Einfach. Sicher. Gegen Geldautomatensprengungen.

Es wird ein harter Tag

Aus dem Arbeitsalltag eines Bankers

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Banking mit einem Augenzwinkern

Lustiges, Humorvolles und mitunter auch Nachdenkliches für Banker
© Shutterstock

Wie sieht nun eines Bankers Arbeitsalltag aus? Eines ist klar: er ist mühsam, er ist voller Entbehrungen, er ist lieblos und hart! Der Arbeitstag, nicht der Banker.

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Über die Jahrzehnte hinweg hat sich die urban legend des kreuzfidelen Bankers aufgebaut, der, wenn man ihn verzweifelt suchen würde, wohl nicht im Büro anzutreffen wäre, sondern mit ziemlicher Sicherheit im angesagtesten Haubenlokal der Stadt. Egal zu welcher Stunde. Denn vor dem Lunch ist nach dem Frühstück und das Dinner kommt bestimmt. Wer sagt, dass man nur in der räumlichen Begrenztheit der Firma kreativ sein kann?

Eben.

Trotzdem findet sich die Mehrzahl der im Bankwesen Tätigen irgendwann an ihrer Wirkungsstätte – von einfachen Gemütern auch Büros genannt – ein, um „facetime“ zu ergattern. Facetime wird im Bankerjargon jene kostbare Zeitspanne genannt, die jeder Karrierewillige hat, um sich selbst vor seinen Vorgesetzen und Bossen zu produzieren.

Man will ja gesehen werden.

Unser Exemplar eines karrierewilligen Bankers, welches wir heute durch den mehr als anstrengenden Tag begleiten wollen, heißt Tassilo. Tassilo ist Investment Banker und ein begnadeter Verkäufer. Niemand kann so gut Tassilo verkaufen wie Tassilo. Und deswegen hat sich unser Banker auch vorgenommen, der Nachwelt den Footprint seines Genius zu hinterlassen. Dies ist der Hintergrund für Tassilos minutiös geführtes Tagebuch, dass, einer Bibel gleich, dem einen oder anderen Finanzmogul zur Erleuchtung dienen soll.

Der Tagesablauf eines Bankers

Tassilos Tagebuch:

9:00 Uhr –  Ich betrete die Bank und der Portier grüßt mich freundlich. Es wird ein wunderbarer Tag. Ich freu mich. Die Menschen sind ein Geschenk Gottes und die Kolleginnen und Kollegen ebenso.

9:15 Uhr – Bin im Büro, meine Assistentin ist noch nicht da. Wo ist sie? Das ist ein Affront. Wofür arbeite ich denn überhaupt? Frechheit!

9:20 Uhr – Charlotte, meine persönliche Assistentin ist soeben ins Büro gekommen und hat mir einen köstlichen Kaffee aus der Cafeteria mitgebracht. Was würde ich nur ohne sie machen? Mein Leben ist wundervoll. Bewundernd blicke ich ihr hinterher. Für ihr Alter sieht sie blendend aus.

9:25 Uhr – Lese gerade meine E-Mails. 95 ungelesene Mails! Was soll das? Gut, ich hätte in den letzten Tagen einmal den Computer starten können. Aber bin ich ein Rechenknecht oder Investmentbanker?

9:35 Uhr – Der Kaffee ist alle und kein Nachschub in Sicht, typisch. Charlotte drängt mich zur Eile, da ich mich für meinen nächsten Termin bereits verspäte. Sklaventreiberin!

9:55 Uhr – Habe am Gang eine liebe Kollegin getroffen, die seit längerem in unserer Filiale in Übersee arbeitet und mit ihr über New York geplaudert. Ja ja, der Big Apple. Komme jetzt eine halbe Stunde zu spät zu einem wichtigen Meeting. Wozu habe ich denn überhaupt eine Assistentin?

10:00 Uhr – Treffe im Besprechungsraum ein, als die Sitzung gerade beendet wird. Ich mache gegenüber meinem Chef aus meinem Herzen keine Mördergrube. Die Qualität der Sekretärinnen in unserem Haus lässt sehr zu wünschen übrig. Ich erwähne mehrmals Charlottes Nachnamen und buchstabiere ihn zuletzt, mein Boss soll ruhig wissen, was ich durchmache.

10:45 Uhr – War gerade persönlich in der Cafeteria und habe mir einen doppelten Espresso gegönnt. Musste mich anstellen und warten. Wo gibt es denn so was? Haben die Leute denn keine Arbeit? Zudem habe ich mich intensiv mit den neuesten Nachrichten aus aller Welt beschäftigt. Ja, gut, ich habe die Zeitung gelesen, was soll´s? Wussten Sie übrigens, dass die Ex-Frau von unserem Starstürmer schon wieder geheiratet hat?

Der Arbeitsalltag eines Investment Bankers

Der Arbeitsalltag eines Investment Bankers
© Shutterstock

11:00 Uhr – Wieder zurück im Büro. Habe ein weiteres Meeting verpasst, Charlotte hat aber meinen Stellvertreter hingeschickt. Gar nicht so blöd. Vielleicht machen wir ja doch noch eine gute Junior Assistentin aus ihr.

11:10 Uhr – Ich soll die Budgetplanung für meine Abteilung machen und habe keine Ahnung, wie das geht. Wofür soll ich denn noch Verantwortung übernehmen? Ich kann nicht mehr! Ich fühle deutlich, wie mich ein Burnout überkommt. Ich bin so allein!

11:30 Uhr – Charlotte hat mir gezeigt, wie ich das Excel mit den Planwerten befüllen muss. Sie hat mir auch gleich die richtigen Summen gesagt, die ich eintragen soll. Ehrlich, mit diesem hochkomplexen Zahlenwert kennt sich doch keiner aus! Dem Himmel sei Dank, dass ich mit meiner akademischen Ausbildung da den Durchblick habe.

11:35 Uhr – Wieviel sind 30% von 200.000 Euro? So viel soll ich bei einer Kostenposition einsparen und gerade jetzt muss der Rechner streiken und meine liederliche Assistentin ist weg zum Mittagessen. Ist ja klar, dass ich ihr egal bin. Also, wie soll ich denn das berechnen?

11:37 Uhr – Habe den Näherungswert von 35.000 Euro in die Tabelle eingetragen. Wird schon stimmen. Und wenn nicht, dann hat eben Charlotte einen schweren Fehler gemachen. Tja, man muss sich nur zu helfen wissen.

12:00 Uhr – ich treffe bei meinem Stammitaliener ein und erfahre, dass mein Lieblingstisch heute schon besetzt ist. Das war´s! Ich gebe auf! Mein Leben ist sinnlos und leer. Meine Assistentin hat es nicht der Mühe wert gefunden, mir meinen Tisch zu reservieren. So kann man auch seinen Bonus verspielen, sorry, Charlotte! Gut, ich hätte ihr vorher sagen können, dass ich heute Lust auf Italienisch habe, aber eine gute Sekretärin fühlt das doch!

12:13 Uhr – Treffe zufällig auf meinen Weinhändler und werde an seinen Tisch eingeladen. Essen und Trinken geht auf seine Rechnung. Mein Leben ist wunderbar! Ich bestelle das teuerste Steak, begleitet mit exquisiten Garnelen und getrüffeltem Kartoffelpüree. Letzteres ist extra teuer und muss extra bestellt werden. Eigentlich mag ich Trüffel nicht, also lasse ich schlussendlich die Sättigungsbeilage übrig.

15:30 Uhr – Komme leicht angeheitert in mein nächstes Meeting. Alle flüstern total entsetzt, dass dieser Tassilo schon wieder mal das Gespött der Firma sei. Die arme Sau! Ich hab kein Mitleid mit ihm. Jeder ist seines Glückes Schmied! Hick!

15:33 Uhr – Mist. Ich bin ja Tassilo! Diese Bestien, diese Verbrecher! Denen werde ich es heimzahlen. Sich so an einem wehrlosen Kollegen zu vergehen. Das wird denen noch leidtun. Und wer hat Schuld an diesem ganzen Schlamassel? Richtig: Charlotte.

15:45 Uhr – Treffe meinen Chef am Gang und beschwere mich über das Mobbing im letzten Meeting. So kann das nicht weitergehen, teile ich ihm mit und sage ihm das auch von Angesicht zu Angesicht. Unsere Nasen sind keine zwei Zentimeter voneinander entfernt!

15:48 Uhr – Mein Chef ist ohnmächtig zusammengebrochen. Keine Ahnung, was da los war. Ich habe ihn doch nur ein-, zweimal direkt angeatmet und schon geht der Kerl, ein überzeugter Anti-Alkoholiker, ein wie die Aktienkurse an einem Freitagnachmittag. Aber die Sanitäter sind schon da und machen einen guten Job. Einer der Samariter fragt mich, ob mein Boss ein Alkoholproblem hat? Er rieche so intensiv nach Wein. Ich kann nicht lügen und nicke traurig.

16:00 Uhr – Ich gleite entlang der Bürowände zur nächsten Feier. Es handelt sich dabei um Charlottes Firmenjubiläum. 20 Jahre in derselben Bank. Man stelle sich das vor! Ich muss kichern, denn ich soll eine Laudatio halten. Ich kenne die Kollegin zwar noch nicht, aber Latinas sollen ja sehr heißblütig sein. Zudem muss ich die Mitarbeiter korrigieren, es heißt mit Sicherheit: Laudatia! Mein Leben ist einzigartig und alle beneiden mich. Da bin ich sicher!

16:05 Uhr – Bin ich gerade wieder ernüchtert? Nicht das ich betrunken gewesen wäre, aber jetzt ist alles aus. Es heißt tatsächlich Laudatio und das ist eine Lobrede zu Ehren meiner Assistentin. Wie komme ich denn dazu? Ich bin doch nur ihr Chef. Niemand hat die Ansprache für mich vorbereitet, nicht einmal Charlotte. Ist ja klar. Wie immer stehe ich ganz allein da und niemand liebt mich.

16:05 Uhr und 30 Sekunden – Mann, war ich gut. Meine Laudatium hat alle mitgerissen und sie haben alle gelacht über meine witzige Art. Ich habe glasklar formuliert und meinen Intellekt aufblitzen lassen, oder? Und als es mich beim Abgang vom Podest auf die Nase gelegt hat, haben alle gebrüllt vor Lachen. Ich bin eben ein Enderdainer.

17:00 Uhr – Meine Erinnerung kommt zurück. Das mag ich aber gar nicht! Jetzt erinnere ich mich auch daran, dass Charlotte ganz verärgert war über mein Laudanium, obwohl ich mir doch solche Mühe gegeben habe. Der Chef meines Chefs ist bei mir im Büro und will wissen, warum ein überzeugter Anonymer Alkoholiker Sekunden nach einem Gespräch mit mir rückfällig geworden ist. Soll ich meinen Boss schützen und für ihn lügen? Ich versuche, den Obermotz nicht anzuatmen.

17:01 Uhr – Ich hatte Pech und musste vor dem Chef ausatmen. Ich wusste gar nicht, dass ein paar Fläschchen Chianti Classico so intensiv sein können. Der Boss hat nur gestöhnt und irgendwas von „Alkohol im Dienst“ gemurmelt, bevor er abgedampft ist. Ach ja: und so was ähnliches wie: „das wird Konsequenzen haben“. Dass ich nicht lache.

17:25 Uhr – Ein kurzer Blick auf die Uhr sagt mir, dass ich bereits Überstunden mache. Tja, ohne mich kommt die Bank eben nicht aus. Leider kann ich nicht geradeaus gehen, also bleibe an meinem Schreibtisch sitzen und warte auf bessere Zeiten. Auch der hasserfüllte Blick von Charlotte von der Türe her kann mich nicht rühren. Schließlich war sie es, die sich auf der eigenen Feier blamiert hatte. Recht geschieht ihr! Morgen werde ich ihr kündigen.

17:35 Uhr – Ich hätte besser meine Brille aufsetzen sollen. Zufällig war ich im Büro einer Kollegin eingenickt und dachte, es wäre meines. Deshalb auch der strenge Blick von ihr. Egal. Das rettet Charlotte auch nicht mehr. Irgendjemand muss gefeuert werden.

17:40 Uhr – Der Personalchef war bei mir und hat mich gefeuert. Angeblich gab es zahlreiche Beschwerden wegen meines sprunghaften Führungsstils und meiner, durch den Alkohol reduzierten Leistungsfähigkeit. Dieser Wahnsinnige! Weiß er denn nicht, wer ich bin?

17:55 Uhr – Habe den Parteisekretär der Landesgruppe angerufen und ihn darauf hingewiesen, wie viel meine Familie der Partei schon gespendet hat. Diese Zuwendungen sind natürlich sofort eingestellt, sollte ich meinen Job verlieren. Ist ja klar.

18:00 Uhr – Der Generaldirektor hat mich angerufen und mich wieder eingestellt. Mit 15% mehr Gehalt. Na bitte. Talent bleibt eben nicht unerkannt. Ab morgen kann ich mich mit Vollgas dem Wohl der Bank widmen. So wie eben auch heute. Und als erstes werde ich ein ernstes Gespräch mit Charlotte führen müssen.

Hick!

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Über den Autor

Michel Lemont

Michel Lemont ist seit mehr als 35 Jahren in Bankenwesen tätig. Er war in verschiedenen Bereichen der Finanzindustrie tätig, unter anderem im Vertrieb, im Marketing und zuletzt im Umfeld des Zahlungsverkehrs. In seinen Aufgabenbereich fallen unter anderem regulatorische Themen, das Management von Zahlungsverkehrs-Infrastrukturen sowie die Arbeit in nationalen und internationalen Gremien im Bereich Payments. Ein besonderes Anliegen sind ihm Innovationen im Bankenbereich und das "Querdenken". Michel Lemont ist Autor des Buches „Bankers have more fun“ und betrachtet das Bankwesen gerne von der humoristischen Seite. Er ist verheiratet und Vater einer Tochter.

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