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Das bessere Normal: die neue hybride Banken-Arbeitswelt

Warum ein ausgewogener Mix aus Homeoffice und Büro entlastend wirkt

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Schon vor Corona waren Arbeitsqualität und Flexibilität in Banken hoch. Eine aktuelle Studie im privaten Bankgewerbe zeigt: Beides hat sich durch den Homeoffice-Schub der Pandemie insgesamt noch einmal verbessert. Das „neue Normal“ wird besser sein als das alte.

Ein ausgewogener Mix aus Homeoffice und Büro verbessert die Arbeitsqualität

Ein ausgewogener Mix aus Homeoffice und Büro erhöht Arbeitsqualität und Flexibilität in Banken.

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Der Wandel der Arbeitswelt, der sich in den Banken schon seit Jahren mit besonderer Dynamik vollzieht, hat im zurückliegenden Corona-Jahr nochmals den Turbo eingelegt. Von heute auf morgen mussten sich Arbeitgeber und Beschäftigte auf deutlich veränderte Arbeitsbedingungen einstellen. Das galt und gilt für Beschäftigte, die erstmals oder verstärkt im Homeoffice arbeiten, ebenso wie für diejenigen, deren Tätigkeiten sich auch in Pandemiezeiten nur im Büro oder in der Filiale erledigen lassen.

Positiver Einfluss der Arbeit im Homeoffice

In diesen unsicheren Zeiten machen die Ergebnisse Mut, die der Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes (AGV Banken) in seinem „Corona-Report Banken-Arbeitswelt“ vorgelegt hat. Seit 2010 erhebt der Verband repräsentativ, wie zufrieden, gesund und motiviert die Beschäftigten im privaten Bankgewerbe sind. Die jüngsten Daten stammen aus dem Februar 2021, und der direkte Vergleich mit den Vorjahreszahlen – erhoben unmittelbar vor der Pandemie im Februar 2020 – zeigt: Die verstärkte Arbeit im Homeoffice wirkt sich ganz überwiegend positiv aus, und für die Zeit nach der Pandemie zeichnet sich ein veränderter Mix aus Arbeit im Büro und von zu Hause ab, der die Erfahrungen aus der Pandemie-Zeit berücksichtigt.

Diese Befunde des AGV Banken decken sich unter anderem mit den jüngsten Erkenntnissen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit. Damit lassen sich die Ergebnisse aus dem privaten Bankgewerbe auch als Gradmesser für Entwicklungen in den wissensbasierten Dienstleistungen insgesamt heranziehen.

Banken schöpfen das Homeoffice-Potenzial voll aus

Dabei zeigt sich zum einen, dass die Unternehmen das Homeoffice-Potenzial während der Pandemie voll ausschöpfen. Aktuell arbeiten zwei Drittel der Beschäftigten im privaten Bankgewerbe zumindest teilweise von zu Hause, etwa doppelt so viele wie im Durchschnitt aller Branchen. Täglich im Homeoffice waren vor Corona 5 Prozent der Bankbelegschaften, während der Pandemie inmitten des zweiten Lockdowns waren es 35 Prozent. Umgekehrt hat sich der Anteil der Beschäftigten, die täglich im Büro arbeiten, innerhalb eines Jahres von 80 auf rund 40 Prozent halbiert.

Gleichzeitig arbeitet etwas mehr als ein Viertel der Bankbeschäftigten nicht von zu Hause – vor allem, weil das in ihrer Tätigkeit oder ihrem Arbeitsbereich nicht möglich ist, etwa in der persönlichen Beratung von Privat- und Geschäftskunden, im Handelsgeschäft, in Backoffice-Tätigkeiten mit Schwerpunkt (Kredit-)Sachbearbeitung, Wertpapierabwicklung/-verwahrung und Dokumentenverarbeitung. Aber auch knapp ein Viertel derjenigen, die nicht von Hause arbeiten, hat gar kein Interesse am Homeoffice.

Auch während der Krise überdurchschnittlich hohe Veränderungsdynamik in Banken

Insgesamt überwiegen aber Tätigkeiten, die sich zumindest gelegentlich im Homeoffice erledigen lassen. Dabei überlagern sich zwei Entwicklungen: In der Pandemie paart sich die Notwendigkeit zu stärker dezentralem Arbeiten mit einer anhaltend hohen Digitalisierungs-Dynamik. Diese hatte in den Banken bereits lange vor Corona eine verstärkte Flexibilisierung von Arbeitsort und -zeit ausgelöst. Mitte der 2010er-Jahre arbeiteten rund 20 Prozent der Beschäftigten im privaten Bankgewerbe mindestens einmal in der Woche von zu Hause, Anfang 2020 – direkt vor der Pandemie – waren es bereits 25 Prozent. Inmitten der Pandemie 2021 erreichte dieser Wert dann fast 60 Prozent. Parallel hat sich das ohnehin bereits hohe Ausmaß an flexiblen Arbeitszeitregelungen zuletzt noch einmal deutlich erhöht: Nur noch weniger als ein Viertel (23 Prozent) der Beschäftigten im privaten Bankgewerbe hat feste Arbeitszeiten, die Mehrheit (56 Prozent) arbeitet in Gleitzeitmodellen und inzwischen fast ein Fünftel (18 Prozent) in Vertrauensarbeitszeit.

Wohl auch dank dieser bereits hohen Flexibilität ist es den Banken gelungen, schnell und reibungslos große Teile ihrer Geschäftstätigkeit zumindest partiell ins Homeoffice zu verlagern. Gut ein Viertel der Bankbeschäftigten hat seit Beginn der Corona-Pandemie erstmals im Homeoffice gearbeitet, knapp 40 Prozent bereits vorher – allerdings ganz überwiegend in geringerem Umfang als während des Lockdowns. Damit hat sich das Ausmaß an Arbeit von zu Hause binnen Jahresfrist für über 60 Prozent der Beschäftigten erhöht, nur für 5 Prozent ist es unverändert geblieben. Das ist erheblich mehr als in der Gesamtwirtschaft (21 Prozent mehr Homeoffice, 8 Prozent unverändert); dies zeigt der Blick auf den D21-Digital-Index 2020/2021.

Wunsch nach ausgewogenem Mix aus Arbeit im Büro und von zu Hause

Die Beschäftigten im privaten Bankgewerbe wollen künftig zwar häufiger als bislang und als in anderen Branchen von zu Hause arbeiten; die große Mehrheit möchte das aber nicht ausschließlich. Die meisten bevorzugen einen ausgewogenen Mix aus Arbeit im Büro und von zu Hause: Zwar würden insgesamt knapp 80 Prozent gerne mindestens einmal wöchentlich von zu Hause arbeiten, aber nur rund 22 Prozent wünschen sich tägliche Arbeit im Homeoffice. Fast 40 Prozent würden gerne mehrmals in der Woche zu Hause arbeiten, fast 20 Prozent mindestens einmal. Allerdings decken sich Realität und Wunsch bei häufigerem Homeoffice (mindestens einige Tage in der Woche) bereits zu fast 90 Prozent. Und Homeoffice-Nutzer würden das Ausmaß an häufigerer Arbeit von zu Hause sogar gerne etwas einschränken.

Dass Wunsch und Wirklichkeit noch auseinanderfallen, dürfte vor allem an den aktuellen Umständen liegen: Pandemiebedingt bemühen sich die Unternehmen derzeit, dass so viele Beschäftigte wie möglich von zu Hause arbeiten, auch wenn die sich mindestens gelegentliche Präsenz im Büro wünschen. Umgekehrt äußern auch Beschäftigte den Wunsch nach (mehr) Homeoffice, deren Tätigkeit das nicht oder nur teilweise zulässt. Es ist aber absehbar, dass sich mit Abklingen der Pandemie ein neuer ausgewogener Mix aus Büroarbeit und erhöhtem Homeoffice-Anteil etablieren wird – auch, weil die Führungskräfte das unterstützen: Fast 60 Prozent von ihnen möchten, dass ihre Beschäftigten nach Corona mehr von zu Hause arbeiten als zuvor, deutlich mehr als im Durchschnitt der Gesamtwirtschaft (25 Prozent). Damit zeigen sich die Vorgesetzten in den Banken überdurchschnittlich offen für eine neue hybride Arbeitswelt.

Homeoffice wirkt überwiegend entlastend – aber persönlicher Austausch und Kreativität leiden

Die Arbeit von zu Hause wirkt im Vergleich zur Arbeit im Büro überwiegend positiv und entlastend. Deutlich über die Hälfte der Bankbeschäftigten empfindet im Homeoffice weniger Stress. Denn die Belegschaften bewerten wichtige Aspekte der Arbeitsqualität im Homeoffice besser als im Büro / Betrieb. Dazu gehören vor allem die Flexibilität der Arbeitszeiteinteilung, die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben und die Effizienz der eigenen Arbeit. Hinzu kommen mehr Pausen, weniger Störungen und eine insgesamt geringere Arbeitsbelastung als im Büro.

Auch die Entscheidungsspielräume werden besser eingeschätzt; die meisten Beschäftigten können autark entscheiden, wo sie arbeiten möchten, und den meisten fällt die Selbstorganisation im Homeoffice nicht schwer. Hinzu kommt, dass – anders als vielfach vermutet – im privaten Bankgewerbe der Respekt vor dem Feierabend während der Pandemie zugenommen hat: Das bereits seit Jahren rückläufige Ausmaß an Erreichbarkeit außerhalb üblicher Arbeitszeiten ist in der Pandemie nochmals deutlich gesunken. Wenn dann noch die Mischung aus Arbeit im Homeoffice und im Büro stimmt, hat das zusätzlich positive Auswirkungen auf die Gesundheit: Weitere Erhebungsdaten des AGV Banken belegen, dass sich diejenigen Beschäftigten am wohlsten fühlen, die an etwa zwei Tagen pro Woche von zu Hause arbeiten.

Auf der anderen Seite müssen die Beschäftigten im Homeoffice bei bestimmten Aspekten der Zusammenarbeit Abstriche machen, in erster Linie beim informellen Austausch mit Kollegen und Vorgesetzten, beim Teamgeist und der Zusammenarbeit in kreativen/innovativen Arbeitsprozessen, beim Informationsfluss und der Zusammenarbeit in kritischen Arbeits- und Projektphasen. Und das Arbeitsvolumen im Homeoffice liegt tendenziell etwas höher als im Büro/Betrieb.

Erfahrungen mit Arbeit im Homeoffice im privaten Bankgewerbe

Arbeiten im Home Office hat sowohl Vorteile wie Nachteile.

Technische Ausstattung im Homeoffice überdurchschnittlich gut

Dass die Zufriedenheit insgesamt dennoch gestiegen ist, hat sicher auch mit den äußeren Arbeitsbedingungen (technische Ausstattung, Beleuchtung, Belüftung, Raumtemperatur/-größe etc.) zu tun. Diese bewerten die Beschäftigten im privaten Bankgewerbe so gut wie noch nie. Das liegt auch an der überdurchschnittlich guten Ausstattung der Bankbeschäftigten für die Arbeit zu Hause: 60 Prozent der Belegschaften, die mindestens gelegentlich von zu Hause arbeiten, erhalten von ihrem Arbeitgeber ein Notebook (Gesamtwirtschaft: 49 Prozent), über 40 Prozent ein Smartphone (Gesamtwirtschaft: 23 Prozent).

Über die Hälfte der im Homeoffice tätigen Bankbeschäftigten hat von zu Hause aus Zugang zum Firmennetzwerk (VPN), über alle Branchen hinweg gilt das nur für ein Drittel. Darüber hinaus stellen die Banken ihren Beschäftigten auch Hardware und Mobiliar zur Verfügung, insbesondere Monitore, teilweise auch Bürostühle, Drucker und weiteres Equipment.

Gute Ausstattung im Home Office von Bankangestellten

Gute technische Arbeitsbedingungen im Homeoffice von Bankangestellten.

Erfolgsfaktoren: Flexibilität, Vertrauen – und weiterhin das nötige Augenmaß

Auch wenn wir uns weiterhin in einer Ausnahmesituation befinden, zeichnet sich deutlich ab, dass die Banken-Arbeitswelt nach der Pandemie eine noch bessere sein wird. Es ist ermutigend, dass die Banken und ihre Beschäftigten die veränderten Arbeitsbedingungen mit großem Engagement und erhöhter Achtsamkeit gestalten. Jetzt zahlt sich aus, dass in den Banken bereits vor der Pandemie der Wandel hin zu flexiblen und vertrauensbasierten Arbeitsformen weit vorangeschritten ist.

Zugleich muss die weitere Entwicklung hin zu noch mehr Flexibilität und Vertrauen mit Augenmaß gestaltet werden. Denn für welche Unternehmensbereiche, Tätigkeiten oder Personen Arbeit im Homeoffice in welchem Ausmaß infrage kommt und wie sie gut und gesundheitsgerecht zu gestalten ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Hier sind Aushandlungsprozesse nötig – mindestens für einzelne Unternehmen, eher sogar für bestimmte Arbeitsbereiche, womöglich sogar individuell.

Über den Autor

Carsten Rogge-Strang

Carsten Rogge-Strang ist Hauptgeschäftsführer beim Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes (AGV Banken). Er vertritt den Verband in allen tarif-, arbeits- und sozialpoliti-schen Fragen gegenüber Sozialpartnern, Politik und Öffentlichkeit. Der Diplom-Volkswirt und Fachjournalist für Wirtschaft und Politik ist Mitglied im Vorstand der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft und im Kuratorium der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeits-medizin.

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