Die fünf wichtigsten Blockchain-Trends für 2020

Blockchain, DLT und Kryptoassets im Aufwind

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2019 war ein erfolgreiches Jahr für Bitcoin, Kryptoassets und die Blockchain-Technologie im Allgemeinen. Die Blockchain-Strategie der Bundesregierung und die Einführung eines „Kryptogesetzes“ sorgen für weiteren Rückenwind und ein vielversprechendes Jahr 2020.

Blockchain-Technologien befinden 2020 sich im Aufwind

Blockchain-Technologien könnten 2020 weiteren Aufwind erhalten.

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Das letzte Jahr war für Bitcoin, Kryptoassets und Blockchain-Technologien wie Distributed Ledger (DLT) von Erfolg geprägt. Auf Jahresbasis hat die Rendite von Bitcoin mit fast 100 Prozent fast alle traditionellen Finanzmarktprodukte wie US- und europäische Aktien, Anleihen und Rohstoffe übertroffen. Allgemeiner ausgedrückt: Die Blockchain-Technologie beginnt, sich mehr und mehr zu etablieren.

Deutschland als Blockchain-Vorreiter

Der deutsche Gesetzgeber hat ein neues „Kryptogesetz“ eingeführt, das Anfang 2020 in Kraft getreten ist. Dieses neue Gesetz wird die regulatorische Unsicherheit verringern und Start-ups und Investoren anlocken. Darüber hinaus hat die deutsche Regierung im Sommer 2019 eine eigene Blockchain-Strategie veröffentlicht, die die Blockchain-Technologie in einigen Anwendungsbereichen fördert.

Deutschland gilt nun durch die Einführung der Blockchain-Strategie und der Etablierung einer breiten Regulierung als Vorreiter. Bei Unternehmen – sei es in der Finanzbranche oder in der Industrie – ist nun ein zunehmendes Interesse an der Technologie zu beobachten. Dies betrifft sowohl Unternehmensanwendungen von DLT-Systemen als auch Kryptoassets.

Blockchain-Trends für 2020

Nach dem erfolgreichen Jahr 2019 stellt sich die Frage, was wir von Blockchain, DLT und Kryptoassets im Jahr 2020 erwarten können. Im Folgenden werden die wichtigsten Trends für 2020 im Krypto- und DLT-Bereich skizziert.

1. Bitcoin wird wichtig bleiben

Wir erwarten, dass wir auf der ganzen Welt die Entstehung einer neuen Anlageklasse beobachten werden, die durch die im Aufbau befindliche Infrastruktur und die regulatorischen Rahmenbedingungen für digitale Assets angetrieben wird.

Diese Klasse wird derzeit von Bitcoin angeführt: Kryptoassets sind nach wie vor die einzigen liquiden Produkte auf dem Markt, und Bitcoin hat in diesem Markt – gemessen an der Marktkapitalisierung – mit Abstand die erste Position inne. Wir glauben, dass Bitcoin kurz- bis mittelfristig der größte gehandelte digitale Vermögenswert bleiben wird, auch wenn Bitcoin langfristig möglicherweise nicht der größte Liquiditätspool sein wird.

2. Security Tokens: Wertpapiere werden tokenisiert

Aktuell sehen wir erste Ansätze zur Tokenisierung anderer Assets sowie regulatorische Rahmenbedingungen, die sich auf die breite Einführung digitaler Assets in der gesamten Finanzindustrie vorbereiten. Während traditionelle Assets auf neue digitale Art und Weise repräsentiert werden (z.B. „Tokenisierung von Wertpapieren“), werden wir auch sehen, dass neue Asset-Klassen in bekannte regulatorische Rahmenbedingungen überführt werden, um sie in der bestehenden Infrastruktur handelbar zu machen.

Dies bedeutet die Konvergenz von traditionellen Finanzinstrumenten und neuen digitalen Abbildungen. Angemessene und aufsichtsrechtlich konforme Infrastrukturen für digitale Vermögenswerte werden daher ein Wendepunkt für die Einführung digitaler Vermögenswerte jenseits von Kryptoassets sein.

3. Digitaler Euro: Der Blockchain-Euro wird 2020 ein heißes Thema

Im Jahr 2019 haben sowohl erste Start-ups als auch traditionelle Institutionen einen regulierten, digitalen, Blockchain-basierten Euro über die Tokenisierung von E-Geld ausgegeben. Ein solcher digitaler Euro ist nicht einfach nur ein Stablecoin, da er über eine E-Geld-Lizenz ausgegeben wird, sondern repräsentiert den tatsächlichen Euro (ähnlich wie die Euros auf dem eigenen Bankkonto). Einfach gesagt, handelt es sich hier um „Stablecoin + Regulierung“.

Die Bundesregierung, der Bundesverband Deutscher Banken und Akteure der deutschen Wirtschaft haben öffentlich einen solchen digitalen Euro gefordert, der die Automatisierung der deutschen Wirtschaft durch Euro-basierte Smart Contracts vorantreiben wird. Dadurch wird es möglich, die Funktionalitäten der neuen Distributed Ledger Technologie (DLT)  zu nutzen und gleichzeitig die Stabilität des Euros zu erhalten. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat Ende 2019 angekündigt, eine eigene Task Force zur Analyse einer möglichen Einführung eines digitalen Zentralbank-emittierten Euro einzurichten. Ein kürzlich veröffentlichtes Arbeitspaper der EZB über einen solchen digitalen Euro legt nahe, dass ein digitaler Euro auch auf einem Blockchain-System ausgegeben werden könnte.

Wir erwarten für 2020, dass mehr Unternehmen einen privaten digitalen Euro ausgeben werden und, dass viele Unternehmen beginnen werden, den digitalen Euro in der Prozessautomatisierung, im Leasing, im Factoring, in der Industrie 4.0, in Supply Chain-Prozessen etc. zu verwenden.

4. Decentralized Finance (DeFi) wird in 2020 stark wachsen

Decentralized Finance (DeFi) ist ein relativ neuer Bereich, in dem wir im vergangenen Jahr große Entwicklungsfortschritte beobachten konnten. Anfang 2019 waren weniger als 300 Mio. US Dollar in DeFi gebunden. Ende 2019 lag dieser Wert bei rund 700 Mio. US Dollar.

DeFi ist ein Sammelbegriff für Blockchain-Anwendungen – hauptsächlich auf Basis von Ethereum -, die sich darauf konzentrieren, die Finanzmärkte zugangsfrei („permissionless“) und transparent zu machen. DeFi bezeichnet ein ganzes System von miteinander verbundenen Smart Contracts. Dienstleistungen wie Kreditvergabe und -aufnahme, Versicherungen, Liquiditätsversorgung, Börsen und Handel und synthetische Finanzinstrumente können bereits in Form von DeFi auf Basis der Blockchain-Technologie realisiert werden. Wir erwarten, dass in 2020 weitere DeFi-Anwendungen folgen werden und das in DeFi-gebundene Kapitel stark ansteigen wird.

5. Libra: keine Prognose möglich

Libra war 2019 ein Paukenschlag für Aufsichtsbehörden, Finanzinstitute und Zentralbanken. Zwar wurde Ende 2019 klar, dass Libra möglicherweise nicht wie ursprünglich geplant als Korb aus Währungen und Anleihen realisiert werden würde. Allerdings ist die Codebasis des Libra-Projekts aktuell eine der aktivsten in der Community. Außerdem spekulieren Experten darüber, ob Libra möglicherweise existierende Lizenzen (z.B. E-Geld-Lizenz) verwenden könnte, um bestehende Währungen auf einfache Weise zu tokenisieren: Kein Korb, keine Mischung zwischen Währungen und Anleihen – vielmehr einfaches, tokenisiertes Geld, ähnlich eines digitalen Euro.

Wenn Libra diesen Weg beschreiten würde, wäre es nicht unwahrscheinlich, dass Libra die gesetzlichen Anforderungen erfüllen würde und somit für Millionen von Nutzern tatsächlich live gehen könnte. Die Idee eines Korbes, der Währungen und Anleihen mischt, könnte dann auf lange Sicht leicht als „passiver Investment Smart Contract“ auf der höheren Ebene umgesetzt werden.

Fazit: Blockchain-Technologie bietet Vorteile im Finanzbereich

Die Blockchain-Technologie bietet im Allgemeinen enorme Vorteile im Finanzbereich, da sie die Sicherheit, Transparenz, Unveränderbarkeit und den Datenschutz von Transaktionsdaten verbessern kann. Mehr noch: Die Blockchain-Technologie dürfte die Grundlage für die meisten Finanztransaktionen und – sobald Smart Contracts weite Anwendung finden – auch die Basis für eine breite Palette vollautomatischer Finanzdienstleistungen werden.

Warum machen sich allerdings Organisationen noch nicht vollständig mit der Blockchain vertraut? Unserer Meinung nach ist dies unter anderem auf die hohe regulatorische Belastung für Finanzunternehmen zurückzuführen. Allerdings passen hier Regierungen die Gesetze an, um Friktionen zwischen dem jahrzehntelang gültigen Gesetzesrahmen und entmaterialisierten Vermögenswerten und Rechten, die auf Blockchain, Kryptoassets und DLT basieren, zu beseitigen.

Außerdem haben Führungskräfte und Entscheidungsträger das Potenzial von Blockchain oft noch nicht in dem erforderlichen Maße verstanden. Ein Grund dafür ist, dass das Verständnis von Blockchain enorme Zeit in Anspruch nimmt. In dem überladenen Terminkalender von Führungskräften ist meist Platz für eine 30-minütige Blockchain-Präsentation durch einen externen Experten, aber nicht genug Platz, um die Technologie und ihr Potenzial vollständig zu verstehen.

Dies wird jedoch den Aufstieg dieser Technologie nicht verhindern. Wir glauben, dass sich Unternehmen intensiv mit der Blockchain-Technologie beschäftigen sollten, um diese brillante Technologie zu nutzen. Der Grund dafür ist einfach: In 10 Jahren wird es kaum noch Finanzen, Transaktionen, Vermögenswerte ohne DLT geben. Angesichts der enormen Möglichkeiten, die vor uns liegen, lohnt es sich, sich mit dieser Technologie auseinanderzusetzen.


Jonas Groß – Projektmanager, Frankfurt School Blockchain Center

Jonas Groß

Jonas Groß ist Koautor des Beitrags. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Projektmanager am Frankfurt School Blockchain Center und Doktorand an der Universität Bayreuth. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören neben Kryptoassets, digitale Zentralbankwährungen (CBDC) und Stablecoin-Projekte wie Libra.

 

Marcel Kaiser – Projektmanager, Frankfurt School Blockchain Center

Marcel Kaiser

Marcel Kaiser ist Koautor des Beitrags. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Projektmanager am Frankfurt School Blockchain Center und Masterand an der Universität Bayreuth. Seine Expertise ist im Bereich dezentralisierte Finanzmärkte („DeFi“), industrielle Anwendungen, sowie ökonomischer Analyse angesiedelt.

Über den Autor

Prof. Dr. Philipp Sandner

Prof. Dr. Philipp Sandner leitet das Frankfurt School Blockchain Center an der Frankfurt School of Finance & Management, das u.a. Implikationen der Blockchain-Technologie für Unternehmen und Wirtschaft analysiert und sich als Plattform zum Wissensaustausch für Entscheidungsträger, Start-ups, Technologie- und Industrieexperten sieht. Zu seinenThemengebieten gehören insbesondere die Blockchain-Technologie und deren Einsatz in verschiedenen Branchen, aber auch Digitalisierung, Entrepreneurship und Innovation. Er beschäftigt sich weiterhin mit Corporate Entrepreneurship, Digitaler Transformation, FinTech-Start-ups und Intellectual Property Rights.

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