Industrie in der DACH-Region will CO2-neutral werden

Lücke zwischen Ansprüchen und Realität

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Einer Studie zufolge wollen zwei Drittel der Industrieunternehmen in der DACH-Region in spätestens zehn Jahren CO2-neutral arbeiten. Doch zwischen dem Anspruch und der Umsetzung klafft noch eine deutliche Lücke.

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In den kommenden Jahren wird kein Industrieunternehmen mehr am Thema Nachhaltigkeit vorbeikommen. Es gibt mehrere Gründe dafür: Zum einen sind sie gesetzlich verpflichtet, umfangreiche Berichte auf nationaler und europäischer Ebene zu erstellen, die sich mit Nachhaltigkeit befassen. Zum anderen üben Investoren und Kunden massiven Druck aus, sodass Unternehmen in diesem Bereich aktiv werden müssen. Und auch – vor allem junge – Mitarbeiter erwarten von ihren Arbeitsgebern entsprechende Aktivitäten.

Vor diesem Hintergrund hat die Unternehmensberatung Staufen AG insgesamt 401 Industrieunternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu den Themenfeldern Digitalisierung, effiziente Wertschöpfung, Nachhaltigkeit und resiliente Netzwerke befragt.

Industrieunternehmen wollen klimaneutral werden

Die Wirtschaft hat die Botschaft verstanden. Für 90 Prozent der Unternehmen bildet nachhaltiges Wirtschaften die Grundlage für zukünftigen wirtschaftlichen Erfolg.

Gemäß der Studie haben sich 62 Prozent der Industrieunternehmen in der DACH-Region das Ziel gesetzt, innerhalb der nächsten zehn Jahre CO2-neutral zu arbeiten. Die implementierten Maßnahmen zur Energie- und Wärmeeinsparung sollen nicht nur die Emission von Treibhausgasen reduzieren, sondern auch die Kosten senken.

Um den eigenen CO2-Fußabdruck kontinuierlich zu reduzieren, benötigen die Unternehmen jedoch eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie, die darauf abzielt, die gesamte Wertschöpfungskette zu dekarbonisieren.

Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Bei der Mehrheit der Unternehmen klafft jedoch eine deutliche Lücke zwischen dem Anspruch einer zukünftig CO2-neutralen Produktion und der Wirklichkeit. Laut der Studie geben 78 Prozent der befragten Unternehmen zu, dass bei ihnen noch erhebliche ökologische Potenziale ungenutzt bleiben.

In Zeiten, in denen Kostensenkungen unumgänglich sind, konzentrieren sich viele Unternehmen zunächst auf schnelle Erfolge beim Strom- und Wärmeverbrauch. Für 72 Prozent der Unternehmen ist die Einsparung von Energie im Betrieb der größte Hebel, während 56 Prozent zusätzliches Nachhaltigkeitspotenzial in einer CO2-neutralen Energieversorgung sehen, beispielsweise durch die Installation von Photovoltaikanlagen auf Fabrikdächern. Durch solche Kostensenkungsmaßnahmen erreichen sie quasi nebenbei eine Verringerung ihres CO2-Fußabdrucks, den sie dann in ihrem Nachhaltigkeitsbericht dokumentieren können.

Jedoch macht ein Nachhaltigkeitsbericht allein ein Unternehmen noch nicht CO2-neutral. Der Bericht spiegelt lediglich den aktuellen Stand der Dinge wider. Wer jedoch Jahr für Jahr über Erfolge bei der Reduzierung seiner Emissionen berichten möchte, benötigt eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie zur Dekarbonisierung der gesamten Wertschöpfungskette oder muss in den kommenden Jahren teure Zertifikate zur Kompensation erwerben.

Nachhaltigkeit muss strategisch angegangen werden

Die Studie zeigt, dass viele Unternehmen noch Nachholbedarf haben, wenn es um eine strukturierte Herangehensweise an das Thema Nachhaltigkeit geht. Nur die Hälfte der Unternehmen berechnet ihren aktuellen CO2-Fußabdruck und verwendet dafür sowohl eigene Messergebnisse als auch Daten von Zulieferern und Kunden.

So bilden schlankere, digitalisierte Prozesse und die zentrale Zusammenführung von Daten wichtige Grundlagen für mehr Nachhaltigkeit.  So bleibt die Optimierung von Transportwegen, Verpackungsmethoden, Fertigungsprozessen oder Recyclingstrategien bei Partnern oft außer Acht. Auch bei der Vergabe von Aufträgen spielt die Nachhaltigkeit der Zulieferer noch keine große Rolle: Nur vier von zehn Unternehmen priorisieren vor allem „grüne“ Zulieferer.

Allerdings gibt es Unterschiede zwischen den Branchen. Für 48 Prozent der Unternehmen in der Automobilindustrie ist die Nachhaltigkeit der Zulieferer bereits ein wichtiges Vergabekriterium, während im Maschinenbau bisher nur 28 Prozent darauf Wert legen.

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Über den Autor

Dr. Hansjörg Leichsenring

Dr. Hansjörg Leichsenring ist Herausgeber des Bank Blogs und der Finanzbranche seit über 30 Jahren beruflich verbunden. Nach Banklehre und Studium arbeitete er in verschiedenen Positionen, u.a. als Direktor bei der Deutschen Bank, als Vorstand einer Sparkasse und als Geschäftsführer eines Online Brokers. Als Experte für Strategien in den Bereichen Digitalisierung, Innovation und Vertrieb ist er gefragter Referent und Moderator bei internen und externen Veranstaltungen im In- und Ausland.

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