PSD2 ist ein Digitalisierungs-Beschleuniger

Briefkästen für Online-Formulare sind keine Digitalisierung

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PSD2 eröffnet viele Möglichkeiten für die gesamte Finanzbranche. In der Berichterstattung werden aber vor allem die Gefahrenszenarien durch den Kontozugang über regulierte Dritte aufgezeigt. Dabei ist die Datenhoheit des Bankkunden der Digitalisierungs-Beschleuniger.

Katalysator PSD2

PSD2 ist ein Katalysator für die Digitalisierung in Banken und Sparkassen.

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Um es vorweg klar zu sagen: Die neue Umsetzung der neuen europäischen Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 ist unsere einmalige Chance, einen starken, von Wettbewerb und Kundennutzen geprägten, Markt für Zahlungsdienste in Europa zu schaffen. Die Liberalisierung ist schon immer die Voraussetzung gewesen für Wettbewerb, sinkende Kosten und Innovationen. Natürlich sprechen wir uns als Vertreter eines FinTech-Unternehmens auch deshalb für die PSD2 aus, weil wir uns von der Liberalisierung die Augenhöhe mit Banken und Kreditinstituten erwarten. Aber der zentrale Punkt der PSD2 ist ein ganz anderer: Durch die neue Zahlungsdienste-Richtlinie wird der mündige Bürger gestärkt, denn er erhält die Hoheit über seine Bankdaten. Dadurch sind aber keinesfalls die „Kontodaten in höchster Gefahr“, wie es in der Sonntagsausgabe einer großen deutschen Boulevard-Zeitung Anfang November hieß. Sondern das Gegenteil ist der Fall: die PSD2 schützt die Daten, es legt sie in die Hände derer, die bewusst damit umgehen können.

Geht es nach den Vätern und Müttern der PSD2, entscheidet künftig der Bankkunde alleine, welchem Drittanbieter er Zugang zu seinem Konto gewährt, er verstößt damit nicht mehr gegen die AGB seiner Bank. Dies ist ein Quantensprung in der Entwicklung und überfällig: Wer den Autokauf am PC online abschließt, soll im gleichen Moment auch den Finanzierungskredit ohne Medienbruch beim Institut mit den besten Konditionen vereinbaren können. Oder bei der Wohnungssuche auf dem Online-Portal gleich die geforderte Bonität in Echtzeit nachweisen können, ohne manuelle Eingaben und Einscannen von sensiblen Unterlagen.

PSD2 bietet neue Möglichkeiten

Mehrwertdienste wie die genannten zeigen, wie die Digitalisierung im Sinne des Kunden umgesetzt werden kann: Erhöhung des Komforts, höhere Geschwindigkeit, maximale Sicherheit. Dienste wie beispielsweise Online-Kredite, die in Minuten abgeschlossen werden können, sind dabei keine Konkurrenz für Banken. Ganz im Gegenteil: Sie ergänzen die Bankenservices, stärken das Onlinebanking-Konto und damit die Beziehung zwischen Kunde und Bank und sorgen für Digitalisierungsfortschritte in einer Branche, die gewaltigen Aufholbedarf hat. Denn das Aufstellen von Briefkästen für Online-Formulare in Bankfilialen, so wie man es häufig noch sieht, ist definitiv keine Digitalisierungsstrategie. Auch deshalb ist es wichtig, die PSD2 als das zu sehen, was sie ist: Eine große Chance. Nicht die theoretischen Gefahren der PSD2 sollten betont werden, sondern in erster Linie die Möglichkeiten, die sich durch die Regelung ergeben.

Kundenübersicht digitale Bonitätsprüfung

Digitale Bonitätsprüfung in Echtzeit von überall aus. Der digitale Kontoblick über XS2A und abgesichert durch PSD2 ist die Grundlage für populäre Mehrwertdienste, wie zum Beispiel Online-Kredite.

Die PSD2 eröffnet den Banken und der europäischen Finanzszene neue Möglichkeiten für innovative Dienste. Denn die große Frage ist: Wie wollen wir den Schritt halten mit Amazon, Paypal, Apple & Co ohne eine einheitliche, und freiheitliche Regelung des paneuropäischen Zahlungsverkehrs? Die Regulierung ist die Basis für Innovationen, und gerade der Zugriff auf das Onlinebanking-Konto (XS2A) durch die in der PSD2 genannten Third Party Provider (TPP, in der Regel FinTechs) ist zum Beispiel ideal geeignet für die Verbesserung des Risikomanagements bei Banken und Finanzdienstleistern, speziell bei der Prüfung von Bonitäten.

Hybrider Ansatz als Schlüssel zur Verbesserung des Risikomanagements

Natürlich sind die Daten von Auskunfteien immer noch eine wichtige Grundlage für die Bonitätsprüfung und das Scoring. Wird diese Grundlage zusätzlich ergänzt um einen direkten, sicheren Kontoblick, am besten digital, ist das eine gewinnbringende Kombination für innovative Online-Angebote. Denn nichts ist besser geeignet zur Bonitätsbewertung als das eigene Gehaltskonto, auf dem Zahlungen ein- und ausgehen, Daueraufträge eingerichtet und laufende Verpflichtungen (z.B. Kredite für Fahrzeuge oder Immobilien etc.) erkennbar sind.

Dieser hybride Ansatz ist ein mächtiges Instrument und mehr als die Summe der einzelnen Teile: spezialisierte Smart-Data-Anbieter aus dem FinTech-Bereich können so zu einem wichtigen Partner für die Risikomanagement-Abteilungen der Banken werden. Mithilfe von moderner Technologie (z.B. selbstlernende Algorithmen), regulatorischer Sicherheit (PSD2) und dem Gehaltskonto als Ausgangspunkt für Bonitätsprüfungen lassen sich Fraud- und Betrugsrisiken digital und in Echtzeit auf ein Minimum verringern.

Intelligente Kontextualisierung ersetzen manuelle Schritte

Bei der Identifikation von Fraud-Risiken steht die automatisierte Kontextualisierung von speziellen Merkmalen und Zusammenhängen im Vordergrund: Rücklastschriften, Ausgaben in bestimmten Bereichen (z.B. Gaming, Inkasso), aber auch Spezialfälle (z.B. Überweisung eines Gehalts zwischen mehreren kundeneigenen Konten, z.B. bei Freiberuflern) oder Besonderheiten bei Mietzahlungen (z.B. bei Wohngemeinschaften) werden erkannt und berücksichtigt.

Damit werden manuelle Plausibilitätsprüfungen (z.B. bei eventuell gefälschten eingereichten Dokumenten) häufig überflüssig und das Risikomanagement gewinnt deutlich an Präzision und Effizienz – davon haben dann auch letztlich Bankkunden etwas: weniger Risiko und geringere Prüfkosten bedeuten Kostenvorteile, die im Idealfall wiederum zu wettbewerbsfähigeren Produkten führen. Neben der Analyse über bereits getätigte Ausgaben lassen selbstlernende Algorithmen auch Prognosen über künftiges Zahlverhalten beziehungsweise Liquiditätssituation zu. Davon kann auch das bankeninterne Scoring in vielen Fällen profitieren. Gleichzeitig sichert sich die Bank zusätzliche Kreditnehmer, die mit bisheriger Bonitätsbewertung abgelehnt wurden. Im Hinblick auf diese Möglichkeiten sollte die PSD2 als Wegbereiter der erfolgreichen Digitalisierung verstanden werden.

Über den Autor

Martin Schmid

Martin Schmid bringt rund zehn Jahre Erfahrung im Vertrieb mit. Nach seinem Studium war Martin Schmid in verschiedenen verantwortlichen Positionen bei SOFORT, dem Anbieter der SOFORT Überweisung, tätig und baute als Key Account Manager das Bezahlverfahren mit zu einem der führenden europäischen Anbieter auf. Nach dem Kauf von SOFORT durch Klarna war Martin Schmid zuletzt als Director Commercial Operations DACH Teil des Klarna-Management Boards. Bei FinTecSystems ist er für Marketing und Vertrieb verantwortlich.

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