Innovationen vorantreiben und Risiken minimieren

Innovationsmanagement in der Aareal Bank – Teil II: Foresight Management

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Wichtiger Trend oder kurzfristiger Hype? Die Antwort auf diese Frage sollte darüber entscheiden, ob ein Unternehmen in eine neue Entwicklung investiert. Die Aareal Bank sieht im Foresight Management eine Möglichkeit, im Labyrinth der Transformation den richtigen Weg zu weisen.

Foresight Management zum Erkennen von Markveränderungen

Wie erkennen Banken, ob sie auf sich abzeichnende Veränderungen im Markt eingehen müssen? Bei der Aareal Bank läuft das in einem dreistufigen Prozess, in dem das Einnehmen unterschiedlichster Perspektiven eine gewichtige Rolle spielt.

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Es gibt sicher eine nicht unbedeutende Zahl von Innovationen, die auf Zufällen basieren. Um in einem dynamischen Umfeld bestehen zu können, müssen Organisationen den Transformationsprozess jedoch aktiv gestalten, statt einfach nur dem Markt hinterherzulaufen. Unternehmen, die sich gezielt weiterentwickeln wollen, setzen deshalb auf ein systematisches Innovationsmanagement.

Ein wichtiger Aspekt in diesem Prozess ist die Antizipation, in welche Richtung sich ein Markt bewegen wird. Der Erkenntnisgewinn darüber, was die Kunden in zwei bis fünf Jahren von einer Bank als Geschäftspartner erwarten werden, dient als Entscheidungsgrundlage dafür, wo Innovationen angestrebt werden sollten und wo nicht. Innovationen dürfen schließlich nicht um ihrer selbst willen erfolgen, sondern sollten ganz gezielt angestrebt und eingesetzt werden. Dort, wo sie eine Relevanz für die Kunden bzw. für das Geschäftsmodell haben, können sie zum Erfolg des Unternehmens beitragen. Der Corporate Foresight Management-Ansatz ist ein Werkzeug, das dabei hilft, Trends und damit verbundene Innovationen für den Einsatz im Unternehmen zu bewerten.

Innovationen verlangen Mut zur Entscheidung

Das Bewusstsein dafür, dass Innovationen essenziell sind, um am Markt bestehen zu können, hat sich mittlerweile bei vielen Unternehmen durchgesetzt und wurde entsprechend in vielen Organisationen in Form von Innovationsteams institutionalisiert. Die Arbeit an zukunftsweisenden Ideen erfordert die generelle Bereitschaft, Risiken eingehen zu wollen. Wie heißt es so schön: Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen. Deshalb gehört zur Innnovation immer auch der Mut, eine Entscheidung zu treffen, einen Weg konsequent zu verfolgen und auch das Scheitern einer Idee zu akzeptieren. Wie überall im Leben, stehen dabei Mut und Vorsicht nicht im Widerspruch. Schlecht beraten sind diejenigen, die beim Thema Innovation das Handeln höher priorisieren als den vorgelagerten Prozess des Erlangens relevanter Erkenntnisse über den Markt, neue Technologien und Trends.

Mit dem richtigen Herangehen lassen sich Risiken systematisch reduzieren. Dafür braucht es die Flexibilität, auf dem Weg erlangte Learnings in den Prozess einfließen zu lassen. Organisationen müssen dafür ein „Testing-Mindset“ und eine Innovationskultur entwickeln. Geschäftsideen, die zwar momentan gehyped werden, bezogen auf den eigenen Geschäftszweig jedoch wenig bis gar nicht wirtschaftlich erfolgversprechend sind, müssen gezielt aussortiert werden.

Innovationsmanagement im Praxis-Kontext

Der Corporate Foresight Management-Ansatz, wie er bei der Aareal Bank angewandt wird, begegnet dem Innovationsdruck mit einem dreistufigen Prozess, der Signale am Markt frühzeitig identifiziert, sie auf Relevanz untersucht und aus dieser Evaluation konkrete Handlungsempfehlungen und Maßnahmen ableitet. So lässt sich das disruptive Potenzial von Innovationen frühzeitig erkennen und nutzen. Ein Fallbeispiel zeigt, wie Innovationen aus dem engen Bezug zur Praxis und im Austausch mit Kunden und Partnern entstehen können.

Für die Aaarel Bank sind Innovationen in den Bereichen Finanzdienstleistungen/FinTech und im Immobiliensektor/PropTech sowie den sich überschneidenden Zwischenbereichen relevant. Um differenzieren zu können, welche Trends eher kurzfristiger Natur sind und welche das Potenzial haben, einen Markt zu verändern, setzt das Innovationsteam auf einen engen Austausch mit diversen Stakeholdern. Dabei wird versucht, Entwicklungsszenarien aus möglichst vielen Blickwinkeln zu betrachten und bei Innovationsprojekten auch Partner mit ins Boot zu holen. Das können Kunden oder Thinktanks wie das Copenhagen Institute for Futures Studies sein, aber beispielsweise auch Start-ups mit spezifischem Branchen-, Technologie- oder Lösungs-Know-how.

Herausforderung Zahlungsprozess als Beispiel

Ein Trend, der viele Unternehmen beschäftigt, sind veränderte Zahlungsgewohnheiten. Anbieter jeglicher Produkte und Dienstleistungen müssen neue Bezahlmöglichkeiten realisieren und ihre Zahlungswege attraktiver gestalten, um den steigenden Anforderungen von Geschäftspartnern und Kunden gerecht zu werden. Denn diese sind schnelle und bequeme Zahlverfahren aus der B2C-Welt längst gewohnt.

Was ist die Herausforderung? Für den Zahlungsverkehrsprozess im B2C- wie im B2B-Bereich wurde der Bedarf für eine Payment-Innovation identifiziert. Die Integration eines jeden neuen Payment-Trends – deren Halbwertszeit oft nicht sehr hoch ist – in die hauseigenen Systeme und das Schaffen individueller Schnittstellen für jedes verfügbare Zahlungsangebot, sind für viele Unternehmen nicht praktikabel.

Genau für dieses Problem hat die Aareal Bank, gemeinsam mit der smartlab Innovationsgesellschaft mbH, ein automatisiertes Abrechnungsverfahren entwickelt: Die Plattformlösung Aareal Connected Payments konsolidiert bei sogenannten Multi-Party-Payments die Zahlungsströme auf ein Minimum, statt jede Transaktion einzeln und bilateral abzuwickeln. Das Produkt wurde erstmalig bei der Abrechnung von Anbietern der Ladestationen für E-Autos angewendet, das sind in der Regel Stadtwerke – die als immobiliennahe Dienstleister auch zu den Kunden der Aareal Bank zählen.

Mit Hilfe der Lösung werden alle Einzelabrechnungen pro Abrechnungszyklus gebündelt und über die Bank als Zahlungsdienstleister automatisch abgerechnet. Die Betreiber der Ladestationen erhalten elektronische Einzelrechnungen, die auch steuerliche Besonderheiten berücksichtigen, und damit eine vollumfängliche Transparenz über sämtliche Vorgänge im Zahlungsprozess gewährleisten. Der bis dato enorme Abrechnungsaufwand der Anbieter untereinander reduziert sich auf ein Minimum. Gleichzeitig kann der Zahlungskomfort für den Endkunden verbessert werden.

Aus dem Piloten wird ein Produkt für den breiten Markt

Nach der erfolgreichen Pilotanwendung für die Ladenetz-Infrastruktur, wird ein Produkt, das im Markt ausgerollt werden kann. So kennt zum Beispiel auch die Wohnungswirtschaft sehr gut die Herausforderung komplexer werdender Anforderungen an die Zahlungsprozesse. Gerade jüngere Menschen wollen zunehmend über Online-Payment-Anbieter bezahlen. Das gilt insbesondere dann, wenn es um die Inanspruchnahme zusätzlicher Services geht.

Die Connected Payments Lösung ist deshalb so konzipiert, dass sie sich leicht auf die Bedürfnisse weiterer Plattformmodelle in der Wohnungswirtschaft oder anderen Branchen adaptieren lässt. Bei solchen Plattformmodellen schafft die Bündelung von Angebot und Nachfrage einen Mehrwert für beide Seiten. Die Plattform partizipiert durch eine Transaktionsgebühr für das Abwicklungsmanagement. Dabei können die Plattformanbieter von der Digitalisierung profitieren, denn wirtschaftlich werden solche Modelle insbesondere dann, wenn die dahinter stehenden Prozesse einen hohen Automatisierungsgrad aufweisen. Das trifft auch und vor allem auf das Abwickeln der Bezahlprozesse zu. Scheitert beispielsweise eine Lastschrift oder geht eine Überweisung nicht ein, wird das schnell aufwendig und teuer: Bei vielen kleinteiligen Bezahlvorgänge kann sich die erhoffte Erlösquelle schnell als unwirtschaftlich darstellen.

So resultiert aus der Identifikation unterschiedlicher Trends mit Hilfe technischer Innovationen eine neue Lösung, die allen Beteiligten einen Mehrwert bietet und für die Bank eine neue Erlösquelle darstellt. Dabei bewegt sie sich zwar auf neuen Wegen und dennoch auf dem vertrauten Terrain der Zahlungsprozesse.

Fazit: Innovationsdruck begegnen

Der Corporate Foresight Management-Ansatz, wie er bei der Aareal Bank angewandt wird, begegnet dem Innovationsdruck mit einem dreistufigen Prozess, der Signale am Markt frühzeitig identifiziert, sie auf ihre Bedeutung untersucht und aus dieser Evaluation konkrete Handlungsempfehlungen und Maßnahmen ableitet. Im Fokus stehen dabei Innovationen, die hohe Relevanz für die Kunden und Potenzial zur Weiterentwicklung des Geschäftsmodells aufweisen.


Der vorliegende Artikel ist Teil einer Beitragsserie „Innovationsmanagement in der Aareal Bank“.

Im ersten Teil „Lieber den Wandel vorantreiben als sich treiben lassen“ gab Daniel Höfelmann einen ersten Überblick zum Thema Wandel als strategischen Ziel.

Im dritten Teil wird Sebastian Hennerici Technologien beleuchten, die einen großen Einfluss auf künftige Entwicklungen im Finanzsektor haben.

Über den Autor

Philippe Said

Philippe Said ist als Senior Manager Foresight & Innovation Teil des Teams für Innovationsmanagement bei der Aareal Bank AG in Wiesbaden. Der Innovationsstratege und Managementexperte verfügt über mehr als langjährige Erfahrung in den Bereichen Strategie- und Erfahrungsdesign, Betriebsmanagement und menschzentriertes Design und war zuvor als Berater und Innovationsmanager für Digitalagenturen, Beratungsunternehmen sowie für die Deutsche Telekom tätig.

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