Der Wettbewerb um die besten FinTech-Köpfe nimmt zu

Finanzplatz Hamburg im Vergleich zu anderen Städten

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Die Digitalisierung hat die Finanzwirtschaft fest im Griff. Das hat Auswirkungen auf Mitarbeiter und Personalpolitik. Am Beispiel Hamburgs werden die veränderten Anforderungen für den Bankensektor deutlich.

Wettbewerb um das beste Personal zwischen Banken und FinTechs

Im Zuge der Digitalisierung steigt der Wettbewerb um die besten Mitarbeiter zwischen Banken und FinTechs.

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Die Finanzwirtschaft befindet sich in einem strukturell-technologischen Wandel. Wichtige Trends werden durch immer effizientere Informations- und Kommunikationstechniken bestimmt, die zum einen zu veränderten internen Arbeitsabläufen führen und zum anderen zu neuen Kommunikationsstrukturen mit Kunden. Durch die fortschreitende Digitalisierung nimmt die Bedeutung von digitalen Finanzprodukten und -dienstleistungen kontinuierlich zu.

Technologisierung verändert Personalbedarf der Banken

Dies betrifft einerseits den klassischen Bankensektor, der nicht den Anschluss verlieren will. Andererseits entstehen durch FinTechs neue Möglichkeiten durch Innovationen im Rahmen der digitalen Finanzwirtschaft. Symbolhaft für die wachsende gesamtwirtschaftliche Bedeutung der FinTech-Unternehmen ist die Aufnahme des Zahlungsdienstleisters Wirecard in den DAX, wofür die Commerzbank AG ihre Position im deutschen Leitindex verloren hat.

Der Trend zur Technologisierung der Finanzwirtschaft verändert auch die Anforderungen an die Arbeitskräfte. Innerhalb der Branche dürfte der Bedarf an IT-Fachkräften zukünftig wesentlich zunehmen. Damit könnten erhebliche Synergiepotenziale einhergehen, zugleich ist jedoch ein Mangel und ein Wettbewerb um die IT-Spezialisten zu erwarten. Aber wie sind die deutschen Finanzstandorte im Zukunftsfeld der IT- und Informationsdienstleistungen und allgemein in der Finanzwirtschaft im Besonderen aufgestellt? Hamburg bietet dafür ein gutes Beispiel.

Hamburg ist ein wichtiger Finanzstandort

Die Hamburger Wirtschaft hat durch den Hafen und die hohe Industriedichte wirtschaftsstrukturelle Besonderheiten. Somit steht die Finanzwirtschaft in der Regel nicht im Mittelpunkt des regionalen wirtschaftspolitischen Interesses. Dennoch hat die Branche für die Hansestadt eine sehr hohe Bedeutung, da sie nicht nur selbst für Wertschöpfung und Beschäftigung sorgt, sondern auch wichtige Dienstleistungen für andere Branchen bereitstellt.

Im Jahr 2016 erwirtschafteten die Hamburger Finanz- und Versicherungsdienstleister der amtlichen Statistik zufolge eine Wertschöpfung von etwa 5,5 Milliarden Euro und hatten damit einen Anteil von 5,5 Prozent an der gesamten Wertschöpfung der Hansestadt. Gleichzeitig waren die Unternehmen der Finanz- und Versicherungsdienstleistungen laut der Bundesagentur für Arbeit im Juni 2017 Arbeitgeber von über 45.500 Personen.

Differenziert man die Beschäftigung nach Berufen, so zeigt sich, wie groß die Anzahl und der Anteil der Beschäftigten in den für die Finanzwirtschaft relevanten Berufsfeldern in Hamburg im Vergleich zu anderen deutschen Städten und dem Bundesdurchschnitt ausfällt.

Die Grafik stellt die Anteile der Beschäftigten in Informatik- und anderen Informations- und Kommunikationstechnikberufen, kurz IKT-Berufe, dar sowie in Finanzdienstleistungen, im Rechnungswesen und der Steuerberatung.

Vergleich der Beschäftigen an deutschen Finanzplätzen

Beschäftigte und Beschäftigungsanteile von ausgewählten Berufsfeldern an deutschen Finanzplätzen.

Hamburg: Zentrum für FinTechs

Bei der Standortwahl von FinTechs wird die Verfügbarkeit von Arbeitskräften ein wesentliches Kriterium sein. Hier ist Hamburg relativ gut positioniert. Nur München und Berlin haben mehr IT-Spezialisten als die Hansestadt, und auch die Finanzbranche steht in Hamburg gut da. Somit bestehen gute Voraussetzungen, um den Wandel in der Finanzwirtschaft zu meistern und aktiv mitzugestalten. Hier sind nur Frankfurt und München besser positioniert.

Betrachtet man die relative Bedeutung der beiden Branchen, so zeigt sich, dass in Hamburg durchaus Wachstumspotenziale bestehen. Bisher arbeiten hier nur 4,0 Prozent der Beschäftigten in Informatik- und anderen IKT-Berufen und 6,4 Prozent in der Finanzbranche.

Wettbewerb um die besten Köpfe nimmt zu

Die zukünftig zu erwartenden Nachfrageanstiege nach Informatikern und anderen technischen Berufen werden dazu führen, dass der Wettbewerb um die besten Köpfe zwischen den deutschen Metropolen sowie ausländischen Standorten zunimmt. Die Digitalisierung der Finanzwirtschaft durch FinTech-Unternehmen verstärkt diesen Trend.

Bereits heute gibt es der Initiative FinTech Hamburg zufolge in der Stadt 44 Unternehmen in diesem Bereich und damit fast genauso viele wie Banken (50). Hamburg ist einer der vier führenden Standorte der FinTech-Szene in Deutschland und in diesem Bereich hervorragend aufgestellt. Durch die überdurchschnittliche Konzentration von FinTechs bietet die Digitalisierung daher insbesondere für die Hansestadt die Chance, ihre Position in der Finanzwirtschaft weiter zu stärken und auszubauen. Eine wichtige Voraussetzung hierfür ist die ausreichende Verfügbarkeit von Fachkräften, die beispielsweise durch gezielte Ausbildungsprogramme gefördert werden kann.


Dr. Mark-Oliver Teuber, Economic Trends Research

Dr. Mark-Oliver Teuber

Dr. Mark-Oliver Teuber ist Koautor des Beitrags. Er arbeitet im Bereich der Regional- und Stadtökonomie, des ökonomischen Strukturwandels und der europäischen Integration. Er studierte Volkswirtschaftslehre an der Universität Hamburg und war wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) und Forschungsstipendiat der Edmund Siemers-Stiftung und promovierte an Helmut-Schmidt-Universität.

Über den Autor

Prof. Dr. Michael Bräuninger

Prof. Dr. Michael Bräuninger ist Leiter von Economic Trends Research und Professor an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg. Sein Forschungsbereich umfasst konjunkturelle und langfristige wirtschaftliche Analysen. Er studierte Volkswirtschaftslehre an den Universitäten Münster, Edinburgh und Hamburg und war u.a. am Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Institut (HWWI) tätig.

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