Wenn „kostenloses“ WLAN plötzlich „teuer“ wird

Datenschutz und der Umgang mit den Nutzerdaten

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Kostenloses WLAN für Kunden und Mitarbeiter in den Filialen von Banken und Sparkassen wird immer mehr zum Standard. Doch es gilt, Sicherheit und Datenschutz zu beachten, sonst kann es schnell teuer werden. 

Gefahren durch kostenloses WLAN in Bankfilialen

Kostenloses WLAN in Bankfilialen kann hohes Reputationsrisiko für die Bank oder Sparkasse in sich bergen.

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Eigentlich hat es Stefan K. gut gemeint, als er das Angebot angenommen hat. Es klang aber auch zu schön um wahr zu sein. Keine Investition und fast keine Betriebskosten, dafür volle Leistung und Kundenvorteil „Freies WLAN“ in allen Filialen. Zu diesem Zeitpunkt waren noch alle begeistert.

Als Leiter der Organisation war er gewohnt nach günstigen Einkaufsmöglichkeiten zu suchen. Und so erschien es wie ein glücklicher Zufall, als Stefan neben den Kauf und Leasingangeboten der WLAN Lösungen für seine Filialen auch einen Anbieter entdeckte, der mit kostenlosen Geräten warb und ähnlich wie Google allein von der Analyse des Nutzerverhaltens profitieren wollte.

Achtung: Datennutzungsrichtlinien

Der Anbieter, der diese Daten intensiv sammelt, analysiert und verwertet, handelt dabei im Rahmen der gesetzlichen Legalität. Er weist in seinen Datennutzungsrichtlinien, die die Kunden mit dem Login akzeptieren ausdrücklich darauf hin. So werden z.B. mit den Facebook-Logindaten ganz persönliche Inhalte von FB heruntergeladen und auf den Servern des Anbieters gespeichert.

Dass dieses Kleingedruckte von den meisten Nutzern gar nicht gelesen, höchstens überflogen wird, kommt solchen Dienstanbietern zugute. Ein britischer Anbieter hat sich letztes Jahr den Spaß erlaubt, seine Kunden mit dem Akzeptieren der AGB zu 1000h gemeinnütziger Arbeit, etwa in einem Tierpark oder Toilettenreinigung bei einem Musikfestival zu verpflichten. Ein Dienst dem über 22.000 Nutzer zugestimmt haben!

Reputationsschaden durch kostenloses WLAN

Wenn eine solche Datennutzung jedoch, wie bei Stefan K. bei einer Bank passiert, dann hat das schlimme Folgen. Das Vertrauen in die Verschwiegenheit der Bank wird in Frage gestellt. Und so frägt dann ganz schnell die Regionalpresse auf Seite 1, wie sicher die Bankdaten denn überhaupt sind, wenn mit den Login-Daten bereits ein „Ausverkauf“ stattfindet.

Die Einführung von PSD2 wurde dann gleich in denselben Zusammenhang gebracht und bunt miteinander vermischt. „Besteht bei Online noch ein Bankgeheimnis“ lautete dementsprechend auch die Bildunterschrift der Titelstory, das einen Login Bildschirm des WLAN Senders zeigt.

Der resultierende Shitstorm in den Sozialen Medien verstärkte die öffentliche Diskussion nochmals, denn eine sachliche Klarstellung und Differenzierung war zu diesem Zeitpunkt durch die aufgeheizte Stimmung schon gar nicht mehr möglich.

Vertrauen ist wichtiger als Kosten

Es blieb für die Bank nur noch der Weg nach vorne; ein Abschalten der kostenlosen Sender des Anbieters. Die hierbei angefallenen Kosten für bisherige Aufwendungen des 24 Monatsvertrages waren von der Bank zu tragen. Nur so war ein Auflösen des Vertrages möglich.

Der Wunsch nach freiem WLAN für Beratungen blieb natürlich bestehen. Und so musste Stefan K. nun die gleichen Arbeiten nochmals durchführen. Er wähle einen Anbieter, der mit der Bank bereits Mobilfunk anbietet und die Zusammenarbeit gut funktioniert. So konnte er sicherstellen, dass keine Daten der Nutzer das Haus verlassen

Freies WLAN gibt es nun wieder in den Filialen! Für die Bank ist nun nicht mehr kostenlos und wurde mit dem ersten Versuch teuer bezahlt. Bis es aber einen Kundenvorteil darstellt, wird es noch eine ganze Zeit dauern, denn genutzt wird es von den Kunden nur noch selten. Das Vertrauen in das Bankgeheimnis bei Online Diensten muss erst wieder wachsen.

Über den Autor

Thomas Sickinger

Thomas Sickinger ist Geschäftsführer der EnoCom GmbH, einem technischen Dienstleister in der ZG Raiffeisen Gruppe. Er ist Elektrotechniker mit der Vertiefung Datenelektronik.

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