Wie Startup-Investments Großbanken wettbewerbsfähig machen

Zukunftssicherung in traditionellen Banken

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Banken wollen Ertragsquellen erschließen sowie Kosten einsparen und investieren dazu immense Summen in die digitale Transformation, um das Geschäftsmodell zukunftssicher zu gestalten. Eine Möglichkeit stellen hierbei Kooperationen mit FinTechs dar.

FinTech-Kooperationen zur Zukunftssicherung in Banken

Kooperationen mit FinTechs können zur Zukunftssicherung der Banken beitragen.

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Zahlreiche Experten vergleichen den Wandel des heutigen Bankenumfeldes und der Musikindustriebranche zu Beginn der 2000er-Jahre. Die Musikbranche hat sich zu einem digitalen Verkaufsmarkt entwickelt. Die Bankenbranche ist noch mitten in einem anhaltenden Veränderungsprozess, welcher von Kosteneinsparungsmaßnahmen sowie von Digitalisierungsinitiativen geprägt ist.

Unter anderem aufgrund der anhaltenden Niedrigzinsphase sind Banken darauf bedacht, weitere Ertragsquellen zu erschließen sowie Kosten einzusparen. Aufgrund dessen werden immense Summen in die digitale Transformation investiert, um das Geschäftsmodell zukunftssicher zu gestalten. Eine Möglichkeit stellen hierbei Kooperationen mit FinTechs dar.

Marktveränderungen und Kundenbedürfnisse

Im Zuge der Transformation werden immer weitere Geschäftsbereiche bzw. -prozesse automatisiert und digitalisiert. Ein Auslöser hierfür sind finanztechnologische Unternehmen. Die sogenannten FinTechs haben schnelle und intuitiv bedienbaren Prozesse.

Die Abwicklung von Finanzdienstleistungen geschieht dabei schnell und jederzeit. Folglich erfreuen sich FinTechs großer Beliebtheit bei jungen Verbrauchern. So stieg die Anzahl der FinTechs in den vergangenen Jahren stetig.

Geschäftsbereiche und Kooperationsmöglichkeiten

Während sich FinTechs zu Beginn ausschließlich auf das Privatkundengeschäft fokussierten, werden auch immer komplexere Themenbereiche wie beispielsweise in der Anlageberatung oder im Firmenkundengeschäft abgedeckt. Nach wie vor stellt der Zahlungsverkehr ein Paradebeispiel dar, welches Disruptionspotential von FinTechs auf traditionelle Prozesse ausgeht. Betrachtet man zum Beispiel PayPal, welches am Beginn der Firmengründung definitiv als FinTech einzustufen war, nimmt dieses Unternehmen aktuell einen Großteil des Marktanteils an der Zahlungsverkehrsbranche ein.

Anhand dieses Praxisbeispiels wird ersichtlich, dass Banken die Potentiale ihre Konkurrenten sowie deren Geschäftsmodelle ernst nehmen müssen. Ein Baustein wie Banken ihre langfristige Unternehmensexistenz sicherstellen können, stellen Kooperationen mit FinTechs dar.

Die angesprochenen Kooperationen lassen sich vor allem in zwei Bereiche unterteilen. Einerseits eine Unternehmensübernahme durch die das FinTech rechtlich in die jeweilige Bank übergeht. Andererseits kann eine Bank auf das Knowhow der FinTechs durch White Labeling-Lösungen oder durch Inkubatoren zurückgreifen. Während bei dem White Label Ansatz die Bank auf ein Produkt bzw. eine Dienstleistung der jeweiligen FinTechs zurückgreift und dieses im eigenen Namen anbietet, erfolgt im Inkubator eine enge Zusammenarbeit beider Akteure. Durch diese Zusammenarbeit kann ein FinTech auf die Infrastruktur der Bank zurückgreifen und gemeinsam im Co-Working-Ansatz Finanzprodukte und -dienstleistungen entwickeln und anbieten.

Praxisbeispiel main incubator

In einem Interview beschrieb Julian Bürklein, Senior Investment Manager beim main incubator, Investments als wertvolle Möglichkeit, sich Innovationen gegenüber nach außen zu öffnen. Er selbst betreut acht Investments und ist seit 2014 beim main incubator aktiv.

Ziel ist es, wirtschafts- und gesellschaftsrelevante Zukunftstechnologien zu untersuchen sowie diese in einem nachhaltigen Rahmen zu fördern. Der main incubator bezeichnet sich selbst als „F&E-Einheit und Frühphaseninvestor der Commerzbank Gruppe“. Mit über 20 europaweiten Investments profitiert die Commerzbank enorm von der Flexibilität und Schnelligkeit, mit der Startups agieren.

Die Investments untergliedern sich vorrangig in zwei Stoßrichtungen. Einerseits die Prozessverbesserung sowie die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Im Zuge der Prozessoptimierung geht es vorrangig um die Verbesserung interner Prozesse der Commerzbank. Hierbei nimmt die Automatisierung einen großen Stellenwert ein. Ziel ist die Etablierung effizienter Prozesse zwecks Kosteneinsparung.

Andererseits liegt der Fokus auf der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle, welche vorrangig nachhaltig ausgerichtet sein sollen und somit die Zukunftssicherung gewährleisten können. Die Innovationskraft der Commerzbank Gruppe soll damit langfristig verbessert werden.

Darüber hinaus treibt der main incubator mittels der einzelnen Investments das Thema Prototyping voran. Beispiele hierzu sind u.a. Forschungsaktivitäten zu neuartigen Technologien wie beispielsweise additiven Druckverfahren, künstliche Intelligenz, Quantencomputern und sämtliche Einsatzmöglichkeiten rund um das breit gefächerte Themengebiet Internet of Things. Diese Forschungskomponente unterscheidet den main incubator von Corporate Venture Capital-Einheiten anderer Unternehmen.

Anhand dieses Praxisbeispiels wird das große Potenzial möglicher Kooperationen mit Startups für die gesamte Bankenbranche deutlich. Starre Prozesse und wenig Flexibilität im Hinblick auf Innovationen stehen der Geschwindigkeit, mit welcher Startups agieren, gegenüber. Während Banken zu Beginn der FinTech-Revolution diese Konkurrenz unterschätzt oder gefürchtet haben, zeigt die Kooperation zwischen der Commerzbank und dem main incubator, dass eine gemeinschaftliche Zusammenarbeit für beide Akteure vorteilhaft ist.

Investmentprozess

Der Investmentprozess startet mit dem Erstkontakt (z.B. über das eigene Netzwerk, Recherche, Kontaktaufnahme über die Homepage oder Events). Im Erstgespräch versucht das jeweilige Startups sein Geschäftsmodell ideal zu präsentieren, indem es das Pitchdeck und weitere Präsentationsunterlagen präsentiert. Auf Basis dieser Unternehmenspräsentation nimmt der Investor die jeweilige Unternehmensbewertung vor. Kommt das Investment oder eine Kooperation infrage, wird ein Ansprechpartner des strategischen Geschäftspartners, wie zum Beispiel in der Commerzbank identifiziert, welcher mit dem Startup in Verbindung tritt. Fällt das Feedback des strategischen Geschäftspartners positiv aus, wird ein Gespräch zwischen Startup und Bankverantwortlichem vereinbart. Verlaufen die weiteren Gespräche ebenfalls positiv, geht es auf der Investment-Seite weiter mit den jeweiligen Due Diligence Prüfungen, Vorstellung im Investment-Komitee, Vertragsverhandlung sowie Abwicklung der Transaktion. Eine Kooperation kann bereits vor dem Investment beginnen, aber auch erst nach dem Investment stattfinden. Voraussetzung ist, dass das Startup Kooperationsmöglichkeiten mit sich bringt.

Ausblick

Auch weitere Banken investieren in Startups (z.B. FinTechs), um ihre Innovationskraft zu stärken und sich weiterhin wettbewerbsfähig aufzustellen. Langfristig ist zu erwarten, dass die digitale Transformation der Bankenbranche weiter voranschreitet. Interne und externe analoge Prozesse werden wegfallen oder auf ein Minimum reduziert werden.

Beispiele hierfür sind analoge Kreditvergabeprozesse und Legitimationsprozesse, welche durch Robotic Process Automation abgelöst werden. Neue Geschäftsmodelle werden digital ausgerichtet, wobei die Customer Experience im Vordergrund steht.

Fazit: Startups können Großbanken unterstützen

Auf dem Weg zu Geschäftsprozess- und Geschäftsmodell-Transformation können Startups die Großbanken unterstützen. Es liegt in ihrer Natur, dass sie flexibler und schneller sind als Großbanken. Diese können jedoch von den beschriebenen Attributen Gebrauch machen und am Puls der Zeit bleiben.

Es bleibt mit Spannung abzuwarten, wohin sich die Bankenbranche entwickelt und mit welcher Geschwindigkeit sie in die digitale Zukunft schreitet. Der Bedarf ist da und ein enormes Potential besteht nicht nur für Banken, sondern auch für Versicherungen und weitere Dienstleister.


Nadine Ladnar – Unternehmensberaterin

Nadine Ladnar

Nadine Ladnar, M.Sc. ist Koautorin des Beitrags. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am isf Institute for Strategic Finance der FOM Hochschule für Oekonomie & Management tätig und unterstützt freiberuflich in der Lehre. Darüber hinaus leitet sie Projekte im Datenmanagement eines Chemieunternehmens. Als Unternehmensberaterin ist sie bei Heinrich Heine Consulting e.V. tätig und leitet hier ein Marketing-Team.

Über den Autor

Philippe Krahnhof

Philippe Krahnhof, M. Sc., LL.M. promoviert aktuell an der Masaryk Universität in Brünn und ist als Abteilungsleiter der Unternehmensentwicklung eines Handelsunternehmens sowie als wissenschaftlicher Mitarbeiter am isf Institue for Strategic Finance sowie als freiberuflicher Dozent an der FOM Hochschule für Oekonomie & Management aktiv.

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