Ist Open Banking wirklich so offen wie der Name impliziert?

Die Demokratisierung des deutschen Bankwesens

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Open Banking gilt als die Wunderwaffe in Sachen Demokratisierung des Bankensystems: Autorisierte FinTechs und „Challenger Banken“ greifen auf den Kundenstamm etablierter Banken zu. Aber inwiefern basiert der Erfolg von Open Banking auf Vertrauen?

Der Erfolg von Open Banking basiert auf Vertrauen

Vertrauen ist eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg von Open Banking.

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Verändert Open Banking die Art und Weise, wie Menschen ihre Finanzen verwalten? In den EU-Ländern ist Open Banking durch die Zahlungsdiensterichtlinie 2 (Payment Services Directive 2, kurz: PSD2) gesetzlich geregelt, wodurch Drittanbietern (Third Party Providers, kurz: TTPs) der Zugriff auf die Konten von Bankkunden gewährt wird, insofern sie vorab die Berechtigung dazu erhalten haben.

Die Antwort lautet also: nicht unbedingt. Eine im Oktober 2020 europaweit durchgeführte ING-Umfrage ergab, es seien nur 30 Prozent der Privatkunden damit einverstanden sind, dass ihre Kontodaten mit Drittanbietern geteilt werden, selbst wenn sie dem Anbieter zuvor die Erlaubnis dazu gegeben haben. Wie offen ist also Open Banking wirklich?

Eine Frage des Vertrauens

Vertrauen ist das A und O, wenn es um Finanzen geht. Es scheint deshalb völlig nachvollziehbar, dass Konteninhaber von ihrer Bank Sicherheit fordern und Drittanbieter als vertrauenswürdig bewerten wollen, teilen beide Parteien immerhin die Daten der Kunden miteinander. Wenn das Vertrauen in die Bank oder in den Drittanbieter hier nicht gewährleistet werden kann, werden Kunden sehr wahrscheinlich das Vertrauen in Open Banking nie aufbauen können.

Open Banking hat in Deutschland und in anderen EU-Ländern noch nicht in dem Maße Fuß gefasst, wie etwa in Großbritannien. Das wirft einige Bedenken in Bezug auf das Vertrauensthema auf. Eine große Hürde für Banken und TTPs sind leistungsfähige APIs, die optimale Kundenerlebnisse garantieren, sobald eine App Zugriff auf die Finanzkonten erhält. Eine einzige schlechte Erfahrung bei der Nutzung einer App oder Funktion, die über eine API betrieben wird, kann das Vertrauen in die hundertprozentige Legitimität dieser App oder Funktion schmälern und im schlechtesten Fall den Eindruck erwecken, dass sie ein Sicherheitsrisiko darstellt.

Im vergangenen Jahr wurden in dem Bereich aber Fortschritte erzielt. FinTechs wie Innopay, haben deutschen Kunden leistungsstarke, API-basierte Funktionen angeboten, u.a. einen vollständig digitalisierten Prozess zur Eröffnung neuer Anlage- und Girokonten. Andere große TPPs, darunter die digitale Bank Revolut, weiten ihre Aktivitäten inzwischen auch auf Deutschland aus. Über deren Plattform können deutsche Nutzer Konten bei Comdirect, Commerzbank, Deutsche Bank, ING und Sparkasse verknüpfen.

Laut einer von „Tink“ durchgeführten Umfrage aus dem Jahr 2019, spricht sich die Mehrheit der jüngeren Befragten für digitales Banking aus. Je mehr die Nachfrage nach integriertem Banking steigt, desto größer wird auch der Druck auf die deutsche Bankenbranche, Open Banking-Prozesse auch hierzulande einzuführen bzw. weiter auszubauen.

Demokratisierung des Bankwesens

Einer der maßgeblichen Faktoren, um Open Banking weiter voranzutreiben, ist die Förderung eines wettbewerbsfähigeren Umfeldes für Finanzdienstleistungen. Open Banking wurde mit hochgesteckten Zielen eingeführt, nämlich gleiche Wettbewerbsbedingungen für traditionelle Banken und FinTechs zu schaffen. Da die Open Banking-Revolution in den EU-Ländern gerade erst begonnen hat, stellt sich die Frage, inwiefern dieses demokratische und wettbewerbsorientierte Umfeld bereits geschaffen werden konnte?

Die deutsche Bankenindustrie zeigt sich bei der Einführung neuer Technologien tendenziell eher konservativ, wie auch die von Tink durchgeführte Open Banking–Umfrage deutlich macht. Während man in den meisten anderen EU-Ländern mehrheitlich der Ansicht war, dass ein minimaler Aufwand zur Erfüllung der PSD2-Vorschriften keinesfalls ausreichen werde, um Innovationen im Finanzsektor zu fördern, hielten 46 Prozent der befragten deutschen Bankvorstände das Minimum für ausreichend.

Das steht in klarem Widerspruch zu den Ansichten der deutschen Öffentlichkeit und Kunden in ganz Europa, Open Banking betreffend. Die ING-Umfrage vom Oktober 2020 ergab, dass 60 Prozent der Deutschen ihre Zustimmung zum Datenaustausch mit Drittanbietern (und damit die Erlaubnis, auf ihre Konten zuzugreifen) geben würden, wenn sie dann aber auch zusätzliche Features erhalten.

Aus diesen Ergebnissen geht klar hervor, dass Bankkunden bereit sind, Open Banking zu vertrauen, und es den etablierten Banken obliegt, die Umstellung selbst voranzutreiben, um Kunden zu binden und in einem von Digital Natives bevölkerten Umfeld wettbewerbsfähig zu bleiben.

Es bleibt spannend

Open Banking steht zwar vor vielen Herausforderungen aber die aktuelle Stimmung im Finanzdienstleistungsbereich dürfte in naher Zukunft einen positiven Einfluss haben, sowohl auf dessen Entwicklung als auch auf das Vertrauen der Kunden in die Initiative. In ganz Europa hat die Pandemie immer mehr Menschen dazu gebracht, ihre Bankgeschäfte online zu erledigen. Das schafft beste Voraussetzungen für eine stärkere Akzeptanz von Open Banking.

Da immer mehr Menschen ihre Finanzen digital verwalten, überrascht es nicht allzu sehr, dass Start-ups in der EU, die den etablierten Banken effektive und reibungslos funktionierende APIs anbieten, immer erfolgreicher werden. Hier zwei Beispiele:

  • Das in Deutschland ansässige Start-up Mambu hat sich zum bisher größten Einhorn des Jahres 2021 entwickelt, indem es eine Finanzierungsrunde in Höhe von 135 Millionen Dollar ankündigte und seinen Wert auf 2 Milliarden Dollar bezifferte.
  • Die Partnerschaft von Revolut mit dem britischen Start-up TrueLayer hat die Weichen für eine stärkere Zusammenarbeit zwischen FinTechs in Deutschland gestellt, die es ihnen ermöglicht, den Privat- und Geschäftskunden verbesserte Dienstleistungen anzubieten.

Da immer mehr kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) aufgrund der Pandemie gezwungen sind, verstärkt digitale Wege zu gehen, hat TrueLayer mit PayDirect die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und einen Service etabliert, der die sofortige Verifizierung von Online-Zahlungen zulässt und Kunden gleichzeitig eine unkomplizierte Anwendung ermöglicht.

Sesam, öffne dich!

Es war vorauszusehen, dass in Deutschlands konservativer Bankenbranche Open Banking nicht von heute auf morgen den großen Erfolg bringen würde, trotz gestiegener Nachfrage von Kundenseite.

Diese Realität ändert sich nun. Nach PSD2 springen immer mehr Banken auf die Open Banking–Welle auf. Das Vertrauen der Kunden in API-gestütztes Banking wächst und zwingt etablierte Finanzinstitute zu einem schnellen Handeln, um den Kundenstamm zu erhalten.

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Über den Autor

Christian Schultz

Christian Schultz ist Business Development Director bei Critical Software in Deutschland und für die Banken- und Versicherungsbranche verantwortlich. Er verfügt über mehr als 15 Jahre branchenübergreifende Erfahrung im IT- und Technologie-Umfeld, insbesondere in Bezug auf Outsourcing und Digitale Transformation.

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