Kaum eine Woche vergeht, in denen nicht eine der neuen Anbieter von Digital-only-Banking neue Rekorde bei den Kundenzahlen verkündet. Aber sind diese wirklich ein Indiz für Relevanz und Erfolg?
Neobanken (Digitalbanken, Challenger Banken) und FinTechs sind heutiges Schwerpunktthema im Rückblick auf interessante Beiträge aus der internationalen Finanzszene. N26 und die britische Challenger Bank Monzo sind – neben anderen wie Revolut, Starling oder Tide – zwei typische Beispiele. Beide verkünden in regelmäßigen Abständen neue Rekorde bei den Kundenzahlen. N26 berichtet von mehr als 3,5 Millionen Kunden in 24 Ländern, Monzo hat unlängst verkündet, bereits zwei Millionen Kunden (nur in Großbritannien) zu haben und – nicht zuletzt dank TV-Werbung) mit 10.000 Kunden pro Tag zu wachsen.
Introducing… our new TV ad! 🎉
We’d love to hear what you think. After all… #YouMakeMonzoMonzo pic.twitter.com/tYqWavCuTi
— Monzo 🏦 (@monzo) May 22, 2019
Beide wollen in Kürze ihre Leistungen in den USA anbieten.
Mehr dazu hier: N26 and Monzo prep US launches
In beiden Fällen ist allerdings unklar, wie das Geschäftsmodell zu einem nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg führen soll. Auch wird immer wieder die Frage aufgeworfen, wie „echt“ denn die gewonnen Kunden sind.
Erst vergangene Woche hat JPMorgan Chase – wir hier berichtet – bekannt gegeben, seine Mobile-Only-Bank Finn, mit der Millennials gewonnen werden sollten, nur ein Jahr nach der landesweiten Einführung wieder dicht zu machen.
Damit ist zumindest klar geworden, dass Digital nicht automatisch erfolgreich bedeutet.
Gamechange Neobanken
Klar ist, dass die neuen reinen Digitalbanken nicht ohne Auswirkungen auf die etablierten Institute (inklusive Direktbanken) bleiben. Kunden wollen zunehmend über mobile Endgeräte auf ihre Konten zugreifen, auch, wenn sie dies (bislang) vor allem als Ergänzung und nicht als Ersatz für andere Zugangswege sehen.
Neobanken: Haupt- oder Nebenbank?
Chris Skinner diskutiert die Frage, ob es sich bei den Kundenzahlen von Nebanken um Haupt- oder Nebenbankverbindungen bzw. um Erst-, Zeit-, Dritt- oder gar Viertbankverbindungen handelt und welche Relevanz diese Betrachtung überhaupt hat.
Mehr dazu hier: Challenger banks don’t matter as they’re not a primary account
Wie zufrieden sind die Kunden von Neobanken?
Neobanken bieten Kunden entlang des Kundenlebenszyklus zahlreiche Vorteile, die oft schon beim Onboarding beginnen. Eine spannende Frage ist die nach der Qualität des Kundenservice. Zuletzt gab es in dieser Hinsicht bei N26 einige Beschwerden. Doch ganz so einfach ist es nicht, die Chancen von Neobanken für die Zukunft vorherzusagen, wie ein Vergleich zeigt.
Mehr dazu hier: Neobanks – Game changers, but do they really care about their customers?
Banker verändern sich
Traditionelles Banking ist – auch von Neobanken unbestritten – ein notwendiges Geschäft. Es erfolgreich zu betreiben ist jedoch kein auf Lebenszeit verliehenes exklusives Privileg. Wenn Evolution für die notwendigen Anpassungen nicht ausreicht, dann müssen andere Wege gefunden werden.
Mehr dazu hier: In defence of bankers
Weitere interessante Themen der Finanzwoche
Es gab aber noch weitere interessante Beiträge:
Filialen als Banking-Plattform
Banken sollten ihre physischen und digitalen Fähigkeiten kombinieren müssen, um einen nachhaltigen Vorteil zu erzielen. Eine Neuerfindung der Bankfiliale könnte dazu der Ausgangspunkt sein. Die Grundidee ist, dass Banken ihre Filialen nicht nur eigenen Kunden sondern auch Kunden anderer Institute als Dienstleistung zur Verfügung stellen.
Mehr dazu hier: The Agnostic Bank Branch
Klimawandel ist auch für Finanzdienstleister ein Thema
Banken und andere Finanzdienstleister erkennen, dass der Klimawandel auch ein Risiko für die Finanzstabilität darstellt. Die Aufsichtsbehörden erwarten zunehmend, dass die Institute den Klimawandel in ihren Risikomanagementprozessen berücksichtigen.
Mehr dazu hier: Why the financial sector must lead the fight against climate change
Breite Unterstützung für Facebooks Kryptowährung
Wie kürzlich an dieser Stelle berichtet, ist Facebook dabei, eine eigene Kryptowährung einzuführen. Angeblich konnten nun Visa, Mastercard, Paypal und Uber als Gründungsmitglieder des Stablecoin-Ökosystems gewonnen werden.
Mehr dazu hier: Facebook gets big backers for GlobalCoin project
Automation ist gut für Banken
Immer mehr Banken sind bestrebt, Prozesse zu automatisieren. Insbesondere Data Analytics und Künstliche Intelligenz eröffnen hierbei neue Möglichkeiten. Dazu gehört auch die Unterstützung von Entscheidungen.
Mehr dazu hier: 10 reasons why automation is good for financial service providers
Berichte aus Banken und FinTechs
Auch in der vergangenen Woche gab es einige Berichte über Aktivitäten in der Finanzbranche sowie einzelner Institute, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte.
McBanking in Russland
Die staatliche russische Sberbank hat eine Zusammenarbeit mit McDonalds bekanntgegeben. Kunden werden in Kürze in der Lage sein, ihre Bankgeschäfte mit einer Bestellung von Big Mac und Pommes abzuwickeln. In Kürze soll eine erste Pilotfiliale in einem der Burger-Restaurants eröffnet werden.
Mehr dazu hier: Sberbank to open pilot branch in McDonald’s outlet
Visa setzt auf Blockchain-Technologie
Visa hat B2B Connect offiziell eingeführt, seine Distributed-Ledger-basierte Nicht-Karten-Plattform für hochwertige grenzüberschreitende Unternehmenszahlungen. Ziel sei es, Zahlungen schneller und einfacher zu machen und gleichzeitig die Transparenz und Datenkonsistenz zu verbessern.
Mehr dazu hier: Visa launches DLT-based cross-border payments platform
Spanische Bank investiert in KI-Startup
Die viertgrößte Bank Spaniens, Banco Sabadell, hat sich an einer Finanzierungsrunde für das in Singapur ansässige Start-up Active.AI für künstliche Intelligenz beteiligt. Das Startup hat eine Konversations-KI-Plattform für den Finanzdienstleistungssektor aufgebaut, die komplexe Zusammenhänge und Konversationen verstehen und dann im natürlichen Dialog reagieren kann.
Mehr dazu hier: Banco Sabadell invests in Active.AI
UniCredit investiert in Firmenkunden-FinTech
UniCredit hat eine Beteiligung an FinDynamic erworben. Das FinTech hat eine Technologie entwickelt, mit der sowohl Käufer als auch Lieferanten Rechnungen automatisch über eine webbasierte oder mobile Plattform anzeigen und genehmigte Rechnungen zur vorzeitigen Zahlung auswählen können.
Mehr dazu hier: UniCredit invests in dynamic discounting startup FinDynamic
Fusion für globale Zahlungslösung
Das schwedische Fintech Trustly fusioniert mit der PayWithMyBank aus dem Silicon Valley, um ein transatlantisches Zahlungsnetzwerk zu schaffen, über das Verbraucher für Online-Einkäufe direkt von ihren Bankkonten anstatt mit Karten bezahlen können. Damit soll es für Händler mit globaler Präsenz möglich werden, Online-Banking-Zahlungen von europäischen und US-amerikanischen Verbrauchern zu akzeptieren.
Mehr dazu hier: Trustly and PayWithMyBank agree merger
Niederländische Großbank investiert in Sicherheit
ABN Amro hat sich am israelischen Big-Data-Startup Thetaray beteiligt. Ziel sei es, Geldwäsche- und Terrorismusfinanzierungsrisiken entgegenzuwirken
Mehr dazu hier: ABN Amro takes stake in financial crime outfit Thetaray
Zu guter Letzt:
Was Vertrauen im digitalen Zeitalter bedeutet und wie Banken Technologien nutzen können um es (wieder) herzustellen, beschreibt Johan Torgeby, CEO der Skandinaviska Enskilda Banken AB (SEB), in einem Interview.
Mehr dazu hier: Ensuring trust in an age of digital banking
2 Kommentare
Guter Artikel
Danke