Chancen der Blockchain-Technologie für Banken

Sicherung der Zukunftsfähigkeit

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Wer als Bank heute die Blockchain ignoriert, riskiert bei wichtigen Gegenwarts- und Zukunftstechnologien den Anschluss zu verlieren – mit Folgen für die eigene Zukunftsfähigkeit. Denn die Technologie hat das Potenzial, bestehende Geschäftsmodelle grundlegend zu verändern.

Einsatz von Blockchain-Technologien in Banken und Sparkassen

Der Einsatz von Blockchain-Technologien in Banken schreitet voran.

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Das Schöne an neuen Technologien ist, dass sie die Fantasie anregen: Was könnten sie alles verändern, wenn sie im Einsatz sind? Zum Beispiel Blockchain: Deren grundlegende Idee – ein dezentral geführtes Transaktionsregister, transparent und manipulationssicher – ist wie geschaffen für den Einsatz in Branchen, in denen ständig Buchungen getätigt werden müssen. Also müssten, neben Logistik und Handel, die Banken eigentlich zu den begeisterten „early adopters“ zählen, doch weit gefehlt. Zwar gibt es nach ersten Pilotprojekten bereits Anwendungen im Bereich Trade Finance, bei Bankgarantien oder Schuldscheindarlehen. Der echte „Mainstream“-Durchbruch allerdings steht noch aus.

Das liegt natürlich auch daran, dass die Regulierung bei Banken besonders ausgeprägt ist, mit gutem Grund: Vertrauen ins Geld- und Finanzsystem ist eine eigene Währung, bei der es keine Pannen geben darf. Allerdings steht auch die Bankenbranche unter dem Druck, sich zu verändern: FinTechs räubern im ureigenen Geschäftsfeld, Konjunktur und Zinsumfeld drücken auf die Erträge und die Digitalisierung bringt nicht nur Kosteneinsparungen, sondern fordert zunächst einmal Investitionen.

Zurückhaltung ist keine Option

Klar ist aber: Banken müssen sich für neue Technologien öffnen, wenn sie ihr Geschäft auch künftig profitabel betreiben und ausbauen möchten. Und damit sind wir wieder beim Thema Blockchain. Denn die ist mittlerweile keine theoretische Option mehr, sondern real im Einsatz – und generiert bereits heute Mehrwerte für Nutzer und Kunden, nicht nur in Handel und Logistik, sondern auch im Bankensektor.

Ein Beispiel ist das globale Echtzeit-Zahlungsnetzwerk World Wire, das zur Optimierung und Beschleunigung von Devisentausch, grenzüberschreitenden Zahlungen und Geldanweisungen entwickelt wurde. Dank Blockchain-Technologie sind in diesem Netzwerk Zahlungsverkehrsnachrichten, Clearing und Settlement integriert. Das unter Federführung von IBM aufgebaute Netzwerk unterstützt aktuell Zahlungspunkte in 72 Ländern, in 47 Währungen und mit 44 Banken-Endpunkten. World Wire nutzt das Stellar-Netzwerk, das Wertetransfers über ein Open Source basiertes Protokoll ermöglicht. Geldwerte werden in Form von digitalen Vermögenswerten unmittelbar auf der Blockchain übertragen, anstelle der bisherigen Serie von Kontoüberträgen zwischen Banken. Das Settlement ist jederzeit 24×7 möglich und dauert häufig nur noch wenige Sekunden. Im Ergebnis reduziert dieser Ansatz die beteiligten Parteien und damit auch die Gesamttransaktionskosten für Finanz- und Zahlungsinstitute, und verbessert so die operative Effizienz und nicht zuletzt auch das Liquiditätsmanagement – alles bereits heute messbare Vorteile für die beteiligten Banken.

Blockchain als Branchenlösung

Während die Teilnahme an einer bestehenden Blockchain-basierten Anwendung wie World Wire bereits heute möglich ist, gibt es auch Bereiche, in denen Aufbauarbeit nötig ist. Ein Schritt vor dem viele erst einmal zurückschrecken, der allerdings nicht aufwändig sein muss: Denn die Aufgabenstellung eines Instituts weist möglicherweise Parallelen zu einem Thema auf, mit dem sich eine andere Bank ebenfalls gerade beschäftigt.

Ein Beispiel dafür ist we.trade. Gemeinsam mit IBM haben sich hier zunächst sechs europäische Großbanken in einer konsortialen Struktur zusammengetan, um gemeinsam in den Bereichen Trade Finance und Akkreditive unter Berücksichtigung regulatorisch vorgegebener Bankenprozesse zu ermitteln, wie sich die Abläufe dank Blockchain beschleunigen und vereinfachen lassen. Die daraus entstandene Branchenplattform ist offen für weitere Teilnehmer, ist seit Sommer 2018 in „Live Produktion“ und Stand heute sind aus sechs Instituten bereits 15 geworden.

Cloud als Verfügbarkeitsmaschine

Bliebe noch die Frage nach Zuverlässigkeit und Sicherheit, die einem Praxiseinsatz entgegensteht? Keineswegs. Aus technischer Sicht lassen sich viele Bedenken ausräumen. In der Regel entsteht die Struktur einer Lösung auf einer rund um die Uhr verfügbaren Cloud-Plattform. Mit dieser ist die Blockchain verknüpft, die im Fall von IBM auf Hyperledger Fabric aufsetzt, einer Technologie, die als quelloffener Code unter Schirmherrschaft der Linux Foundation im Projekt Hyperledger entwickelt wurde.

Je nach Anwendungsfall wird im Geschäftsumfeld oft eine Private bzw. Permissioned Blockchain als Technologiegrundlage gewählt, in denen die Teilnehmer gegenseitig bekannt sind und mit Identitäten und Rollen-/Rechtekonzepten auch innerhalb des Netzwerks arbeiten. So gelangen keine sensiblen Daten in öffentlich zugängliche Bereiche. Wenn dann noch auf offene Standards und APIs geachtet wird, ist sichergestellt, dass alle Unternehmen, auch kleinere Institute, schnell und kostengünstig teilnehmen und ihre IT anbinden können.

Das gilt nicht nur für Unternehmen aus dem Bankbereich: Auch angrenzende Branchen, beispielsweise Versicherungen, in denen es ebenfalls um Transparenz und Nachvollziehbarkeit von Zahlungsströmen geht, können angebunden werden. Diese Flexibilität ist Grundlage für die Umsetzung neuer Ideen – und damit für künftige Innovationen, die das traditionelle Bankgeschäft optimieren und weiterentwickeln.

Überall dort, wo bisherige Geschäftsprozesse hohe Transaktionskosten generierten, beispielsweise, weil Intermediäre eingebunden werden mussten, kann die Blockchain künftig eine gewichtige Rolle spielen. Und damit ist die Akzeptanz der Blockchain-Technologie heute keine Frage der Vorsicht mehr, sondern eine der Weitsicht, Chancen zu erkennen und zu ergreifen, um aktuelle Herausforderungen aktiv anzugehen und künftiges Geschäft zu sichern.

Über den Autor

Christian Schultze-Wolters

Christian Schultze-Wolters leitet den Geschäftsbereich Blockchain Solutions für IBM DACH. Er bringt mehr als 25 Jahre Vertriebserfahrung mit und hat verschiedene Vertriebsteams in nationalen und internationalen Rollen geführt. Nach seiner Verantwortung für die Logistikbranche und deren Unternehmen in Deutschland hat er im letzten Jahr die Führung für IBMs Blockchain Geschäft in Deutschland, Österreich und der Schweiz übernommen, um branchenspezifische und branchenübergreifende Blockchain-Lösungen für den lokalen Markt und dessen ÖkoSysteme zu entwickeln und zu betreiben.

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