Ich wünsche mir eine Wirtschaftspolitik für starke mittelständische Unternehmen

Herausforderungen für die Volks- und Raiffeisenbanken im Jahr 2022

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Das neue Jahr steht aufgrund der wieder steigenden Corona-Infektionszahlen unter unsicheren Vorzeichen. Für die Volks- und Raiffeisenbanken stehen im Jahr 2022 regulatorische Aspekte sowie der Blick auf die mittelständische Wirtschaft im besonderen Fokus.

Ausblick Volks- und Raiffeisenbanken im Jahr 2022

Volks- und Raiffeisenbanken im Jahr 2022.

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Die Pandemie stellt unsere Gesellschaft immer noch vor große Herausforderungen. Auch einige mittelständische Wirtschaftsbereiche waren und sind aktuell direkt von den Pandemiemaßnahmen betroffen. Ich denke hier vor allem an weite Teile des Einzelhandels, der Hotellerie und der Kulturbetriebe. Erst wenn die Infektionsschutzmaßnahmen auslaufen und sich unser Alltag normalisiert, wird sich die wirtschaftliche Lage wieder entspannen.

Sorge bereiten mir hingegen die weiterhin hohen Verbraucherpreise. Insbesondere die Gas- und Ölpreise heizen derzeit die Inflation an. Erst Ende 2022 dürfte die Inflationsrate hierzulande wieder unter die geldpolitisch bedeutsame Marke von 2 Prozent sinken.

Wirtschaft und Mittelstand mitnehmen

Seit dem 8. Dezember 2021 hat Deutschland eine neue Regierung. Die vorangegangenen Wochen intensiver Diskussionen haben sich aus Sicht des BVR insgesamt gelohnt. Die Koalitionsvereinbarung von SPD, Grünen und FDP trägt durchaus Aufbruchssignale in sich, denn wichtige Zukunftsthemen wie insbesondere der Klimaschutz und die Digitalisierung werden richtigerweise adressiert.

Fortschritt kann allerdings nur nachhaltig wirken, wenn Bürgerinnen und Bürger sowie Wirtschaft und Mittelstand gleichermaßen mitgenommen werden. Es gilt jetzt, mit Augenmaß, Geschlossenheit und einem gemeinsamen wirtschaftlichen Verständnis zu handeln. Es ist aus unserer Sicht erfreulich, dass sich die Koalitionsparteien für einen leistungsstarken europäischen Banken- sowie Kapitalmarkt einsetzen, der durch Wettbewerb und Vielfalt der Geschäftsmodelle geprägt ist. Bewährte mittelständische Strukturen und Lösungen, die sich durch eine hohe Stabilität auszeichnen, dürfen nicht beeinträchtigt werden. Das gilt auch für unsere genossenschaftliche Einlagensicherung – die kommenden Schritte bei der Entwicklung der Bankenunion werden wir weiter intensiv verfolgen.

Basel-III-Finalisierung und Proportionalität

Regulatorisch ist für unsere Banken die anstehende Umsetzung des neuen Baseler Bankenregimes (Basel-III-Finalisierung) von großem Augenmerk. Wir hätten uns mehr Mut beim Thema Proportionalität gewünscht. Andere Länder wie die Schweiz, die USA oder auch das Vereinigte Königreich haben deutlich stärkere Erleichterungen für kleinere Banken eingeführt. Nach der seit Jahren geführten Diskussion über Proportionalität wäre meines Erachtens hier mehr von der EU-Kommission zu erwarten gewesen. Da kleine und mittelgroße Banken bereits durch die bestehenden aufsichtlichen Regelungen disproportional belastet werden, ist es dringend notwendig, in der Basel-III-Umsetzung nachzubessern.

Digital und persönlich

Betriebswirtschaftlich sind die Genossenschaftsbanken in einem sehr soliden Fahrwasser. Auch wenn die gesamtwirtschaftliche Entwicklung Deutschlands im zweiten Halbjahr 2021 merklich an Fahrt verloren hat, konnten die Institute im Geschäftsjahr 2021 ihre Kreditvergabe deutlich steigern.

So dürfte nach vorläufigen Zahlen des BVR das Kreditgeschäft per Ende 2021 im Vergleich zum Vorjahr um knapp 7 Prozent auf 710 Milliarden Euro gewachsen sein. Die Genossenschaftsbanken erweisen sich damit auch in schwierigen Zeiten als zuverlässiger Partner – ob digital, im KundenServiceCenter oder persönlich vor Ort. Sie sind da, wenn es um passgenaue Lösungen für ihre Privat- und Firmenkunden geht. Vor allem der Mittelstand hat sich in der Corona-Krise als robust erwiesen sowie als Motor der einsetzenden wirtschaftlichen Erholungsphase.

Mittelstand bleibt das volkswirtschaftliche Herz

Der Mittelstand ist und bleibt das Herz unserer Volkswirtschaft, er ist die Triebfeder für Wachstum, Beschäftigung und Innovation. Dies darf auch in den herausfordernden Transformationsprozessen hin zu mehr Nachhaltigkeit und Digitalisierung nicht vergessen werden. Von der neuen Bundesregierung wünsche ich mir daher eine Wirtschaftspolitik für starke mittelständische Unternehmen, damit die klimapolitisch notwendigen Innovationen und Investitionen getätigt werden können.

 


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Über den Autor

Marija Kolak

Marija Kolak ist Präsidentin des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR). Zuvor war die Diplom-Kauffrau Mitglied des Vorstandes der Berliner Volksbank.

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