanken. Die Spiele sind quasi eine Strukturbereinigung, eine Beihilfe zum Gesundschrumpfen der Kreditwirtschaft.“

So hatte das Cäsar noch nicht betrachtet. Die Argumentation hatte schon etwas für sich. Machen wir uns nichts vor: wenn selbst die Barbaren das Problem erkannt hatten, war es höchste Zeit für Rom, Angelas Meinung zu teilen. Zum Wohle Roms und auch ein klein wenig zum Wohle von Cäsars Beliebtheitswerten.

Julius Näschen funktionierte wieder prächtig, als er die Spiele für eröffnet erklärte!

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Über den Autor

Michel Lemont

Michel Lemont ist seit mehr als 35 Jahren in Bankenwesen tätig. Er war in verschiedenen Bereichen der Finanzindustrie tätig, unter anderem im Vertrieb, im Marketing und zuletzt im Umfeld des Zahlungsverkehrs. In seinen Aufgabenbereich fallen unter anderem regulatorische Themen, das Management von Zahlungsverkehrs-Infrastrukturen sowie die Arbeit in nationalen und internationalen Gremien im Bereich Payments. Ein besonderes Anliegen sind ihm Innovationen im Bankenbereich und das "Querdenken". Michel Lemont ist Autor des Buches „Bankers have more fun“ und betrachtet das Bankwesen gerne von der humoristischen Seite. Er ist verheiratet und Vater einer Tochter.

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