Können Bankgeschäfte für Kunden automatisiert werden?

IFTTT als Lösung für den digitalen Banking-Alltag

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Automatisch Sparen oder Überweisungen ausführen? Kann das für Bankkunden interessant sein? Zwei Banken haben kürzlich neue digitale Lösungen vorgestellt, die das Finanzleben einfacher und bequemer machen sollen.

Den digitalen Banking-Alltag genießen

Denn Alltag genießen während Bankgeschäfte automatisch erfolgen?

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Im Zuge der Digitalisierung verändern sich die Gewohnheiten und Erwartungen vieler Konsumenten. Im digitalen Alltag spielen soziale Medien wie Facebook oder Instagram eine größere Rolle als Finanzdienstleistungen. Um ihre Relevanz zu erhalten und zu stärken, wollen Banken und Sparkassen stärker in diesen digitalen Alltag der Kunden eindringen. Einige gehen dabei vollkommen neue Wege.

Wenn dies passiert, dann tue das!

IFTTT bedeutet „If This Then That” („Wenn dies, dann das“) und ist ein weltweiter kostenloser digitaler Automatisierungsdienst, der es Nutzern erlaubt, einfache Verknüpfungen von digitalen Anwendungen vorzunehmen. Durch solche Routinen – „Applets“ genannt – kann man Zeit einsparen, aber auch das persönliche Selbstmanagement und vieles mehr optimieren. Manche bezeichnen IFTTT – in Anlehnung an das Internet of Things – auch als das „Internet of Services“.

Die Möglichkeiten sind extrem vielfältig. So kann man – um nur einige wenige Beispiele zu geben – automatisch

  • Social Media Meldungen von einem Netzwerk zu einem anderen posten,
  • E-Mails von seinem Ebay-Konto generieren,
  • Musikstücke, die man bei YouTube liked zu Spotify-Playlisten hinzufügen,
  • sich benachrichtigen lassen, wenn es morgen am vorgesehenen Ziel einer Reise regnen sollte oder
  • regelbasierte Smart Home Funktionalitäten umsetzen.
IFTTT ermöglicht die digitale Automatisierung im Alltag

Der digitale Service IFTTT ermöglicht eine Automatisierung vieler Alltagsgewohnheiten.

Einige Unternehmen nutzen bereits die vielfältigen Möglichkeiten von IFTTT. So bietet beispielsweise BMW verschiedene Applets an, wie z.B.

  • automatische Smart Home Funktionen, wenn man kommt oder wegfährt,
  • automatische Garagenöffnung, wenn man nach Hause kommt,
  • automatischer SMS-Versand an die Kinder, wenn man sie von der Schule abholt.

Und auch für den Bereich Finanzdienstleistung ergeben sich mit IFTTT interessante Möglichkeiten. Man kann z.B.

  • Sich per E-Mail benachrichtigen lassen, wenn der Kurs einer bestimmten Aktie um einen bestimmten Prozentwert steigt oder fällt,
  • Sich per E-Mail benachrichtigen lassen, wenn der Kurs einer bestimmten Aktie auf einen vorgegebenen Wert steigt oder sinkt,
  • Einen bestimmten Wechselkurs regelmäßig abspeichern.

Im folgenden Video wird kurz erklärt, wie IFTTT funktioniert:

IFTTT fürs Banking

Mit  der britischen Monzobank und der australischen Tochterbank von ING haben nun vor kurzem zwei Kreditinstitute damit begonnen, IFTTT-Applets für ihre Kunden bereitzustellen. Dazu wurden entsprechende Schnittstellen (APIs) definiert.

Monzobank und IFTTT

Monzobank ist eine 2015 gegründete und per Crowdfunding finanzierte britische Mobile-only Bank. Als eine der ersten Smartphone-Banken will das FinTech Startup Menschen im modernen digitalen Leben begleiten. Sie möchte Probleme der Kunden lösen, diese dabei fair behandeln und vollständig transparent sein. Das Angebot soll gemeinsam mit ihnen in einer Community permanent weiterentwickelt werden.

Seit dem Marktstart hat Monzo über 600.000 Kunden eingesammelt. Der Dreh- und Angelpunkt der Bank-Kunde-Beziehung ist ein Girokonto mit Kreditkarte und automatisiertem PFM-System. Kunden sehen Ausgaben unmittelbar nach einer Zahlung im digitalen Haushaltsbuch auf ihrem Smartphone.

Die Kooperation mit IFTTT ermöglicht Kunden, entsprechende Automatisierungsregeln für das eigene Konto zu definieren. „Automatisierung des finanziellen Lebens“ nennt Monzo das. Kunden können ihr Girokonto so mit über 500 digitalen Diensten verknüpfen, darunter Twitter, Dropbox, Google Drive und viele andere.

Erste Beispiele sind:

  • Jedes Mal, wenn man zu Google Assistent sagt, „Spare 5 Euro“, kann dieser Betrag direkt auf ein Sparkonto übertragen werden.
  • Nutzer der iOS-Health App können jedes Mal, wenn Sie bei Starbucks etwas kaufen, automatisch 200 Kalorien auf die App buchen lassen.
  • Jede Woche kann automatisch eine Ausgabenübersicht per E-Mail versendet werden.
  • Es können Verknüpfungen zu bestimmten Spartöpfen hergestellt werden, so dass diesen automatisch Geld bei bestimmten Aktionen zugewiesen wird.
  • Ausgaben können automatisch kategorisiert werden (PFM light).

ING Australien und IFTTT

ING Australia ist die australische Tochtergesellschaft der niederländischen ING Group. Sie hat über 1,7 Mio. Kunden und rund eine halbe Millionen Girokonten. Wie das deutsche Pendent ist sie als reine Direktbank tätig. Ihr Motto lautet „Everyday Banking“.

Auch sie bietet ihren Kunden seit kurzem die Nutzung von IFTTT an. So kann man automatisch Geld aufs Sparkonto zu überweisen, z.B.

  • wenn man definierte Fitness-Ziele erreicht,
  • wenn die Temperatur sinkt oder steigt,
  • wenn man Google Assistant oder Alexa den entsprechenden Sprachbefehl gibt oder
  • bei bestimmten Ereignissen, wenn man Googles Kalenderfunktion nutzt.

Die Bank möchte ihren Kunden so innovative neue Wege zum Sparen aufzeigen. Zudem soll Sparen damit einfacher werden und mehr Spaß machen.

Finanzen automatisieren?

Sind die vorgestellten Möglichkeiten nur eine Spielerei für Nerds? Oder kann diese Art Automatisierung der persönlichen Finanzen einen Mehrwert für viele Kunden bieten? Es gibt bereits ähnliche Ansätze: Vor einiger Zeit habe ich hier im Bank Blog Beispiele einer russischen Bank und eines arabischen Geldinstituts vorgestellt, die es ihren Kunden ermöglichen, per Fitness-App zu sparen und dafür sogar einen höheren Zins in Aussicht stellen.

Mit den neuen Anwendungsmöglichkeiten können sich zahlreiche PFM-ähnliche Routinen ergeben, die einfach und kundenorientiert sind. Der Vorteil für Banken liegt u.a. darin, diese Routinen nicht selbst programmieren zu müssen und erst später zu erkennen, ob Kunden damit tatsächlich etwas anfangen können. Bei Nutzung von IFTT können sie aufgrund der durch Nutzer angelegten Applets später entscheiden, welche dieser Funktionen sie selbst unmittelbar in das eigene Angebot einbauen sollten.

Jede Finanz-Regel ist zudem mit konkreten anderen Life-Style-Services verbunden. Damit könnten Banken dem Ziel näherkommen, sich stärker in den Alltag ihrer Kunden zu integrieren. Vor allem aber entsteht die Möglichkeit, mehr über den Kunden und sein Leben zu erfahren.

In der Monzo-Community haben die Kunden überwiegend begeistert auf die Ankündigung des neuen Service reagiert, wie über 300 Reaktionen zeigen.

Die ING DiBa plant hierzulande derzeit keine Einführung.

Über den Autor

Dr. Hansjörg Leichsenring

Dr. Hansjörg Leichsenring ist Herausgeber des Bank Blogs und der Finanzbranche seit über 30 Jahren beruflich verbunden. Nach Banklehre und Studium arbeitete er in verschiedenen Positionen, u.a. als Direktor bei der Deutschen Bank, als Vorstand einer Sparkasse und als Geschäftsführer eines Online Brokers. Als Experte für Strategien in den Bereichen Digitalisierung, Innovation und Vertrieb ist er gefragter Referent und Moderator bei internen und externen Veranstaltungen im In- und Ausland.

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