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Daten und KI revolutionieren Banken, aber nicht das Banking

Zum Einfluss Künstlicher Intelligenz auf den Finanzsektor

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Neben den Negativzinsen und der Regulierung wird ein drittes Thema für Banken immer akuter: die Digitalisierung. Im Zentrum dabei: die Rolle der Daten und der Einfluss künstlicher Intelligenz auf den Finanzmärkten und speziell im Bankensektor.

Einfluss Künstlicher Intelligenz auf den Finanzsektor

Künstliche Intelligenz hat in vielen Bereichen Einfluss auf den Finanzsektor.

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Die Einschläge kommen näher. Nach den Kredit- und Einlagen-Plattformen rücken Formen von Digitalgeld in den Fokus. Stehen wir vor einer echten Revolution im modernen Bankwesen? Welche Funktionen – von Zahlungsverkehr über Kreditvergabe bis hin zur Liquiditätssteuerung – können technologisch disruptiert werden? Dabei geht es nicht nur um die bankinternen Prozesse, sondern vor allem um neue Produkte und Strukturen.

Was der Einsatz von Technologie für Banken und Finanzmärkte bedeutet

Was die internen Prozesse und die Zahlungsfunktionen betrifft, so ist die Sache sehr eindeutig: Transaktionen, Bezahlsysteme und auch das Kreditgeschäft werden weitgehend automatisiert – wahrscheinlich, aber nicht notwendig auf Plattformen. Kandidaten dafür sind die großen Player: Facebook, Google oder Amazon, aber auch Apple oder wie in China bereits der Fall Alibaba.

Technologisch wird die klassische Intermediation der Banken überflüssig und keine nennenswerte Wertschöpfung mehr generieren. Der Kreditmarkt und das Einlagengeschäft werden durch Skalierung und Kundenzentrierung effizienter organisiert und kaum noch Marge abwerfen.

Ohne jede Frage werden Daten und deren Nutzung durch Algorithmen und künstliche Intelligenz die bankinternen Prozesse sowie die Finanzintermediation erheblich verändern. Sie werden schneller und weniger fehleranfällig, die Bankfunktionen virtueller und kundenzentrierter. Das Bankwesen ist qua Funktion hochgradig vernetzt. Die in der Digitalisierung übliche Plattformbildung wird daher auch und gerade im Bankensektor zu den üblichen Wirkungen führen: Geschäftsmodelle werden skaliert, die Nutzung von Daten wird systematisch möglich, Margen werden reduziert, Intermediation auf ein funktionales Minimum reduziert.

Daten und Künstliche Intelligenz können Finanzmarktrisiken erhöhen

Asymmetrische Information, Kreditrationierung etc. werden durch den Einsatz von Daten und Algorithmen weitgehend reduziert. Aber Vorsicht: Daten sind nur die Repräsentanten der Wirklichkeit, aber nicht die Wirklichkeit selbst. Daten enthalten vergangenheitsbezogene Verzerrungen. Und Algorithmen sind nicht die Wahrheit. Sie reflektieren und verwenden lediglich unser unvollständiges Wissen über Zusammenhänge, selbst dann, wenn Künstliche Intelligenz autonom lernen kann.

Manipulation und Diskriminierung drohen den Kunden, die immer gläserner werden – und das in dem neben der Gesundheitswirtschaft sensibelsten Bereich: den Finanzen. Finanzmarktrisiken gehören damit nicht der Vergangenheit an, sondern werden durch programmiertes Herdenverhalten und der Konvergenz von Algorithmen im Zusammenhang mit dem Hochfrequenzhandel eher noch wahrscheinlicher, denn Wissen und Informationen werden handelbar. In seinem neuen Buch „The Narrative Economics“ hat Robert J. Shiller darauf hingewiesen, dass Märkte gerne an einfache und standardisierte Geschichten glauben wollen.

Die Welt der Finanzierung wird in komplexem Umfeld und zunehmender Unsicherheit risikoreicher

Außerhalb der Banken verändert sich die Welt noch radikaler als im Bankenbereich selbst. Digitalisierung ist die zweite große technologische, ökonomische und kulturelle Revolution der jüngeren Menschheitsgeschichte. Der Übergang von der Agrargesellschaft zur Industriegesellschaft war mit der relativen Entwertung des Produktionsfaktors Boden und der Aufwertung des Kapitals verbunden. Nun werden Daten durch die enorm gestiegenen Speicherkapazitäten und Prozessorgeschwindigkeiten zur wichtigsten Ressource im digitalen Zeitalter.

Wirtschaft entmaterialisiert sich, Daten sind ein intangibles Asset. Sie spielen für die Entwicklung immer neuer Geschäftsmodelle eine wichtige Rolle. Innovations- und Kreditzyklen werden sich verkürzen und das Kreditrisiko nimmt tendenziell zu, denn die fortwährende Disruption stellt bestehende Geschäftsmodelle und sogar ganze Technologien, wie derzeit fast sämtliche „fossile“ Unternehmen und Branchen unter erheblichen Veränderungs- und Innovationsdruck. Vermögenswerte und Kreditforderungen können sich unter diesen Umständen schneller und weniger planbar abschreiben als in der Vergangenheit.

Zentralbanken bleiben Geldmonopol, müssen sich aber technologisch und regulatorisch wappnen

Zentralbanken und die Bankenaufsichten kümmern sich nach anfänglichem Zögern nun intensiver um das Thema Digitalisierung, insbesondere im Zusammenhang mit den sogenannten CBDCs, den Central Bank Digital Currencies. Insbesondere die Ankündigung von Facebook, mit Libra ein eigenes Digitalgeld einzuführen, hat dort zum Umdenken geführt. Es wurde deutlich, dass eine Plattform mit rund zweieinhalb Milliarden Nutzern nicht nur das Potenzial hat, ein akzeptiertes digitales Bezahlsystem einzuführen, sondern durch das Ausmaß der Skalierung eine Währungsfunktion bekommen könnte. Facebook könnte Liquidität und Zinsen beeinflussen, aber ebenso auch zu systemischen Risiken beitragen und dadurch die internationale Finanzmarktstabilität beeinträchtigen.

Es wäre indes ratsam, die potenzielle Innovationskraft, die hinter Libra und anderen CBDCs steht, nicht zu restriktiv zu regulieren. Denn weltweit betrachtet ist die Finanzierungstiefe in vielen Ländern, insbesondere Entwicklungs- und Schwellenländern, immer noch gering. Die Kreditversorgung könnte institutionell deutlich verbessert werden. Eigens herausgegebenes Digitalgeld könnte indes die in Niedrigzinszeiten beeinträchtigte Transmission der Geldpolitik wieder verstärken: Ein eigenes Konto für jeden bei der Zentralbank für beides ermöglichen: die Überweisung von Helikoptergeld ebenso wie die direkte Weitergabe der Negativzinsen an Haushalte und Unternehmen.

Geld bleibt Geld, Banken werden Hybride

Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Disruption wird wesentliche Teile des heutigen Bankgeschäfts schon sehr schnell erreichen, in Teilen ist das bereits geschehen oder in vollem Gang. Ein Kern jedoch wird erhalten bleiben. Der durch Technologie unterstützte, aber nicht vollständig ersetzbare Kern des modernen Bankwesens besteht in der optimalen Versorgung der Wirtschaft mit Liquidität.

Geld ist ein legal tender, also öffentliches Geld in einem Fiat-money-System. Vertrauen ist und bleibt in einem solchen System das wichtigste Asset. Blockchain-basierte Krypto-Währungen sind hier alles andere als die Lösung, denn sie sind tatsächlich kein Geld.

Daten und Künstliche Intelligenz werden die Branche revolutionieren. Banking without banks wird zunehmend Realität. Die Institution „Geld“ ist technologisch auf absehbare Zeit nicht substituierbar. Die Banken selbst werden hybride Strukturen.

Über den Autor

Prof. Dr. Henning Vöpel

Prof. Dr. Henning Vöpel ist Direktor des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) und Professor für Volkswirtschaftslehre an die HSBA Hamburg School of Business Administration. Seine Forschungs- und Themenschwerpunkte sind Konjunkturanalyse, Geld- und Währungspolitik, Finanzmärkte und Digitalökonomie. Außerdem moderiert er eine Fernsehsendung, ist Co-Gastgeber eines Podcasts und Mitgründer des Hammerbrooklyn Digital Campus.

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