Deutsche Startups bleiben gefragt

Investitionsvolumen sinkt, hält aber ein hohes Niveau

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Nach dem Rekordjahr 2021 dachten sich Unternehmer und Investoren, dass es so gut wohl nicht allzu lange weitergehen würde. Und so kam es: Im ersten Halbjahr 2022 sind die Investitionen in deutsche Startups deutlich abgefallen – bleiben aber vergleichsweise hoch.

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War 2021 noch ein Rekordjahr für Investitionen von Risikokapital in deutsche Startups, so sind diese im ersten Halbjahr 2022 leicht gesunken, bleiben aber auf hohem Niveau. Das zeigt eine Untersuchung der Unternehmensberatung Ernst & Young. Demnach sind die Investitionen gegenüber dem Vorjahreszeitraum (1. Halbjahr 2021) in den ersten sechs Monaten dieses Jahres von 7,6 Milliarden auf rund sechs Milliarden Euro gesunken. In Sachen Finanzierungsrunden waren im ersten Halbjahr 2022 minus sieben Prozent zu verbuchen.

Der Stand der Investitionen markiert den zweithöchsten Wert eines ersten Halbjahres aller Zeiten. Nur im erwähnten ersten Halbjahr 2021 floss mehr Risikokapital in deutsche Startups. Als Startups klassifizierten die Studienautoren Unternehmen, die nicht älter als zehn Jahre sind.

Die Studienautoren warnen jedoch: Es gebe zwar viel Liquidität auf dem Markt. Investoren würden aber genau schauen, wo sie investieren – geopolitische Unsicherheit, die Zinswende und unklare Aussichten in der Wirtschaft seien im ersten Halbjahr 2022 möglicherweise noch nicht vollständig reflektiert gewesen.

Die Entwicklung des Investitionsvolumen seit 2015

Folgende Grafik zeigt, wie sich das Investitionsvolumen in deutsche Startups seit dem Jahre 2015 entwickelt hat:

Entwicklung der Investitionen in deutsche Startups (2015 – 1. Hj. 2022)

Investitionen in deutsche Startups auf hohem Niveau

Berlin bleibt Startup-Hauptstadt

In der Bundeshauptstadt Berlin gab es in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres 219 Finanzierungsrunden – mehr als in Bayern (118), Nordrhein-Westfalen (59) und Hamburg (38) zusammen. Damit bleibt Berlin 2022 die Hauptstadt der deutschen Startups. Die Zahl der Finanzierungsrunden in Berlin fiel allerdings zurück: Im ersten Halbjahr 2021 waren es 264 – fast 50 Runden mehr als aktuell. In anderen Bundesländern blieben die Zahlen stabil oder legten leicht zu.

Fast folgerichtig ist Berlin auch das Bundesland, das das meiste Risikokapital für deutsche Jungunternehmen auf sich vereint: Mehr als jeder zweite Euro, der in deutsche Startups investiert wurde, landete im ersten Halbjahr 2022 in der Hauptstadt. Insgesamt sind es 3,25 Milliarden Euro – 868 Millionen weniger als im ersten Halbjahr 2021.

Bayern liegt auf dem zweiten Rang (1,16 Milliarden Euro). Die Bajuwaren haben in diesem Jahr allerdings viel verloren: Das Investitionsvolumen hat sich im Vorjahresvergleich halbiert. Deutlich zulegen konnten Hamburg (414 Millionen Euro vs. 110 Millionen Euro im Vorjahr; plus 275 Prozent), Hessen (303 Millionen Euro vs. 128 Millionen; plus 240 Prozent) und Sachsen (280 Millionen Euro vs. 134 Millionen Euro; plus 110 Prozent).

Die Ergebnisse aus Hessen und Sachsen zeigen, dass ein Startup mit der richtigen Idee und einem vielversprechenden Plan in jedem Teil Deutschlands Erfolg haben kann, wie die Autoren der Studie betonen.

Diese vier Branchen waren besonders gefragt

Das meiste Risikokapital der ersten sechs Monate floss in den Bereich Software und Analytics. Die Branche brachte es auf ein Volumen von 1,8 Milliarden Euro. Damit hält sie ihren Wert des Vorjahreszeitraums stabil.

Die Vertreter des Energie-Sektors konnten sich dagegen über einen starken Zuwachs freuen: Mehr als 900 Millionen Euro an Investitionen flossen in die Branche – satte 870 Millionen Euro mehr als im ersten Halbjahr 2021.

Dahinter folgt der Bereich Mobilität mit einem Finanzierungsvolumen von 844 Millionen Euro. Im ersten Halbjahr 2021 waren es 1,41 Milliarden Euro.

Noch deutlicher war der Rückgang bei FinTechs und InsurTechs: Hier sank das Finanzierungsvolumen von mehr als zwei Milliarden Euro in der Vorjahresperiode auf rund 760 Millionen im diesjährigen ersten Halbjahr.

Das waren die Top-Deals im ersten Halbjahr 2022

In den ersten sechs Monaten 2022 gab es 15 Top-Deals mit einem Volumen von mehr als 100 Millionen Euro (1. Halbjahr 2021: 15). Das meiste Risikokapital steckte das Logistik-Startup Forto ein (229 Millionen Euro). Auf dessen Fersen folgt der Online-Broker TradeRepublic (227 Millionen Euro). Beide Firmen sitzen in Berlin. Auf jeweils rund 200 Millionen Euro kamen Taxfix (Berlin), 1Komma5° (Hamburg) und Hy2gen (Hessen).

Nachhaltigkeit bei Startup-Investitionen großes Thema

Das Thema ESG ist in aller Munde. Und so auch wenn es darum geht, Kapital in deutsche Startups zu investieren: In der ersten Jahreshälfte 2022 waren es 1,1 Milliarden Euro (18 Prozent der Gesamtsumme), die in Jungunternehmen aus dem Bereich der Nachhaltigkeit investiert wurden. In den ersten sechs Monaten 2021 waren es 909 Millionen Euro (12 Prozent der Gesamtsumme) – bei einer niedrigeren Gesamtsumme als im Vergleichszeitraum.

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Über den Autor

Jannik Wilk

Jannik Wilk ist als freiberuflicher Redakteur für Der Bank Blog tätig. Er ist freier Journalist und Student in Heidelberg.

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