Unternehmen suchen Balance zwischen Resilienz und Transformation

Portfolio-Management in unsicheren Zeiten

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Eine aktuelle Studie zeigt: Für nachhaltigen Erfolg und Wachstum müssen sich Unternehmen an die Mischung aus Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität – kurz VUCA genannt – anpassen und ihre strategischen Ansätze entsprechend überarbeiten

Aktuelle Trends, Studien und Research über Strategie und Management

Gerade in Zeiten der Veränderung, der sinkenden Erträge und steigenden Kosten kommt es auf eine durchdachte und nachhaltige Strategie an. Im Bank Blog finden Sie aktuelle Studien und Trends zu den Themen Strategie und Management.

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Klimawandel, Ukraine-Krieg, hohe Inflation, steigende Zinsen – die Liste der aktuellen Krisen ist lang. In einer Zeit, in der sich Krisen überschneiden, stehen Unternehmen vor der Aufgabe, besser mit ihnen umzugehen und ihr Kerngeschäft kontinuierlich widerstandsfähiger zu gestalten. Gleichzeitig wächst die Erkenntnis, dass Volatilität ein zweischneidiges Schwert ist: Einerseits birgt sie Risiken und bedroht das Überleben eines Unternehmens, andererseits eröffnet sie auch Chancen und wirkt als Katalysator für bedeutende Veränderungen.

Vor diesem Hintergrund hat PwC Deutschland für eine Studie in Kooperation mit der TU Darmstadt 200 Verantwortliche aus Vorständen, Strategie- und M&A-Abteilungen von Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt, wie die Reaktionen aussehen und welche Anpassungen vorgenommen werden.

Moderater Optimismus bei Unternehmen

In einem Marktumfeld, das von hoher Unsicherheit geprägt ist, erwarten 55 Prozent der Befragten, dass die Unsicherheiten in den kommenden fünf Jahren weiter zunehmen werden. Besonders Preisrisiken (80 Prozent), Lieferkettenrisiken (77 Prozent) und das Risiko wirtschaftlicher Unsicherheiten und Krisen (70 Prozent) bereiten den Entscheidungsträgern Sorgen. Die Verknüpfung dieser Risiken und ihre kumulative Wirkung als „Polykrise“ werden zunehmend erkannt.

Dennoch sind 46 Prozent der Befragten optimistisch hinsichtlich der Marktattraktivität und der Wachstumschancen in ihrem eigenen Geschäftsfeld in den kommenden fünf Jahren. Dies verdeutlicht, dass Volatilität nicht mehr nur als Bedrohung wahrgenommen wird, sondern auch als Katalysator für Transformation.

Balance zwischen Transformation und Resilienz

In unsicheren Zeiten ist es entscheidend für den Erfolg eines Unternehmens, die richtige Balance zwischen Transformation und Resilienz zu finden. Unternehmen müssen sich in Krisenzeiten auf Maßnahmen konzentrieren, die das Kerngeschäft absichern, da dies die Grundlage für jede Transformation bildet. Gleichzeitig dürfen sie jedoch nicht aus den Augen verlieren, wie wichtig es ist, sich schnell an neue Marktbedingungen anzupassen und sich bietende Chancen zur Transformation konsequent zu nutzen.

Um festzustellen, ob Unternehmen bei ihrer Portfoliosteuerung eher auf Erhalt oder Veränderung setzen, wurden die Führungskräfte nach den wichtigsten Kriterien für den Prozess der Strategieentwicklung befragt. Dabei wurden Kriterien wie Flexibilität, Geschwindigkeit und Risikooptimierung, die eher auf eine Transformation („Adapter“-Ansatz) abzielen, häufiger genannt als Eigenschaften wie Stabilität, Detailorientierung und Gewinnoptimierung, die auf ein Weiter-so („Preserver“-Ansatz) ausgerichtet sind. Der strategische Ansatz des „Adapters“, der sich flexibel an verändernde Marktbedingungen anpasst, wird von 58 Prozent bevorzugt. Nur 42 Prozent der Befragten verfolgen den Ansatz des „Preservers“, der bestehende Strukturen optimiert und Potenziale zur Effizienzsteigerung nutzt.

Unternehmen setzen auf organische Maßnahmen

Die Veränderungsgeschwindigkeit bleibt weiterhin hoch, da die Befragten große Anpassungen bei den Einkommensquellen in ihrem Kerngeschäft erwarten. 44 Prozent der Entscheidungsträger gehen davon aus, dass sich die Umsatzquellen im Kerngeschäft in den nächsten fünf Jahren um mindestens 20 Prozent verändern werden. 55 Prozent der Unternehmen geben zudem an, in den kommenden zwölf Monaten mit einer hohen Wahrscheinlichkeit Anpassungen in ihrem Geschäftsbereichs-Portfolio vorzunehmen.

Um ihre strategischen Ziele zu erreichen, legen die Befragten dabei vor allem Wert auf organische Maßnahmen. Als wichtigste Maßnahmen für die nächsten fünf Jahre nennen sie Programme zur Nachhaltigkeit (72 Prozent) und zum Wachstum (71 Prozent), sowie Restrukturierung und Kostenreduktion (66 Prozent).

Hingegen erhalten anorganische Maßnahmen, die in dynamischen Märkten aufgrund ihrer Geschwindigkeit und Wirkung Vorteile bieten, nicht genügend Aufmerksamkeit. Unternehmenszukäufe stehen beispielsweise nur bei 44 Prozent der Entscheidungsträger auf der Liste, während Carve-outs sogar nur von elf Prozent in Betracht gezogen werden.

Defizite bei der Umsetzung

Immer wenn das Marktumfeld komplexer wird, gewinnen starke strategische Strukturen und Prozesse an Bedeutung, um fundierte Portfolioentscheidungen in unsicheren Zeiten zu treffen. Allerdings haben nur 29 Prozent der Befragten einen vollständig implementierten strategischen Ansatz für das Portfoliomanagement. Dies ist ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu den Vorjahren (2020: 47 Prozent; 2022: 38 Prozent). 35 Prozent haben diesen Ansatz zumindest teilweise umgesetzt, während 33 Prozent überhaupt keinen strategischen Portfolio-Management-Ansatz haben.

Letztendlich hängt die Effektivität eines Portfolio-Management-Ansatzes von den definierten Maßnahmen und ihrer Umsetzung ab. In Bezug auf die konsequente und zeitnahe Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen besteht jedoch eine erhebliche Kluft: Lediglich sieben Prozent der Befragten geben an, dass sie Geschäftseinheiten konsequent und zeitnah verkaufen würden, wenn eine Analyse zeigt, dass sie nicht mehr zum Kerngeschäft gehören. 34 Prozent würden den Verkauf nur bei günstigen Marktbedingungen in Betracht ziehen.

Diese Zahlen verdeutlichen, dass es noch erhebliche Defizite gibt, die es Unternehmen erschweren, bewusste Portfolioentscheidungen unter unsicheren Marktbedingungen zu treffen. Viele Unternehmen konzentrieren sich derzeit auf kurzfristige operative Verbesserungen und geringfügige Anpassungen im Portfolio, die jedoch oft weder langfristig geplant sind noch auf objektiven Kriterien basieren.

Die Studie „Portfolio Management Study 2023“ können Sie hier herunterladen.


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Über den Autor

Dr. Hansjörg Leichsenring

Dr. Hansjörg Leichsenring ist Herausgeber des Bank Blogs und der Finanzbranche seit über 30 Jahren beruflich verbunden. Nach Banklehre und Studium arbeitete er in verschiedenen Positionen, u.a. als Direktor bei der Deutschen Bank, als Vorstand einer Sparkasse und als Geschäftsführer eines Online Brokers. Als Experte für Strategien in den Bereichen Digitalisierung, Innovation und Vertrieb ist er gefragter Referent und Moderator bei internen und externen Veranstaltungen im In- und Ausland.

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