Umsetzung von Open Banking liegt in weiter Ferne

Compliance versus Geschäftsmodelltransformation

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Die europäischen Kreditinstitute stehen Open Banking und seinen Möglichkeiten grundsätzlich positiv gegenüber. Dennoch sehen die meisten Unternehmensvertreter einer Studie zufolge noch einen weiten Weg vor sich, um Nutzen aus den neuen Geschäftsmodellen zu ziehen.

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Der Trend zur Digitalisierung hat unseren Alltag und die Unternehmenswelt nachhaltig verändert. Banken und Sparkassen werden später als andere Branchen erfasst, aber nicht weniger heftig. Im Bank Blog finden Sie aktuelle Studien zu diesem wichtigen Thema.

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Die Finanzbranche wird trotz positiver Stimmung noch viele Jahre brauchen, um Open Banking in ihre Geschäftsmodelle zu implementieren und damit wirtschaftlichen Nutzen zu erzielen. Das ist Ergebnis einer Umfrage der Open-Banking-Plattform Tink unter rund 300 Führungskräften aus zwölf Ländern. Demnach glauben 40 Prozent der Befragten, dass ihr Finanzinstitut zwischen fünf und zehn Jahren benötigen werde, um die angestrebten geschäftlichen Ziele mit Open-Banking zu erreichen. 37 Prozent gehen davon aus, dass dieses Unterfangen sogar mehr als ein Jahrzehnt dauern könnte.

Diese vorsichtigen Zeitangaben spiegelten die Größe der Aufgabe wider, die vor den Unternehmen liege, heißt es in der Studie. Viele Organisationen nähmen komplexe, groß angelegte Umwandlungsprojekte in Angriff, deren Umsetzung lange dauerten.

Europäisches Ausland optimistisch, Deutschland zurückhaltend

Die befragten Führungskräfte aus Spanien (37 Prozent), Italien (34 Prozent) und Frankreich (32 Prozent) seien am optimistischsten, was den Zeitplan für die Einführung von Open Banking anbelangt. Sie gehen davon aus, dass die Ziele ihrer Institute in weniger als fünf Jahren erreicht werden könnten. Auch in Großbritannien, einer der Vorreiter von Open Banking, ist man guter Dinge: 28 Prozent der Befragten aus dem Vereinigten Königreich erwarten laut der Umfrage, dass ihr Institut seine Ziele in weniger als fünf Jahren erreicht.

Dies zeige, so die Studienautoren, den eingeschränkteren Spielraum für Open-Banking-Strategien in diesen Märkten: Anstatt sich auf groß angelegte Open-Banking-Umstellungsprojekte zu konzentrieren, liege der Fokus auf eher kurzfristigen basierenden Anwendungsfällen für die Einhaltung von Regularien. 

In Deutschland ist die Einschätzung etwas vorsichtiger: Nur 20 Prozent der deutschen Führungskräfte erwarten die Umsetzung ihrer Unternehmensziele mit Open Banking in weniger als fünf Jahren. Zurückzuführen sei dies laut den Studienautoren auf größere Umstellungsprojekte, die über Compliance-Vorgaben hinausgehen.

Auch die verschiedenen Sektoren innerhalb der Landesmärkte untersuchte man in der Studie. Hier zeigten sich die Challenger-Banken und die Vermögensverwaltungen am optimistischsten: Jeweils 75 Prozent und 74 Prozent glauben, dass die Open-Banking-Ziele ihrer Institute in weniger als einem Jahrzehnt erreicht werden können. Am Ende der Skala gehen 55 Prozent der Hypothekenanbieter, 56 Prozent der Kreditanbieter und 57 Prozent der Zahlungsdienstleister davon aus, dass sie die Open-Banking-Reife innerhalb eines Jahrzehnts erreichen können.

Glauben an Open Banking weitverbreitet

Zudem verbreitet sich die positive Stimmung gegenüber Open Banking: Waren es 2019 noch 55 Prozent (DE: 43 Prozent), die dem Konzept positiv gegenüberstehen, sind es 71 Prozent im Jahr 2021. In Deutschland sind es in diesem Jahr 74 Prozent, was laut den Studienautoren auf den fortschrittlichen Open-Banking-Markt zurückzuführen sei. Insbesondere die BaFin spiele eine wichtige Rolle bei der Aufklärung und Bewertung der Finanzinstitute. Sie soll sicherstellen, dass durch ihre Gestaltung des Open Bankings langfristiger Mehrwert für die Kunden entsteht.

Finanzinstitute in Belgien (87 Prozent), den Niederlanden (85 Prozent) und dem Vereinigten Königreich (81 Prozent) stehen Open Banking am aufgeschlossensten gegenüber. Allen drei Ländern gemeinsam sei laut Studie ein wettbewerbsfähiges und innovatives Finanzdienstleistungsökosystem mit einer kooperativen Beziehung zwischen TPPs und etablierten Finanzinstituten.

Deutschland: Kommerzielle Chancen im Fokus

Finanzinstitute in Deutschland erkennen laut der Untersuchung den Wert von Open Banking zunehmend – und die unmittelbaren kommerziellen Chancen, die sich durch die Verbesserung des Kundenerlebnisses (36 Prozent), die Einführung neuer digitaler Dienste (35 Prozent) und die Steigerung der Einnahmen (35 Prozent) ergeben.

Die verlangsamte Revolution des Open Banking

 Jedoch bremse die bestehende Infrastruktur innerhalb der Unternehmen und die technischen Herausforderungen die Implementierung von Open Banking aus. Dennoch gaben 83 Prozent der europäischen Führungskräfte aus dem Finanzsektor an, dass Open Banking eine revolutionäre Wirkung auf die Finanzdienstleistungsbranche habe. In Deutschland sind es 86 Prozent.

Um die Hindernisse von Infrastruktur und technischen Herausforderungen zu überwinden, könnten FinTech-Partnerschaften als Katalysatoren für Open-Banking-Strategien wirken, heißt es in der Studie. Der Aufbau einer Open-Banking-Infrastruktur sei schwierig. Anstatt interne Transformationsprojekte in Angriff zu nehmen, die mehr als zehn Jahre dauern könnten, könnten intelligente Partnerschaften den Zeitrahmen verkürzen und alte Systeme überholen. Dadurch würden die Institute die Vorteile von Open Banking schneller nutzen als sie vielleicht denken.

Infografik: Relevanz von Open Banking im europäischen Vergleich

Die folgende Infografik zeigt die Relevanz von Open Banking im europäischen Vergleich, gemessen an der Einstellung der Führungskräfte und der vermuteten Umsetzungsdauer:

Infografik: Relevanz von Open Banking im europäischen Vergleich

Zur Relevanz von Open Banking im europäischen Vergleich.

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Über den Autor

Jannik Wilk

Jannik Wilk ist als freiberuflicher Redakteur für Der Bank Blog tätig. Er ist freier Journalist und Student in Heidelberg.

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