Smart Contracts aus #Neuland

Es sind noch viele Claims abzustecken, nur keiner weiß wie!

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Smart Contracts sind das neue #Neuland. Sie bieten in einer digitalisierten Informationsökonomie die Möglichkeit, in dezentral organisierten Peer-to-Peer-Netzwerken vertragssicher zu agieren. Wer aber ist für die Datenintegrität in DAOs verantwortlich?

#Neuland Smart Contracts

DAOs, Blockchain, Tangle und IOTA sind für viele Menschen tatsächlich noch #Neuland!

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Es gibt ein neues Neuland! Und wir alle dürfen gespannt sein, wann die Regierung(schefin) dieses neue Land auf ihrer MindMap entdecken wird! Legt man ähnliche zeitliche Maßstäbe an wie bei der letzten großen Entdeckungsreise, dann dürften wir in etwa das Jahr 2026 schreiben.

In 9 Jahren also wird die Bundesregierung – noch immer Angela Merkel? – das Neuland der Smart Contracts entdecken. Für all’ diejenigen, die nicht so lange warten wollen, ist dieser Artikel gedacht. Er handelt jedoch weniger von der Technologie, da gibt es aktuell genug Berichterstattung. Hier soll der Frage nachgegangen werden, wo und wie sich in diesem Neuland allgemein verbindliche Regeln für die Neu-Bürger etablieren sollen. Denn eines ist klar: Gesellschaften, mit Blick auf Social-Media insbesondere digitale Gesellschaften, brauchen Regeln, nach denen in diesem weltumspannenden Land gelebt werden kann. Gibt es diese nicht, bewegen wir uns nahe an der Anarchie ähnlich dem Wilden Westen in den 1850er ff. Jahren. Wobei der Colt in der heutigen Welt eher so aussieht „<div screen=”colt” action=“shoot:bullet;“> BANG!</div>“.

Nicht von der Technologie ist die Rede!

Systeme – gesellschaftliche, politische, wirtschaftliche, digitale … – verändern sich nicht dadurch, dass neue Instrumente und Technologien entwickelt und eingeführt werden. Sie verändern sich vielmehr durch die Art der Nutzung dieser neu eingeführten Instrumente und Technologien durch die System-Akteure selbst. Dabei muss die intendierte Nutzung der Erfinder nicht der tatsächlichen späteren Nutzung  entsprechen, wie das Beispiel Facebook zeigt, welches ursprünglich als elektronisches Jahrbuch konzipiert wurde und heute mit einem Marktanteil von über 80 Prozent eine der bekanntesten und am intensivsten genutzten Social-Media Anwendung. Digitale Ökosysteme wie Facebook entstehen also, wenn System-Akteuren ein neues Instrument oder eine neue Technologie zur Verfügung gestellt wird und eine effiziente Befriedigung der Bedürfnisse und Nutzen der Akteure erfolgt. Dabei geben die digitalen Ökosysteme lediglich einen Rahmen vor, innerhalb dessen sich die System-Akteure bewegen und agieren können. Grundsätzlich gilt dabei erst einmal: was nicht verboten ist, ist erlaubt. Es wäre sonst im Algorithmus nicht zugelassen!

Decentralized Autonomous Organization (DAO)

Der große Unterschied zwischen centralized Organizations wie Facebook und der neuen Welt der DAOs, der decentralized autonomous organisations, ist bereits in der Namensgebung angelegt. Centralized bedeutet, dass es eine übergeordnete Organisationseinheit gibt, die Zugriff auf alle Daten und Aktivitäten innerhalb dieses Systems hat. Sie kann Informationen untersagen, sperren oder löschen, kann aber auch pushen und bewerben und somit wesentlich Einfluss auf die Inhalte und Prozesse nehmen. Facebook und die Diskussionen um das „Löschteam“ im Zusammenhang mit IS-Gräueltaten oder FakeNews im US-Wahlkampf sind sicherlich die eingängigsten Beispiele. Gezielte Einflussmöglichkeiten? Selbst auferlegte Zensuraktivitäten? Zugangsbeschränkungen? Kritiker haben Assoziationen mit „gelenkter Demokratie“ und argumentieren, wer in solchen Netzwerken von digitaler Freiheit spricht, erkennt in Vladimir Putin vermutlich einen „lupenreinen Demokraten“!

Decentralized Autonomous Organizations

Decentralized Autonomous Organizations als dezentral organisierte Peer-to-Peer-Netzwerke werden Transaktionen zwischen Nutzern revolutionieren.

DAOs gehen daher einen Schritt weiter und setzen auf Selbstorganisation des gesamten Systems. Sie verzichten auf eine steuernde invisible hand, sie verzichten auf den einen Gott oder System(be)herrscher. Stattdessen realisieren sie sogenannte Peer-to-Peer-Netzwerke, in denen Transaktionsbeziehungen zwischen einzelnen Individuen ermöglicht werden – ohne auf die Vermittlungsdienste eines Middleman angewiesen zu sein. Beispielhaft sei der Zahlungsvorgang per Bitcoin genannt, bei dem zwei eindeutig identifizierbare digitale Geldbeutel einen Abgleich ihrer Habenbestände durchführen. Nur wenn „Geld“ im Beutel ist kann gesendet werden. Schulden sind bei Bitcoin ausgeschlossen. Aber auch die Wohnungsvermietung könnte hierüber problemlos und vertragssicher abgewickelt werden – ohne Provision an AirBnB!

Smart Contracts als Bindeglied in die Realwirtschaft

Es werden also Systeme entstehen, in denen Individuen als System-Akteure miteinander in geschäftlichen, privaten, sozialen oder sonst wie gearteten Kontakt treten können (vgl. Ethereum.org). Durch ihre Interaktionen – durch die am Anfang des Artikels angesprochene „Art der Nutzung“ – entsteht das Netzwerk erst aus sich selbst heraus. Es gibt keine zentrale Instanz mehr, die über das „Miteinander“ wacht. Es gibt keinen (möchtegern?) Gott mehr wie bei Facebook. Jetzt ist jeder (möchtegern?) Gott und solange er etwas zum System beiträgt und einen Systemnutzen stiftet ist er Systemmitglied (BTW: Niklas Luhmann hätte sicherlich seine wahre Freude an dieser „Autopoiesis“ in Reinform gehabt). Die Interaktionen äußern sich dabei in einer digitalen Informationsökonomie künftig in Smart Contracts und werden uns beispielsweise ermöglichen, direkt beim Nachbarn den überschüssigen Strom aus der Solaranlage zu beziehen. Beide Parteien können dabei zu 100% sicher sein, dass jedes Milliwatt vergütet wird und andererseits nicht eines zu viel berechnet wird. Das regelt der Smart Contract in Zusammenarbeit mit den Prozessoren selbständig und ohne Zutun von außen. Unbestechlich und vollkommen autonom und auf der Tangle-Technologie beliebig skalierbar!

Gegenstand des Vertrages könnten aber beispielsweise auch Musikdateien sein, die Künstler künftig ganz in Eigenregie als Download anbieten. Als Gegenleistung erhalten sie vom Käufer (Vertragspartner) eine wie auch immer geartete Vergütung z.B. in Form von Bitcoins oder anderen Digitalwährungen. Es könnte auch sein, dass der Künstler seine eigene Währung, seinen eigenen Token herausbringt, und diese als Transaktionseinheit zwingend vorschreibt. Der Künstler würde damit unabhängig vom Plattenlabel – wieder ein Middleman weniger – und könnte höhere Vergütungen für seine Leistung direkt einstreichen. Oder man würde z.B. das Recht zeitlich befristet erwerben, sagen wir für 2 Jahre darf man das Album hören, danach nicht mehr. Oder es wird gegen das neue Album automatisch getauscht…. alles ist möglich in Neuland, der Welt von Smart Contracts.

Ist Selbstregulierung in DAOs möglich?

Es ist also möglich, jede auch nur ansatzweise vertragsmäßig zu greifende Aktivität zu „contracten“. Für unsere Gesellschaft – für alle Gesellschaften – stellt sich daher die Frage nach der „Regulierung“ oder Kontrolle innerhalb dieser Systeme, denn an Anarchie – sei sie auch „nur“ digital – kann keine Gesellschaft und kein System-Akteur Interesse haben. Und wenn es nicht zu allgemeingültigen, transnationalen und transkulturellen Spielregeln inklusive drohender Sanktionsmaßnahmen kommt, wenn die System-Akteure keinen Nutzen mehr haben, werden sie das System über kurz oder lang verlassen. Aber ist das überhaupt möglich, in einer autonomen und dezentral organisierten Organisation, allgemeingültige Regeln zu „installieren“? Wer oder was soll das in einer DAO sein? Wer oder was übernimmt Verantwortung für moralische und ethische Fragestellungen? Wer darf Gott sein? Oder müssen es viele Götter sein? Ich gehe davon aus, dass kein Gott in der Lage sein wird, eine im Hash-Format vorliegende Schadsoftware zu erkennen!

Wer ist verantwortlich für Datenintegrität?

Was passiert also, wenn Verträge angeboten werden – in der Folge auch abgeschlossen – die z.B. Schadsoftware unterschieben oder die an der Transaktion beteiligten Wallets unbemerkt auf die digitalen Caymans verschieben? Wer oder was ist verantwortlich, wenn IoT Wirklichkeit wird und Milliarden von Prozessoren Datenpakete 24/365 versenden? Wer oder was sorgt für die Reliabilität und Validität der Daten, dass keine Malware enthalten ist? Wer oder was ist im Falle von (internationalen) Streitigkeiten zuständig und vor allem nach welcher Rechtslage, also nach welcher Jurisprudenz? Europäisch? US-amerikanisch? Chinesisch, Russisch, ..? Und: Wer ist überhaupt mein Vertragspartner? Wie bitte? Das steht im Hashcode?

Datenintegrität ist bei Hashcodes

Die Datenintegrität ist bei Hashcodes zu hinterfragen. Es ist nicht zu erkennen, welche Daten tatsächlich dahinter liegen.

Also noch mal die Frage: Wie soll die Selbstregulierung aussehen? Werden wir ein Scoring-Modell sehen, in welchem Vertragsanbieter ge-rated werden? Ist das dann zentralisiert? Wie werden Identitäten zweifelsfrei in Smart Contracts festgehalten? So eventuell? Es sind noch viele Fragen offen! Und es sind noch viele Claims in Neuland abzustecken! Bis 2026 hat das aber keine Zeit!

Über den Autor

Andreas Hofmann

Andreas Hofmann ist Geschäftsführer der mp marketing & promotion GmbH – einer vornehmlich Inhouse orientierten Kommunikations-Agentur innerhalb der CoInvest Unternehmensgruppe – und seit fast 20 Jahren als Spezialist für Finanzkommunikation im Bereich Structured Finance tätig. Er ist Experte für technologieorientierte Themen wie Blockchain, Tangle & Co, aber auch HFTs, Intellectual Property Rights und Social-Media sind starke Fokusthemen. Unter „Insight Finance“ betreibt er einen Blog zu den Schwerpunkten Finance, Technologie, Social-Media und IP und referiert auf Tagungen und Kongressen. Er hat an der Universität Konstanz in Organisationsmanagement diplomiert und hält einen MBA Communication & Leadership der Quadriga Hochschule, Berlin.

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