Erfolgreiches Custody-Banking in turbulenten Zeiten

Wertpapierverwahrer vor großen Herausforderungen

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Neue Technologien, Kostendruck und sich verändernde Kundenanforderungen stellen Custodians vor große Herausforderungen und fordern erneut eine Neuausrichtung der Wertpapierverwahrer, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Herausforderungen für das Custody-Banking

Wertpapierverwahrer stehen im Custody-Banking vor großen Herausforderungen.

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Wertpapierabwicklung stand durch regulatorische Initiativen wie T2S oder MiFIR/MiFID bereits unter Druck. Jetzt bedrohen neue Technologien das Geschäftsfeld der Custodians.

Mit der Blockchain wird derzeit eine spannende Alternative zur herkömmlichen Abwicklung von Wertpapiergeschäften getestet. Noch gibt es gravierende Nachteile hinsichtlich Geschwindigkeit und Volumenfähigkeit, dennoch führen mutige Anbieter, wie beispielsweise die HSBC mit der ersten öffentlichen Abwicklung eines Akkreditivs Anfang 2018, schon Transaktionen mit dieser neuer Technologie erfolgreich aus. Die Nachteile der neuen Technologie spielen im Trustee-Umfeld kaum eine Rolle und folglich bietet sich diese  durchaus als echte Alternative an.

Damit stellt diese hochautomatische Lösung das Kerngeschäft der Custodians als vertrauensvoller Mittler zwischen Markt und Marktteilnehmer wieder in Frage. Custodians müssen erneut Ihre Notwendigkeit, ihre Expertise und ihren Mehrwert erklären.

Und in der Tat ist das Wertpapiergeschäft prädestiniert, um unauffällig, flexibel, kostengünstig, effizient und schnell abgewickelt zu werden. Für einen kostenintensiven Intermediär gibt es keinen Platz mehr. Custodians müssen also, um als geschickter Mittler zwischen dem Markt und den Marktteilnehmern weiterhin anerkannt zu bleiben, kosteneffizient arbeiten, dürfen aber ihre Differenzierung gegen Marktteilnehmer oder sogar Marktplatzanbieter nicht verlieren.

Mehrwertsvermutung im Transaktionsgeschäft, Kostenprimat im Bestandsgeschäft

Im Geschäftsfeld des Custodians besitzt die Transaktionsausführung derzeit die größte Visibilität, die größte Risikowahrnehmung und auch die größte Mehrwertsvermutung bei Kunden, Aufsicht und Handelsteilnehmern.

Die in der Bestandsführung durchgeführten Services – die „Pflicht“-Abwicklung der Dividenden, Zinsen oder Kapitalmaßnahmen – werden dagegen, obschon absolut notwendig, vom Kunden nicht besonders goutiert.

Schlechte Karten für teure Bestandsleistungen

Die Folge ist, dass in der Transaktionsabwicklung produzierbare und effiziente Leistungen durch Automatisierung gut zu erzielen sind. Ebenfalls ist der Kunde hier bereit, entsprechende Dienstleistungen zu honorieren. Bei den kostenintensiven Services der Bestandsführung dagegen kann weder eine Rückdelegation zum Kunden erfolgen noch können aufwandskonforme Preise durchgesetzt werden. Und trotz hohem Aufwand wird die Bestandsleistung derzeit nicht als Differenzierungsmerkmal wahrgenommen.

Zwei-Wege Strategie zur Unentbehrlichkeit

Wie kann bzw. wie soll ein Custodian nun reagieren? Im Holzschnitt betrachtet sind die Systeme teilweise stark modernisierungsbedürftig und unflexibel, die Kunden sind an „All-inclusive“-Preise gewöhnt und die Aufwände steigen dank reger Aktivitäten der Marktteilnehmer, beispielsweise in der Ausgestaltung der Kapitalmaßnahmen oder den komplexen Steuergesetzen, dennoch an.

Der Custodian muss also seine Rolle schärfen, seinen Mehrwert verdeutlichen und dabei Effizienzen heben. Sicherlich wären moderne und flexible Systeme, die alle Vorgänge abbildenden, die präferierte Lösung. Jedoch sind die Investitionen in derartige Systeme aus reiner Effizienzsicht nicht ungeteilt zu empfehlen. Wer nicht die Mittel und die Zeit für eine derartige Investition hat, muss sich genau überlegen, was auf die Stärkung seiner Position einzahlen kann.

Vor diesem Hintergrund erscheint eine situativ stufenweise Neuausrichtung erfolgsversprechend. Zur Erreichung neuer Stärke im Wettbewerb sollte der Custodian zwei Kernbewegungen angehen:

  • Integration in die Prozesslandschaft des Kunden mit enger Verbindung/Verbundenheit zum Kunden und somit dem Aufbau starker Hürden zum Schutz vor Kundenabwanderung
  • Radikale Kostenreduktion bei weiterer Serviceübernahme in der Dunkelkammer der Bestandsproduktion.

Custodian, werde Teil deines Kunden!

Eine Integration in die Prozesslandschaft der Kunden ist dann vorteilhaft, wenn Schnittstellen und damit Kosten reduziert werden und gleichzeitig die Kundenbindung erhöht wird. Der Custodian muss folglich die Customer Journey seines Kunden oder dessen Kunden kennen. Die Stoßrichtung muss sein, Kundensysteme noch früher anzubinden und dem Kunden, respektive dessen Endkunden, neue Lösungen zu bieten.

Diese könnten eine moderne App auf dem Smartphone zum schnellen Ordern, ein aussagefähiges Reporting mit real-time Order-Status als Web-Service, frei konfigurierbare Analysetools für Vermögensverwalter oder ein vollständiges Online-Postfach zur effizienten und ressourcenschonenden Kundenkommunikation sein. Grundsätzlich darf hier nicht ausschließlich das Primat der Kosten gelten, denn kreative Lösungen und außergewöhnliche Angebote treten der Austauschbarkeit des Custodian entgegen.

Custodian, schaffe Potenziale im Bestand!

Auf der Kostenseite wird der Custodian mit radikalen Anpassungen der Services in der Bestandsführung gewinnen. Hier müssen die Aufwände im Basisgeschäft reduziert werden. Da Kunden hier noch eine höhere Fehlertoleranz haben, kann der Custodian gefahrloser neue Ideen testen und umsetzen.

Innovative Erleichterungen für den Kunden können angemessen bepreist werden. Schafft es der Custodian beispielswese, die lästige aber notwendige Kommunikation bei Kapitalmaßnahmen effizient – über API oder vielleicht sogar über Twitter – zu führen, sorgt er für spürbare Erleichterung und damit Verbundenheit beim Kunden.

Es ist heute schon zu beobachten, dass Kunden bereit sind, für exklusive Angebote, wie beispielsweise dringend benötigte Quellensteuerservices, zu bezahlen. Der Custodian muss daher im Angebot der Services sein Leistungsspektrum entsprechend anpassen. Eventuell lohnt es, gerade hier nochmal den Einsatz von moderner RPA zu prüfen.

Wir stehen erst am Anfang der Möglichkeiten vor allem im kleinteiligen und geringvolumigen Umfeld Effizienzen zu schaffen. Jede automatisierte Funktion gibt den nötigen Freiraum für kreative Ideenfindung und entlastet das Personalbudget, die Führungskräfte und nachgelagerte Stellen bis zur Personalabteilung.

Im Zielbild: kreatives Element des Kundenerlebnisses

Mit der Zwei-Wege-Strategie kann der Custodian es schaffen, mit einem erfolgreichen Geschäftsmodell seine Position in der Erlebniswelt seines Kunden zu festigen, die Kunden mit seinen Services zu begeistern und in den richtigen Bereichen die Kosten- oder Ertragsschraube zu drehen.

Durch Teilhabe an der Customer Journey seiner Kunden kann der Custodian wichtiger – unverzichtbarerer – Teil deren Wertschöpfungskette werden. Ziel muss dabei immer sein, in der Customer Journey seines Kunden oder vielmehr dessen Kunden einen wertvollen und differenzierenden Beitrag zu leisten.

Gleichzeitig muss er durch radikale Effizienzmaßnahmen den Freiraum zur Entwicklung kreativer, neuer Services und Produkte schaffen. Die Jagd nach der optimalen Effizienz bleibt dabei begleitendes Element aller Tätigkeiten.

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Über den Autor

Christian Angerer

Christian Angerer ist bei der Managementberatung Horváth & Partners im Competence Center Financial Industries tätig. In seiner Funktion als Competency Lead Custody Banking/Capital Markets kümmert er sich schwerpunktmäßig um die Herausforderungen bei Custody- und Transaktionsbanken sowie um das Thema sowie Performancemanagement bei Finanzdienstleistern. Christian Angerer blickt auf über 20 Jahre Bank- und Beratungserfahrung zurück.

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