Müssen Banken wirklich zu Tech-Unternehmen mutieren?

Lesenswertes über Banking KW 37-2019

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Nicht wenige Banken sehen sich auf dem strategischen Weg zu einem Technologieunternehmen. Doch ist ein solcher Wandel tatsächlich notwendig? Oder gibt es auch andere Möglichkeiten, in der digitalen Transformation erfolgreich zu sein?

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Die FinTech-Bedrohung war wohl nie eine wirklich ernsthafte Herausforderung für die Banken. Dabei haben die „jungen Wilden“ durchaus Schwung und Innovationen in die träge Finanzbranche gebracht. So viel steht fest: Ohne FinTechs sehe die Finanzwelt deutlich weniger digital aus!

Doch fest steht auch: Die wirkliche Gefahr geht von etablierten Technologieunternehmen aus. Die GAFAs (Google, Apple, Facebook und Amazon) oder die FATBAGs (GAFAs ergänzt um die chinesischen BigTechs Tencent, Baidu und Ant Financial/Alibaba) dringen mehr und mehr in den Bereich Finanzen ein.

Finanzdienstleister oder Technologieunternehmen?

Informationen über Geld sind beinahe genauso wichtig wie das Geld selbst. – Walter Wriston, ehemaliger CEO Citibank (1984)

Müssen Finanzdienstleister nun selbst zum Technologieunternehmen werden, um die digitale Zukunft erfolgreich meistern zu können? Die Frage steht im Mittelpunkt des Rückblicks auf spannende Beiträge aus der internationalen Finanzszene.

Klar ist, die etablierten Institute müssen flexibler und schneller werden. Zweimal im Jahr ein neues Softwarerelease entspricht nicht mehr den Anforderungen der Kunden und den Bedingungen des Wettbewerbs.

Richtig erscheint ebenso, dass Informationen und deren Verarbeitung zu den strategischen Kernkompetenzen einer Bank gehören und demzufolge nicht ausgelagert werden sollten. Google und Apple managen ihre IT auch zu 90 Prozent inhouse.

Klar ist auch, der Zugang für Kunden zu Bankleistungen muss einfacher und bequemer werden. Dabei sind digitale Wege für die meisten Kunden allerdings „nur“ eine Ergänzung zu den bisherigen Touchpoints und kein Ersatz.

Bedenken sollten Banken und Sparkassen allerdings, das Technologie kein Selbstzweck sein darf, sondern immer unterstützend wirken muss. Ihr Einsatz sollte das Leben des Kunden oder das der Mitarbeiter vereinfachen und/oder die Effizienz steigern. Im Mittelpunkt des Geschäftssystems muss jedoch das Bankgeschäft selbst stehen. Dazu, wie dies am besten gelingt, gehen die Meinungen durchaus auseinander.

Digitalisierung ist bei der Kundenloyalität am unwichtigsten

Alyson Clarke von Forrester Research hat auf einer Veranstaltung bemerkeswertes gesagt: Bei der Digitalisierung käme aus auf die Ausgewogenheit zwischen digitalen und menschlichen Kontaktpunkten an. Banken würden sich fälschlicherweise aus Filialen zurückziehen und Kunden zwingen, Self-Service zu nutzen, weil es für die Unternehmen billiger sei. Self-Service treibe aber einen Keil zwischen Kunden und Filialmitarbeitern. Nicht die Kunden seien für den Niedergang der Bankfiliale verantwortlich, sondern die Strategien der Banken.

Mehr dazu hier: Forrester insists digital is “the least important” for customer loyalty

Technologie erfordert Ressourcenplanung

Entscheidungen über Ressourcen gehören zu den wichtigsten, die Banken beim Einsatz von Technologien wie Künstlicher Intelligenz (KI) treffen müssen. Inhouse oder ausgelagert? FinTech oder Beratungsunternehmen? Laufende Beziehung oder projektbezogen?

Mehr dazu hier: Congratulations! Your bank is now a tech company

Bank = Technologieunternehmen mit Banklizenz?

Chris Skinner hört oft, dass sich Banken so bezeichnen und dies „cool” finden. Doch es bestehen erhebliche Unterschiede zwischen einer Bank, Amazon oder Alibaba. Ebenso bestehen Unterschiede zwischen einer Bank und einem Tech- oder FinTech-Startup. Zu den Unterschieden zählen u.a. Kapital, Kunden, Historie, Vertrauen und vieles mehr. Nach seiner (und auch meiner) Überzeugung sind Banken keine Technologieunternehmen mit Banklizenz. Sie sind Vielmehr Banken, die Technologie mit einer Banklizenz nutzen.

Mehr dazu hier: We’re just a technology company that happens to have a banking licence

Mensch oder Algorithmus?

Wenn es um Anlageentscheidungen geht, erleichtern erfolgreiche FinTechs ihren Nutzern das Leben, aber viele dieser Nutzer möchten weiterhin Zugriff auf die Personen hinter der Plattform haben. Und auch die Anbieter haben mehr davon als bei einem rein digitalen Ansatz.

Mehr dazu hier: Tech vs. humans: Can fintech have it all?

Vergrault die Digitalisierung Ihre Kunden?

Im Zuge der digitalen Transformation sollten Banken sicherstellen, ausreichend disruptiv zu ein, um sicherzustellen, die Kundenzufriedenheit wesentlich zu verbessern und vorausschauend genug denken, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Andererseits sollten sie ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Innovation und bewährten Elementen der Kommunikation wahren, um Kunden nicht zu vergraulen.

Mehr dazu hier: Is digital disruption disrupting your customers?

Weitere interessante Themen der Finanzwoche

Es gab aber noch weitere interessante Beiträge:

Finanzjobs mit Zukunftspotential

Die Digitalisierung verändert die Finanzbranche. Damit rücken neue Tätigkeiten ins Blickfeld. Hier sind einige Jobs im Zusammenhang mit FinTech mit dem höchsten Wachstumspotenzial in naher Zukunft.

Mehr dazu hier: Fintech Careers with the Most Potential for Future Growth

Von Daten zu Erkenntnissen

Genau wie „Cloud“, „IoT“ (Internet of Things), „Open Banking“ und „Machine Learning“ ist „Big Data“ heute eines der am häufigsten verwendeten Schlagworte in der Finanzdienstleistungsbranche. Eine klare Definition ist nicht so einfach zu liefern.  Zumal Big Data häufig als Synonym für Kundenanalysen, Echtzeitanalysen oder Predictive Analytics verwendet wird.

Banken haben Zugang zu enormen Datenmengen über ihre Kunden, aber aufgrund zahlreicher Einschränkungen werden diese Daten noch nicht ausreichend in nützliche Erkenntnisse umgewandelt.  Angesichts des zunehmenden Wettbewerbs im Finanzdienstleistungssektor wird ein datengetriebener Ansatz in Zukunft zu einem wichtigen Unterscheidungsmerkmal für die künftige Wettbewerbsfähigkeit von Finanzinstituten.

Mehr dazu hier: Big Data in the Financial Services Industry – From data to insights

Was Banken mit der Blockchain Machen können

Die Bankbranche ist beleibt bei Cyber-Kriminellen. Sicherheit wird im Zuge der Digitalisierung immer wichtiger. Blockchain-Technologien können helfen, Bedrohungen abzuwehren und das Betrugsrisiko in allen Bereichen des Bankwesens zu verringern. Darüber hinaus würde Blockchain auch Probleme wie operationelle Risiken und zu hohe Verwaltungskosten lösen, wie einige Use Cases zeigen.

Mehr dazu hier: Blockchain Use Cases For Banks In 2020

Der Weg zu einem neuen Finanzprodukt

Der Finanzmarkt bietet viele Möglichkeiten für diejenigen, die sich daran beteiligen möchten. Doch es ist nicht ganz einfach, sich auf diesem Gebiet zu engagieren. Es gibt verschiedene Fallstricke, vor denen man sich in Acht nehmen muss und man sollte das Geschäftsmodell richtig sortieren, bevor man überhaupt beginnt.

Mehr dazu hier: Steps to Take Before You Launch a Financial Product or Service

Berichte aus Banken und FinTechs

Auch in der vergangenen Woche gab es einige Berichte über interessante Aktivitäten in der Finanzbranche sowie einzelner Institute, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte.

Britische Supermarktkette passt Payment-Modell an

Die britische Supermarktkette Sainsbury’s hat ihre erste mobile Scan-and-Go-Verkaufsstelle um eine bemannte Kasse und zwei Self-Checkout-Verkaufsstellen erweitert, nachdem ein dreimonatiger Pilotversuch nicht überzeugen konnte. Nicht alle Kunden seien bereit für einen kassenfreien Laden.

Mehr dazu hier: Sainsbury’s abandons cash and card-free store pilot

Australische Banken investieren in intelligente Quittungen

Mit ANZ, NAB und Westpac haben sich drei der größten australischen Banken am Smart-Receipt-Start-up Slyp beteiligt. Die Technologie von Slyp verknüpft automatisch einen intelligenten, digitalen Beleg mit einer Bankkarte des Kunden und zeigt diesen in der Banking-App an.

Mehr dazu hier: ANZ, NAB and Westpac-backed Reinventure invest in digital receipt startup Slyp

Neue Neo-Banken in Australien

Mit Xinja und 86 400 sind gleichzeitig zwei neue Neobanken in Australien an den Markt gegangen, um den vier großen etablierten Banken Kunden abzujagen.

Mehr dazu hier: Neobank bonanza downunder, as Xinja and 86 400 both launch

Künstliche Intelligenz ermöglicht Voice-Banking

Die in Singapur beheimatete OCBC Bank nutzt Künstliche Intelligenz zur Verarbeitung natürlicher Sprache, um Kunden mithilfe der neuesten Version ihrer Mobile-Banking-App einen virtuellen Assistenten zur Verfügung zu stellen.

Mehr dazu hier: Talk to the app: OCBC gives mobile users a virtual assistant

Künstliche Intelligenz ermöglicht Avatar-Banking

Bahrains Bank ABC nutzt KI-Technologie der neuseeländischen Soul Machines, um einen menschenähnlichen Bot (Avatar) zu starten, der die Beantwortung von Kundenanfragen in der digitalen mobile-only Bank nur für Mobilgeräte übernehmen soll.

Mehr dazu hier: ‚Digital human‘ Fatema takes a bow at Bank ABC

Gesichtserkennung zur Identifizierung von Hypothekenkunden

Die britische United Trust Bank (UTB) hat eine Partnerschaft mit dem FinTech-Unternehmen Nivo Solutions geschlossen, um mithilfe einer elektronischen Gesichtserkennung eine sichere Nachrichtenübermittlung für Hypothekenkunden zu starten.

Mehr dazu hier: United Trust Bank launches facial recognition ID verification

Mastercard setzt auf Blockchain-Technologie

Mastercard hat sich mit R3 zusammengetan, um ein grenzüberschreitendes Zahlungssystem mit Blockchain-Technologie zu entwickeln, das globale, schnellere Zahlungsinfrastrukturen, -systeme und -banken verbindet und vom Clearing- und Abwicklungsnetzwerk des Kartengiganten unterstützt wird.

Mehr dazu hier: Mastercard partners R3 on blockchain-powered cross-border payments

Über den Autor

Dr. Hansjörg Leichsenring

Dr. Hansjörg Leichsenring ist Herausgeber des Bank Blogs und der Finanzbranche seit über 30 Jahren beruflich verbunden. Nach Banklehre und Studium arbeitete er in verschiedenen Positionen, u.a. als Direktor bei der Deutschen Bank, als Vorstand einer Sparkasse und als Geschäftsführer eines Online Brokers. Als Experte für Strategien in den Bereichen Digitalisierung, Innovation und Vertrieb ist er gefragter Referent und Moderator bei internen und externen Veranstaltungen im In- und Ausland.

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