Star Trek und die Zukunft der Banken

Ein Szenario spiegelt Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

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Haben Banken und Sparkassen eine Zukunft? Diese Frage treibt die ganze Branche um. Fest steht: Es wird umfangreiche Veränderungen geben, die bereits im vollen Gang sind. Ein Zukunftsszenario mit Raumschiff Enterprise untersucht Realität und Perspektiven.

Star Treck und ein Szenario für die Bank der Zukunft

Star Trek liefert den Rahmen für ein Szenario der Bank der Zukunft.

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Der Blick in die Zukunft ist immer spannend. Bereits zu Zeiten der alten Griechen wurde das Orakel von Delphi zur Zukunft befragt, damit schwerwiegende Dinge entschieden werden konnten. Auch Banken und Sparkassen würden gerne in die Zukunft schauen können, haben ihnen doch die aktuellen Rahmenbedingungen und Marktveränderungen zugesetzt und den Finanz-Sektor insgesamt stark verändert.

Anhand eines Szenarios von Star Trek und Raumschiff Enterprise soll die Zukunft an der Realität gespiegelt werden. Diese Spiegelung soll aufzeigen, welche Optionen für Kreditinstitute in der Zukunft bestehen. Für ihr Erreichen, werden die Banken eine Agenda umfangreicher Veränderungen abarbeiten müssen. Ob sie eine Zukunft haben, ist stark von der erfolgreichen Umsetzung der Agenda abhängig. Den Fortbestand werden sie nur durch einen aktiven Veränderungsprozess sichern können.

Die Zukunft – Skizzierung des Morgens

Das Zukunftsszenario Star Trek/Raumschiff Enterprise bietet sich dank der aufwändigen Ausgestaltung der Filme und Serien an. Viele Details, eine akademische Begleitung bei der Erstellung, der Einbezug zahlreicher Megatrends, eine umfangreiche Abstraktheit und besonders die großen Bekanntheit erleichtern den Blick in die Zukunft und das Reflektieren an der heutigen Realität.

Vision einer möglichen Zukunft der Banken und Sparkassen

Vision einer möglichen Zukunft der Banken und Sparkassen

Komprimiert zusammengefasst stellen sich die Kernpunkte Kunden, Banken, Finanzen, Technik und Regulatorik bei Raumschiff Enterprise wie folgt dar:

  • Kunden: Die Kunden der Zukunft werden mobiler und komfortfixierter sein. Wie in der von Gene Roddenberry geschaffenen Welt, sind Kunden bereits heute globale Jetsetter, wenn auch noch nicht interstellar. Darüber hinaus werden sie weiterhin beim Kernprodukt eine hohe Preissensibilität
  • Banken: Auch in Zukunft wird es Dienstleister im Bereich der Finanzindustrie geben. Diese werden sich von den heutigen ebenso unterscheiden, wie sich heutige Banken von denen von vor 300 Jahren unterscheiden. Transaktionen, die Bereitstellung von Geld, die Vermehrung von Guthaben und andere Services werden auch in Zukunft attraktive Tätigkeitsfelder sein. Ob es jedoch klassische Bankinstitute wie heute sind, die diese Services managen bleibt zweifelhaft.
  • Finanzen: Finanzen werden in Zukunft primär digital und über eine fast 100-prozentige Transparenz geprägt sein. Dienstleistungen und Produkte werden deutlich kundenorientierter und müssen einen klaren Mehrwert erzeugen. Dieser Effekt ist bereits heute im aktuellen Trend/Hype rund um das Thema Blockchains zu erkennen: „Blockchain gestern noch Zukunft, heute Realität“, „Transparenz und neue Mehrwerte“.
  • Technik: Neue Technik und deren Anwendung werden die Gesellschaft wie auch die Finanzindustrie verändern. Unabhängig welche Technologie zugrunde liegt, wird der Serviceanbieter deren Nutzung immer in Realtime bereitstellen müssen. Des Weiteren wird die Technik vom User für minimale Kosten verlangt werden, da er sie mehr als Enabler seiner Bedürfnisse ansehen wird, denn als Ziel seiner Begierde. Technik, die nicht mit einer Kostenfunktion von „Limes null“ skalierbar ist, wird sich nur sehr schwer durchsetzen können.
  • Regulatorik: Egal, ob EZB, BaFin, EU-Kommission, Eigenkapitalquoten, Steuergesetzgebung, Compliance, Security usw., die Anforderungen aus der Regulatorik werden kontinuierlich steigen. Auch die Sicherstellung der Ein-Eindeutigkeit bei der Account-Verwaltung wird parallel dazu aufwändiger.

Fiction wird faktisch – die Zukunft gespiegelt an der Realität

Das Spiegeln der Zukunft an der Realität, ist eine Art Lackmustest für die Banken. Viele Elemente von Raumschiff Enterprise die in den 1980ern noch als kühne Zukunftsmusik deklariert wurden, sind heute Standard und Massenprodukte. Dies zeigt zum einen die dynamische Entwicklung der letzten drei Jahrzehnte und zum anderen, dass die gedankliche Zukunft viel näher ist als die meisten glauben.

Die Arbeitsumwelt bei Raumschiff Enterprise ist sehr heterogen und mit flachen Hierarchien strukturiert. Klar hat der Kapitän das finale Wort, jedoch haben die einzelnen Besatzungsmitglieder einen umfangreichen, eigenständigen Entscheidungsrahmen.

Die Heterogenität durch unterschiedliche Herkunft, Ausbildung, Spezialisierung und Interessen lässt ein Team entstehen, welches in der Realität für New Work als Blaupause dienen könnte. Auch wenn in den meisten Firmen heute noch keine außerirdischen und humanoiden Roboter arbeiten, wird der Ansatz von New Work bei vielen bereits aktiv gelebt.

Die Technikvisionen von damals für das Zukunftsszenario von Raumschiff Enterprise, sind heute – rund 30 Jahre später – bereits in zahlreichen Bereichen technische Realität:

  • Die Steuerung des Raumschiffes via Touchscreen, ist keine Zukunftsmusik mehr. Smartphones, Tabletts usw. werden ebenfalls mit Touchscreen gesteuert.
  • Die Speicherung von Informationen in einem zentralen System, mit der Möglichkeit einer dezentralen Nutzung, kann man heute als Cloud-System bezeichnen und ist ebenfalls weit verbreitet.
  • Mit dem Aufkommen von VR-Brillen verschwimmt der reale Raum mit der Virtualität. Diese Räume hießen auf Raumschiff Enterprise Holodecks. VR-Brillen, auch die bessern wie die HoloLense, schaffen heute noch nicht ganz das, was die Holodecks ermöglichten, dies wird jedoch nur noch eine Frage der Zeit sein.
  • Auch hat die Spracherkennung in letzten Jahren so große Fortschritte vollzogen, dass sicherlich vor dem 24. Jahrhundert eine nahezu perfekte Qualität erreicht sein wird.
  • Der „Anstecker“ auf der Herzseite bei allen Crewmitgliedern, mit dem sie kommunizieren und diverse Dinge erledigen können, stellt heute das Smartphone dar. Es hat sogar den Anschein, dass heutige Smartphones mehr Fähigkeiten besitzen als diese Anstecker – so gesehen hat das Heute das Zukunftsszenario in diesem Punkt bereits überholt.
  • Es gibt heute zwar noch keine Brillen die Blinde zu Sehenden machen. Jedoch existieren technische Hilfsmittel wie Exoskelette, Datenbrillen usw., so dass auch diese Dinge heute bereits teilweise Realität sind.
  • Der Replikator von Raumschiff Enterprise, der Nahrungsmittel nach freier Wunschwahl erzeugen kann, existiert heute nicht. Erste Schritte, Produkte zu replizieren werden mit adaptiven Druckverfahren – 3D Druck – erfolgreich angegangen. Auch die Robotik und die Künstliche Intelligenz sind noch weit entfernt von den Fähigkeiten des androiden Crewmitglied Data. Trotz der großen Erfolge bei Robotik-Entwicklungen der letzten Jahre, wird es mit großer Sicherheit noch sehr lange dauern eine Maschine mit den Fähigkeiten von Data zu erzeugen.

Bei Star Trek gibt es noch zwei weitere wichtige Technologien, die heute nicht einmal im Ansatz bestehen: der Warp-Antrieb und das Beamen. Die Menschheit ist heute nicht in der Lage Geschwindigkeiten über Lichtgeschwindigkeit zu erzeugen und ebenso wenig, Gegenstände zu beamen. Es wäre aber auch erstaunlich, wenn ein Zukunftsszenario aus den 1980er für das 24. Jahrhundert bereits 30 Jahre später vollumfänglich realisiert würde.

Raumschiff Enterprise und Finanzen

Finanzen und Banken spielen bei Raumschiff Enterprise eine sehr untergeordnete Rolle. Die Gesellschaft ist in diesem Zukunftsszenario „geldlos“, hat quasi kommunistische Strukturen. Wenn sich das bedingungslose Grundeinkommen durchsetzen sollte, würden starke Parallelen zum Star Tek Universum entstehen. Jedoch ist die bargeldlose Gesellschaft viel dichter an der Realität als die meisten Deutschen glauben. Denn Skandinavien ist bereits heute de facto bargeldlos. Auch in weiten Teilen von Afrika wird mobil mit Smartphone bezahlt.

Weite Teile der westlichen Welt sind bereits heute klar postmateriell, wie auch die Gesellschaft in der zitierten Science-Fiction skizziert wird. Dies impliziert, dass materielle Belange des Lebens als selbstverständlich und gegeben angenommen werden und die Verwirklichung des eigenen Ichs im Vordergrund des Handelns steht.

Durch die gestiegene Dynamik des Lebens besteht auch die Erwartungshaltung, dass Transaktionen von Werten oder Geld in Realtime umgesetzt werden. Bei Raumschiff Enterprise äußert sich dieses durch die Überwindung von heute unvorstellbar weiten räumlichen Distanzen in wenigen Augenblicken. Auch wird ein Problem der Zukunft skizziert, welches bereits heute aktuell ist, der Besitz bzw. der Diebstahl von Identitäten, die Rollen und Rechte dieser und die Sicherstellung der Eineindeutigkeit. Die Lösung dieses Problems wird in der Zukunft elementar sein.

Optionen der Zukunft – Agenda der Banken

Die Dynamik der Entwicklung der letzten 30 Jahre war rasant und hat sich in den letzten Jahren noch gesteigert. Alle, also auch die Banken, benötigen die richtigen Antworten auf diese Dynamiken. Und diese bedürfen einer Umsetzung, damit Sie die richtigen Antworten liefern können.

Aus Themen der Finanzen, Kunden oder Kosten entsteht eine große Agenda des notwendigen Handelns. Hier soll nun eine Liste von Schlagwörtern diese Agenda der Banken skizzieren. Diese ist ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Sie soll aufzeigen wie komplex, wie umfangreich, wie weitreichend die Veränderungen für die Banken sind und damit gleichzeitig Denkanstöße geben, welche Themen und Herausforderungen es für ein erfolgreiches Bankwesen in Zukunft zu bewältigen gilt.

Finanzthemen:

  • Micro Payment,
  • Paid Service & Content,
  • Blockchain,
  • Krypto-Währungen,
  • Robo-Advisor,
  • Kapitalisierung von Daten,
  • Anhaltende Niedrigzinspolitik,
  • Notwendigkeit des Aufbaus von alternativen Geschäftsmodellen,
  • v.m.

Kundenthemen:

  • Touchpoint zum Kunden,
  • Customer Journey,
  • UI & UX,
  • Verstehen von digitalen Geschäftsmodellen,
  • globale Trends und Risiken,
  • Sicherheits- Security-Priorisierung,
  • Fixierung auf Kundenkomfort im Sinne der Usability,
  • v.m.

Kostenthemen:

  • Schlanke „leane“ Prozesse,
  • Over Banking,
  • Filialsterben,
  • Direktbanken,
  • PSD2 und ein mögliches PSD3,
  • Basel III und ein mögliches Basel IV,
  • Künstliche Intelligenz,
  • steigende Regulatorik,
  • Markttransparenz,
  • Digitalisierung von Prozessen,
  • Cyber-Kriminalität,
  • v.m.

Des Weiteren werden Reaktionen auf FinTech, InsureTech, BigTechs und allgemeine Marktveränderungen notwendig.

Agenda bedeutet Umsetzung

Dubai - Vision einer Stadt der Zukunft

Dubai – Vision einer Stadt der Zukunft

Der letzte Film von Raumschiff Enterprise spielte auch in den Häuserschluchten dieses obigen Bildes. Das Bild wirkt mit den Wolken, wie das Szenario einer fernen Zukunft. Bei genaueren hinschauen, stellt man jedoch fest, dass die Zukunft bereits heute existent ist. Denn auf dem Bild ist das heute aus Stahl und Beton erschaffene Dubai zu sehen.

Es mag für viele die ferne Zukunft sein! Es erscheint aber fraglich ob diese auch erlebt wird, wenn man ihr nur mit Abwarten und Gelassenheit entgegengeht. Denn sie ist die Realität und nicht die Zukunft!

Wie bei jeder Agenda, bedeutet Umsetzung vor allem viel Arbeit. Die oben skizzierte Liste müssen Kreditinstitute als eine Art Hausaufgaben-Agenda verstehen. Erst nach dem erledigen der Hausaufgaben, kann man mit gutem Gewissen raus (auf den Markt) zum Spielen gehen. Berits im Kindesalter ist die Taktik, schmollend in der Ecke zu sitzen, im Hinblick auf die Erledigung der Hausaufgaben unproduktiv gewesen. Nicht nur aus diesem Grund gilt es anzupacken, denn „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit“.

Über den Autor

Matthias Achim Teichert

Matthias Achim Teichert ist Gründer und Partner der Think-Tank-Beratungsgesellschaft #FORTSCHRITT. Er ist Experte für Company Building und Start-Up-Strategien. Seine Schwerpunkte liegen auf der erfolgreichen Skalierung von Geschäftsmodellen, Go2Market-Strategien und Marktanalysen. Er studierte zuvor Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaften und ist Dozent an der Universität Münster.

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