Was Banken von Apple lernen können

Erfolgsstory iPad

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Apple hat mit seinem iPad einmal mehr einen neuen Markt kreiert und mit dem Verkaufserfolg in 2010 die Erwartungen aller Analysten übertroffen. 2011 scheint erneut ein Jahr des iPads zu werden. Worin liegen die Erfolgsgeheimnisse und was können Banken daraus lernen?

Was Banken von Apple lernen können

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Horváth ist Partner des Bank Blogs

2010 war das Jahr des iPads. Apples neues Wunderding ist eines der erfolgreichsten Neueinführungen der Unterhaltungselektronik überhaupt. Allen Unkenrufen zum Trotz hat Apple nicht nur für sich selbst einen phantastischen neuen Rekord hingelegt, vor allem hat es die Firma nach Mac, iPod und iPhone einmal mehr geschafft, einen komplett neuen Markt zu entwickeln. Und das Wachstum im Markt für Tablet-PCs scheint ungebrochen, wovon auch andere Anbieter profitieren.

Jubel beim Verkaufsstart des iPad2

Können Sie sich jubelnde Menschenmassen vor einer Bankfiliale vorstellen, die ein neues Kontomodell ankündigt? Oder jubelnde Mitarbeiter, die jeden Kunden am Eingang abklatschen? Nein? Zugegebenermaßen, es fällt mir auch schwer. Bei Apple funktioniert das aber, immer wieder, wie dieses Video vom Verkaufsstart des iPad2 beweist:

Entwicklung des Marktes für Tablet-PCs und Apples IPad

Während Apples Kunden begeistert sind und die Firma einen Rekord nach dem nächsten aufstellt, streiten sich die Analysten um die weitere Marktentwicklung und um Apples Anteil am wachsenden Kuchen. Insgesamt sind sich jedoch alle Analysten einige, dass der weltweite Absatz von Tablets weiter ansteigen wird und Einigkeit besteht auch darin, dass dies zu Lasten des Absatzes von anderen PCs geht. Uneinig sind sich die Analysten darin, wie sich der Marktanteil von Apple weiter entwickeln wird. Ich habe einige Reports mal durchforstet und versucht, eine Übersicht bis 2015 zu geben. Demnach wird sich der Marktanteil von Apple irgendwo um die 50% einpendeln, bei bemerkenswert gestiegenem Gesamtvolumen.

Interessant: Die Analystenschar geht von einer Marktführerschaft von Googles Android mit 40% ab spätestens 2014 aus und sieht auch noch Raum für andere Systeme wie Microsoft, BlackBerry oder HP WebOS.

Apple iPad Sales and market share 2010-2015

Eine Erklärung für dieses enorme Wachstum des Gesamtmarktes liefert Mike Abramsky, Analyst von RBC Capital Markets (Royal Bank of Canada). Er stellt eine interessante Rechnung auf: Ende 2010 waren 0,3% aller Erdbewohner im Besitz eines Tablets oder andersherum, 99,7% haben noch keinen Tablet gekauft. Er setzt diesen Wert ins Verhältnis zu anderen Nutzungswerten für Medien, wie TV-Abonnements (600 Mio.), PCs insgesamt (1,3 Milliarden) oder Mobiltelefonierern (5,1 Milliarden). Abramsky prognostiziert bis 2014 mehr als 400 Millionen Tablet-Nutzer weltweit. Die Zahl der jährlich verkauften Tablets sieht er für 2014 auf 185 Millionen ansteigend.

market potential Apple iPad tablets

Zwei Dinge finde ich an den Prognosen faszinierend:

  • Bei Einführung des iPad war eine weitverbreitete Meinung, dass dies der erste Mega-Flop von Steve Jobs sein würde.
  • Apple hat vor wenigen Tagen bereits die zweite Generation des iPad aufgelegt (Gerüchte gehen schon von einer dritten im Herbst aus), während andere noch nicht mal ein vernünftiges Erstprodukt auf den Markt bringen konnten.

Demzufolge bin ich auch selbst eher optimistisch für Apples weitere Zukunft.

Aber was bedeutet dieser Erfolg für Banken? Können Banken überhaupt etwas vom iPad-Erfolg lernen? Und wenn ja, dann was?

Bedürfnisse der Kunden erfüllen

Apple ist ein Meister im Verstehen und Antizipieren von Kundenbedürfnissen. Der iPad 2 mag rein technisch nur ein kleiner Schritt nach vorne sein, aber er ist dünner und leichter und zwar um so viel, dass es der Kunde auch merkt. Apple hat aber nicht nur das Gerät selbst weiterentwickelt, sondern mit einer top-gestylten und noch dazu funktionalen Abdeckhaube auch gleich noch ein weiteres Element hinzugefügt, was von der Konkurrenz nicht mal so eben kopiert werden kann und überdies dazu beiträgt, die Kundenerwartung zu übertreffen. Hinzu kommt, dass die damit verbundene neue Farbenvielfalt auch neue Emotionen freisetzt, also Raum für neue Kauferlebnisse schafft.

Hier können Banken sich eine Menge abschauen. Hinsichtlich eines Einbezugs von Customer Experience und Customer Expectations befinden sich die meisten Institute bestenfalls im Experimentierstadium. Dabei liegt im Zuhören und Lernen von Kunden eine der größten Chancen, sich erfolgreich vom Wettbewerb zu differenzieren.

Inhalte bieten

Schon vor einigen Wochen knackte Apple die Marke von zehn Milliarden verkauften Apps. Für das iPad stehen über 65.000 spezielle Apps zur Verfügung, aber auch die meisten der insgesamt 250.000 Apps funktionieren auch auf dem iPad.

In 2010 hat Apple 2 Mrd. US $ an die Entwickler von Apps ausgeschüttet. Es sei hier nochmal daran erinnert, dass die Entwickler 70 Prozent vom Verkaufspreis eines Programms erhalten und 30 Prozent bei Apple bleiben.

Mit jedem neuen App steigt die Attraktivität des Geräts für potentielle Kunden und mit jedem neuen Geräteverkauf steigt die Attraktivität für Entwickler, neue Apps zu programmieren. Eine echte Tripple-Win Situation für alle Beteiligten.

Die Banken sollten sich fragen, wo vergleichbare Potentiale bei Finanzprodukten liegen könnten, auch und gerade im Zusammenhang mit der Vermarktung von Produkten Dritter.

Zugangskanäle managen

Die Apple Stores sind nicht nur ein Verkaufskanal. Sie bieten Kunden gleichzeitig die Möglichkeit, Geräte auszuprobieren und sich die Handhabung zeigen erklären zu lassen. Daraus ergeben sich auch Einblicke in neue Inhalte, die dann über iTunes erworben werden können.

Das das Thema Multikanalmanagement gerade für Banken relevant ist, bräuchte ich hier eigentlich nicht besonders herauszustellen und tue es mit diesem Satz dennoch ganz bewusst.

Serviceerwartungen erfüllen

Laut einer Studie von Forrester empfinden die Kunden den in den Stores gebotenen Service als so positiv, dass sie bereit sind, mehr für die Produkte zu bezahlen. Speziell dies ist ein Ansatz, aus dem viele Filialbanken Lehren ziehen können. Ich kenne so manches Institut, das über den Preis und nicht über die Qualität verkauft. Damit wird die Chance vertan, die besondere Qualität des menschlichen Faktors in den vorhandenen Filialen am Markt als herauszustellen und so die Preisdiskussion auf eine andere Ebene zu verlagern.

Kostenmanagement ermöglicht attraktive Margen

Apple bietet nicht nur ein tolles Produkt sondern stellt dieses auch noch günstig her.  Das Marktforschungsunternehmen iSuppli schätzt, dass die Komponenten des 32-Gigabyte-3G-Modells wenig mehr als 320 Dollar kosten. Das ist in etwas das gleiche Niveau wie beim Vorgängermodell und gegenüber dem Wettbewerb rund ein Zehntel weniger.

Bei 499 Dollar Verkaufspreis realisiert Apple damit auch eine Marge, von der Banken nur träumen können.

Kommt die Apple Bank?

Apple hat bisher mehr als 200 Mio. Kreditkarten-Informationen von seinen iTunes-Kunden eingesammelt. Sollte sich Apple entscheiden, Bezahl- und/oder Kreditfunktionen in seinen iTunes-Store zu integrieren, wäre es mit 200 Mio. Kunden von Beginn an ein ernstzunehmender Wettbewerber für die Banken. Hinzu kommen die Möglichkeiten, die im mobilen Bezahlen liegen. Es scheint klar, dass die nächste Generation von Apples Geräten mit einem NFC Chip ausgerüstet wird. Damit erschließt sich Apple enorme Möglichkeiten im Markt für mobiles Bezahlen, dem ebenfalls ein starkes Wachstum vorausgesagt wird.

Wie Sie sehen können, es gibt zahlreiche Felder, bei denen es sich für die Banken lohnen könnte, mal über den Tellerrand der eigenen Branche hinauszuschauen und das eigene Geschäftssystem zu adjustieren.

Wussten Sie übrigens, dass 40% aller iPad Besitzer regelmäßig andere Menschen an ihr Gerät lassen? Ein gewaltiges Fan-Marketing, von dem Banken nur träumen können. So ist es auch kein Wunder, dass nach ersten Analysen die Käufer des iPad 2 zu 70 Prozent Neukunden sind.

Über den Autor

Dr. Hansjörg Leichsenring

Dr. Hansjörg Leichsenring ist Herausgeber des Bank Blogs und der Finanzbranche seit über 30 Jahren beruflich verbunden. Nach Banklehre und Studium arbeitete er in verschiedenen Positionen, u.a. als Direktor bei der Deutschen Bank, als Vorstand einer Sparkasse und als Geschäftsführer eines Online Brokers. Als Experte für Strategien in den Bereichen Digitalisierung, Innovation und Vertrieb ist er gefragter Referent und Moderator bei internen und externen Veranstaltungen im In- und Ausland.

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