Nachhaltigkeitsaspekte sind für viele Finanzinstitute inzwischen fester Bestandteil der Gesamtbankstrategie. Die Ergebnisse scheinen jedoch bei den Kunden nicht anzukommen, wie eine Studie zum Thema Nachhaltigkeit bei Geldanlagen zeigt.
Nachhaltigkeit hat mittlerweile einen bedeutenden Platz in der Finanzwelt eingenommen. Nahezu alle Finanzunternehmen bieten mittlerweile ökologisch nachhaltige Produkte an. Allerdings scheinen viele Bankkunden hiervon noch nichts mitbekommen zu haben, wie eine aktuelle Umfrage von BearingPoint zeigt.
Kunden kennen nachhaltige Produkte ihrer Bank nicht
In Deutschland sind 52 Prozent der Befragten nicht darüber informiert, welche nachhaltigen Produkte ihre Hausbank anbietet, während dies in Österreich auf 47 Prozent zutrifft. Diese Werte sind nur geringfügig niedriger als in der Vorjahresstudie, jeweils um 5 Prozentpunkte.
Des Weiteren geben 91 Prozent der Befragten in Deutschland (90 Prozent in Österreich) an, keinerlei Kenntnisse über das Nachhaltigkeitsrating ihrer eigenen Bank zu haben – ein ähnlich hoher Wert wie im Jahr zuvor.
Kunden wollen nachhaltige Banken
Viele Kundinnen und Kunden erwarten von ihren Banken, dass sie nachhaltige Geschäftspraktiken verfolgen. Nach Ansicht von 38 Prozent der Befragten in Deutschland und 45 Prozent der Befragten in Österreich spielt die Nachhaltigkeit der eigenen Bank eine wichtige Rolle.
Im Vergleich zum Vorjahr ist jedoch ein rückläufiger Trend zu beobachten: In Deutschland und Österreich stimmten zehn Prozent weniger Befragte dieser Aussage zu als im Vorjahr.
Nachhaltigkeit kein Grund für Bankwechsel
Obwohl eine generelle Offenheit für nachhaltige Bankprodukte besteht, ist Nachhaltigkeit alleine kein ausreichender Grund für einen Bankenwechsel. Nur 45 Prozent der Befragten in Deutschland und 37 Prozent in Österreich würden ausschließlich wegen eines nachhaltigeren Portfolios zu einer anderen Bank wechseln.
Die Zahlen für Deutschland sind im Vergleich zum Vorjahr unverändert geblieben, während sie für Österreich leicht gesunken sind (2022: noch 41 Prozent).
Rendite wichtiger als Nachhaltigkeit
Sicherheit, Rendite und Kosten bleiben weiterhin die entscheidenden Faktoren bei der Auswahl von Anleihen, Aktien und Fonds. Lediglich für sechs Prozent der Befragten in Deutschland und Österreich sind ökologische Aspekte das wichtigste Kriterium bei der Geldanlage – ein leichter Anstieg im Vergleich zum Vorjahr (2022: 4 Prozent).
Den Verzicht auf Rendite im Sinne von mehr Nachhaltigkeit lehnt nach wie vor eine Mehrheit ab (Deutschland: 38 Prozent, Österreich: 46 Prozent), wobei es in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr einen deutlichen Rückgang gibt (54 Prozent).
Die Bereitschaft, höhere Kosten für mehr Nachhaltigkeit zu akzeptieren, bleibt gering: 71 Prozent der deutschen und 67 Prozent der österreichischen Kunden lehnen zusätzliche Kosten für nachhaltigere Bankprodukte ab.
Beratung bleibt wichtig
Obwohl Nachhaltigkeit in der Finanzbranche von hoher Bedeutung ist, bestehen bei vielen Bankkunden immer noch Unsicherheiten über das Angebot an nachhaltigen Finanzprodukten. Eine fachkundige Beratung kann dazu beitragen, diese Informationslücken zu schließen und die Glaubwürdigkeit nachhaltiger Finanzprodukte zu stärken.
Mehr als zwei Drittel der Befragten, die von ihrer Hausbank eine Beratung zu nachhaltigen Finanzprodukten erhalten haben, bewerten diese im Anschluss als (eher) positiv. In den meisten Fällen wurden die Kunden nach ihren Präferenzen im Bereich Nachhaltigkeit gefragt.
Die nachhaltigen Produkte ihrer Hausbank werden von 84 Prozent der Deutschen und 82 Prozent der Österreicher als glaubwürdig eingestuft – ein ähnlich hoher Wert wie im Vorjahr. In beiden Ländern bewertet eine signifikante Mehrheit der informierten Kunden das Angebot ihrer Bank im Bereich ökologisch nachhaltiger Aktien, Anleihen und Fonds als „gut“. Eine kompetente Beratung zu nachhaltigen Finanzprodukten kann demnach die Wahrnehmung und Akzeptanz dieser Produkte positiv beeinflussen.
Nachhaltigkeit als Faktor im Geschäftsmodell
Banken können eine bedeutende Rolle bei der ökologischen Transformation spielen, indem sie Nachhaltigkeit als Treiber in ihr Geschäftsmodell integrieren. Eine Mehrheit der Befragten, die bereit wären, für nachhaltigere Bankprodukte höhere Kosten zu akzeptieren, kann sich grundlegende Veränderungen im Prozessablauf ihrer Bank vorstellen, um Nachhaltigkeitsaspekte zu fördern.
57 Prozent der Befragten aus Deutschland und 58 Prozent aus Österreich würden eine ausschließlich digitale Kommunikation (per E-Mail, App etc.) mit ihrer Bank akzeptieren. Zudem können sich die Befragten vorstellen, höhere Ordergebühren für Investitionen in ESG-Produkte (Deutschland: 32 Prozent und Österreich: 30 Prozent) sowie einen Aufschlag der Kontoführungsgebühren zugunsten von mehr Nachhaltigkeit zu akzeptieren.
Infografik: Bankkunden und Nachhaltigkeit
Die folgende Infografik fasst wichtige Ergebnisse der Studie zusammen und zeigt die Einstellung und das Verhalten von Bankkunden zum Thema Nachhaltigkeit: