James Bond wohnt gleich um die Ecke!

Sicherheit wird bei Banken groß geschrieben

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Datenschutz und Datensicherheit in Banken und 007

Die Maßnahmen zu Datenschutz und Datensicherheit mancher Kreditinstitute machen James Bond Konkurrenz
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Datenschutz und Datensicherheit sind wichtige Themen für Banken und Sparkassen. Dies gilt auch für Bankmitarbeiter. Was es da alles zu beobachten gibt, darüber berichtet unser Kolumnist Michel Lemont in gewohnt humorvoller Art und Weise.

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Kai-Uwe hat sich erkältet.

Sie werden sich jetzt (mit all der Ihnen zur Verfügung stehenden Empathie und Feinfühligkeit) fragen, warum das ausgerechnet Sie interessieren sollte.

Nun, Kai-Uwe ist ein langjähriger Mitarbeiter einer durchaus nicht unbekannten Großbank (deren Namen aus Datenschutzgründen jedoch nicht erwähnt werden soll), in einer Finanzmetropole, die wir alle kennen, die wir aber nicht näher lokalisieren wollen. Privatsphäre ist uns wichtig, und das ist doch immerhin ein guter Grund, sich nicht mit den gesundheitlichen Aspekten von ihnen nicht bekannten Personen zu beschäftigen.

Aber sehen wir weiter: Kai-Uwe sitzt also an seinem Arbeitsplatz und arbeitet vor sich hin, als er plötzlich niesen muss.

„Gesundheit!“, ertönt es aus Kai-Uwes Computer.

„Danke.“, sagt dieser reflexartig, um sich anschließend ungläubig umzusehen. Kai-Uwe ist Führungskraft und sitzt in einem Einzelbüro in der zwölften Etage. Er ist allein. Dachte er zumindest.

„Hallo? Wer spricht da?“, fragt er ungläubig und schaut unter den Schreibtisch. Vielleicht schon wieder ein Scherz der Kollegen aus der IT? Die haben ja Zeit für so etwas.

„Ich bin es, dein Computer.“, antwortet eine weiblich anmutende Stimme aus den Lautsprechern seines Notebooks. „Und natürlich spricht hier nicht dein Computer zu dir, sondern die unternehmensinterne Sicherheits-Software. Nett, dich persönlich kennenzulernen!“

Die sanfte Stimme klang beruhigend, aber doch bestimmt.

„Wie? Sicherheits-Software? Ich werde überwacht?“ Kai-Uwe war fassungslos!

„Doch nicht nur du, Kai-Uwe. Ich überwache alle Personen in unserem Unternehmen. Und, glaube mir, dass ist nur zu eurem Besten.“ Die Stimme aus dem Gerät schlug einen vertraulichen Ton an.

„Soll das heißen, dass mein Büro verwanzt ist?“

„Aber nein, Kai-Uwe. Ich monitore dich über das Notebook. Das ist einfach und sicher. Das Micro ist aktiviert und die eingebaute Kamera auch. Nun schau doch nicht so ernst!“

„Soll das ein Scherz sein? Ich werde mich sofort beim Betriebsrat beschweren!“ Kai-Uwe war außer sich.

„Nun, das würde ich an deiner Stelle nicht tun. Diese Maßnahme ist natürlich mit der Personalvertretung abgestimmt.“

„Na super!“ Der gerechte Zorn ließ Kai-Uwes Gesicht rot anlaufen. „Dann schaust du mir den ganzen Tag beim Arbeiten zu. Da kann ich nur sagen: viel Vergnügen.“

„Ehrlich gesagt,“ die künstliche Stimme war nun nicht mehr so vertraulich, „da gehen wir schon etwas weiter. Die Daten aus deinem Computer, zum Beispiel, die sind ziemlich interessant, wenn du mich fragst.“

„Wie ist denn das gemeint?“

„Also, wenn du dein Online Banking am Firmencomputer benutzt, habe ich einen tiefen Einblick in deine Finanzen. Apropos: ein Mitarbeiter deiner Gehaltsstufe sollte sich in deinem fortgeschrittenen Alter doch schon etwas mehr angespart haben. Denk an deine Vorsorge!“

Kai-Uwe rang sichtbar nach Luft.

„Das muss dich doch nicht aufregen, Kai-Uwe. Und wenn wir schon dabei sind: deine Blutwerte bereiten mir auch Sorgen. Speziell das Cholesterin. Hast du schon einmal daran gedacht, das Frühstücksei wegzulassen?“

Die Notebook-Stimme klang fast verständnisvoll und erinnerte Kai-Uwe, auch wenn er es zu diesem Zeitpunkt nicht zugeben mochte, sehr an seine Hausärztin. Trotzdem! Gesundheitstipps von einem Computer, das kann doch nicht angehen.

„Das geht jetzt aber zu weit. Woher hast du diese Daten? Die Informationen sollten doch nur meinem Arzt zugänglich sein.“

„Wenn du den Blutbefund an deine E-Mail-Adresse in der Firma senden lässt, kann ich dir auch nicht mehr helfen. Hier habe ich vollen Zugriff. Das ist rechtlich gedeckt. Oder zumindest in einer veritablen Grauzone. Und noch einen Tipp betreffend des hohen Blutzuckerwertes: Vielleicht wäre es ein Anfang, beim Mittagessen auf das Dessert zu verzichten.“

„Woher weißt du, was ich zu Mittag esse?“, fragte Kai-Uwe zitternd, die Antwort fürchtend.

„Denk nach!“ Das Notebook klang jetzt gereizt. „Wie bezahlst du denn dein Mittagessen in der Kantine? Eben. Mit deinem Guthaben auf dem Mitarbeiterausweis. Und durch die Vernetzung mit dem Kassensystem…“

„Jaja!“, unterbrach Kai-Uwe wütend. „Mir reicht es jetzt. Diese Rundumüberwachung ist eine Verletzung meiner Menschenwürde. Damit kommt ihr nicht durch. Ich gehe an die Öffentlichkeit!“

„Das, lieber Kai-Uwe, würde ich mir gut überlegen.“ Der Satz war langsam gesprochen und auch durch die nicht ganz so leistungsfähigen Lautsprecher war der drohende Ton zu vernehmen.

„Überlege gut, was du als nächstes tust. Du möchtest doch sicher nicht, dass deine Frau zufällig eine Kopie deiner Kreditkarte-Abrechnung in ihrer Post vorfindet?“

„Welche Kreditkarte?“, presste Kai-Uwe zwischen den Lippen hervor.

„Na deine ganz private Kreditkarte. Du weißt schon: die, auf welche die spezielle Einkäufe aus den diskreten Läden gebucht werden? Soll ich dir ein paar Positionen vorlesen? Das bringt die Erinnerung zurück.“

„Nicht nötig.“ Erstaunlicher Weise wurde Kai-Uwe nun ganz ruhig. Man muss wissen, wenn man verloren hat.

„Und was passiert mit den Daten, die das Unternehmen über mich sammelt?“

„Woher soll ich das wissen? Ich bin nur eine Software, die zufälliger Weise mit dir kommunizieren kann. Mehr nicht. Aber ich bin mir ganz sicher: es ist sinnvoll, alle zu überwachen und irgendwann werden die Informationen irgendjemand gute Dienste leisten. Sag mal, zeigst du mir gerade den Stinkefinger?“

Kai-Uwe tat das tatsächlich, auch wenn ihm dabei nicht ganz wohl war, mit einer Dame, auch wenn sie künstlicher Natur war, so zu kommunizieren.

Er war aufgestanden und fühlte geradezu, wie ihn das Kameraauge im Computer folgte. Kai-Uwe zog sich in aller Ruhe das Sakko über, welches lässig über der Stuhllehne hängt und beugte sich über das Notebook.

„Das wagst du jetzt nicht! Ich werde…“

Doch da hatte Kai-Uwe schon den Netzstecker gezogen.

Bankers have More Fun

Mehr von unserem Gastautor Michel Lemont gibt es in seinem Buch „Bankers have More Fun“ zu lesen. Garantiert nichts für humorlose Wesen.

Sex, Schampus und Spesen: Innenansichten aus dem harten Leben der Banker
Bankers still have more fun: Die neuesten Geschichten
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Über den Autor

Michel Lemont

Michel Lemont ist seit mehr als 35 Jahren in Bankenwesen tätig. Er war in verschiedenen Bereichen der Finanzindustrie tätig, unter anderem im Vertrieb, im Marketing und zuletzt im Umfeld des Zahlungsverkehrs. In seinen Aufgabenbereich fallen unter anderem regulatorische Themen, das Management von Zahlungsverkehrs-Infrastrukturen sowie die Arbeit in nationalen und internationalen Gremien im Bereich Payments. Ein besonderes Anliegen sind ihm Innovationen im Bankenbereich und das "Querdenken". Michel Lemont ist Autor des Buches „Bankers have more fun“ und betrachtet das Bankwesen gerne von der humoristischen Seite. Er ist verheiratet und Vater einer Tochter.

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2 Kommentare

  1. Avatar

    Was daran ist, bitte, witzig? Dass man das Unabänderliche nicht ändern kann?

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