Der Wettbewerb im Neo-Banking wird härter

Chancen und Herausforderungen für Neo-Broker im Jahr 2024

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Neo-Broker haben sich in den letzten Jahren weiterentwickelt und ihr initiales Geschäftsmodell erweitert. Das alleine wird jedoch nicht ausreichen, um die vielfältigen Herausforderungen in 2024 bewältigen zu können.

Ausblick auf die Perspektiven für Neo-Broker im Jahr 2024

Neo-Broker im Jahr 2024.

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Als mich die diesjährige Einladung für den Expertenausblick erreichte, sagte ich wieder gerne zu, musste dann aber im selben Moment darüber nachdenken, wie ich das gewünschte Thema eigentlich bestmöglich bedienen kann. Ganz initial stellte ich mir die Frage, was ist eigentlich ein Neo-Broker im Jahr 2024?

Geht man in der Zeit einige Jahre zurück, wäre mir die Antwort sicherlich etwas einfacher gefallen. Wahrscheinlich wäre meine Antwort in etwa so ausgefallen: „Ein Neo-Broker ist ein Finanzdienstleistungsunternehmen, das sich auf den provisionsfreien Handel mit Aktien und anderen Wertpapieren spezialisiert hat und nur mit einem oder wenigen Börsenplätzen/Handelspartnern zusammenarbeitet. Im Gegensatz zu traditionellen Direktbanken und Brokern bieten Neobroker Apps mit einer guten UI/UX und Plattformen an, die es den Nutzern ermöglichen, einfach und kostengünstig/kostenlos in den Aktienmarkt einzusteigen. Sie sind digital ausgerichtet und bieten oft automatisierte Investitionsoptionen und soziale Interaktionsmöglichkeiten an.“

Steigt der Marktführer im Neo-Brokerage nun auch in das Neo-Banking ein?

Schaue ich mir nun das Angebot zum Jahresende 2023 an, so ergibt sich doch ein deutlich anderes Bild. Man könnte auch sagen, die Neo-Broker haben sich entwickelt und sind erwachsener geworden. Woran mache ich das fest? Die klare Abgrenzung der Neo-Broker, welche sich aus dem initialen Geschäftsmodell ergeben hat, hat sich in den letzten Jahren erheblich verändert.

Das lässt sich mit folgenden Beispielen unterlegen: Neben einem App Only Approach, gibt es nun ergänzend auch Webseiten Services. Die Produktangebote und Handelsmöglichkeiten wurden teilweise deutlich ausgeweitet und sind mit dem Angebot von führenden Direktbanken/Brokern auf Augenhöhe und auch im regulatorischen Bereich konnten wir kürzlich erfahren, dass zum Jahresende 2023 die erste Vollbank-Lizenz für Trade Republic erteilt wurde.

Auch wenn jeder Neo-Broker nach wie vor seine eigenen Besonderheiten und Funktionen hat, nähert sich das Angebot dennoch der Welt von etablierten Direktbanken und Brokern sukzessive an. Nach wie vor ist der Preis für die Transaktionen, für die Verwahrung und die Verwaltung der Wertpapiere im Vergleich noch ein großes Unterscheidungsmerkmal. Aber wird dies allein ausreichen, um auch in Zukunft ein erfolgreiches und ertragsreiches Business betreiben zu können? Ich meine nicht.

Der Wettbewerbsdruck wird sich in einem nicht mehr so stark wachsenden Markt verstärken. Neo-Banken steigen nun auch in das Neo-Brokerage ein

Wenn ich in das Jahr 2024 schaue, so bin ich der Meinung, dass die gesamte Branche, egal ob nun Neobroker oder Direktbank/Broker, in einen sehr spannenden Transformationszyklus eintauchen wird. Neben den bekannten und vieldiskutierten Themen rund um Payment for Orderflow ist ein weiterer und aus meiner Sicht wesentlicher Baustein, der sich weiter verstärkende Wettbewerbsdruck im deutschen Markt. Um hier konkret zu werden: Revolut ist in Deutschland mit einem Brokerage Angebot gestartet, N26 wird nun auch in dieses Produktfeld einsteigen und JP Morgan arbeitet an ihrem großen Marktstart, der von vielen Seiten mit Spannung erwartet wird. Das sind alle drei große Namen, von denen man insgesamt erwarten darf, dass sie nicht leise in den Markt starten werden und sich im Sinne ihres Angebotes eher an den Bereich der Neobroker anlehnen werden. Weitere Anbieter stehen ebenfalls in den Startlöchern und wollen in den deutschen Markt eintreten. Diese neuen Wettbewerber treffen somit auf das heute existierende Set von Neo-Brokern und Direktbanken/Broker. Spannend zu sehen, wer sich hier wo und wie in Szene setzen wird.

Meiner Meinung nach werden wir in einen verstärkten Zyklus von Verdrängung und Konsolidierung eintauchen, da der Markt im Moment nicht mehr so schnell wachsen kann. Der Kampf um den Neukunden wird sich weiter verstärken (müssen), um die jeweiligen Geschäftsmodelle erfolgreich betreiben zu können. Aber auch der aktive und werthaltige Bestandskunde wird zu einem großen Asset (war er aber schon immer, nur war es vielen nicht so wichtig), denn ihn gilt es unter allen Umständen mit dem sich verstärkenden Wettbewerbsdruck zu behalten. Dafür braucht es Lösungen, die sicherlich von Anbieter zu Anbieter verschieden sind. Da aber nicht alle heutigen Neobroker Anbieter in der Lage sein werden, diese Art von Markt zu bedienen, bin ich vorsichtig optimistisch, dass es in den kommenden ein bis zwei Jahren zu der einen oder anderen Übernahme kommen könnte und sich der Markt bei den Anbietern konsolidiert.

Neben diesen markt- und wettbewerbsinduzierten Fragestellungen gibt es aber ab dem Jahr 2024 verstärkt den Druck im Bereich der Regulatorik und mit den zur Verfügung gestellten Produkten Antworten zu finden und Entscheidungen vorzubereiten, die jede für sich eine gewisse Komplexität und Abhängigkeit in sich trägt.

Meine Top-Themen, Trends, Challenges für das kommende Jahr:

    • Zinswende. Wie weiter im Jahr 2024?
    • PFOF-Verbot 2026 und Consolidated Tape.
    • EU Retail Investment Directive and Regulations.
    • Preismodelle, Geschäftsmodelle, Wettbewerbsabgrenzung.
    • Social Trading. Ein neuer Trend?
    • Crypto. What‘s next?
    • CFD’s. End of Story?
    • Robo Advisors – Quo vadis?
    • Internationaler Wettbewerb. Kommt da noch was?
    • Neo-Banken steigen in den Neo-Brokerage Markt ein.

Darüber hinaus können sich neue Technologien sowie regulatorische Entwicklungen auf den Markt auswirken und/oder erweiterte Geschäftsmodelle entstehen lassen

KI-Technologien könnten künftig eine größere Rolle bei der Analyse von Marktdaten und der Erstellung von Handelsstrategien spielen. Brokerage-Anbieter könnten KI-Algorithmen nutzen, um ihren Kunden personalisierte Anlageempfehlungen zu geben.

Die rasante Entwicklung neuer Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI), Blockchain und Big Data kann sowohl Chancen als auch Herausforderungen für das Online-Brokerage darstellen. In Summe bleibt aber festzuhalten, dass Brokerage-Plattformen in der Lage sein müssen, mit den technologischen Fortschritten Schritt zu halten und innovative Lösungen anzubieten, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Ein weiteres spannendes Feld könnte die „echte“ Integration sozialer Medien in Brokerage-Plattformen (Social Trading) werden. Es ist ein noch nicht belegtes Feld mit einem großen Potenzial. Investoren wären in der Lage, ihre Trades öffentlich zu teilen und anderen Benutzern zu folgen. Dies würde es Anfängern ermöglichen, von erfahrenen Tradern zu lernen und deren Strategien zu kopieren. Wie immer hat es auch eine Down Side, die es in den Überlegungen zu berücksichtigen gilt. Man denke daran, dass sich Anleger durch die Handelsentscheidungen anderer beeinflussen lassen ohne Hintergründe zu kennen oder auch das Risiko, welches von betrügerischen oder nicht vertrauenswürdigen Händlern ausgehen kann.

Zunehmende Digitalisierung verändert die Geschäftsmodelle dauerhaft weiter

Die Finanzbranche ist stark reguliert und es ist überwiegend wahrscheinlich, dass sich die Vorschriften für Online-Brokerage in den kommenden Jahren weiterentwickeln werden. Neue Regelungen könnten sich auf die Gebührenstruktur (höhere Kosten), den Datenschutz und die Transparenz der Brokerage-Plattformen auswirken.

Mit zunehmender Digitalisierung und dem verstärkten Einsatz von Brokerage-Diensten wird der Schutz von Kundendaten und Transaktionen immer wichtiger. Brokerage-Plattformen müssen sicherstellen und vielleicht auch nachweisen, dass sie robuste Sicherheitsmaßnahmen implementieren, um Cyberangriffe und Datenlecks zu verhindern. Datenschutz und Sicherheit werden zu einem spürbaren Wert heranwachsen, der zu einem wichtigen Kundenbindungsinstrument wird.

Das mobile Trading wird meiner Meinung nach noch weiter an Bedeutung gewinnen, da immer mehr Menschen ihre Smartphones für den Zugriff auf sämtliche Lebensbereiche nutzen. Brokerage-Anbieter werden ihre mobilen Apps verbessern und erweiterte Funktionen für das Trading unterwegs anbieten müssen und das unter Berücksichtigung von Inhalt und UI/UX. Webanwendungen und Tools werden weniger benutzt als heute und entfalten ihren Nutzen überwiegend für qualitativen Research bei dem jeweiligen Anbieter.

Kundenzentrisch angelegte Geschäftsmodelle können der Schlüssel zum Erfolg sein

Das Vertrauen der Kunden ist entscheidend für den Erfolg. Heute mehr denn je. Jeder Vorfall von Betrug oder Missbrauch kann das Vertrauen der Kunden erschüttern. Anbieter müssen daher transparente Geschäftspraktiken und strenge Sicherheitsmaßnahmen implementieren, um das Vertrauen der Kunden zu gewinnen und aufrechtzuerhalten.

Der Online-Brokerage-Markt ist stark umkämpft, und neue Anbieter treten ständig in den Markt ein. Die Anbieter müssen sich gegenüber ihren Konkurrenten differenzieren und innovative Dienstleistungen anbieten, um Kunden anzuziehen und langfristig zu binden. Lockangebote allein reichen dafür nicht aus.

Die 7 Marketing P‘s (Price, Product, Place, Promotion, Process, People, Packaging) werden in ihrer Gesamtheit in der Zukunft wieder sehr wichtig, um eine klare Positionierung nach innen und außen zu etablieren, als auch ein erfolgreiches Geschäftsmodell gesamthaft zu unterlegen.

Und dabei sollte man immer daran denken, der Wettbewerb ist nur einen Klick entfernt.

Gefährdet das Verbot von Payment for Orderflow (PFOF) einzelne Geschäftsmodelle oder insbesondere die der Neo-Broker?

Für mich steht fest, dass sich an den grundlegenden Marktdynamiken nichts ändern wird. Anbieter mit einer ohnehin schon schwachen Marge müssen die Preise vermutlich sogar deutlicher erhöhen, als jene die ihr Business so optimiert haben, dass es auch mit kleineren Margen profitabel betrieben werden kann.

Selbst wenn die Gebühr dann bei dem einen oder anderen Neo-Broker leicht steigen könnte, so bleibt im FinTech Bereich die Operations weitaus günstiger, die Innovationskraft und Geschwindigkeit ist und bleibt höher. Der Abstand bleibt also gleich und das Momentum in Richtung modern und digital wird sich nach meiner Meinung weiter verstärken. National und international.

Diese Entscheidung führt dazu, dass die Kunden höhere Preise zahlen müssen und damit die Zugangshürden zum Kapitalmarkt wieder etwas zunehmen. Genau das kann eigentlich nicht im Sinne der deutschen Politik sein, zumal die veröffentlichen Inhalte des Koalitionsvertrages ja gerade die Aktien- und Investmentkultur stärken soll(t)en. Am Ende zahlen es nicht nur die gerade neu an die Börsen geführten Kunden, sondern alle Kunden, die heute richtigerweise in Wertpapiere investieren, um der Falle von Inflation, Rezession, Rentenlücke & Co zu entfliehen oder vorzubeugen.

Die kommenden zwei Jahre werden entscheidend

So oder so. Es steht für mich fest, dass die kommenden zwei Jahre für alle heute bestehenden und morgen in das Feld eintretenden Neo-Broker und Neo-Banken sehr entscheidend werden. Die einfachen Zeiten der letzten drei bis vier Jahre sind vorbei, Normalität ist einkehrt, hohe Zinsen halten Anleger (mal wieder) von der Anlage in Wertpapieren ab und Fundings sind sehr viel schwerer zu bekommen als in den Jahren zuvor.

Wer hier gut positioniert ist, hat sicherlich keinen Nachteil.

In Summe müssen durch die Verantwortlichen viele relevante und wesentliche Entscheidungen getroffen werden, von denen sich erst mit Zeitversatz zeigen wird, wie diese in den Dimensionen Kunde, Markt, Wettbewerb und nachhaltigem Ertrag im eigenen Geschäftsmodell wirken. Jetzt muss bewiesen werden, dass sich die Modelle auf Dauer tragen. Ich bin mir sicher, dass die „Challenge“ in den meisten Fällen erfolgreich sein wird und am Ende stärkere Player als heute im Markt stehen werden, wenngleich auch nicht alle ankommen werden.


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    Über den Autor

    Matthias Hach

    Matthias Hach ist selbständiger Berater, Aufsichtsrat und Beirat und hilft Banken und FinTechs. Er verfügt über jahrzehntelange Erfahrung in Gesamtbankgeschäft und in Großprojekten und war in verschiedenen Führungspositionen u.a. für die Commerzbank, comdirect bank, Smartbroker Holding & Smartbroker AG, flatex, ViTrade, E*TRADE, der Berliner Effektenbank und der Berliner Volksbank tätig.

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