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Großbank testet Gebühr für Filialbesuch

Kommt eine Servicegebühr für die Schalternutzung?

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Servicegebühr für die Nutzung von Bankfilialen

Liegt ein möglicher Weg zur Rettung der Bankfilialen in einer Bepreisung ihrer Leistungen?
© Shutterstock

Angesichts anhaltender Niedrigzinsen und kontinuierlich steigender Kosten drehen derzeit viele Filialbanken an der Gebührenschraube und suchen nach zusätzlichen Ertragsquellen. Aktuell testet eine deutsche Großbank in mehreren Filialen sogar eine Servicegebühr zur Schalternutzung.

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Die über Jahre hinweg von den Instituten gepflegte Gratiskultur stößt immer mehr an ihre Grenzen. Durch die anhaltend niedrigen Zinsen ergeben sich aus den mit einem Girokonto verbundenen Sichteinlagen kaum noch nennenswerte Erträge.

Insbesondere Filialbanken tun sich schwer, das teure Vertriebsnetz aufrecht zu erhalten. Selbst die in den letzten Jahren erfolgten Schließungen und Zusammenlegungen reichen nicht aus. Hinzu kommen die durch die Digitalisierung veränderten Kundengewohnheiten, die neue Investitionen in digitale Kanäle erfordern. Filialen stehen daher bei vielen Banken und Sparkassen auf dem Prüfstand.

Drehen an der Gebührenschraube

Vor diesem Hintergrund haben einige Banken und Sparkassen in letzter Zeit mehr oder weniger trickreich an der Gebührenschraube gedreht, insbesondere rund ums Girokonto. In vielen Fällen wurde dabei versucht, den äußeren Anschein eines kostenlosen Girokontos aufrecht zu erhalten, den Kunden jedoch für alles möglich extra zu Kasse zu bitten.

So wurden für zahlreiche Einzeldienstleistungen versteckte Gebühren eingeführt oder erhöht. Beleghafte Überweisungen, das Ausfüllen von Überweisungen durch Bankmitarbeiter am Schalter, das Zählen von Bargeld, sogar Aufträge über das Call Center werden mit Preisen bedacht. Der Phantasie scheinen kaum Grenzen gesetzt zu sein.

Kostenpflichtiger Filialbesuch als Ausweg aus der Kostenfalle?

Einen neuen Weg versucht jetzt anscheinend eine deutsche Großbank. Sie will zukünftig eine neue Gebühr für die Filial- oder Schalternutzung verlangen. Das Ganze habe ich eher zufällig bei einem Besuch in einer Filiale der Bank in Berlin erfahren. Wie mir ein Mitarbeiter hinter vorgehaltener Hand erklärte, wird die neue Gebühr derzeit anscheinend in einigen Filialen verteilt auf das Bundesgebiet getestet.

Kunden sollen demnach zukünftig für die Nutzung des Schalters einer Filiale fünf Euro bezahlen, Nichtkunden sogar 10 Euro. Für Vielnutzer unter ihren Kunden will die Bank wohl eine monatliche Pauschalgebühr in Höhe von 25 Euro anbieten.

Bezahlt werden soll die neue Gebühr durch Abbuchung vom Konto. Nichtkunden müssen sie sofort, entweder bar oder per EC Karte begleichen. Die Filialen werden dafür extra mit entsprechenden EC-Kartenlesern ausgestattet, wie sie im Einzelhandel bereits seit langem üblich sind.

Kartenlesegerät für Gebühren am Bankschalter

Mit einem solchen Kartenlesegerät sollen Kunden zukünftig die Schaltergebühr bezahlen
© Shutterstock

Im Falle einer Beratung mit Abschluss erfolgt eine Rückerstattung durch die Bank.

Auf meine Anfrage erklärte die Presseabteilung der Bank dazu schriftlich:

„Unsere Kunden schätzen die räumliche Nähe unserer Filialen und die Qualität und den Service, den wir in und mit diesen erbringen.

Unsere Marktforschung hat ergeben, dass Kunden durchaus bereit sind, für qualitativ hochwertige Leistungen auch einen angemessenen Preis zu bezahlen.

An dieser Philosophie des Qualitätsservice werden wir auch in Zukunft festhalten.

Generell testen wir in unseren Filialen immer wieder neue Dienstleistungs- und Beratungskonzepte, die teilweise auch mit entsprechenden Gebühren versehen sind.“

Vorbild USA

Vorbild für derartige Versuche sind möglicherweise entsprechende Aktivitäten amerikanischer Banken. So hat die Savings Bank of Rockville, eine kleine Sparkasse in Connecticut, USA, bereits 1999 in einer Zeitungsanzeige verkündet, dass Kunden, die den Schalter nutzen wollten, zukünftig fünf Dollar dafür zu entrichten hätten. Begründet wurde der Schritt damals mit der Notwendigkeit, den angestrebten professionellen, fürsorglichen und erstklassigen Service weiterhin bieten zu wollen, aufgrund der hohen damit verbundenen Kosten jedoch diese neue Gebühr verlangen zu müssen. In der Folge kündigten einige, allerdings wenige, Kunden daraufhin ihr Konto.

Vor kurzem haben verschiedene größere US Banken ebenfalls begonnen, zusätzliche Gebühren bei Benutzung einer Filiale von ihren Kunden zu verlangen. Allerdings mussten sie feststellen, dass es extrem schwierig ist, Geld für etwas zu verlangen, was vorher kostenfrei für die Kunden war. So hat die Bank of America ihren Versuch bereits nach kurzer Zeit wieder abgebrochen.

Mutiger Schritt oder weg ins Abseits?

Angesichts der eingangs geschilderten Rahmenbedingungen werden sich die klassischen Filialinstitute auf absehbare Zeit intensiv mit der Frage nach der Zukunft ihres Filialnetzes auseinandersetzen müssen und nach Wegen suchen, diesen teuren Vertriebskanal profitabler zu gestalten.

Der eingeschlagene Weg einer Filialnutzungsgebühr erscheint auf den ersten Blick mutig. Spannend wird sein, zu beobachten, wie Kunden und Wettbewerber reagieren werden, wenn der Testphase eine flächendeckende Einführung folgen sollte.

Grundsätzlich sind zwei Szenarien denkbar: Entweder folgen andere Banken und Sparkassen zügig diesem Schritt oder sie nutzen ihn, um auf das eigene kostenfreie Serviceangebot hinzuweisen. Vor allem die Direktbanken könnten in diesem Zusammenhang auf ihren Preisvorteil durch Verzicht auf teure Filialen hinweisen.

Ob es allerdings bei den Kunden zu einer Abstimmung mit den Füßen kommen wird, erscheint angesichts der Trägheit bei Bankwechseln fraglich.

Was meinen Sie: Sind Preise für die Nutzung von Bankfilialen ein Weg zum Erhalt der Filialen oder treiben sie den anderen Banken Kunden zu?

Stimmen Sie ab.

Halten Sie die Erhebung einer Gebühr für die Filial- und Schalternutzung für eine gute Idee?

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Über den Autor

Dr. Hansjörg Leichsenring

Dr. Hansjörg Leichsenring ist Herausgeber des Bank Blogs und der Finanzbranche seit über 30 Jahren beruflich verbunden. Nach Banklehre und Studium arbeitete er in verschiedenen Positionen, u.a. als Direktor bei der Deutschen Bank, als Vorstand einer Sparkasse und als Geschäftsführer eines Online Brokers. Als Experte für Strategien in den Bereichen Digitalisierung, Innovation und Vertrieb ist er gefragter Referent und Moderator bei internen und externen Veranstaltungen im In- und Ausland.

Vielen Dank fürs Teilen und Weiterempfehlen


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5 Kommentare

  1. Avatar
    Tom Riesack am

    in Zeiten von MiFID II, der Diskussion um Honorarberatung und steigendem Kostendruck ist das Szenario nicht mal soooo unwahrscheinlich. Danke für das Lächeln an diesem heutigen besonderen Tag. ;-)

  2. Avatar

    Ich finde den Versuch sehr mutig aber aus meiner Sicht überspringt er eine Ebene. Die Kunden sollten eigentlich für eine Leistung bezahlen. Die Zurverfügungstellung einer Filiale alleine ist eigentlich noch keine Leistung. D.h. Banken und Sparkassen sollten endlich mit der Gratiskultur für Girokonten aufhören und daran arbeiten, in den Filialen für die Kunden echte Mehrwert anzubieten, die so im Internet nicht möglich sind. Solange der Kunde für eine gute Beratung und für die Kontoführung nichts zahlen muss, wird er auch für den Filialbesuchseintrittspreis kein Verständnis aufbringen. Der Pilotversuch ist ja spannend: Zuerst für ein neues Gratis-Girokonto 100 Euro Prämie zahlen – und danach für jeden Filialbesuch Eintritt kassieren? Lobenswert ist trotzdem der Versuch und der Mut zum Testing neuer Wege.
    BG aus Tirol

  3. Avatar

    Ein herzliches Dankeschön an alle, die mir zu diesem Artikel eine Nachfrage per Mail oder über andere Kanäle gesendet haben, um sich nach dem Namen der Großbank zu erkundigen.

    Das Ganze wurde offensichtlich doch von vielen als ernst beurteilt, was tiefe Rückschlüsse auf das aktuelle Ansehen der Banken zulässt. Wer auf das Datum des Beitrags schaut, weiß aber wie es gemeint war.

    :-)

  4. Avatar
    Wolfgang Pohle am

    Hallo Herr Jennewein,
    ich sehe, sie haben immer noch ihren Geist vom Kundenvorteil im Kopf.
    Das finde ich toll. Ich bin nun in Rente und brauche nicht mehr die Entscheidungen zu treffen. Aber was die Banken da teilweise mit dem kostenlosen Konto fabrizieren ist schon abenteuerlich. Die Volksbanken sollten viel mehr ihre Standortvorteile in die Waagschale werfen und nicht versuchen, durch stärkere Digitalisierung und OnlineBanking den Kunden aus der Filiale zu vertreiben, um dann die Filiale und damit ihren Vorteil auflösen zu müssen. Den Trend kann auch die Volksbank nicht aufhalten, aber einen Gegentrend entwickeln wäre eine Aufgabe.
    Gerne denke ich an die workshops mit ihnen zurück.
    Viele Grüße von wolfgang Pohle

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