Fünf Herausforderungen für Privatbanken im Jahr 2022

Beschleunigung der Transformation

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Nach zwei Jahren der Pandemie ist das Welt- und Wirtschaftsgeschehen noch immer unentwegt in Bewegung. Die Privatbanken-Branche befindet sich – wie viele weitere Wirtschaftsbereiche auch – weiterhin im Umbruch. Fünf Trends sind 2022 besonders zu beachten.

Ausblick Privatbanken im Jahr 2022

Privatbanken im Jahr 2022.

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In einer immensen Geschwindigkeit verändern sich Wettbewerbsbedingungen, getragen von gesellschaftlichen Veränderungen, aber auch Innovationen und neuen Produkten.

Wer geglaubt hat, die Pandemie hielte die Zeit an und würde den Markt ausbremsen, würde  hier vermutlich nur im Hinblick auf Lieferketten Recht behalten. Für das kommende Jahr gilt es für Privatbanken, die folgenden fünf Themen besonders im Auge zu behalten:

Change-Agent COVID-19 nutzen

Auch nach mehr als zwei Jahren ist die Pandemie ein wesentlicher Bestandteil des privaten Alltags, aber auch des Wirtschaftsgeschehens. Es fällt sicherlich schwer, COVID-19 etwas Positives abzugewinnen, aber wenn etwas Derartiges zu beobachten war, dann die unglaubliche Beschleunigung, welche die Pandemie in die Digitalisierung und Transformation von Banken gebracht hat.

Vor einigen Jahren wäre eine Verlagerung des Arbeitsalltags in das Homeoffice ein Projekt gewesen, welches mutmaßlich ein Jahr Vorlaufzeit gebraucht hätte. Die meisten Banken haben das jedoch in wenigen Wochen oder Monaten umsetzen können.

Das zeigt zum einen, dass die technischen Möglichkeiten dazu vielerorts gegeben sind und zum anderen, dass das augenscheinlich starre Bank-Konstrukt doch viel agiler ist, als man meinen mag. Und diese Erkenntnis kann und muss die Branche auch in Mut umsetzen: Mut, Prozesse zu digitalisieren. Mut, Geschäftsmodelle neu und entsprechend auch digital zu denken. Mut, Mitarbeiter in diesen Wandel einzubeziehen und auch selbst gestalten zu lassen. Von diesem Mindset der Veränderung wird die Privatbanken-Branche sicherlich auch in den nächsten Jahren noch profitieren.

Mega-Trends im Auge behalten

Gesellschaftliche Mega-Trends sind in allen Bereichen der Wirtschaft Treiber von Veränderung hin zu Innovation. Davon sind Privatbanken nicht ausgenommen. Diese können und müssen sich ebenfalls an ihnen orientieren und rechtzeitig die notwendigen Weichen stellen. Vor einigen Jahren waren es ESG und Blockchain, die als Trends die Finanzbranche wachgerüttelt und stark geprägt haben – und es auch in Zukunft weiterhin tun  werden. Aber so, wie sich Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft weiterentwickeln, so gibt es auch immer wieder weitere Trends.

Für uns zählt hier auch das Thema She-Economy dazu. Man geht beispielsweise davon aus, dass Frauen rund 70 Prozent der weltweiten Konsumausgaben  kontrollieren* – Tendenz stark steigend. Weibliche Verbraucher treiben das Wachstum in vielen Schlüsselsektoren der Weltwirtschaft künftig noch stärker voran – auch im Bereich der Finanzdienstleistungen. Dies gilt es, noch stärker in strategische Entscheidungen einfließen zu lassen und sich neu entstehenden Kundengruppen zu öffnen.

Offen bleiben sollte man auch weiterhin dem technologischen Fortschritt: Künstliche Intelligenz und Machine Learning werden noch stärker Einzug in Prozesse halten, etwa um Kundenverhalten noch besser zu verstehen, Verbesserungsfelder zu ermitteln und Effizienz zu steigern.

Dauerbrenner Blockchain

Einen Megatrend gilt es aus meiner Sicht ganz besonders im Auge zu behalten, und zwar das Thema Blockchain. Schon das zurückliegende Jahr hat uns gezeigt, welches immense Potenzial die Technologie birgt. Sei es der Krypto-Trading-Boom und das Geschäftswachstum von Handelsplattformen oder Wallet-Anbietern. Aber auch weitere artverwandte Anwendungen wie etwa NFTs, Non-Fungible-Tokens, durch die man virtuelle Güter – wie beispielsweise digitale Kunst oder Musik – sammeln oder handeln kann, haben starke Aufmerksamkeit erhalten.

Diese Dynamik wird in 2022 weiter an Fahrt aufnehmen – mit weitreichenden Chancen für die Finanzbranche. Ich bin der Überzeugung, dass sich der gesamte Bankenmarkt, etwa im Transaktionsgeschäft oder in der Verwahrung verändern wird. Darauf sollten sich auch Privatbanken einstellen, wenn sie in einigen Jahren keine Wettbewerbsnachteile haben wollen. Wir investieren hier um die gesamte Wertschöpfungskette von digitalen Assets abzubilden – von der Verwahrung bis hin zum Management. Wir wollen Kunden die Möglichkeiten geben, in digitale Werte zu investieren. Dazu zählen neben Kryptos in Zukunft aber auch reale Werte wie Immobilien, die tokenisiert und auf einer Blockchain verwahrt und administriert werden.

Kundenbeziehung nicht über-digitalisieren

Seit einigen Jahren beschreibe ich in meinem jährlichen Gastbeitrag, wie wichtig das hybride Denken von Geschäftsmodellen, aber auch von Kundenbeziehungen ist. Gefühlt würde ich sagen, dass die Kundenarbeit gerade in den letzten Monaten vorrangig doch fast vollumfänglich digital stattgefunden hat – klar, die Umstände ließen anderes auch nicht zu. Es ist dabei natürlich erfreulich, dass viele Kundinnen und Kunden nahezu problemlos auf digitale Kanäle umgestiegen sind und den Direktkontakt beispielsweise via Videochat akzeptieren. Auch bei Veranstaltungen lässt sich feststellen, dass digitale Formen viel Zuspruch erhalten und für viele eine aufwandsarme Möglichkeit der Unterhaltung darstellen.

Aber Banken müssen hier aufpassen, die aktuell stark nach „digital“ gewichtete Waage künftig wieder in ein Lot zu bringen, in dem persönlicher und digitaler Kontakt ausgewogen sind.

Ein Bankgeschäft wie etwa die Vermögensanlage ist eine Sache des Vertrauens. Kundinnen und Kunden möchten und sollen ihre Beraterin oder ihren Berater auch mal persönlich kennenlernen. Die Beratung lebt hier auch vom face-to-face Dialog. Daher rate ich unseren Beratern, alle digitalen Potenziale zu nutzen, jedoch den direkten Kontakt nicht außer Acht zu lassen. Von dieser Ausrichtung profitieren letztlich auch die Kundengruppen, die gegebenenfalls nicht die Möglichkeiten oder auch nicht das Interesse haben, ihre Geschäftsbeziehung ausschließlich digital abzuhalten.

Mitarbeiter noch mehr in den Fokus nehmen

Es ist sicherlich kein Geheimnis, dass selbst die besten Unternehmen nur so gut sind, wie die Mitarbeiter. Durch schnell veränderte Umstände ist es aber noch wichtiger, Mitarbeiter zu fördern, weiterzuentwickeln und ihnen den Raum zur Veränderung zu geben. Homeoffice- und Flexible-Work-Lösungen sind hier wichtige Veränderungsansätze im Arbeitsalltag, genauso wie eine intelligente Anpassung der Bürokonzepte. Aber auch die gezielte Fortbildung des Personals gerade durch die gegebenen Disruptionen wie Blockchain und Künstliche Intelligenz haben obersten Stellenwert.

Hier muss Know-how aufgebaut und interdisziplinäre Zusammenarbeit gefördert werden. Schlussendlich muss aber auch die Personalakquise hier Schritt halten: Die Bankenbranche wird auf dem Arbeitsmarkt aus meiner Sicht seit der Finanzkrise 2008 nicht mehr in demselben Licht betrachtet wie zuvor. Personalabteilungen von Finanzinstituten haben hier die herausfordernde Aufgabe, Talente rechtzeitig zu erkennen, zu integrieren und durch Raum für Weiterentwicklung auch zu binden.


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Über den Autor

Michael Bentlage

Michael Bentlage ist Vorsitzender des Vorstands der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank AG. Zuvor war der diplomierte Wirtschaftsmathematiker u.a. bei Trinkaus Capital Management, Allianz KAG, der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank sowie in der Geschäftsführung von Activest Investment und BayernInvest tätig.

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