Digitalisierung führt zur Demokratisierung der Vermögensverwaltung

Herausforderungen für Private Banking und Wealth Management

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Kostendruck und anspruchsvollere Kunden führen in Private Banking und Wealth Management zunehmend zu einem Drang zur digitalen Veränderung. Auf lange Sicht wird dies zu einer Modernisierung und Demokratisierung der Vermögensverwaltung führen.

Demokratisierung der Vermögensverwaltung durch Digitalisierung

Die Digitalisierung führt zu einer Demokratisierung der Vermögensverwaltung.

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Genauso wie die Digitalisierung viele Geschäftsmodelle der Old Economy grundlegend verändert hat, wird sie ihren Fußabdruck auch in der Finanzbranche hinterlassen. Als Beispiele für den Beginn dieser Entwicklung seien das Geschäft mit Kreditkarten (Revolut) und der Zahlungsverkehr (Apple Pay) erwähnt, die sich beide bereits merklich verändert haben. Diese Entwicklung hin zu mehr Digitalisierung ist noch lange nicht beendet, und es wird spannend sein zu beobachten, wie sich die verschiedenen Branchen in dieser Hinsicht verändern werden.

Interessanterweise ist die Digitalisierung bisher an einem der spannendsten Bereiche der Finanzindustrie, der Vermögensverwaltung, praktisch spurlos vorübergegangen. Digitale Angebote hatten hier – anscheinend wegen der Bedeutung des persönlichen Kontakts mit dem Kunden – noch nicht den Erfolg, den wir in anderen Branchen gesehen haben. Eine Neuorientierung kommt nur langsam in Gang, obwohl die persönliche Beratung sehr kostenintensiv und aufwendig ist. Angesichts der vielen tiefgreifenden Veränderungen, die der Vermögensverwaltung bevorstehen, werden die mit der Digitalisierung verbundenen Neuerungen aber auf lange Sicht zu einer Modernisierung und Demokratisierung der Branche führen.

Ein neuer Player

Automatisierte Anlageberater, sogenannte Robo Advisor, übernehmen dieselben Aufgaben wie ein traditioneller Vermögenverwalter. Sie unterscheiden sich jedoch von einem lebendigen Berater insofern, als sie nur aus Zahlencodes bestehen und im Prinzip immer gleich aufgebaut sind.

Vor dem Einsatz der Robo Advisor werden jedoch Anlagestrategien entwickelt – entweder inhouse oder von einem externen Partner. In einem nächsten Schritt werden die individuellen Daten des Kunden, die mittels eines Fragebogens digital ermittelt wurden, zu einem Rendite-Risiko-Profil verarbeitet. Die Aufgabe des Robo Advisors besteht nun darin, anhand dieses Rendite-Risiko-Profils ein möglichst kostengünstiges und steuereffizientes Portfolio zu berechnen, das auf den jeweiligen Kunden zugeschnitten ist. Entscheidet sich der Kunde für eine Investition, führt der Robo Advisor in einem letzten Schritt die nötigen Transaktionen durch. Nach dem Kauf hat der Kunde die Möglichkeit, sein Portfolio online zu überwachen und Anpassungen zu treffen, falls dies nötig werden sollte.

Demokratisierung des Anlagegeschäfts

Die Vorteile von Robo Advisors liegen auf der Hand: Kunden können ihre Bankgeschäfte jederzeit und von überall aus abwickeln. Zudem kostet die Vermögensverwaltung durch Robo Advisor lediglich zwischen 0,25 Prozent und 0,35 Prozent des verwalteten Vermögens pro Jahr. Traditionelle Vermögensverwalter verrechnen viel höhere Kosten, die sich direkt auf die Performance auswirken.

Während bei traditionellen Vermögensverwaltern ein Investment von mindestens 500.000 USD gefordert wird, bieten zahlreiche Robo Advisor ihre Dienste bereits ab 5.000 USD an.

Dank diesen Neuerungen haben auch Personen mit einem kleineren Anlagebudget die Möglichkeit, professionelle Anlageberatung in Anspruch zu nehmen – was im Endeffekt zu einer Demokratisierung des Anlagegeschäfts führt.

Diese digitalen Neuerungen haben bereits in der Vergangenheit zu einer Senkung der Eintrittsbarrieren geführt. Und dank digitalen Angeboten wie Instinet und Nasdaq ist der Wertschriftenhandel viel einfacher geworden. Dies zeigt sich auch in der Aktionärsquote der USA: Während 1952 nur 4,2 Prozent aller US-Amerikaner Aktien hielten, betrug diese Quote 1990 bereits 20 Prozent, und 2016 lag der Wert schon bei 25 Prozent.

Digitale Investmentplattform aus der Schweiz

Der Schweizer Vermögensverwalter Descartes Finance wurde 2016 lanciert und bietet seinen Kunden eine Auswahl von verschieden Strategien an, die durch prämierte Asset Manager entwickelt wurden. Ähnlich wie Firmen aus der Sharing Economy – etwa Airbnb oder Uber – fühlt sich Descartes führenden Technologien verbunden. Als Finanzplattform vereint die Firma Erkenntnisse der Finanztheorie mit den neusten Technologien und arbeitet mit erfolgreichen Investmentspezialisten zusammen.

Dank der neuartigen digitalen Investmentplattform erhalten Kunden einfach und kostengünstig Zugang zu wissenschaftlichen und evidenzbasierten Investmentstrategien. Waren vor einigen Jahren solche Dienstleistungen noch wohlhabenden Kunden vorbehalten, so haben Interessenten heute die Möglichkeit, bereits mit einem bescheidenen Investment den Service eines Vermögensverwalters in Anspruch zu nehmen. So ist auch das Geschäftsmodell von Descartes Finance ein gutes Beispiel für die Demokratisierung in der Finanzbranche!

Gekommen, um zu bleiben

Durch die Digitalisierung, die im Investmentbereich erst am Anfang steht, wird sich die herkömmliche Finanzbranche noch stark verändern. Der künftige Erfolg der digitalen Konkurrenz hängt aber bis zu einem gewissen Grad von der Altersstruktur des Kundenpools ab. Ein Großteil des Anlagevermögens liegt heute bei der Altersgruppe der über-65-Jährigen. Diese Menschen sind vor dem Beginn der Digitalisierung aufgewachsen und haben oft Vorbehalte gegenüber technischen Neuerungen. Ganz anders verhält es sich bei den unter-30-Jährigen, die empfänglicher für Innovationen sind. Resultat: Dank den geringeren Eintrittsbarrieren können immer mehr jüngere Leute für die digitale Vermögensverwaltung begeistert werden.

Angesichts dieser Aspekte ist klar, dass Robo Advisor nicht so schnell wieder von der Bildfläche verschwinden werden. Sie werden weiterentwickelt, verbessert und dem Markt angepasst werden. Es ist aber auch klar, dass der Mensch in der Vermögensverwaltung weiterhin seinen Platz einnehmen wird. Denn hinter jeder Maschine muss ein Mensch stehen, der die Strategie definiert. Weil es sich bei der Strategie um die große Sache handelt, wollen wir Menschen uns nicht in den Details verlieren, die der Robo Advisor selbst erledigen kann.

Über den Autor

Dr. Adriano Lucatelli

Dr. Adriano B. Lucatelli ist Mitgründer und Geschäftsführer von Descartes Finance, dem führenden unabhängigen Schweizer Robo-Advisor. Zuvor war er für mehrere Jahre in leitenden Funktionen bei UBS und Credit Suisse im In- und Ausland tätig und lehrte an der Universität Zürich. Seine Studien führten ihn u.a. an die London School of Economics und an die Wharton School.

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