Anzahl der Millionäre steigt weiter

Chancen und Risiken für Vermögensberater

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Der Wohlstand in der Welt steigt, zumindest jener der Reichen und Superreichen: Die Zahl der High Net Worth Individuals steigt seit Jahren an. Das zeigt eine aktuelle Studie. Die Vermögensberater darf es freuen, für sie ergeben sich neue Chancen – aber auch Risiken.

Aktuelle Trends, Studien und Research zu Private Banking und Wealth Management

Das Geschäft mit den Reichen und Superreichen, das Private Banking oder Wealth Management galt lange Zeit nicht nur als die Königsdisziplin des Bankgeschäftes sondern auch als sicherer Ertragsbringer. Inzwischen hat die Digitalisierung auch diesen Bereich erfasst und stellt die Banken vor neue Herausforderungen. Wie diesen begegnet werden kann und welches die aktuellen Trends und Entwicklungen sind, können Sie in den im Bank Blog vorgestellten Studien nachlesen.

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Der Begriff High Net Worth Individual bezeichnet Personen, der mehr als eine Million US-Dollar an investierbarem Vermögen besitzen. Man könnte es etwas einfacher ins Deutsche übertragen: Ein HNWI ist ein Millionär. Weltweit ist ihre Zahl im vergangenen Jahr um 6,3 Prozent gestiegen. Damit gibt es inzwischen über 20 Millionen Millionäre. Das ist das Ergebnis einer Studie von Capgemini.

Das Gesamtvermögen der Dollar-Millionäre wuchs um 7,6 Prozent auf fast 80 Billionen US-Dollar. Die Superreichen unter den HNWI dürfen sich besonders freuen: Die sogenannten Ultra High Net Worth Individuals (Geldvermögen über 30 Mio. Euro) bekamen im Jahr 2020 einen Zuwachs von 9,6 Prozent.

Zudem habe, begünstigt durch steigende Kurse an den Aktienmärkten und staatliche Konjunkturprogramme, die Region Nordamerika den asiatisch-pazifischen Raum überholt und war 2020 sowohl bei der Anzahl der HNWI als auch bei der Höhe des Gesamtvermögens führend.

Globale Verteilung der Anzahl Millionäre nach Kundengruppen

Die Kundengruppen für Private Banking und Wealth Management.

Dollar-Millionäre in Deutschland

In Deutschland wuchs die Zahl der HNWI von 2019 bis 2020 um 4,7 Prozent auf rund 1.535.100 Dollar-Millionäre. Das sind 69.100 mehr als im Vorjahreszeitraum. Das Gesamtvermögen der deutschen HNWI stieg derweil um 6,8 Prozent. Im Vorjahreszeitraum (2019) war es noch um 8,8 Prozent gestiegen.

Chancen für Vermögensverwalter

Der Studie zufolge haben sich die Dollar-Millionäre in den vergangenen 25 Jahren stärker selbst in die Verwaltung ihres Anlagevermögens eingebracht, verlangen inzwischen jedoch umfassendere Unterstützung bei der Finanzberatung.

Das käme daher, dass HNWIs dazu tendieren, Investitionen in einem Bullenmarkt verstärkt selbst zu verwalten, aber in Krisen und bei zunehmender Marktvolatilität wieder Beratung in Anspruch zu nehmen. Das zeige sich in der Corona-Pandemie sowie bei Erkenntnissen, die man aus den Folgen der Krisenjahre 2000 bis 2002 und der globalen Finanzkrise von 2008 ziehen konnte.

Da Technologieanbieter kontinuierlich in den Bereich der Vermögensverwaltung vordringen, müssten sich die Vermögensverwalter zudem auf eine technologiegestützte Beratung und hyperpersonalisierte Geschäftsmodelle einstellen.

Hybride Modelle der Finanzberatung sind gefragt

Der Erfolg oder Misserfolg von Vermögensverwaltern wird zukünftig von einer Vielzahl an Faktoren beeinflusst. Dazu zählen insbesondere:

  • Technologische Durchbrüche
  • Veränderte soziale Dynamik
  • Neue Akteure und Wettbewerber
  • Demokratisierung der Vermögensverwaltung
  • Aufstieg digitaler Kanäle und Assets

Heutzutage sind die Dollar-Millionäre vor allem an hybriden Modellen interessiert und suchen eine Mischung aus digitaler und direkter Interaktion. Der Studie nach gaben 34 Prozent der HNWIs an, dass sie WealthTech-Dienstleistungen nutzen.

Für Vermögensverwalter sind Startups aus dem Bereich WealthTech geeignete Partner, mit denen sie ihre Fähigkeiten, Reichweite und Reaktionsfähigkeit auf Markttrends verbessern können. Als die beiden wichtigsten Gründe für die Zusammenarbeit mit WealthTechs nannten Führungskräfte den Zugang zu neuen Kundensegmenten und die Bereitstellung neuer und innovativer Kundenangebote.

New-Age-Tech-Fähigkeiten in der Vermögensberatung

Trotz der aufkommenden Disruption könnten Vermögensverwaltungsfirmen nach Meinung der Studienautoren belastbare und agile Betriebsmodelle aufbauen. Dafür müssten sie jedoch in Technologien wie Cloud, APIs und Microservices investieren: Auch wenn in der Branche Expertise und Erfahrung zu den wichtigsten Stärken zählen, müssten die Unternehmen datengetriebene Erkenntnisse in ihre Kundenansprache und Anlagestrategien einbeziehen.

Die Investment-Performance werde weiterhin im Vordergrund stehen – jedoch müssen die Unternehmen auch wertschöpfend agieren und sich auf nachhaltige Wertvorstellungen der Anleger, etwa den ESG-Richtlinien, konzentrieren.

Diversität in der Vermögensberatung

Die Vermögensverwaltung war und ist ein beziehungsbasiertes Geschäft. Da es zunehmend Vermögende jüngeren Alters, Frauen oder aus LGBTQ-Familien gebe, sollten auch Vermögensverwalter auf Diversität setzen – etwa bei ihren Beraterinnen und Beratern. Um zukunftsfähig zu sein, müsse eine heterogene Beraterbelegschaft eingestellt und digital ausgebildet und die bestehenden Mitarbeiter für den Kontakt mit einer Vielzahl von Kundensegmenten geschult werden. Derzeit sind 63 Prozent der befragten Vermögensberater mit den Bemühungen ihres Unternehmens, Tools oder Schulungen bereitzustellen, nicht zufrieden.

Neue Spielfelder: Nachhaltiges Investieren und Kryptowährungen

Dollar-Millionäre würden zudem versuchen, ihr Portfolio mit alternativen Anlagen zu diversifizieren. So sind nachhaltige Investments inzwischen verbreitet: 43 Prozent der Ultra-HNWIs und 39 Prozent der jüngeren HNWIs (unter 40 Jahre) würden wahrscheinlich einen ESG-Score für die von ihrem Verwalter angebotenen Produkte anfordern.

Darüber hinaus gaben 72 Prozent der befragten HNWIs an, in Kryptowährungen investiert zu haben, 74 Prozent in andere digitale Vermögenswerte wie Website-Domain-Namen oder Apps. Auch Special Purpose Acquisition Companies (SPACs) werden beliebter. Nicht-fungible Token (NFTs) verlieren derweil langsam an Glaubwürdigkeit.

Zudem habe der Aufstieg des provisionsfreien Investments für Privatanleger auch das Interesse der Dollar-Millionäre geweckt: 39 Prozent gaben an, dass sie sich einen gebührenfreien Handel wünschen – ihre Vermögensverwaltungsfirma soll ihnen hierbei jedoch entgegenkommen.

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Über den Autor

Jannik Wilk

Jannik Wilk ist als freiberuflicher Redakteur für Der Bank Blog tätig. Er ist freier Journalist und Student in Heidelberg.

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