Basel IV setzt Banken unter Druck

Neue Eigenmittel-Regulierung steht vor der Tür

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Eine aktuelle Studie unter deutschen und internationalen Banken zu Basel IV zeigt, dass viele Banken die Auswirkungen der neuen Regeln bereits analysiert haben. Dennoch birgt die Finalisierung des Regelwerkes zahlreiche Herausforderungen für die Institute.

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Aufsichtsrechtliche Anforderungen, Regulierung und Compliance werden von den meisten Banken und Sparkassen als Last empfunden. Dabei sichern diese die Sicherheit und damit die Existenz unseres modernen Bankensystems und ermöglichen, richtig genutzt, auch Chancen im Kundengeschäft. Im Bank Blog finden Sie aktuelle Studien zu Trends und Entwicklungen in diesem Bereich.

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Die neuen Eigenmittelanforderungen an die Banken (Capital Requirements Regulation III) stehen vor der Tür. Die endgültige Formulierung des Standards birgt jedoch wesentliche Herausforderungen, wobei sich die Auswirkungen auf die Kapitalsituation, das Geschäftsmodell sowie die Umsetzung der neuen Regeln bei den einzelnen Instituten durchaus sehr unterschiedlich gestalten.

Eine aktuelle Studie von Deloitte beleuchtet  den Umsetzungsstand und die konkreten Implikationen der CRR III und bietet Instituten einen Einblick in die identifizierten Herausforderungen sowie mögliche Lösungsstrategien.

Banken müssen Anpassungen vornehmen

Die Studie zeigt, dass die notwendigen Anpassungen oft über die reine Aktualisierung der Risk-Weighted-Assets-Berechnungslogiken (RWA) und die aufsichtsrechtlichen Meldesysteme hinausgehen. Viele Banken erwarten strategische Auswirkungen bzw. erhebliche Anpassungen der IT-Systeme, deren Vorbereitung und Durchführung einige Zeit in Anspruch nehmen werden. Um die neuen Regelungen fristgerecht umsetzen zu können, werden zusätzliche Ressourcen benötigt.

Angesichts der verpflichtenden neuen Vorschriften und des begrenzten Zeitrahmens – derzeit wird mit einem Inkrafttreten ab 2025 gerechnet – wird eines deutlich: Bei einem späteren Umsetzungsstart lässt sich zwar größere regulatorische Planungssicherheit erreichen, dies geht jedoch mit einem kürzeren Zeitrahmen für das Umsetzungsprojekt einher. Darüber hinaus bleibt in diesem Fall weniger Zeit, um die individuellen Auswirkungen der erwarteten Änderungen zu verstehen und etwaige erforderliche Gegenmaßnahmen einzuleiten.

Mögliche Auswirkungen von Basel IV

Die Studie identifiziert zahlreiche, unterschiedliche Auswirkungen auf die Institute. Während wenige Institute Erleichterungen sehen, werden die meisten mit – zum Teil erheblichen – Steigerungen ihrer Eigenkapitalanforderungen konfrontiert sein. Die Auswirkungen auf EU-Banken sind tendenziell ungünstiger als in anderen Jurisdiktionen.

Die größten Auswirkungen durch den Output Floor werden bei Immobilienfinanzierungen erwartet, gefolgt von Unternehmenskrediten und dem Mengengeschäft. Der Output Floor definiert, wie stark ein mithilfe interner Modelle berechneter Eigenkapitalbedarf maximal von jenem Niveau abweichen darf, das sich für dieselben Risiken bei Anwendung der Standardansätze ergäbe.

So legt Basel IV einen Output Floor von 72,5 Prozent fest, sprich: Das aufgrund interner Modelle berechnete Mindest­eigen­kapital kann maximal um 27,5 Prozent niedriger liegen als das nach den Standardansätzen berechnete Mindestkapital. Da nur wenige Banken interne Marktrisikomodelle im Meldewesen verwenden, wirkt sich der Output Floor in der Regel nicht auf das Handelsbuch aus. Sofern Institute hier interne Marktrisikomodelle verwenden, sind Auswirkungen durch den Output Floor durchaus möglich.

Die Berechnung des „Exposure to Value“ bei Immobilienfinanzierungen stellt eine weitere große Hürde dar.

Handlungsbedarf hinsichtlich Kapitalplanung und Pricing

Mehr als 60 Prozent der Befragten sehen Handlungsbedarf hinsichtlich Kapitalplanung und Pricing. Zugleich haben bisher nur sehr wenige Institute in diesem Bereich nennenswerte Fortschritte gemacht. Ungefähr ein Viertel gab an, dass die interne Kapitalallokation angepasst werden muss. Folglich erwarten viele Banken ein Re-Design von Produkten oder eine Neuausrichtung ihrer Portfolios.

Strukturelle Anpassungen als Folge

Die Umsetzungsprojekte führen häufig zu strukturellen Anpassungen in der IT-Umgebung. Eine von sieben Banken sieht die Notwendigkeit von grundlegenden Änderungen an Risiko- und Finanzdaten und/oder der Meldewesen-IT-Infrastruktur. Eine ähnliche Anzahl plant eine Änderung der gesamten Reporting-Lösung.

Lediglich 30 Prozent der Befragten sehen keinen Bedarf für strukturelle Anpassungen der regulatorischen Meldeinfrastruktur. Den größten Änderungsbedarf erwarten die Banken hinsichtlich des neuen Standardansatzes für das Kreditrisiko. Dies betrifft unter anderem den neu eingeführten Due-Diligence-Prozess bei Verwendung externer Ratings.

Keine Neuausrichtung der Geschäftsmodelle

Mehr als zehn Prozent der Banken sehen die Notwendigkeit, ihr Geschäftsmodell grundsätzlich anzupassen. Eine Neuausrichtung im Hinblick auf die Zielkunden ist indes meist nicht vorgesehen.

Nur wenige Banken in der Stichprobe haben bisher das Potenzial einer Portfolio- und/oder RWA-Optimierung im Zusammenhang mit den neuen Vorschriften analysiert.

Bei anderen Themen, etwa der Abgrenzung von Spezialfinanzierungen, „Transaktoren“ im Mengengeschäft oder der Implementierung von Risikominderungstechniken, besteht der Umfrage zufolge kein größerer Handlungsbedarf.

Die Studie „Capital Requirements Regulation III: Auswirkungen und Herausforderungen“ können Sie hier direkt herunterladen.


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Über den Autor

Dr. Hansjörg Leichsenring

Dr. Hansjörg Leichsenring ist Herausgeber des Bank Blogs und der Finanzbranche seit über 30 Jahren beruflich verbunden. Nach Banklehre und Studium arbeitete er in verschiedenen Positionen, u.a. als Direktor bei der Deutschen Bank, als Vorstand einer Sparkasse und als Geschäftsführer eines Online Brokers. Als Experte für Strategien in den Bereichen Digitalisierung, Innovation und Vertrieb ist er gefragter Referent und Moderator bei internen und externen Veranstaltungen im In- und Ausland.

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