Lean Management Potentiale werden nicht genutzt

Ungenutzte Potentiale im Bereich Lean Management in der Finanzdienstleistung

Lean Management

Obwohl der Ansatz Lean Management seit über 20 Jahren Thema in der Finanzbranche ist, werden die Potentiale nicht ausgeschöpft.

Entstanden in der produzierenden Industrie, ist der Prozessoptimierungsansatz des Lean Management seit rund zwei Jahrzehnten auch in Banken und Versicherungsunternehmen etabliert. Doch die Finanzdienstleister schöpfen ihre Potenziale längst nicht aus, wie die Studie „Wie lean sind Finanzdienstleister?“ der Frankfurt School of Finance & Management und UMS Consulting belegt. Im Rahmen der Studie wurden rund 3.600 Mitarbeiter aus der Branche befragt. Während vor allem Führungskräfte den Lean-Grad ihrer Firmen durchaus hoch einschätzen, bleibt die Umsetzung in Wirklichkeit deutlich hinter den Möglichkeiten zurück – und zwar im Schnitt um gut 30 Prozent. Maßstab ist dabei die vollständige Anwendung der typischen Lean-Prinzipien. „Bislang scheint Lean Management in der Finanzbranche eher eine Fata Morgana zu sein. Entgegen der Selbstwahrnehmung zeigt die genauere Betrachtung, dass die Prinzipien in Wirklichkeit noch längst nicht ausreichend in den Köpfen verankert sind“, so Prof. Dr. Jürgen Moormann, Leiter des für die Studie verantwortlichen ProcessLab der Frankfurt School of Finance & Management.

Definition des Begriffes Lean Management

Lean Management Definition

Besondere Herausforderungen bei der Umsetzung

Ziel von Lean Management ist es, alle Schritte zur Entstehung eines Produkts oder einer Dienstleistung optimal aufeinander abzustimmen und so jede Verschwendung in der Wertschöpfungskette zu eliminieren. In der Industrie werden bereits seit rund 50 Jahren Erfolge mit Lean Management erzielt. In der Finanzbranche ist der Ansatz seit etwa zwei Jahrzehnten bekannt und hat insbesondere aufgrund der Bankenkrise wieder stark an Bedeutung gewonnen. Dabei stehen Banken und Versicherer allerdings vor besonderen Herausforderungen, wie UMS-Partner Olin Roenpage erläutert: „Banken und Versicherungen sind häufig nach klassischen Funktionsbereichen aufgebaut und streng in Front- und Back-Office unterteilt, was ein prozessorientiertes Arbeiten erschwert. Dabei würde sich ein Umdenken lohnen, um die Potenziale des Lean Management besser zu nutzen.“

Wandel in der Unternehmenskultur notwendig

Gerade bei der Umsetzung scheinen bislang Defizite zu bestehen. So gaben beispielsweise zwei Drittel der Befragten an, nicht in erster Linie auf Kundenanforderung zu arbeiten („Pull-Prinzip“) – ein Kernelement des Lean Management. Visualisierungen der Arbeitsprozesse stehen nur knapp einem Drittel der Befragten zur Verfügung; auch dies ist ein wichtiges Element im Lean-Konzept. Für die erfolgreiche Etablierung von Lean Management wäre nach Ansicht der Experten aber vor allem ein Wandel im Selbstverständnis der Unternehmen erforderlich. Die meisten Führungskräfte verwenden einen Großteil ihrer Arbeitszeit auf operative Tätigkeiten, statt auf das Coaching ihrer Mitarbeiter, wie im Lean Management angestrebt. Auch bei der klaren Zieldefinition zeigt sich Nachholbedarf. Gleiches gilt für die Nutzung von Fehlervermeidungsmechanismen und Mechanismen zur Selbstkontrolle, die eigenverantwortliches Arbeiten und eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung ermöglichen sollen.

All diese Faktoren führen nach den Erkenntnissen der Studie dazu, dass die Unternehmen der Finanzbranche im Schnitt gut ein Drittel hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben. Durch eine konsequentere Anwendung von Lean Management könnten Banken und Versicherungsunternehmen demnach deutliche Verbesserungen bei Effizienz und Effektivität sowie idealerweise auch bei der Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit erreichen. Das wäre nicht nur ein Gewinn für die Wirtschaftlichkeit, sondern auch für das Image der gesamten Branche.

Quelle: Frankfurt School of Finance

Die Studie „Wie lean sind Finanzdienstleister?“ kann hier direkt heruntergeladen werden.

 

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