Digitale Ökosysteme für das Payment der Zukunft

Bezahlen 2025 – re-visited (2/2)

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In den vergangen Jahren gab es vielfältige Entwicklungen im Bereich Payments, mit Auswirkungen auf die Markt- und Wettbewerbssituation. Neben FinTechs sind es vor allem große Technologieunternehmen, die um die Kundengunst kämpfen. Digitale Ökosysteme könnten die Zukunft bestimmen.

Digitales Payment Ökosystem

Spielt sich das Bezahlen der Zukunft in digitalen Ökosystemen ab?

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„Bezahlen 2025“ – unter diesem Titel hat die SRC Security Research & Consulting GmbH vor drei Jahren eine umfassende Analyse der Trends und Entwicklungen durchgeführt, die sich bis zum Jahr 2025 abzeichnen. Ergebnis waren verschiedene Zukunftsszenarien darüber, wie das Bezahlen 2025 aussehen könnte.

Heute – im Jahr 2018 – sollen die damals skizzierten Trends hinterfragt und ergänzt werden. Im ersten Teil haben wir uns damit auseinandergesetzt, wie sich die damals als eher sicher angenommenen Änderungen im Umfeld entwickelt haben, was davon so gekommen ist, wie es erwartet wurde und was vielleicht ein wenig anders gekommen ist.

Als Zwischenfazit konnte festgehalten werden, dass mit Instant Payments und PSD2 zwei Elemente in den Mittelpunkt des Interesses gerückt wurden, welche den erwarteten intensivierten Wettbewerb zwischen Banken und Internet-Giganten weiter forcieren.

Im zweiten Teil der Analyse setzen wir uns nun mit den damals als eher unsicher qualifizierten Faktoren auseinander und versuchen abzuleiten, wie sich die Entwicklungen der letzten Jahre auf Markt- und Wettbewerbssituation ausgewirkt haben, um dann am Schluss ein Fazit für das Bezahlen 2025 abzuleiten.

Wer wird die Nase vorn haben – Banken, FinTechs oder Internet-Giganten?

Die Investitionen in FinTechs weisen weiterhin hohe Wachstumsraten auf. Neben der Zahlungsabwicklung (Zahlungsauslösedienste nach PSD2) stehen vor allem alternative Finanzierungen (Lending-Plattformen), das Anlagemanagement (Robo Advisor) und zunehmend auch die Abwicklung von Compliance-Aufgaben (RegTech) bzw. die Digitalisierung des Versicherungsvertriebs (InsurTech) im Mittelpunkt der Investitionen.

FinTechs profitieren dabei einmal von den globalen Technologietrends (Mobile Payments, Cyber Security, Künstliche Intelligenz sowie Big Data) einerseits und von dem insgesamt gestiegenen Druck auf Banken zur Anpassung ihrer Geschäftsmodelle.

Die Zusammenarbeit mit FinTechs kann es Banken ermöglichen, die zum Umbau des eigenen Geschäftsmodells erforderlichen technischen Innovationen in der IT-Infrastruktur zumindest teilweise auszulagern. Dementsprechend bauen viele Banken sog. Innovations- und Accelerator-Hubs auf, um ihr Angebot mit der Unterstützung von FinTechs neu auszurichten. FinTechs werden daher häufig weniger als Wettbewerber angesehen, sondern als Instrument, um Innovationen an der Kundenschnittstelle schnell umzusetzen und zu testen und um gleichzeitig Betriebskosten und Compliance-Risiken zu minimieren.

Gleichzeitig bestimmen aber Google, Apple, Facebook und Amazon mit ihren Plattformen und den darauf aufbauenden digitalen Ökosystemen große Teile der digitalen Welt. Es ist nicht auszuschließen, dass sich der ein oder andere von ihnen vielleicht auch einmal entschließt einen Marktplatz für Finanzdienstleistungen auf Grundlage von Kontoinformationsdiensten aufzubauen und so die Schnittstelle zum Kunden zu übernehmen.

Ein erster Schritt in eine solche Richtung wurde z.B. von Amazon bereits unternommen. Seit 2012 bietet Amazon ausgewählten Amazon-Marketplace-Händlern ursprünglich nur in den USA auf einer „invitation only“-Basis kurzfristige Kredite zwischen $ 1.000 und $ 750.000 mit einer Kreditzusage innerhalb von 24 Stunden an. Im Juni 2017 betrug das Amazon „Loans“-Kreditvolumen der letzten 12 Monate bereits mehr als 1 Mrd. US-$. Die Kredite an Online-Händler tragen aus Sicht von Amazon dazu bei, dass Händler an die Amazon Marketplace-Plattform gebunden werden. Die Amazon vorliegenden Informationen zu den Verkäufen des jeweiligen Händlers sind dabei ein wichtiges Instrument zur Reduzierung von Bonitätsrisiken.

Im Dezember 2017 wurde bekannt, dass sich Paypal an der Zinsplattform Raisin beteiligt, die in Deutschland unter der Marke „Weltsparen“ bekannt ist. In den USA hat Paypal sein Angebot bereits um einen digitalen Vermögensverwalter namens Acorns erweitert.

Die bereits 2015 aufgeworfenen Fragen danach, wer künftig die Nase vorn haben wird, lassen sich auch heute noch nicht eindeutig beantworten. Die Öffnung des Kontozugangs für Dritte und der standardisierte Zugriff über die PSD2-Schnittstelle wird sicher das Entstehen neuer Wettbewerber im Zahlungsverkehr begünstigen. Entscheidend für den Erfolg einer Zahlungsverkehrsinnovation ist aber nicht nur die technologische Kompetenz eines Anbieters und seine Marktreichweite, sondern vor allem die Akzeptanz einer Zahlungsverkehrsinnovation beim Kunden.

Was wollen die Kunden?

Die Akzeptanz neuer Bezahlverfahren beim Kunden hängt von vielen Faktoren ab. Hierzu ist es immer wichtig, sich erst einmal bewusst zu machen, dass das Bezahlen aus Sicht des Kunden nicht im Mittelpunkt des Kaufprozesses steht. Es ist vielmehr eine Art Hygienefaktor, der schlicht zu funktionieren hat. Niemand würde sagen, dass er „kurz in die Stadt zum Bezahlen geht“. Menschen gehen zum „Einkaufen“ oder „Shoppen“, nicht zum „Bezahlen“. Entsprechend ist – vielleicht mit Ausnahme eines besonders technologieaffinen Marktsegments – bei der Mehrzahl der Kunden auch nicht damit zu rechnen, dass neue Bezahlverfahren von vornherein auf ein breites Interesse treffen. Damit ein Zahlungssystem vom Kunden akzeptiert wird, ist neben einer breiten Akzeptanz des Zahlungssystems vor allem der vom Kunden empfundene Nutzen wichtig. Dieser wird ganz maßgeblich davon bestimmt, dass das Zahlungssystem bequem nutzbar ist, dass es möglichst überall akzeptiert wird und dass dem Kunden keine Risiken entstehen.

In der Regel stehen bereits heute für alle denkbaren Einkaufssituationen mehr oder weniger geeignete Bezahlmöglichkeiten zur Verfügung, an die die Kunden sich bereits gewöhnt haben, und es wird selten vorkommen, dass ein Einkauf nur deswegen nicht zustande kommt, weil kein geeignetes Bezahlinstrument zur Verfügung gestanden hätte. Entsprechend ist es für Bezahlinnovationen immer wichtig, dass sie vom Kunden als nutzbringend empfunden werden.

Bestes Beispiel hierfür ist die kontaktlose Zahlung am Point of Sale. Gerade bei Einkaufsbeträgen mit niedrigem Zahlungsbetrag, die ohne PIN abgewickelt werden können, ergibt sich ein großer Komfortvorteil für den Kunden und ein Geschwindigkeitsvorteil für das Handelsunternehmen. Es überrascht daher nicht, dass sich z.B. große Discounter entschlossen haben, die Akzeptanz des kontaktlosen Bezahlens an der Ladenkasse zu fördern.

Zusätzlich wirkt sich hier begünstigend aus, dass der Kunde sich nicht erst an ein neues Zahlungsinstrument gewöhnen muss. Die Möglichkeit zur Nutzung der bekannten Karten im bekannten Zahlungssystem vereinfacht die Marktkommunikation deutlich, schafft Vertrauen in die Sicherheit des Systems und trägt sicher auch dazu bei, Schwellenängste zu überwinden.

Die Nutzung neuer Formfaktoren, z.B. des Smartphones, für die Zahlung am POS stellt die nächste Entwicklungsstufe im Zahlungsverkehr dar. Während Kartenzahlungen für die nächsten Jahre am POS wahrscheinlich für die überwiegende Mehrzahl der Verbraucher das präferierte Zahlungsverfahren darstellen werden, wird erwartet, dass gerade die nachwachsende Generation auch daran interessiert sein wird, andere Formfaktoren zur Zahlung im Handel zu nutzen.

Gerade die Markteinführung von Apple Pay in den USA und vielen anderen Ländern hat dazu beigetragen, dass die Awareness für die Nutzung von Smartphones zur Abwicklung von Zahlungen am POS in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist. Erste Erfahrungen aus den USA haben aber auch gezeigt, dass die tatsächliche breite Akzeptanz von Mobile Payments bei Verbrauchern ein eher langsamer Prozess ist.

Kritische Massen – sowohl bei den ein Zahlungsinstrument nutzenden Zahlern als auch bei den potenziellen Zahlungsempfängern, optimale Integration des Zahlungsinstruments in den Kaufprozess und die Nutzung von Zahlungsinstrumenten, an die sich der Kunde bereits gewöhnt hat, scheinen neben der empfundenen Sicherheit die wichtigsten Aspekte einer erfolgreichen Einführung von Zahlungsverkehrsinnovationen zu sein. Eher „revolutionäre“ Änderungen im Kundenverhalten sind zumindest in Bezug auf das Zahlungsverhalten eher unwahrscheinlich.

Fazit: Welche Faktoren bestimmen die Zukunft des Bezahlens in der nächsten Dekade am meisten?

Die Entwicklungen der letzten Jahre bestätigen die bereits 2015 identifizierten Faktoren eindrucksvoll. Es scheint aber auch so, als ob die seinerzeit diskutierte Zukunft möglicherweise schneller kommen kann, als dies damals erwartet wurde, denn mit der PSD2 und Instant Payments werden die hierfür notwendigen Infrastrukturvoraussetzungen geschaffen.

Die Konzentration weiter Teile der Internet-Aktivitäten vieler Kunden auf wenige globale digitale Ökosysteme, die den Zugriff auf das Konto nutzen können, um ihre Kunden noch enger in ihre Ökosysteme einzubinden, stellt eine nicht zu unterschätzende Herausforderung für die Position der Banken in der Wertschöpfungskette des Zahlungsverkehrs dar.

Alle einschlägigen Studien gehen davon aus, dass das Bezahlen der Zukunft vor allem durch die folgenden Faktoren geprägt sein wird:

  • Abwicklung in Echtzeit
  • Möglichkeit zur Übermittlung zusätzlicher Daten
  • Vollständige Transparenz über den Status einer Zahlung für Zahlungspflichtigen und Zahlungsempfänger durch entsprechende Benachrichtigungen
  • Umfassende Integration der Zahlung in der eigentlichen Zahlung vorgelagerte Prozesse einschließlich der Möglichkeit zur Nutzung unterschiedlicher digitaler Identitäten (Telefonnummern, E-Mail-Adressen, etc.) zur Adressierung von Zahlungspflichtigem und Zahlungsempfänger, damit Zahlungen möglichst einfach in andere Prozesse integriert werden können

Aktuell wurden diese Kernpunkte einer Vision für die Zukunft des Bezahlens im Dezember 2017 nochmals von der kanadischen Kreditwirtschaft bestätigt.

Die Grundvoraussetzungen für die Realisierung dieser Vision werden durch die aktuell im Entstehen befindliche Infrastruktur geschaffen. „Overlay-Services“ nutzen dann diese Infrastruktur, um aufbauend hierauf neue Kundenservices zu schaffen. Banken als Betreiber der Infrastruktur sind prinzipiell sehr gut positioniert, um solche Overlay-Services zu entwickeln. Entsprechend verbinden daher Banken in vielen Ländern in der Welt die z.T. regulatorisch getriebenen Initiativen zur Modernisierung der Zahlungsverkehrsinfrastruktur mit Initiativen zur Entwicklung bank-betriebener Overlay-Services. Ein Beispiel hierfür ist „Osko“, der erste Overlay-Service für die australische „New Payments Platform“. Osko besteht genau genommen aus drei Services – der eigentlichen Zahlungsübermittlung, der Übermittlung von Dokumenten im Rahmen von Zahlungsverkehrsnachrichten und der Einführung eines neuen sog. Payment Requests, der z.B. zur Digitalisierung von Rechnungen genutzt werden kann.

Das australische Beispiel zeigt, dass die Entwicklung von Overlay-Services nicht automatisch den globalen Betreibern digitaler Ökosysteme vorbehalten ist, sondern sehr wohl auch in enger Zusammenarbeit innerhalb der Kreditwirtschaft erfolgen kann.

Über den Autor

Gerd Cimiotti

Gerd Cimiotti ist Geschäftsführer der SRC Security Research & Consulting GmbH. SRC hilft als Gemeinschaftsunternehmen der deutschen Kreditwirtschaft bei der Entwicklung, Umsetzung und bei Konformitätsprüfungen von sicheren Transaktionssystemen, vor allem Zahlungssystemen. Hierzu bietet SRC die Möglichkeit, auf das Wissen führender Spezialisten zurückzugreifen, sorgt durch Verzahnung von Konzeption, Implementierungsunterstützung und Test/Evaluierung für hohe Praxisrelevanz des Wissens und erspart seinen Kunden so den Aufbau von nur temporär benötigtem Spezialwissen.

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