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Frühaufsteher oder Langschläfer: Wer ist erfolgreicher?

Lerchen und Eulen im Berufsalltag

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Wer ist erfolgreicher im Beruf? Der Frühaufsteher oder der Langschläfer? Die Lerche, die bereits früh am Morgen zu kraftvollen Taten bereit ist? Oder die Nachtigall, die erst am Abend zur Höchstform aufläuft? Und zu welchem Typ zählen Sie?

Frühaufsteher oder Spätarbeiter im Beruf

Sind Sie ein Morgenmensch oder neigen Sie eher der Eule zu?

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Wir alle hören diese Weisheiten im Berufsalltag immer wieder: „Morgenstund‘ hat Gold im Mund“, „Der frühe Vogel fängt den Wurm“ oder „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“. Nicht nur bei uns im Unternehmen, in den allermeisten Firmen scheinen das ungeschriebene Gesetze zu sein.

Manager sind häufig Lerchen

Wer als Führungskraft oder aufstrebender Mitarbeiter was auf sich hält, ist daher möglichst früh auf den Beinen und erledigt diverse Dinge, bevor andere überhaupt wach werden:

Auch ich selbst stehe gern früh auf, meistens gegen 6 Uhr. Dann nehme ich mir Zeit für einen knapp einstündigen Lauf. Und wenn eine Geschäftsreise ansteht, klingelt mein Wecker zur Not auch mal früher. Das macht mir nichts aus, im Gegenteil: Das Joggen gibt mir die nötige Energie für den Job. Und es hat noch einen weiteren positiven Effekt: Ich kann meinen Arbeitstag und die anstehenden To-dos gedanklich schon vorstrukturieren.

Aber stimmt das überhaupt: Haben Frühaufsteher tatsächlich mehr vom Leben? Sind sie wirklich produktiver? Und erfolgreicher im Job? Schließlich gibt‘s auch andere Redensarten: „Die zweite Maus bekommt den Käse“, „Die letzten werden die ersten sein“ Oder – nicht ganz ernst gemeint – „Wer morgens verknittert aufsteht, hat am Tag die besten Entfaltungsmöglichkeiten“. ;-)

Geniale Menschen sind oft Eulen

Auch unter den eher nachtaktiven Langschläfern finden sich prominente Vertreter:

Was stimmt also nun? Wer ist besser dran, die frühe Lerche oder die nachtaktive Eule? Es gibt dazu unzählige Studien. Das Thema scheint die Menschen echt zu beschäftigen. Hier mal – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – eine Auswahl mit zum Teil sehr interessanten Ergebnissen:

Frühaufsteher von Chefs bevorzugt – Nachtmenschen sind kreativer

  1. Der Biologe Prof. Christoph Randler hat in einer Studie mit Studenten herausgefunden, dass Frühaufsteher erfolgreicher sind. Frei übersetzt sagte er im Interview mit der Harvard Business Review: „Wenn es um beruflichen Erfolg geht, haben Morgenmenschen die Nase vorn. Sie bekommen tendenziell bessere Schulnoten, was dazu führt, dass sie auf besseren Unis landen und somit bessere Karrierechancen haben. Außerdem sehen sie Probleme voraus. Sie sind proaktiv.“ Mehrere Studien hätten einen Zusammenhang zwischen Proaktivität, besserer Arbeitsleistung, größerem Joberfolg und höheren Gehältern gezeigt.
  2. Zu anderen Ergebnissen ist der belgische Arzt Dr. Philippe Peigneux an der Uni Liege gekommen. Mithilfe von Hirnscans hat er nachgewiesen, dass Nachtmenschen 10,5 Stunden nach dem jeweiligen Aufstehen weniger schläfrig sind und schneller arbeiten als Morgenmenschen. Eineinhalb Stunden nach dem Aufstehen gab es hingegen keine signifikanten Leistungsunterschiede.
  3. Eine aktuelle Langzeitstudie aus Großbritannien hat für Langschläfer schlechte Nachrichten: Rund 430.000 Menschen zwischen 38 und 73 Jahren nahmen an der Untersuchung teil. Demnach haben Eulen ein erhöhtes Risiko, Diabetes, Atemwegs- und Magen-und-Darm-Erkrankungen oder neurologischen Störungen zu entwickeln. Sie sterben auch früher. Mögliche Ursachen: Stress, Schlafmangel und ungesunde Ernährung.
  4. In einem Experiment der Harvard University sollten sich Studenten knapp 100 Begriffe merken und zwölf Stunden später möglichst viele davon aufschreiben. Eine Testgruppe bekam die Begriffe morgens um 9 Uhr, die andere abends, so dass sie eine Nacht drüber schlafen konnten. Ergebnis: Die ausgeschlafenen Studenten konnten weitaus mehr Begriffe wiedergeben. Langschläfer verarbeiten also viele Informationen im Unterbewusstsein.
  5. Die Untersuchung von Christopher M. Barnes, einem amerikanischen Uni-Professor, zeigt: Bietet eine Firma flexible Arbeitszeiten an, bewerten die Chefs die Mitarbeiter, die früher im Büro sind, besser, als solche, die später auf der Arbeit erscheinen. Selbst dann, wenn die Leistung gleich gut ist!
  1. Psychologen von der Uni Mailand haben bei einer Untersuchung mit 120 Teilnehmern herausgefunden, dass Nachtmenschen kreativer sind als Frühaufsteher. Die Teilnehmer mussten dafür verschiedene Aufgaben lösen. Bewertet wurde danach die künstlerische Ausführung, das Ideenreichtum und die gedankliche Flexibilität. Weil sie durch ihren Tagesrhythmus im Job und vor allem morgens viel improvisieren müssen, sei die Kreativität der Eulen besser trainiert.
  2. Last, but not least: Hochbegabtenforscherin Franzis Preckel von der Uni Trier sah bei Meta-Analysen einen leicht positiven Zusammenhang zwischen Abendaktivität und Intelligenz. Allerdings zeigten die Morgenmenschen bessere schulische Leistungen. Ihre Schlussfolgerung: Wer abends gern aktiv ist, aber morgens früh raus muss, kann aufgrund von Schlafmangel nicht seine volle Leistungsfähigkeit abrufen.

Bürozeiten kommen Early Birds entgegen

Die Ergebnisse sind also alles andere als eindeutig. Man kann nicht sagen, dass die einen grundsätzlich leistungsfähiger sind als die anderen. Offenbar ist es jedoch so, dass unsere üblichen Schul- und Bürozeiten den Lerchen entgegenkommen. Der frühe Tagesablauf entspricht ihrem Biorhythmus viel eher als dem der Eulen. Außerdem könnte es auch ganz pragmatische Gründe haben, warum die Early Birds im Büro etwas produktiver sind: Wer vor allen anderen am Schreibtisch sitzt, hat oft mehr Ruhe, um seine Aufgaben zu erledigen. Und er kriegt vermutlich weniger Anrufe oder E-Mails, die ihn von seiner Arbeit ablenken.

Und für die Eulen gibt’s noch mehr Nachteile: Wenn deren Schlafrhythmus mit ihren Arbeitszeiten kollidieren, reagiert ihr Körper mit Stress, sagen Wissenschaftler. Das Schlafdefizit von Nachtmenschen führe zu einer Art chronischem Jetlag, der krank machen kann. Denn der Hypothalamus im Gehirn, unsere innere Uhr, steuert nicht nur den Schlafrhythmus, sondern auch das Zusammenspiel von Herz, Hirn und Lungen. Sind wir aus dem Rhythmus, sind es auch unsere Organe.

Jessica Rosenberg vom Forschungszentrum Jülich hat folgendes herausgefunden:

„Jeder Mensch hat eine eigene innere biologische Uhr, die festlegt, zu welcher Zeit das Leistungsvermögen am höchsten ist beziehungsweise wann der Wunsch zu schlafen entsteht.“

Chronotypen sind vorbestimmt

Kann man also vom Langschläfer zum Frühaufsteher werden, um von diesen äußeren Rahmenbedingungen zu profitieren? Experten sagen: nur bedingt! Der Chronotyp – sind wir eher Lerche oder Eule – ist demnach genetisch vorbestimmt. Die meisten Menschen tendieren zu einem dieser beiden Typen. Aber nur jeweils 20 Prozent seien eindeutige Lerchen bzw. Eulen, sagt eine internationale Studie.

Wenn Sie nicht wissen, welcher Typ Sie sind, hier gibt‘s einen kurzen Online-Test.

Und wem das nicht genügt: An der Berliner Charité wurde jetzt sogar eigens ein Bluttest entwickelt. Algorithmen berechnen daraus den individuellen Chronotyp.

Aber – trotz genetischer Vorbestimmung: Mit dem Alter kann sich das natürliche Aufstehverhalten verschieben. Kann jeder an der eigenen Familie beobachten: Kleinkinder sind in der Regel früh wach, Pubertierende schlafen gern lange und die meisten Rentnern hält es – obwohl sie entspannt ausschlafen könnten – morgens nicht lange im Bett.

Individuelle Bedürfnisse berücksichtigen

Was also tun, wenn die Menschen ihre innere Uhr nicht ohne weiteres umstellen können? Ich denke, zunächst sollten wir wertneutral anerkennen, dass es zwei Arten von Menschen gibt: Die, die schon früh morgens fit und aktiv sind. Und die, die abends zu Höchstleistungen auflaufen. Beide Typen sind gleich gut, fleißig und intelligent. Sie haben einfach nur einen anderen Lebens- und Schlafrhythmus.

Wenn wir das verstanden haben, können wir als Manager versuchen, die unterschiedlichen chrono-biologischen Bedürfnisse der Menschen in unseren Unternehmen zu berücksichtigen – etwa, wenn wir Aufgaben verteilen, Fristen setzen oder unsere Erwartungen daran ausrichten.

Meiner Meinung nach sind auch flexible Arbeitszeitmodelle – Stichworte Gleitzeit, Home Office, Flexible Office – eine gute Lösung, um das Potenzial von Lerchen und Eulen gleichermaßen zu nutzen. Man sollte den Menschen ermöglichen, dann zu arbeiten, wenn sie die meiste Energie haben. Die technischen Voraussetzungen dafür sind durch die Digitalisierung in den meisten Berufen gegeben. Bei der Telekom setzen wir auf flexible Arbeitszeitmodelle- Und wer im Schichtdienst arbeitet – wie viele unserer Hotline-Kolleginnen und -Kollegen – kann vielleicht verstärkt entsprechend seines Chronotyps eingesetzt werden. Laut Statistik gibt es ja von beiden Grundtypen gleich viele.

Am Ende des Tages profitieren die Firmen so von glücklicheren, gesünderen und leistungsfähigeren Mitarbeitern. Für beide Seiten eine echte Win-Win-Situation!

Welche Erfahrungen haben Sie als Lerche oder Eule im Job gemacht? Ich freue mich über Ihren Kommentar.

PS: Es gibt übrigens einen Verein, der sich für die Interessen von Langschläfern einsetzt: DELTA t. Auf der Website heißt es: „Für weitere Informationen kannst Du uns ab 12 Uhr (MESZ) anrufen, oder mailen, schreiben und faxen wann immer Du willst.“ ;-)

Über den Autor

Dr. Ferri Abolhassan

Dr. Ferri Abolhassan ist Mitglied der Geschäftsführung der Telekom Deutschland GmbH und Vorsitzender Geschäftsführer der Deutsche Telekom Service GmbH und der Privatkunden Vertriebsgesellschaft mbH. Zuvor war der promovierte Informatiker für T-Systems, Siemens, SAP, IBM und IDS Scheer tätig.

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