PSD2: „Buy and Make“ statt „Make or Buy“

Zukunftsorientierung durch Richtungswechsel

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Europäische Banken können PSD2 als Chance zum Richtungswechsel in die Zukunft nutzen. Statt den FinTechs im Markt Konkurrenz zu machen, sollten Banken Lösungen einsetzen, mit denen die Anforderungen sicher erfüllt werden können.

PSD2 bietet Banken und Sparkassen Chancen für die Zukunft

PSD2 bietet Banken und Sparkassen zahlreiche Chancen für die Zukunft.

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Einmal mehr haben viele europäische Kreditinstitute eine Chance vertan, die Anforderungen der zweiten EU-Zahlungsrichtlinie (PSD2) zum grundlegenden Kurswechsel zu nutzen. Bis September müssen Banken ihre IT-Infrastruktur so anpassen, dass Drittanbieter (TPPs) einen kontrollierten(!) Zugang über eine Datenschnittstelle (XS2A) bekommen. Die EU verspricht sich dadurch „bequemere, kostengünstigere und vor allem innovativere Lösungen“ für Bankkunden.

Neben dem „Wieso?“, „Weshalb?, „Warum?“ und den Aufwänden zur Einführung der EU-Regulatorik wurde eine zentrale Frage in den Hintergrund gedrängt: „Make or Buy?“.

Tatsächlich konnte der erste harte PSD2-Termin am 14. März 2019 trotz der relativ langen Vorbereitungszeit längst nicht von allen Banken in Europa gehalten werden. Das lässt sich auch als Alarmsignal interpretieren, dass die geforderte PSD2-Schnittstelle als Eigenentwicklung doch wesentlich aufwändiger ist als gedacht.

Kaufen und selber machen

Tatsächlich wurde die Frage „Buy and Make“ zu selten diskutiert, bei der eine Lösung von außen zugekauft wird. Das dürfte insbesondere daran liegen, dass die Grundfrage nach dem Banking der Zukunft in den Instituten überwiegend viel zu vorsichtig diskutiert wird. Zukaufen als Strategie hätte mehr freie Ressourcen geschaffen, um sich auf das eigene Kerngeschäft zu fokussieren.

Zur Erinnerung: Die digitale Transformation der Branche, gepaart mit einem rasanten Vormarsch von FinTechs, dem Markteintritt von chinesischen Playern und branchenfremden Giganten setzt insbesondere den nach wie vor großen deutschen Bankenmarkt kräftig unter Druck. Immer wieder sieht sich selbst die EZB bemüßigt, auf eine zu hohe Zahl an Banken in Europa hinzuweisen. Und das Ziel der EU mit ihrer PSD2-Richtlinie ist es, Banking für Verbraucher einfacher und günstiger zu machen. Das bedeutet im Umkehrschluss: Mehr und härterer Wettbewerb zwischen den Gelddienstleistern ist gefordert. Bei der Entwicklung neuer Services sollen neue Kooperationen mit Drittanbietern, den Third-Party-Providern (TPP), geschaffen werden.

Spezialisierung, Kundenbindung und Bankprozesse 4.0 sind die Schlagworte, mit der die Zukunft der europäischen Geldhäuser beschrieben werden. Dazu kommen Mengeneffekte, die im Backoffice die digitale Industrialisierung günstiger machen. Doch gerade die fehlende Standardisierung für Module in der IT-Architektur kombiniert mit dem überholten Bewusstsein eines traditionellen Vollbankers blockiert die Entwicklung zukunftsfähiger Konzepte.

IT-Harmonisierung für eigene Geschäftsmodelle

Die Berlin Group hat mit NextGenPSD2 ihren Standard für eine europaweite Kompatibilität gesetzt. Damit sind die Weichen Richtung „Buy and Make“ gestellt.

adorsys hat mit dem PSD2-Accelerator eine Lösung entwickelt, die eine Sandbox-Umgebung beinhaltet und es einfach und effizient ermöglicht, die regulatorischen Anforderungen sicher zu erfüllen. Der PSD2-Accelerator steht kostenfrei als Open-Source-Software inkl. Dokumentation zur Verfügung. Die Softwarelösung kann z.B. über GitHub oder als SaaS-Lösung über Oracle Cloud frei in das eigene Betriebssystem implementiert werden.

Das stärkt die Möglichkeiten für Kreditinstitute, eigene Geschäftsmodelle weiter zu entwickeln, um nicht von FinTechs und anderen TPPs überrollt zu werden. Der Gefahr, dass die eigenen Filialen immer schneller vom unmittelbaren Kundenkontakt abgeschnitten werden, kann mit eigenen Ansätzen entgegengewirkt werden. Dafür muss der Kopf frei sein und darf sich von der technischen PSD2-Anpassung bis September nicht blockieren lassen. PSD2-Konfomität ist ein strategisches Ziel, um die eigenen Zukunftserträge zu sichern.

Fazit: Buy and Make für mehr Kundenorientierung

Die wachsende Regulatorik bindet zu viele Kapazitäten, weil man sich zu stark auf Eigenlösungen konzentriert, statt auf externe, um im besten Fall auf Open-Source-Lösungen, zu setzen. Buy and Make rückt wieder die Kunden und seine Bedürfnisse bei Liquidität, Kredit und Vermögen in den Fokus, angepasst an die neuen digitalen Möglichkeiten. Das kann bis zu breiten Anwendungen mit Sprachsteuerung reichen. PSD2 sollte hierbei keinesfalls als Hürde angesehen werden! Sondern als Chance zum Neudenken anzuregen; ein neues Kundenerlebnis zu schaffen und die Kundenzufriedenheit zu verbessern.

Strategisch kann die Kreditbranche versuchen, sich aus eigener Kraft gegen TPPs und finanzstarke Nichtbanken zu positionieren. Sie kann auch mit der Prämisse Buy and Make oder auch Network and Make das Potenzial in das eigene Kundenangebot integrieren. Einmal mehr ist es wichtig zu begreifen, dass der Kampf nicht mit der Hardware entschieden wird, sondern mit den Services, die es für Kunden einfacher und besser machen.

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Über den Autor

René Pongratz

René Pongratz ist Mitglied der Geschäftsleitung von adorsys, einem Software-Dienstleister für Banken und Sparkassen. Mit agilen Teams begleitet er Banken in den Bereichen Banking API, Sandbox und Digital Banking.

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