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Eine Bank wie Instagram?

Beratung durch FinFluencer

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Stellen Sie sich eine Bank oder Versicherung wie Instagram vor, bei der Influencer über Finanzthemen posten und die Beratung der Kunden übernehmen. Eine Illusion? Wer weiß? Ansatzpunkte gäbe es.

Eine Bank oder Versicherung wie Instagram

Stellen Sie sich eine Bank oder Versicherung wie Instagram vor, bei der Influencer die Beratung der Kunden übernehmen.

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FinTech war bisher eher eine Evolution statt einer Revolution. Bisher gab es zwar eine Digitalisierung bestehender Geschäftsmodelle, aber keine disruptive Veränderung der ganzen Branche wie durch Netflix oder Spotify. Auf meiner Suche nach einem wirklichen Gamechanger habe ich mich gefragt, was wäre, wenn eine Bank oder Versicherung wie Amazon, Apple, Instagram oder Google funktionieren würde.

Dezentral erstellte Inhalte für Millionen

Jeden Tag erstellen Millionen von Menschen Inhalte für ihre Follower auf Instagram. Die Inhalte reichen von Urlaubsfotos und Katzenvideos bis hin zu Kochrezepten und Finanzthemen. Sogenannte Influencer oder Creators produzieren professionell Inhalte für soziale Medien. In manchen Fällen folgen ihnen mehrere hunderttausend oder sogar Millionen von Menschen. Influencer, die über Finanzthemen posten, werden als „FinFluencer“ bezeichnet.

Stell Sie sich eine Bank oder Versicherungs wie Instagram vor

Stellen Sie sich eine Bank oder ein Versicherungsunternehmen vor, das wie Instagram funktioniert. Influencer nehmen die Rolle von Beratern ein.

Kunden wählen FinFluencer, die zu ihrem Lebensstil passen und ihre Sprache sprechen, indem sie ihnen einfach folgen. Mehrmals pro Woche erhalten die Kunden von „ihre“ FinFluencer über soziale Medien interessante Inhalte zu verschiedenen Finanzthemen. Darüber hinaus können die meisten auch regelmäßig mit ihnen interagieren oder sie sogar persönlich treffen – ähnlich wie es bereits auf Instagram funktioniert. Natürlich können Kunden auch mehreren FinFluencer folgen, um sie einfach auszuprobieren und ihnen je nach Vorliebe zu „folgen“ oder zu „entfolgen“.

FinFluencer statt Berater

Wie sieht das in der Praxis aus? Da ich demnächst eine Wohnung kaufen möchte, folge ich einigen Immobilien-Influencer meiner Bank, die mehrmals pro Woche kurze Videos mit wertvollen Tipps zum Immobilienkauf posten. Die Influencer haben unterschiedliche Schwerpunkte. Sie decken alles ab: Familien mit Kindern, Wohnen in Berlin, Wohnen auf dem Land, Landhäuser, moderne Architektur, Vintage-Interieur, Loftwohnungen und vieles mehr. Es gibt sogar einen Influencer, der sich auf Expats in Berlin spezialisiert hat und auf Englisch postet. Ich habe das sofort einem italienischen Freund erzählt, der langfristig in Berlin bleiben will.

Da ich auf der Suche nach einer modernen Wohnung in Berlin bin, wähle ich drei Influencer aus, die sich mit dem Wohnen in Berlin, moderner Architektur und Lofts beschäftigen. Nach kurzer Zeit fiel mir auf, dass ein Influencer nur über Mega-Lofts außerhalb meiner Preisspanne postet, und deshalb werde ich ihm nicht weiter folgen. Stattdessen habe ich eine neue Influencerin gefunden, die speziell über Inneneinrichtung postet, wodurch mir klar wurde, dass ich fast vergessen hatte, genügend Budget für die Einrichtung einzuplanen.

Nebenbei erfahre ich, worauf es beim Hauskauf ankommt, was der Unterschied zwischen einer Euribor-Hypothek und einer Festzinshypothek ist und wie es beim Notariat zugeht. Ich kann auch direkt Fragen stellen und die Fragen und Antworten der anderen Follower verfolgen. Praktischerweise bietet eine Berliner Immobilien-Influencerin eine Führung durch meinen Wunschbezirk an. Rund ein Dutzend Teilnehmer nehmen an der Tour teil. Wir können sogar einige Objekte besichtigen.

Nachdem ich den Influencer eine Weile gefolgt bin und der Gedanke an einen Wohnungskauf konkreter wird, kontaktiere ich eine Influencerin und vereinbare einen Termin. Wir kennen uns bereits von der Stadtteilbesichtigung. Außerdem trifft sie mit ihren Inhalten meinen Stil, so dass ich ihr nicht erklären muss, wonach ich suche. Die Beziehung ist eher wie unter Freunden als mit einer Bankberaterin. Nachdem ich eine passende Wohnung gefunden habe, hilft sie mir bei dem ganzen Papierkram. Zum Glück wusste ich schon, was auf mich zukommt, denn die meisten Influencer haben ausführlich über die bürokratischen Hürden beim Wohnungskauf berichtet.

Traditionelle Finanzberatung ist überholt

Für die meisten jungen Leute sind Bankberater und Versicherungsvertreter eher abschreckend. Sie haben keine Wahl. Berater werden einem zugewiesen, unabhängig davon, wer man ist – ob man eine Familie, ein schwuler Single oder eine 80-jährige Großmutter ist. Das hat zur Folge, dass die Berater selten die Lebensweise ihrer Kund verstehen oder deren Sprache sprechen.

Die überwiegende Mehrheit der jungen Menschen kontaktiert ihre Berater nur alle Jubeljahre einmal, wenn sie nicht schon den Zuständigkeitsbereich gewechselt haben. Dies führt dazu, dass Bank- und Versicherungskunden den Filialbanken zunehmend den Rücken kehren und sich für Direktbanken entscheiden. Hinzu kommt, dass ein großer Teil des Geschäfts heute über Vergleichsplattformen wie Check24 generiert wird. Dennoch halten viele Finanzdienstleister weiterhin am traditionellen Beratungsmodell fest.

Beratung durch FinFluencer ist bereits Realität

Von der Insta-Bank sind wir nicht mehr weit entfernt. Schon jetzt gibt es zahlreiche Creators, die täglich hochwertige Inhalte zu Finanzthemen für ihre jeweiligen Zielgruppen produzieren. Einige der FinFluencer haben bereits hunderttausende Follower und wachsen stetig weiter. So gehören beispielsweise Finanzfluss (1 Mio. YouTube-Follower), SteuerFabi (740.000 TikTok-Follower, 330.000 Insta-Follower), Professor Finanzen (1,4 Mio. TikTok-Follower, 410.000 Insta-Follower) oder Teaching Finance (950.000 TikTok-Follower) zu den Top-Creators.

Hinter ihnen stehen oft signifikante Teams, die professionell recherchieren und die Inhalte kreativ aufbereiten. Viele FinTechs wie Trade Republik, Scalable Capital oder Clark nutzen bereits intensiv die Dienste solcher FinFluencer als Akquisitionskanal. Faktisch übernehmen die FinFluencer die Beratung für die FinTechs. Das zeigt, dass es auch bei jungen Menschen einen Beratungsbedarf gibt, wenn es um Finanzprodukte geht. Doch moderne Beratung sieht heute ganz anders aus als das, was traditionelle Finanzdienstleister seit Jahrzehnten anbieten.

Die Zukunft der Beratung liegt in den sozialen Medien

Die Insta-Bank mit Influencer als „Berater“ ist eine riesige Chance, vor allem für traditionelle Finanzdienstleister. Es ist eine Chance, die Beratung neu zu erfinden und ihre Geschäftsmodelle fit für die Zukunft zu machen. Leider fehlt im Top-Management von Banken und Versicherungen das Verständnis dafür, wie Social Media heute funktioniert. Für die meisten Banken und Versicherungen ist Social Media immer noch ein Werbekanal. Die Zukunft der Finanzberatung liegt in den sozialen Medien.

Über den Autor

Til Klein

Til Klein ist ein deutscher Unternehmer in der Schweiz, Gründer des Altersvorsorge FinTechs Vantik und Mitglied im Expertenrat für die Europarente PEPP bei der europäischen Versicherungsaufsicht EIOPA. Als Partner bei Boston Consulting Group (BCG) hat er Finanzdienstleister in der DACH Region, in Nordics und in Südostasien beraten. Bei der schweizer Grossbank UBS war er für die Vertriebsentwicklung von Privat- und Geschäftskunden verantwortlich. In seinem Blog „The Rebel Banker“ schreibt er über FinTech Innovation. Mit Identity Ventures hat er den ersten LGBTQ+ Impact Venture Capital Funds in Europa mitgegründet.

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