Neobanken werden auch Business Banking revolutionieren

Privatkunden nehmen ihre hohen Erwartungen mit ins Büro

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Schon vor Corona organisierten viele Menschen ihr Privatleben zunehmend digital. Dadurch haben sie eine ganz andere, neue Erwartungshaltung an Banking und ähnliche Dienstleistungen entwickelt. Diese färbt auf das geschäftliche Leben der Kunden ab.

Business Banking wird zunehmend digitaler werden

Auch das Business Banking wird zunehmend digitaler werden.

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Dies hat in Deutschland unter anderem einen neuen Markt für Banking- und Buchhaltungsangebote für KMUs eröffnet, der in Zukunft weiter wachsen wird. Qonto, Penta oder Finom sind nur drei Beispiele.

Der Küchentisch wird zum Bankschalter

In den letzten 10 Jahren haben wir eine Entwicklung hin zu digitalen Dienstleistungen insbesondere für Privatpersonen gesehen, wobei Kontoführung keine Ausnahme ist.

Es dürfte keine Überraschung sein, dass diese Erwartungen zunehmend ins Berufsleben übertragen werden. Wer am Wochenende Vivid-Kunde ist, wird zumindest irritiert sein, wenn er am Montag in eine Bankfiliale gehen muss, um genau die gleichen Vorgänge für seine Firma auszuführen. Der Küchentisch ist die neue Werkbank – und nun wird er immer mehr zum Bankschalter.

Offline-Banken haben es nicht leicht

Apropos Entwicklungen, die von Corona beschleunigt werden – von den Banken ohnehin geplante Filialschließungen werden vorgezogen. Die Banken dürfen einem Leid tun: deren letztes Alleinstellungsmerkmal, der Service vor Ort in einer Filiale, ist nicht nur eine finanzielle Last, sondern auch ein Image-Killer in Zeiten, in denen das Zuhause bleiben oberstes Gebot ist: Douglas musste einen schnellen Rückzieher machen, als die Parfümerie-Kette sich ganz plötzlich als Drogeriemarkt eingeordnet hat, um trotz eines landesweiten Lockdowns weiterhin Kunden in seinen Filialen bedienen zu können.

Aber diese Trends machen sich natürlich nicht erst seit Anfang der Corona-Pandemie bemerkbar. Sie haben eine Geschichte und eine Zukunft.

Disintermediation verändert Wertschöpfungsketten radikal

Bevor ich mich mit Finoms Einstieg in den deutschen Markt beschäftigte, war ich für Uber und Free Now tätig. Hier habe ich gesehen, wie durch Disintermediation die Wertschöpfungskette umgestaltet und verkürzt wird. Unnötige Teile können ausgespart und neue Nutzenversprechen etabliert werden.

Das Geheimnis: Prozesse werden hochgradig standardisiert – aber ein hoch individuelles Erlebnis trotzdem garantiert. Dies habe ich auch bei Expedia, wo ich meine Karriere begonnen habe, beobachtet. Der Buchungsprozess ist immer der gleiche, was Vertrauen beim Kunden weckt und Komfort bietet. Dennoch ist jedes Hotel und jede Reise hoch individuell, von den Fotos der Zimmer bis zu den Vorlieben der Reisenden.

Zunächst wurden solche Angebote oft mit Skepsis betrachtet und die gesellschaftlichen Folgen kontrovers diskutiert. Aber immer mehr Kunden wurden schon vor der Pandemie vom Komfort und den Kostenersparnissen digitaler Dienstleistungen überzeugt.

Immer mehr Menschen schätzen die Vorzüge des Digitalen

Was am Anfang als Verzicht wahrgenommen wird – auf zwischenmenschliche Interaktion, persönliche Beratung, papierbasierte Kommunikation – sehen Kunden zunehmend als eine Befreiung. In der Corona-Pandemie haben wir dies an vielen Stellen erlebt. Eine Videokonferenz, sagen viele, kann face-to-face nicht ersetzen. Das mag sein, aber wenn ich erlebe, wie ich mehr Zeit für face-to-face mit meiner Familie, Freunde, oder Freizeitaktivitäten habe, sehe ich die Sache vielleicht anders. Millionen Menschen haben zum ersten Mal die Vorzüge des Arbeitens im Homeoffice erlebt und verinnerlicht. Werden sie diese in Zukunft nicht zumindest teilweise beibehalten wollen?

Was Banking und Buchhaltung angeht, holen die digitalen Angebote die Analogen zum einen ein. Vor wenigen Jahren war es undenkbar, sich online auszuweisen und jetzt geht es ganz bequem per Video-ID. Wenn ich schnell einen Termin mit einem Bankberater bekomme und dabei wertvolle Zeit spare – warum soll ich ans andere Ende der Stadt fahren, nur weil ich es wieder darf?

Dank DSGVO kann ich mich darauf verlassen, dass meine Daten sicher aufgehoben werden. Insbesondere für Unternehmer, die sich noch im Gründungsprozess befinden, ist die Schnelligkeit des Registrierungsprozess eine willkommene Erleichterung: Nicht mehr zwischen Bank und Notar hin- und herzurennen erspart viel Zeit und Stress – vielleicht werden mehr Gründer ermutigt, diesen Weg zu gehen.

Und zum anderen kommen deutliche Vorteile hinzu. Ersparnisse, zum Beispiel. Warum soll ich 40 bis 50 Euro im Monat zahlen, wenn ein digitales Bankkonto 10 Euro kostet oder sogar kostenfrei ist? Warum muss ich in eine Filiale gehen, wenn ich meine Kreditkarte verloren habe? Brauche ich überhaupt eine physische Kreditkarte, wenn ich mit dem Handy oder meiner Uhr bezahlen kann – oder ohnehin online einkaufe?

Für komplexere Geschäfte, größere Darlehen oder Finanzierungsberatung, müssen wir eventuell in Zukunft weiterhin in eine Filiale. Aber nur dann, wenn es sein muss. Eine ganze Branche arbeitet daran, auch hier die Kunden zu entlasten.

Nach der Pandemie

Wir müssen davon ausgehen, dass die Corona-Krise uns noch eine Weile begleitet. Aber auch darüber hinaus, da bin ich mir sicher, wird die Bedeutung der digitalen Banking- und Buchhaltungs-Dienstleistungen für KMUs weiter wachsen. Nach den wirtschaftlichen Strapazen dürfen wir uns auf einen erneuten Aufschwung freuen. Nachdem viele Menschen traurigerweise ihre hart erkämpften Existenzen über Nacht verloren haben, werden aus den Trümmern neue Gründungen, innovative Ideen und Geschäftsmodelle hervorgehen.

Aber es muss nicht immer super disruptiv sein. Eine aufblühende Wirtschaft wird weiterhin Bäcker, Handwerker und Taxifahrer brauchen. Ob es sich um Arbeitslose, die in der Selbstständigkeit eine neue Chance sehen, oder bestehende Unternehmer handelt: Viele werden sich dank Corona im privaten Bereich mit neuen digitalen Angeboten beschäftigt haben. Möglicherweise trauen sie sich dadurch erst zu, mit digitalen Banking- und Buchhaltungsangeboten Effizienzsteigerungen im eigenen Unternehmen zu realisieren. Wer sich freut, weniger oft die Bankfiliale zu besuchen, dürfte mit geballter Faust in die Luft schlagen, wenn er das Finanzamt seltener aufsuchen muss. Hinzu kommt ein stressfreieres Leben, weil Buchhaltungsprogramme einem die Angst vor Fehlern nehmen und die Bürokratie in großen Teilen reduziert. Insofern bin ich mir sicher, dass der Markt für solche Angebote nur größer wird.

Zu guter Letzt wartet die nächste Krise um die Ecke – die Klimakrise. Viele sagen, die Corona-Pandemie sei dafür nur die Generalprobe. Der Hashtag #stayathome hat vielleicht noch nicht ausgedient, wenn wir Wachstum und Aufschwung mit deutlich geringerem Ressourcenverbrauch vereinbaren sollen. Digitale Banking- und Buchhaltungsangebote für KMUs werden hier auch einen wichtigen Beitrag leisten.

Über den Autor

Eric Sohl

Eric Sohl ist Head of Business Germany beim Geschäftskunden-FinTech Finom. Zuvor war er u.a. für Vertrieb und Wachstum bei Free Now (mytaxi), Uber Österreich und Expedia verantwortlich.

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