Die Kosten der Corona-Pandemie

Monetäre und nicht-monetäre Folgen

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Die Corona-Krise führt zu Schicksalsschlägen, einschneidenden Einschränkungen und gravierenden wirtschaftlichen Folgen. Experten gehen von einem volkswirtschaftlichen Schaden von vielen Billionen Euro aus. Und die Pandemie ist bekanntlich noch nicht überwunden.

Wirtschaftliche Folgen der Corona-Krise

Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise sind noch nicht absehbar.

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Anfang Oktober 2021 weist die Weltgesundheitsorganisation rund 240 Millionen mit dem Corona-Virus Infizierte und knapp acht Millionen Tote im Zusammenhang mit Covid-19 aus sowie rund 6,3 Milliarden Geimpfte. Doch dies ist nur ein Zwischenstand. Auch monetär ist nicht abzuschätzen, wie hoch die Kosten der Pandemie sein werden und ob der Wert je korrekt ermittelt werden kann.

Von besonderer Tragik ist, dass all das, was seit Frühjahr 2020 geschehen ist, nicht überraschend kam. Wissenschaftler hatten im Frühsommer 2020 vor einer zweiten und dritten Welle gewarnt und eine Anzahl von Varianten vorhergesagt. Die Verantwortlichen in Brüssel und Berlin hätten angesichts der belastbaren Prognosen die Sommermonate 2020 nutzen können, um Maßnahmenplänen zu erstellen. Aber ein energisches und konsequentes Handeln der Verantwortlichen blieb aus.

Soziale Folgen der Pandemie

Betrachtet man Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, so zeigen Untersuchungen, dass Distanzlernen wohl kaum einen besonderen Beitrag zur Wissensvermittlung geleistet hat. Daher haben viele Schüler und Studenten möglichweise ein Jahr verloren. Es geht aber nicht nur um Lernen und Wissensvermittlung – ebenso wichtig sind die sozialen Kontakte, die sehr begrenzt waren. An vielen Hochschulen findet etwa seit März 2020 fast ausnahmslos Onlinelehre statt.

Die Spätfolgen sind noch nicht absehbar, erste Studien zeigen aber stärkere Symptome von Angst, Stress und Depressionen. Das gilt im Übrigen auch für viele Erwachsene, die mit Homeoffice und gleichzeitigem Homeschooling oftmals an die Grenzen ihre Belastung gekommen sind. Der deutliche Anstieg häuslicher Gewalt und des Alkoholkonsums mag vor diesem Hintergrund zu bewerten sein.

Die Kosten der Pandemie sind nicht nur monetär

Das alles monetär zu quantifizieren im Sinne von „Kosten der Pandemie“, scheint kaum möglich und würde den Einzelschicksalen nicht ansatzweise gerecht.

Die Auswirkungen auf die Realwirtschaft wurden in Deutschland durch eine Vielzahl von Maßnahmen abgefedert: Es gab Kurzarbeitergeld, temporäres Aussetzen der Insolvenzantragsstellungspflicht, diverse monetäre Hilfen über die KfW und die 16 regionalen Förderbanken. Gleichwohl werden nicht alle Unternehmen überleben – vor allem klein- und mittelständische Betriebe dürften besonders hart getroffen worden sein. Die jüngsten Insolvenzzahlen weisen bereits einen deutlichen Anstieg auf.

Dass hoch verschuldete Unternehmen aus dem Markt ausscheiden, ist marktwirtschaftlich durchaus sinnvoll; gleichwohl werden viele im Grundsatz gesunde Unternehmen ebenfalls nicht überleben können. Damit gehen Arbeitsplätze und Steuereinnahmen verloren. Welche „Kosten“ sich eines Tages hieraus ergeben, ist ebenfalls kaum abschätzbar, nicht zuletzt, weil Zweit- und Drittrundeneffekt zu berücksichtigen sind.

Nettoneuverschuldung auf Rekordniveau

Eine Größe steht allerdings jetzt schon fest: die Nettoneuverschuldung des Bundes in Höhe von 130,5 Milliarden Euro für 2020. Auch wenn sie schlussendlich niedriger ausgefallen ist als zunächst angenommen und das Zinsniveau für Bundeswertpapiere gegenwärtig bei null Prozent liegt, ergeben sich daraus erhebliche Belastungen für nachfolgende Generationen. 2021 erreicht die Nettoneuverschuldung mit 240 Milliarden Euro ein historisches Niveau, für 2022 sind weitere 99,7 Milliarden Euro vorgesehen. In Summe müssen also in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten über 470 Milliarden Euro getilgt werden, um wieder die schwarze Null zu erreichen und die Schuldenbremse einzuhalten.

Die Zinskosten sind gegenwärtig vernachlässigbar, aber Finanzmärkte sind bekanntlich keine Einbahnstraßen – und eines Tages werden die Zinsen wieder steigen. Nimmt man stark vereinfachend an, dass die 470 Milliarden Euro gegenwärtig zu null Prozent aufgenommen wurden, eine durchschnittliche Laufzeit von fünf Jahren haben und innerhalb dieser Zeit 70 Milliarden Euro getilgt werden, so ergibt sich für den Bundeshaushalt eine Mehrbelastung von acht Milliarden Euro pro Jahr, falls das Zinsniveau auf zwei Prozent gestiegen sein sollte.

Das ist eine gewaltige Herausforderung – zumal losgelöst von Covid-19 und den daraus resultierenden Folgen deutliche Mehrausgaben des Bundes zum Beispiel für den Klimaschutz erforderlich sind.

Aufbruch in die Post-Corona-Zeit

Betrachtet man abschließend das Geschehen an den Finanzmärkten, so ist zu konstatieren, dass der „Corona-Crash“ im März 2020 schnell überwunden wurde und inzwischen viele Indices neue historische Höchststände erreicht haben. Was auf den ersten Blick verwundern mag, ist auf den zweiten gut nachvollziehbar. An den Börsen werden Erwartungen auf künftige Entwicklungen bewertet und gehandelt. Für die aktuelle Kursentwicklung ist daher weniger das Hier und Jetzt relevant als vielmehr, welche Erwartungen hinsichtlich Inflation, Wirtschaftswachstum, Beschäftigungslage etc. bestehen.

Und die Prognosen für 2021 und 2022 vom Sachverständigenrat zur Begutachtung der wirtschaftlichen Entwicklung sehen in Anbetracht der Umstände gut aus. Das gibt Anlass zur Hoffnung, dass die Folgen der Pandemie schnell überwunden werden könnten und dass sich zumindest die ökonomischen Kosten in einem beherrschbaren Rahmen bewegen werden.


Der Beitrag erschien ursprünglich als Teil des Jahrbuchs 2021/22 des Vereins Finanzplatz Hamburg e.V.. Das Jahrbuch können Sie hier direkt herunterladen.

Über den Autor

Prof. Dr. Carl Heinz Daube

Dr. Carl Heinz Daube ist Professor für Finanzierung und Prorektor Forschung an der Northern Business School in Hamburg und Partner bei MGRP Management Group Dr. Röser & Partner. Zuvor hatte er verschiedene Senior Management Positionen in der Finanzindustrie inne, u.a. als Geschäftsführer der Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur.

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