Das Kaleidoskop Risikomanagement wird durch Digitalisierung noch bunter

Digitalisierte Arbeitswelt 4.0 im Finanzdienstleistungssektor

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Durch den Trend zur Digitalisierung der Finanzdienstleistung entstehen neue Geschäftsmodelle, die Reaktionsgeschwindigkeit wird schneller und das Datenmanagement wächst in seiner Bedeutung. Auch auf die Arbeitswelt im Risikomanagement kommen Veränderungen zu.

Zunehmende Digitalisierung der Arbeit

Die Digitalisierung der Arbeit macht auch vor Banken und Sparkassen nicht halt
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Der Trend zur Digitalisierung der Finanzdienstleistung, von dem manche meinen, er könnte disruptive Ausmaße annehmen, verändert auch die Arbeitswelt im Risikomanagement. Allgemeingültige Veränderungstrends wie „neue Arbeitsweisen“, „flexible working“, „homeworking“, die Hand-in-Hand mit neuen veränderten Technologiemöglichkeiten einhergehen finden selbstverständlich auch im Risikomanagement Anwendung. Waren althergebrachte Arbeitsweisen, klassische Mitarbeiterprofile mit eher traditionellen Führungsmodellen an der Tagesordnung hat u. A. die Digitalisierung einen wertvollen Beitrag zur Modernisierung des Risikomanagements beigetragen.

Drei Auswirkungen auf das Risikomanagement der Banken

Unternehmen wir den Versuch, die spezifischen Auswirkungen der digitalisierten Arbeitswelt im Risikomanagement an zumindest drei Hauptkategorien festzumachen:

  • Künftiges Kundenverhalten und daraus abgeleitete veränderte Geschäftsmodelle werden neue Anforderungen an Risikomanager begründen.
  • Mit zunehmender Digitalisierung wird das Kaleidoskop der Risikoarten noch facettenreicher und damit entstehen auch neue Profile im Risikomanagement.
  • Datenmanagement wird in seiner Bedeutung wachsen und fundamental in das heutige Risikomanagement eingreifen.

Neue Realität ist im Risikomanagement

Die Digitalisierung ist sicherlich nicht nur Ausdruck von veränderten technologischen Möglichkeiten und damit einhergehender Optimierungsmöglichkeiten in der Prozesswelt, sondern sie ist vielmehr als Ausdruck von geändertem Kundenverhalten, veränderten Produkt- und Dienstleistungsangeboten zu verstehen. Customer Experience ist das Schlagwort; es geht darum Kundenerlebnisse zu gestalten. Die neue Realität ist im Risikomanagement vielleicht am deutlichsten im Kreditgeschäft zu sehen. Komplett automatisierte Online-Kreditangebote, Ratenkauf und Ratenkredite im Internet-Geschäft bis hin zu Crowdfunding und P2P-Lending Möglichkeiten sind stark wachsende Elemente im Kreditgeschäft mit Privatkunden. Das bedeutet aber auch, dass die Grundlage von Modellen und Prozessen im Risikomanagement angepasst werden müssen. Risikomanager sind noch stärker als in der Vergangenheit gefragt, potentielles Kundenverhalten in den Modellen (Scorekarten, Wertberichtigungsmodelle, Cashflow-Modelle im Marktrisiko) auf dieses veränderte Kundenverhalten anzupassen.

CyberRisk ist das Thema der Stunde

In den letzten 10 Jahren wurde der Umfang vom Risikomanagement kontinuierlich erweitert. Im ursprünglichen Verständnis von ERM (Enterprise Risk Management) umspannt Risk nunmehr noch stärker die Herausforderungen der Reputation, der verhaltensinduzierten Risiken (Condukt) und der Compliance Risiken. Das Thema der Stunde ist ohne Zweifel CyberRisk. Hier entstehen ganz neue Mitarbeiterprofile. Die Grenzen zwischen Risikomanagement und IT verschwimmen hier. Die Reaktionsgeschwindigkeit muss enorm schnell sein. In der DNA eines Risikomanagements liegt es auch einer Analyse der Vergangenheit eine Prognose für die Zukunft abzugeben. Nur genau dieser Mechanismus lässt sich auf die „neuen“ Risikoarten nicht anwenden. Es gibt halt nahezu keine Vergangenheit. Das wird Risikomanager in der Zukunft stark fordern. Es werden andere Herangehensweisen genutzt werden müssen; das Managen der Unsicherheit wird wichtiger.

Daten gewinnen einen hohen Stellenwert

Nicht nur die Regulatorik hat sich in den letzten Jahren (insbesondere seit Aufbau des SSM) stark quantitativ orientiert, sondern Daten als solches gewinnen einen unglaublich hohen Stellenwert. Wenn die aktuell wertvollsten Unternehmen der Welt letztlich ihren Wert auf Datensammlungen und Datenmanagement aufbauen, ist dieser Trend auch in der Finanzbranche unaufhaltbar. Risikomanager müssen lernen mit deutlich mehr Daten umgehen zu können, völlig neue Datenwelten zu erschließen und dabei neue Analysemethodiken anzuwenden. Die bisherige Kombination aus „ich frage den Kunden um Daten, ergänze das mit Kreditbüro-Informationen und kalkuliere Risikoparameter“ wird nicht mehr ausreichen. Big Data-Analysen, Machine-Learning sind nur einige Werkzeuge, die konsequent zu nutzen sind. Das erfordert zum einen entsprechend ausgebildete Mitarbeiter im quantitativen Bereich, aber auch gute „Kommunikatoren“, die die Ergebnisse gut dem Management und Vertriebskollegen erklären können. Es gibt aber auch eine genau gegenteilige Bewegung. Einige Kunden gehen immer zurückhaltender mit ihren Daten um, zögern immer mehr, Daten zur Verfügung zu stellen. Um diese Kundenschicht nicht zu verlieren, wird es daher auch notwendig sein, Modelle zu etablieren, die mit sehr wenigen Daten auskommen. Dieser Spagat – Datenflut und Datenverknappung – wird eine spannende Herausforderung für die Risikomanager.

Rolle von FinTechs in den Arbeitswelten im Risikomanagement

Welche Rolle spielen nun FinTechs in den Arbeitswelten in Risk. Viele Banken akzeptieren FinTechs als ernstzunehmende Partner, wollen mit Ihnen konkret kooperieren und Partner-Modelle entwickeln. So kommt neuer Schwung auch ins Risikomanagement. Die klare Kundenorientierung, die Kreativität der Lösungsfindung und der Anspruch an Schnelligkeit können einen wertvollen Beitrag leisten Risikomanagement zu modernisieren. Das wird möglicherweise nicht konfliktfrei erfolgen, aber es wird vorhandener Prozesse in Frage stellen und Strukturen aufbrechen. Ohne Zweifel hat das heutige Risikomanagement sich in den letzten zwei Jahrzehnten extrem verändert. Aber vielleicht können FinTechs, oder besser gesagt deren Herangehensweisen als Change Agent für die nächste Entwicklungsstufe helfen.

Risikomanagement und andere Bereiche rücken näher zusammen

Ja, es gibt viele Veränderungen im Risikomanagement durch die Digitalisierung. Der Verantwortungsbereich wird breiter und bunter. Neue Mitarbeiterprofile entstehen. Vernetzte und verbindende Arbeitsweisen (Stichwort Agile Working) bringt Risikomanagement wieder näher an andere Bereiche der Bank und vor allem an die Kunden heran…..und das ist gut so.


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Über den Autor

Jochen Klöpper

Jochen Klöpper (46) ist seit August 2015 Mitglied des Vorstandes der Santander Consumer Bank AG. Er verantwortet als Chief Risk Officer (CRO) den Risikobereich. Zuvor war er bei der Bawag PSK AG, Wien, tätig – seit April 2012 als Risikovorstand. Nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann und einem Studium der Bankbetriebswirtschaftslehre an der Bankakademie Frankfurt/Main arbeitete Jochen Klöpper 20 Jahre in verschiedenen Managementfunktionen in Deutschland und Italien für den Deutsche Bank Konzern, u.a. als Chief Credit Officer in Mailand (2005-2008).

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