Digitalisierung im Banking: Strategie gut, Umsetzung schwach

Geschäftsmodelle müssen neue Potentiale erschließen

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Die Digitalisierung bietet dem Finanzsektors vielfältige Chancen und Potenziale, wie nicht zuletzt die Corona-Pandemie gezeigt hat. Eine Studie zeigt, wie die Institute die digitale Transformation angehen und an welchen Stellen Potenzial verschenkt wird.

Aktuelle Trends, Studien und Research zur Digitalsierung im Bereich Finanzdienstleistung

Der Trend zur Digitalisierung hat unseren Alltag und die Unternehmenswelt nachhaltig verändert. Banken und Sparkassen werden später als andere Branchen erfasst, aber nicht weniger heftig. Im Bank Blog finden Sie aktuelle Studien zu diesem wichtigen Thema.

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Die Corona-Krise hat bei Banken und Sparkassen einen digitalen Fortschritt hervorgerufen, der auch nach der Pandemie weiter bestehen wird. Schon jetzt sind wesentlich mehr Online-Serviceleistungen vorhanden als noch vor einem Jahr. Trotzdem bildet das nur eine Facette der digitalen Transformation ab. Die Digitalisierung bleibt für die europäischen Banken ein herausforderndes Thema.

Für eine Studie mit Fokus auf die europäische Finanzbranche befragte die Strategie- und Managementberatung zeb insgesamt 159 Teilnehmer von europäischen Banken, besonders aus der DACH-Region und dem Segment der Regionalbanken. Die Untersuchung zeigt neben Status und erzieltem Fortschritt in der Digitalisierung, Chancen und Potenziale auf, die Banken für ihre digitale Transformation nutzen können. Darunter auch, dass die Strategie der Banken gut ist, aber die Umsetzung den Erwartungen hinterherhinkt.

Banken fehlt es an Know-how und Erfahrung

Bei der digitalen Transformation geht es u.a. um ganz neue Geschäftsmodelle, fernab des reinen Bankings. Laut der Studie wollen sich hier zwei Drittel der befragten Banken engagieren – jedoch mangelt es bisher an nötigem Know-how und auch Erfahrung. Zusätzlich lassen die derzeit fehlenden Business-Cases in diesem Bereich vermuten, dass das vorausgesetzte Potenzial, nach dem zahlreiche Finanzinstitute suchen, nicht existiert. Ebenfalls sind große Unterschiede beim Umgang mit Datenanalysen sichtbar, denn einige Banken nutzen diese moderne Art der Datenanalyse nicht vollständig aus.

Die Untersuchung zeigt außerdem, dass zwar die Mehrheit der Banken den Fokus auf den vertrieblichen Effekt legt, das Potenzial des Einsatzes von Data Analytics jedoch immer noch deutlich unterschätzt wird. Abgesehen davon können die IT-Einheiten erst die erforderliche Umsetzungsgeschwindigkeit liefern, wenn sich die digitalen Konzepte in neuen Prozessen oder Produkten niederschlagen. Eine Transformation sollte breit angelegt sein. Eine Vielzahl an Facetten wie Organisation, Prozesse und Bank-IT müssen ineinandergreifen, um erfolgreich zu sein. Auf Managementebene sind digitale Strategien und das Wissen vorhanden. Trotzdem binden viele Banken ihre Mitarbeiter noch nicht genug in die digitale Transformation ein. Dies ist von Nachteil, denn diese stellt nicht nur technisch, sondern auch kulturell eine enorme Veränderung dar.

Digitalisierungsdruck in der Bankindustrie wächst

Durch die großen Restriktionen der Corona-Pandemie, ist der Digitalisierungsdruck auf die Bankindustrie im vergangenen Jahr immens gewachsen. Die Studie macht sichtbar, dass 75 Prozent der Befragten aus dem Bankwesen hier einen nachhaltigen Effekt erkennen der darüber hinaus einen deutlich erweiterten Handlungsbedarf bei der digitalen Transformation mit sich zieht. Weiterhin wollen zwei Drittel der Institute ihr Geschäftsmodell bis zum Jahr 2023 über digitale Ökosysteme erweitern. Dies gilt zunächst nur für reine Finanzprodukte und oftmals ohne eindeutige Business-Cases.

Am deutlichsten profitieren von den Digitalisierungsanstrengungen der Banken aktuell die Privatkunden: Für sie stehen heute schon zahlreiche Standardprodukte online zur Verfügung. Anders sieht das im Firmengeschäft aus. Viele Institute geben an, dass sie sich hier erst am Anfang der digitalen Transformation befinden – ein ausreichendes digitales Angebot bei Finanzprodukten und Dienstleistungen ist noch nicht vorhanden.

Grund dafür ist der Spagat zwischen den innovativen Visionen der Vorstände und der IT-Einheiten, die diese realisieren müssen. Es bedarf eine stärkere Priorisierung und Fokussierung, damit die digitale Transformation erfolgreich gestaltet werden kann.

Digitalisierung scheitert nicht am Budget

Die Untersuchung zeigt, dass die Digitalisierung bei den Veranwortlichen angekommen ist. Insgesamt 84 Prozent der befragten Banken geben an, dass sie sich regelmäßig und systematisch mit dem Verhalten ihrer Kunden, mit Innovationen oder mit neuen Technologien auseinandersetzen. Für zwei Drittel von ihnen steht allerdings noch primär die eigene Branche im Fokus.

Weiterhin ist erkennbar, dass die Digitalisierung der Banken nicht am Budget scheitern wird. Lediglich 17 Prozent der Befragten sehen die Investitionen, die mit der Transformation verbunden sind, als größte Herausforderung an. Andersherum erkennen die Institute deutliche Defizite bei einer zu geringen Umsetzungsgeschwindigkeit und einer fehlenden bzw. unzureichenden Fokussierung und Priorisierung.

Banken wollen bis 2023 digitale Ökosysteme erweitern

Es ist überraschend, dass zwei Drittel der befragten Banken ihre Geschäftsmodelle bis zum Jahr 2023 über digitale Ökosysteme erweitern wollen. Von ihnen fokussieren sich 60 Prozent besonders auf Multikanal-Finanzplattformen. Letztlich fehlt es aber nach wie vor an Fähigkeiten, um dieses Potenzial zu heben. Besonders streben die Institute banknahe Ökosysteme an.

Die Studie zeigt: Banken, die zusätzlich in den Non-Banking-Bereich vorstoßen wollen, möchten vor allem Onlinedienstleistungen anbieten – unter den Befragten, sind das insgesamt 82 Prozent. Trotzdem bleibt abzuwarten, ob die Banken in diesem Bereich das erwartete Potenzial wirklich verwirklichen werden – bedingt durch die ungenauen Vorstellungen, in welche Richtung solche Geschäftsmodelle verlaufen können.

Banken lassen bei der Immobilienfinanzierung Potenzial liegen

Klar ist: Privatkunden profitieren schon jetzt von digitalen Optionen Standardprodukte online abschließen zu können. Die Banken sind inzwischen so weit, über drei Viertel ihrer Produkte online abschlussfähig zu machen. Auch Konto- und Depoteröffnungen sind bei rund der Hälfte der Institute innerhalb eines Tages möglich. Analog bleibt es im Bereich der Immobilienfinanzierung.

Hier lassen die Banken offensichtlich Potenzial liegen – das zeigt die unterdurchschnittliche Onlineabschlussfähigkeit von Baufinanzierungen. Zudem finden es noch viele Verantwortliche schwierig, komplexere Produkte digital umzusetzen.

Firmenkundengeschäft liegt bei der Digitalisierung zurück

Weiterhin liegen Banken im Bereich des Firmenkundengeschäft mit der Digitalisierung weit hinter dem Privatkundengeschäft – hauptsächlich fehlt es an digitalen Produkten. Zudem sei noch viel ungenutztes Potenzial erkennbar. Demnach können nur wenige Institute ein digitales Onboarding und direktabschlussfähige Basisprodukte und Dienstleistungen anbieten.

Die Studie macht deutlich, dass momentan ein Geschäftsgirokonto nur bei 17 Prozent der Banken vollständig online abschlussfähig ist. Bei Privatkunden hingegen liegt der Anteil bei 47 Prozent. Im Bereich der Betriebsmittel- bzw. Investitionskrediten geht die Onlineabschlussfähigkeit fast gegen null. Daher kann eine gewisse Veränderungsresistenz vermutet werden. Im Hinblick auf neue Wettbewerber wie Google, Amazon oder spezialisierter FinTechs ist dies überraschend.

Banken beziehen Mitarbeiter zu wenig mit ein

Betrachtet man Führungskräfte und Mitarbeiter der Institute, wurde bei der Untersuchung deutlich, dass diese immer noch unzureichend einbezogen werden. Demnach vernachlässigen die Banken damit einen wesentlichen Erfolgsfaktor für die digitale Transformation des Unternehmens. Lediglich 19 Prozent der Befragten sind sich sicher, dass ihre Führungskräfte als Digital Leader gelten könnten. Aus Sicht der Mitarbeiter wird deutlich, dass nur 11 Prozent ihre Chefs in einer Vorbildfunktion anerkennen.

Erforderlich sei an dieser Stelle ein Personalentwicklungskonzept, welches sich vorrangig auf das Arbeiten im Netzwerk als auf strenge Hierarchien fokussiert und zudem konsequent digitale Kompetenzen beinhaltet. Immerhin 43 Prozent der befragten Banken geben an, ihre Stellenprofile mittlerweile um digitale Kompetenzen erweitert zu haben. Trotzdem beziehen die Institute ihre Mitarbeiter nicht genügend in die Transformationsprozesse ein und lassen dadurch wichtiges Know-how liegen.

Dafür müssen bisherige Führungsmodelle konsequenter an die Marktentwicklung angepasst werden. Damit das gelingt, müssen Banken sich sowohl an den Bedürfnissen ihrer Kunden als auch an den Bedürfnissen ihrer Mitarbeitenden orientieren.

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Über den Autor

Sophie Conrad

Sophie Conrad ist freie Mitarbeiterin des Bank Blogs. Als Studentin der Medienwissenschaft und Politik, Wirtschaft, Gesellschaft war sie bei dem Westdeutschen Rundfunk in Dortmund tätig und schreibt nun als freiberufliche Autorin, unter anderem für die Dortmunder und Castroper Ruhr Nachrichten.

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